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Veröffentlicht am 13.03.2018

Wahrheit oder Pflicht

Rosenstengel
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Dieser Roman ist außergewöhnlich, schon was die äußere Gestaltung angeht. Das pinkfarbene Cover mit einem Bild und Schriftzügen in kupfer-metallic fällt sofort ins Auge. Auf den inneren Buchdeckeln findet ...

Dieser Roman ist außergewöhnlich, schon was die äußere Gestaltung angeht. Das pinkfarbene Cover mit einem Bild und Schriftzügen in kupfer-metallic fällt sofort ins Auge. Auf den inneren Buchdeckeln findet man Karten der Schauplätze, vorne zur Handlung im 19. Jahrhundert und hinten zu den dokumentierten Ereignissen im 18. Jahrhundert. Es ist ein Briefroman, bestehend aus den Korrespondenzen der involvierten Personen, die im übrigen wirklich existierten. Der guten Übersicht halber sind die Briefe zur Zeit des Anastasius Rosenstengel in braun gedruckt, ebenso wie die dazu gehörende Landkarte. Die Korrespondenz zur Zeit Ludwigs II. und auch hier die passende Karte sind in blau gedruckt. Diese schöne Ordnung setzt sich auch im Anhang, bei der Bibliographie und den Kurzbiographien fort. Eine Übersicht aller 252 Briefe ist hier ebenfalls vorhanden, und auch da kann man genau sehen, welches Schreiben zu welchem Handlungsstrang gehört.
Es ist nicht einfach zu lesen, denn die Briefe sind sprachlich den entsprechenden Zeiten angepasst, in denen sie geschrieben wurden. Man benötigt etwas Geduld, um sich in die verschiedenen Sprachstile der beiden Zeitebenen hinein zu finden, und es ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Handlung erschließt sich dem Leser ausschließlich durch die Briefe, die zwischen den Persönlichkeiten hin und her gehen.
Den Rahmen des Romans bilden die letzten zwanzig Monate im Leben Ludwigs II., bis zu seinem mysteriösen Tod im Starnberger See. Ludwig ist einerseits fasziniert von den Forschungen seines Arztes Franz Müller, der sich mit dem Schicksal der Catharina Linck befasst, die unter dem Namen Anastasius Rosenstengel ein Leben als Mann führte. Durch den Briefwechsel wird einem auch bald klar, dass sich König Ludwig in seinen Arzt verliebt hat. Seine Briefe sprechen klare Worte, und auch Müller ist gefangen in dem Verhältnis zu seinem König und Geliebten. Schnell wird deutlich, dass dem König die Entmachtung droht, denn sein Streben nach Schönheit und Kunst, dem er immer wieder im Bauen teurer Schlösser nachgibt, ist einigen Staatsmännern ein Dorn im Auge.
Was an den Briefen der Realität entspricht und was die Autorin erfunden hat, ist nie so ganz zu durchschauen. Auf jeden Fall sind Wahrheit und Fiktion hier sehr geschickt und raffiniert miteinander verschmolzen. Einiges klärt die Autorin in den Kurzbiographien auf, anderes muss man eben einfach so stehen lassen, denn auch wenn die Protagonisten allesamt historische Persönlichkeiten waren, so ist die Handlung, trotz vieler realer Details, im Gesamten doch erfunden.
Die verschiedenen Briefwechsel geben tiefe Einblicke in die Sichtweise der Menschen zur damaligen Zeit. Zwischen den Schicksalen der Protagonisten auf beiden Zeitebenen gibt es gewisse Parallelen, so waren beispielsweise sowohl Catharina Linck als auch Ludwig II. homosexuell veranlagt, was in früheren Jahrhunderten als krankhaft galt. Die Einstellung der damaligen Ärzte Dr. Gudden und Dr. Westphal zu diesem Thema hat mir des öfteren eine Gänsehaut beschert. Auch die Behandlungsmethoden, die zum Teil in den Briefen thematisiert werden, lassen uns heute gruseln.
Wie gesagt, die 252 Briefe, die sich hier zu einem Ganzen fügen, lassen sich nicht einfach schnell nebenher lesen. Man sollte sich wirklich Zeit nehmen, um in die Handlung einzutauchen. Es lohnt sich auf jeden Fall. In den 384 Seiten dieses Buches steckt eine enorme Recherchearbeit und sehr viel Fingerspitzengefühl, denn die Art und Weise, wie hier schriftliche Fragmente zu einem harmonischen und verständlichen Ganzen zusammengefügt wurden, ist ein wahres Meisterstück.
Dass Angela Steideles Debütroman mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet wurde, kommt nicht von ungefähr!

Veröffentlicht am 12.03.2018

Winterblüte

Winterblüte
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Der größte Teil der Handlung spielt sich, während der Adventszeit im Jahr 1900, im Umfeld der Familie Baabe ab, die im Ostseebad Heiligendamm ein Gästehaus betreibt. Als Christian, der Sohn des Hoteliers, ...

Der größte Teil der Handlung spielt sich, während der Adventszeit im Jahr 1900, im Umfeld der Familie Baabe ab, die im Ostseebad Heiligendamm ein Gästehaus betreibt. Als Christian, der Sohn des Hoteliers, eine bewusstlose junge Frau am Strand findet, die offensichtlich Schiffbruch erlitten hat, wirft dies einige Fragen auf, denn die Gerettete kann sich an nichts erinnern, nicht einmal an ihren Namen. Die Mitglieder der Familie Baabe verhalten sich der jungen Frau gegenüber recht unterschiedlich. Christian fühlt sich von Anfang an für sie verantwortlich, weil er sie ins Haus gebracht hat. Er möchte ihr helfen, die Erinnerung wieder zu erlangen, und je öfter er mit ihr zusammen ist, umso stärker fühlt er sich zu ihr hingezogen. Johanna, Christians Schwester, sucht ihre Nähe, mit dem Wunsch, in der Fremden eine Freundin zu finden. Auch wenn diese nicht weiß, wie sie heißt oder woher sie kommt, so ist ihr aber ein Brauch in Erinnerung, der mit einem kleinen Zweig zusammenhängt, den die Schiffbrüchige in ihren Händen hielt, als Christian sie fand. Sie weiß sehr genau, dass es sich dabei um einen Barbarazweig handelt. Obstbaumzweige, die am 4. Dezember geschnitten und ins Wasser gestellt werden, sollen Glück bringen, wenn sie an Weihnachten blühen. Glück können beide jungen Frauen brauchen: Johanna, weil sie nach dem Willen ihrer Eltern eine Zweckheirat eingehen und eine gute Partie machen soll, obwohl sie in einen anderen Mann verliebt ist, den ihre Eltern jedoch nie und nimmer als Ehemann für sie akzeptieren würden, weil er einer Familie angehört, die seit Urzeiten mit den Baabes verfeindet ist.
Ihre neue Freundin, die von Johanna kurzerhand „Barbara“ genannt wird, wegen des Zweigs, den sie bei sich hatte, wünscht sich nichts sehnlicher als ihre Erinnerung zurück zu gewinnen.
Herr Baabe, der Vater des Geschwisterpaars, hat Mitleid mit Barbara und möchte alles versuchen, ihr zu helfen und etwas über ihre Herkunft in Erfahrung zu bringen, während seine Frau ganz und gar nicht mit dem neuen Hausgast einverstanden ist. Ihre Abneigung, die sie der jungen Frau entgegenbringt, kann man erst mit der Zeit ein wenig nachvollziehen, wenn man mehr über sie erfährt. In ihrem Bestreben, Barbara schnellstmöglich wieder loszuwerden, setzt sie Ereignisse in Gang, die sich bald als verhängnisvoll erweisen.
Die Charaktere des Romans sind alle sehr klar und gut ausgearbeitet. Johanna und Christian waren mir vom ersten Moment an sympathisch. Über die Eltern mit ihrem Standesdünkel konnte ich manchmal nur den Kopf schütteln, aber eine derartige Einstellung gab es sicher damals in vielen Köpfen. Obwohl Herr Baabe ein eher friedliebender, gerechter Mensch zu sein scheint, hat er so seine Probleme, was ein altes Familiengeheimnis angeht, mit dem auch die Feindschaft zu jener anderen Familie zusammenhängt, in deren Sohn Johanna verliebt ist.
Während die Geschwister Baabe darauf hoffen, ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und ihre große Liebe heiraten zu dürfen, sieht es in der Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Eltern ganz anders aus. Da gewinnen negative Gefühle die Oberhand, und so manche Handlung wird von Misstrauen und Eifersucht, von Neid und Hass angetrieben. Merete Brettschneider liest dieses Hörbuch sehr ausdrucksvoll und verleiht den Protagonisten mit verschiedenen Stimmlagen Charakter. Ich habe ihr nur allzu gerne zugehört, und das Hörbuch war leider viel zu schnell zu Ende. Neben der kurzweiligen, facettenreichen Handlung hat mir auch gefallen, dass man einiges über das damalige gesellschaftliche Leben des eleganten Ostseebads Heiligendamm erfährt.
Wie schon der Titel aussagt, spielt die Geschichte im Winter, genauer gesagt in der Adventszeit und endet an Weihnachten. Das ist ja auch schon in Hinblick auf die Barbarazweige klar, die im Roman ihre eigene, besondere Rolle spielen. Ob die Zweige bis Weihnachten blühen und ob sich damit die Hoffnungen der beiden jungen Frauen erfüllen, verrate ich natürlich hier nicht, denn das muss jeder Leser oder Hörer dieses schönen und stimmungsvollen Romans selbst herausfinden.

Veröffentlicht am 09.03.2018

Wie der Wind und das Meer

Wie der Wind und das Meer
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In den letzten Kriegstagen 1945 verliert der elfjährige Paul bei einem schweren Fliegerangriff seine ganze Familie. Während er durch die Trümmer der zerbombten Straßen Münchens irrt, trifft er auf ein ...

In den letzten Kriegstagen 1945 verliert der elfjährige Paul bei einem schweren Fliegerangriff seine ganze Familie. Während er durch die Trümmer der zerbombten Straßen Münchens irrt, trifft er auf ein kleines Mädchen. Sarah ist Jüdin und ebenfalls allein, denn auch ihre Eltern sind während des Bombenangriffs ums Leben gekommen. Die beiden Kinder schließen sich zusammen, und als die Gefahr besteht, getrennt zu werden, greifen sie zu einer Notlüge. Da Sarah Pauls verstorbener Schwester Rosalie sehr ähnlich sieht, geben sich die beiden als Geschwister aus. Auf diese Weise werden sie gemeinsam von einem lieben Ehepaar adoptiert. Lange sind sie glücklich, aber Jahre später erkennen sie, dass sich ihre gegenseitige Liebe verändert hat und anders ist, als es zwischen Geschwistern sein sollte. Sie müssen ihre Liebesbeziehung geheim halten, da alle Welt sie für Bruder und Schwester ansieht und sie sonst fortwährend in der Furcht vor eine Anklage wegen Inzucht leben müssten.

Der Roman ist in fünf große Abschnitte eingeteilt und umfasst insgesamt die Zeitspanne von 1945 bis 1989. Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen, und die Schilderungen der Ereignisse haben mich vor allem am Anfang völlig gefangen genommen. Man erfährt im ersten Teil, wie sich Sarah und Paul treffen und wie es ihnen zum Ende des Kriegs und in den Nachkriegsjahren ergeht. Im zweiten großen Abschnitt passiert so einiges, was das Leben der „Geschwister“ gehörig durcheinander bringt. Nachdem sie sich gegenseitig ihre Liebe gestanden haben, suchen sie fieberhaft nach einer Lösung, um ihre Liebe leben zu können und dabei die Adoptiveltern nicht zu verletzen. In den folgenden beiden großen Abschnitten begleitet man die Protagonisten auf ihrem weiteren Lebensweg, der für beide recht steinig ist. Im fünften Abschnitt schließlich löst sich alles auf, werden die Fäden verbunden.
Besonders gut hat mir an diesem Buch gefallen, dass die Autorin mit sehr viel Zeitkolorit schreibt und die Denk- und Handlungsweise der Menschen zeigt, wie sie sich im Lauf der Jahrzehnte veränderte. Es kommen einschneidende Ereignisse der deutschen Geschichte zur Sprache, und der Roman fängt den Zeitgeist meist sehr gut ein. Nur so gegen Ende der Siebziger und zu Beginn der Achtziger Jahre hatte ich den Eindruck, die Protagonisten hinken doch etwas hinter der Realität her, denn was sie da so über das Zusammenleben ohne Trauschein oder über allein erziehende Mütter äußern, kann ich, obwohl ich selbst damals als Jugendliche in einer konservativen Kleinstadt lebte, nicht bestätigen. Das mag in den Sechzigern so gewesen sein, aber die Geschichte spielt in München und zum Teil in Berlin, also in Großstädten, und da war das Leben auch damals schon viel freier.
Die Protagonisten haben ihre ganz eigene Art, mit Problemen umzugehen, die ich nicht immer nachvollziehen konnte, besonders bei Sarah/Rosalie ging es mir so. Manche Dinge, zu denen sie einfach schwieg oder auch nicht die Wahrheit sagte, hätten vielleicht mit ein paar klaren, ehrlichen Worten ganz anders ausgehen können. Aber sie hat letztendlich so gehandelt, wie sie es für richtig hielt, und sie sah keine andere Lösung für ihre Sorgen.
So sehr mich das Schicksal von Sarah und Paul berührt hat und so interessiert ich ihr Leben verfolgte, so hatte ich doch mit der einen oder anderen Leseflaute zu kämpfen, weil es im Buch so einige Längen gibt, die es meines Erachtens nicht gebraucht hätte. Manche Szenen hätten nicht ganz so gründlich erzählt werden müssen.
Dafür ging es am Schluss dann wieder fast zu schnell. Das Ende ist kompakt erzählt, und auch wenn es sehr traurig ist, empfand ich es als gut und passend.
Trotz der erwähnten Längen ist dies ein wirklich guter und vor allem sehr berührender Roman, bei dem ich im letzten Abschnitt ein paar Tränen nicht unterdrücken konnte, so nahe ist mir die Geschichte gegangen. Im Nachhinein muss ich ständig darüber nachdenken, was im Leben von Paul und Sarah hätte anders laufen können, wenn sie sich für die Wahrheit entschieden hätten.

Veröffentlicht am 07.03.2018

40 Tage mit Dietrich Bonhoeffer

40 Tage mit Dietrich Bonhoeffer
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Vierzig Tage dauert die alljährliche christliche Fastenzeit, von Aschermittwoch bis Karsamstag, und genau auf diesen Zeitraum ist das Andachtsbuch von Sandro Göpfert abgestimmt. Das Buch enthält vierzig ...

Vierzig Tage dauert die alljährliche christliche Fastenzeit, von Aschermittwoch bis Karsamstag, und genau auf diesen Zeitraum ist das Andachtsbuch von Sandro Göpfert abgestimmt. Das Buch enthält vierzig kurze Kapitel, die sich jeweils einem bestimmten Thema widmen. Jeder Tag und jedes Kapitel ist gleich aufgebaut. Es beginnt mit einer ausführlichen Stellungnahme zum Tagesthema aus den Werken Dietrich Bonhoeffers. Ergänzend dazu findet man im Anschluss ein passendes Bibelzitat. Hierauf folgen ein paar Leerzeilen mit der Illustration einer kleinen Bank. Diese lädt zum Innehalten und Verweilen ein, so dass man über das bisher Gelesene nachdenkt und sich eventuell auch kleine Notizen machen kann. Eine Erläuterung des Autors, die nun folgt, lässt uns aus heutiger Sicht die Texte Bonhoeffers besser verstehen. Bei den anschließenden Fragen kann man für sich persönlich eine Essenz aus dem Kapitel ziehen, und die erhaltenen Denkanstöße laden dazu ein, sich noch tiefer gehende Gedanken zu machen. Den Abschluss bilden täglich einige Vorschläge für Gebete.



Die vierzig Themen bauen zum Teil aufeinander auf oder ergänzen sich. Hier geht es um alles, was Christen bewegt,beispielsweise um das Christ sein, um Schöpfung, Sünde, Gebet, Gemeinschaft oder Gottesdienst, es gibt Kapitel zur Beichte, Taufe, zum Abendmahl. Es geht um Gefühle wie Dankbarkeit, Enttäuschung, Leiden oder Sehnsucht, um nur einige der Tagesthemen zu nennen.

Die Lektüre dieses Büchleins ist sehr bereichernd, denn sie hat mir einerseits die Gedanken und das Werk Dietrich Bonhoeffers näher gebracht und mich andererseits dazu angeregt, gerade in der Fastenzeit intensiv über vieles nachzudenken, was sonst oft im Alltag auf der Strecke bleibt.

Bonhoeffers Worte sind nicht immer einfach zu verstehen, und seine Einstellung zum Christsein empfand ich manchmal als sehr streng. Man spürt bei seinen Ausführungen, dass er ganz in seinem Glauben gefestigt war und seine Überzeugung sehr intensiv lebte. Das Leben, die Gedanken und Taten dieses Mannes mit dem tragischen Schicksal erfüllen mich mit Bewunderung. Wie Sandro Göpfert die Schriften Bonhoeffers hier in kleinen Portionen aufbereitet hat, gefällt mir sehr gut, denn in dieser Darreichungsform sind sie besser verständlich. Ich gebe zu, dass ich die meisten Texte mehrmals lesen muss, da sich mir ihr Sinn nicht immer auf den ersten Blick erschließt. Es wird vermutlich den meisten Lesern ähnlich ergehen, und ich gestehe, dass mich nicht alle vierzig Themen in gleichem Maße ansprechen und beschäftigen. Da ich dieses Buch aber nicht als einmalige Lektüre sehe, sondern es sicher alljährlich zur Fastenzeit wieder hervor holen werde, stelle ich mir vor, dass bei jedem neuen Lesen andere Kapitel in den Vordergrund rücken, denn durch die Vielfalt der angesprochenen Themen holt einen das Buch immer da ab, wo man gerade geistig und seelisch steht. So bietet es einen guten Leitfaden, nicht nur für die Fastenzeit.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Die Oleanderschwestern

Die Oleanderschwestern
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Zwillingsschwestern, die nichts voneinander wissen, ein geheimnisvoller Garten und ein tragisches Familiengeheimnis, darum geht es im neuen Roman von Christina Caboni.
Iris und Viola sind Zwillinge. Während ...

Zwillingsschwestern, die nichts voneinander wissen, ein geheimnisvoller Garten und ein tragisches Familiengeheimnis, darum geht es im neuen Roman von Christina Caboni.
Iris und Viola sind Zwillinge. Während Iris beim Vater aufwächst, lebt Viola bei ihrer Mutter. Beide haben keine Ahnung, dass sie eine Zwillingsschwester haben. Ihnen wurde erzählt, dass das jeweils fehlende Elternteil gestorben sei. Dass sich Iris und Viola eines Tages gegenüber stehen könnten, damit hat niemand gerechnet. Aber es passiert, und die beiden jungen Frauen sind verstört und stellen Fragen, so dass den Eltern letztendlich keine Wahl bleibt, sondern sie die Angelegenheit aufklären müssen. Dann kommt auch noch eine Großmutter ins Spiel. Giulia Donati lebt auf La Spinosa, dem Landsitz der Familie mitten in der Toskana. Sie ist schwer erkrankt und möchte ihre Enkeltöchter sehen, denn sie hat eine wichtige Aufgabe für sie. Der prächtige Blumengarten von La Spinosa kümmert; keine einzige Blume blüht mehr. Iris und Viola hegen, wie schon ihre Vorfahren, eine besondere Beziehung und Liebe zu Blumen. Darum ist Giulia der Meinung, nur ihre beiden Enkelinnen können den Garten retten. Ob das wirklich der Fall ist, auch davon erzählt der Roman.
Es ist für mich bereits der dritte Roman, den ich von Christina Caboni gelesen habe. Die ersten beiden haben mich völlig begeistert, während ich diesen hier eher mit etwas gemischten Gefühlen betrachte. Auch er hat mir gut gefallen, besonders der Schreibstil und die Gestaltung der einzelnen Kapitel. Vor jedem neuen Kapitel wird nämlich eine Pflanze erklärt, und man erfährt viel über Aussehen und Eigenschaften verschiedener Blumen. Bei Rückblicken in die Vergangenheit lernt man ein weiteres Familienmitglied kennen. Die Abschnitte über Bianca sind kursiv gedruckt, was beim Lesen sehr hilfreich ist, weil man diese besonderen Passagen so direkt erkennt. Ich muss gestehen, dass mir keiner der Protagonisten rundum sympathisch war. Die Zwillingsschwestern feinden sich erst einmal an, als sie sich zum ersten Mal bewusst treffen. Wieso ihre Eltern sich damals für dieses Arrangement entschieden haben, konnte ich nicht verstehen. Giulia konnte ich bis zuletzt charakterlich nicht so richtig einordnen. Sie hat in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, die sie auch größtenteils einsieht, aber dann gibt es immer wieder Handlungen von ihr, die ich nicht unbedingt nachvollziehen konnte. Schuldzuweisungen sind innerhalb der Familie Donati an der Tagesordnung. Das jedoch nur mal so bemerkt, denn es ist ja nicht zwingend notwendig, dass man die Protagonisten nett findet, um Gefallen am Roman zu finden. Was mich eher gestört hat, sind einige Ungereimtheiten in der Geschichte, denn zum einen driftet die Handlung häufig ins Esoterische ab, und dann gibt es Ereignisse, die in so kurzer Zeit eigentlich gar nicht wirklich ablaufen können. So sehr ich den schönen Schreibstil der Autorin auch genossen habe, so haben mich einige Elemente der Handlung doch sehr irritiert. Besonders aufs Ende zu ging mir dann auch alles etwas zu schnell.
Was ich nicht wirklich verstehe, ist die Wahl des Titels und des Coverbilds. Das Buch heißt „Die Oleanderschwestern“, wobei es, außer in einer Beschreibung der Pflanze, die einem Kapitel vorangestellt wurde, nirgends im Roman einen direkten Bezug zum Oleander gibt. Der italienische Originaltitel lautet „Il Giardino dei fiori segreti“, was übersetzt soviel bedeutet wie „Der Garten der geheimen Blumen“, und dieser Titel wäre stimmig und hätte mir viel besser gefallen. Bei den Blumen auf dem Cover handelt es sich auch nicht um Oleander. Die Blüten erinnern ein wenig an Tagetes, was jedoch nicht zu den Stängeln und Blättern passt. Die meisten der im Buch vorgestellten Pflanzen sagen mir etwas, aber Blumen wie sie hier abgebildet sind, kenne ich nicht. Es sind also einige Kleinigkeiten, die in der Summe dazu geführt haben, dass ich mich mit diesem Roman leider nicht hundertprozentig anfreunden konnte.