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Veröffentlicht am 02.11.2017

Ein gutes Buch über ein spannendes Thema

Das Jahr der Wölfe
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Insgesamt ist dieser Roman sehr sachlich gehalten, und mein Eindruck ist, dass er in erster Linie über die Problematik informieren möchte, die eine Auswilderung von Wölfen mit sich bringt.
Man erlebt die ...

Insgesamt ist dieser Roman sehr sachlich gehalten, und mein Eindruck ist, dass er in erster Linie über die Problematik informieren möchte, die eine Auswilderung von Wölfen mit sich bringt.
Man erlebt die Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln und erfährt viel über die Beweggründe der Beteiligten. Da ist einerseits Tom, der in der Handlung die größte und wichtigste Rolle einnimmt und der für das Projekt zuständig ist. Größtenteils schlägt ihm im Dorf eine ablehnende Haltung entgegen. Der zehnjährige Lars ist fasziniert von Toms Arbeit, und er setzt alles daran, Tom zu überreden, ihn an dem Wolfsprojekt mitarbeiten zu lassen. Wie es ist, als Außenseiter behandelt zu werden, nur weil man mit Tom befreundet ist, erfährt Lars sehr bald am eigenen Leib. Auch seine Mutter Amelie muss sich immer wieder gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, weil sie ihrem Jungen erlaubt, Tom und die Wölfe zu besuchen.
Trotz großer Bemühungen, die Bevölkerung über Wölfe und ihre Verhaltensweisen aufzuklären, wird die Haltung der Dorfbewohner immer feindlicher. Tom und seine (wenigen) Freunde bekommen es hier mit einigen sehr starrsinnigen Zeitgenossen zu tun, die auch nicht vor kriminellen Aktionen zurückschrecken, um ihren Willen durchzusetzen. Die Angst hierzulande ist demnach immer noch fest in den Köpfen der Menschen verankert, verursacht durch diverse Schauergeschichten aus uralter Zeit. Im Roman kann man gut miterleben, was bei bierseligen und unsachlichen Wirtshausdebatten herauskommen kann, hier mit fatalen Folgen.

Sehr gut hat mir an dem Roman gefallen, dass die Autorin die Gegebenheiten auch aus der Sicht der Wölfe selbst darstellt, so dass man deren Beweggründe für ihre Handlungen besser verstehen kann. Mich interessiert das Thema sehr, und so war ich froh, in diesem Buch viel Neues über eine Spezies zu erfahren, die in Deutschland und weiten Teilen Europas schon fast ausgerottet war und erst in letzter Zeit wieder langsam und zaghaft Fuß fassen kann.
Da ich das Thema als äußerst spannend erachte, war das Buch für mich ein Pageturner, denn ich wollte möglichst schnell erfahren, wie die Sache für alle Beteiligten ausgeht. Der angenehm flüssige Schreibstil hat es mir leicht gemacht, das Buch innerhalb weniger Stunden durchzulesen. Dass die Rahmenhandlung dabei etwas zu kurz kam, vor allem was die Emotionen der Protagonisten angeht, kann ich gut verstehen, denn das Anliegen der Autorin mit diesem Buch ist es, in anschaulicher Weise und auf kurzweilige Art über dieses Thema zu informieren, und das ist ihr auf jeden Fall gelungen.

Veröffentlicht am 30.10.2017

Tod einer Hofdame

Tod einer Hofdame
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Aleydis kann es nicht glauben, dass ihre Schwester den Freitod gewählt haben soll. Dass Belanca nun in ungeweihter Erde verscharrt wird, erscheint ihr unerträglich. Hier wird Aleydis' Geschichte erzählt, ...

Aleydis kann es nicht glauben, dass ihre Schwester den Freitod gewählt haben soll. Dass Belanca nun in ungeweihter Erde verscharrt wird, erscheint ihr unerträglich. Hier wird Aleydis' Geschichte erzählt, wie sie mit allen Mitteln versucht, die Ehre der Familie wieder herzustellen und zu beweisen, dass Belancas Tod kein Selbstmord war.
Sie nimmt lange, beschwerliche Reisen auf sich, die sie zu Richard Löwenherz führen, denn es gibt Anzeichen, die darauf hinweisen, dass er etwas mit Belancas Tod zu tun haben könnte bzw. Näheres darüber weiß. Als sie ihn endlich sprechen kann, sichert er ihr seine Hilfe zu. Doch auch seine Möglichkeiten sind begrenzt, denn er befindet sich auf Burg Dürnstein in Gefangenschaft.
Aleydis muss eigenständig ermitteln, wobei sie von den Männern ihrer Familie immer wieder behindert wird, denn sowohl ihr Ehemann als auch ihr Bruder und ihr Schwager sind der Meinung, dass ihre Unternehmungen für eine Frau nicht schicklich sind und dem Ruf der Familie eher noch schaden.
Aleydis' Auflehnung erfolgt mehr innerlich, wenn sie in Gedanken immer wieder Streitgespräche mit den drei Männern durchgeht. Man merkt sehr deutlich, dass ihre Möglichkeiten eingeschränkt sind und sie immer wieder an ihre Grenzen stößt. Dass sie auch nicht so einfach zu Richard Löwenherz gehen kann, um sich mit ihm zu beraten, macht die Sache nicht leichter. Dazu kommt, dass sie sich mit ihren Nachforschungen schwer tut und gerne das eine oder andere Detail übersieht. So recht überzeugen konnte sie nicht in ihrer Rolle als „Ermittlerin“, und der Handlungsablauf, die Reaktionen der Charaktere sowie letztendlich die Beweggründe des Mörders waren für mich nicht völlig nachvollziehbar.
Aber der Schreibstil ist gut; die Autorin hat ihre Kriminalgeschichte in eine sehr reale historische Szenerie eingebaut und mit viel Hintergrundwissen rund um Richard Löwenherz und seine Gefangenschaft ausgeschmückt. Diese solide historische Grundlage hat mir ausnehmend gut gefallen, und letztendlich spiegeln Aleydis' Erfahrungen in diesem Fall ja nur das damalige Frauenbild wieder.
Das ganze Umfeld um diese fiktive Geschichte macht einen gut recherchierten und korrekt wiedergegebenen Eindruck. Bis auf kleine Zweifel, die ich bereits genannt habe, hat mir der Roman insgesamt gut gefallen.

Veröffentlicht am 28.10.2017

Piniensommer

Piniensommer
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„Piniensommer“ ist die Fortsetzung zu „Das Sternenboot“, und auch wenn es sicher möglich ist, diesen zweiten Band einzeln zu lesen, so empfehle ich doch wärmstens, mit dem „Sternenboot“ zu beginnen, da ...

„Piniensommer“ ist die Fortsetzung zu „Das Sternenboot“, und auch wenn es sicher möglich ist, diesen zweiten Band einzeln zu lesen, so empfehle ich doch wärmstens, mit dem „Sternenboot“ zu beginnen, da man sich sonst um sehr viel Hintergrundwissen und um eine wunderbare (Vor-)Geschichte bringt. Als ich „Das Sternenboot“ gelesen habe, hat mich besonders der letzte Satz sehr beunruhigt, und meine Befürchtungen haben sich bewahrheitet, denn die Fortsetzung ist stellenweise sehr traurig. Die ganze Geschichte ist von ihrer Tendenz her sehr schwermütig angelegt. Es gibt aber durchaus auch glückliche Momente, und man kann insgesamt sagen, der Roman ist geradezu erfüllt von sehr starken Emotionen ganz unterschiedlicher Art. Man sollte sich von dem sommerlich, locker-leichten Cover und dem Titel nicht täuschen lassen, denn die Handlung des Romans, die übrigens auf einer wahren Geschichte aufbaut, ist äußerst tragisch.
Stefanie Gerstenbergers Schreibstil ist sehr schön und für mich immer wieder etwas ganz Besonderes, denn sie drückt in ihren Beschreibungen sehr viel Gefühl aus und vermittelt einen starken Eindruck von der herrschenden Atmosphäre und auch von der Mentalität der Menschen, um die es geht. Wir finden uns in Süditalien wieder, wo die Familie nochmal einen ganz anderen Stellenwert hat als bei uns. Auch Nachbarschaftshilfe wird groß geschrieben. Man kümmert sich umeinander. Dieser besondere, starke Zusammenhalt kommt im Roman immer wieder gut zum Ausdruck.
Auch in Moral- und Glaubensvorstellungen unterscheiden sich die Süditaliener sehr von uns nüchternen Deutschen, früher schon ebenso stark wie heute, denn hier konnte zur damaligen Zeit keiner seine Fehler oder „Fehltritte“ hinter Anonymität verstecken, sondern musste sich der Kritik der Öffentlichkeit stellen, was sicher nicht immer einfach war. Auch die Kommunikation mit Verstorbenen erscheint hier als etwas ganz Normales, was für den nüchternen Betrachter sicher gewöhnungsbedürftig ist.

Ich habe auch diesen Fortsetzungsband um Stella und Nicola sehr genossen, schon der wunderbaren Beschreibungen wegen, auch wenn mich so manche Passage des Romans traurig gestimmt hat.
Die Handlung bietet bis zuletzt immer wieder Überraschendes. Aufs Ende zu gibt es einige Gedankensprünge, die ein wenig irritierend erscheinen, aber wie Platzhalter wirken und Raum für die eigene Phantasie lassen. Auch wenn mir der erste Band ein klein wenig besser gefallen hat, so kann ich sagen, dass „Piniensommer“ eine gelungene Fortsetzung mit einem befriedigenden Abschluss der Geschichte darstellt.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Teuflische Machenschaften um einen himmlischen Duft

Der Duft des Teufels
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Birgit Jasmunds aktueller Roman führt die Leser nach Köln zum Ende des 17. Jahrhunderts. Man befindet sich im Zeitalter der Aufklärung. Die Hexenverfolgung liegt lange zurück. Ein mysteriöses Duftwasser, ...

Birgit Jasmunds aktueller Roman führt die Leser nach Köln zum Ende des 17. Jahrhunderts. Man befindet sich im Zeitalter der Aufklärung. Die Hexenverfolgung liegt lange zurück. Ein mysteriöses Duftwasser, das ein Werk des Teufels sein soll, macht von sich reden, und vernünftige Zeitgenossen befürchten eine erneute Massenhysterie. Als die junge, verwitwete Hebamme Katharina einen Verehrer abweist, sinnt dieser auf Rache, und schnell gerät Katharina in den Fokus des Interesses der selbst ernannten Hexenjäger. Mit Katharina hat der Roman eine starke weibliche Heldin, die Unterstützung durch ihren Geliebten, den Kaufmannssohn Daniel und durch den Parfümeur Giovanni Paolo Feminis erhält. Feminis, der an einem geheimen Rezept für ein neues Duftwasser arbeitet, befürchtet, ebenfalls in den Verdacht zu geraten, im Dienst des Bösen zu stehen.

Mich hat Birgid Jasmunds fiktive Geschichte zur Entstehung des Eau de Cologne, die jedoch mit vielen Tatsachen verknüpft ist, von der ersten Seite an gefesselt.
Sie hat alles, was ich mir von einem guten, unterhaltsamen Roman erwarte:
Da sind ein packender Erzählstil,
starke Charaktere, die sich nicht einschüchtern lassen,
ein Duft, der die Gemüter in Aufruhr versetzt,
Fanatismus, der großen Schaden anrichtet,
beunruhigende, dunkle Machenschaften
und eine Liebe, die sich nicht nach Konventionen richtet.

Aus diesen Komponenten, mit viel Lokalkolorit verpackt, hat die Autorin einen spannenden und äußerst temporeichen Roman kreiert, in dem so viel passiert, dass man darüber beim Lesen leicht die Welt um sich vergisst. Mir ging das zumindest so.

Veröffentlicht am 18.10.2017

Das Schweigen von Brodersby

Das Schweigen von Brodersby
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Jan Storm, der Protagonist dieses Romans, ist ein sehr sympathischer Charakter mit einer tragischen Vergangenheit. In dem kleinen Ort Brodersby möchte er die Praxis des verstorbenen Landarztes übernehmen, ...

Jan Storm, der Protagonist dieses Romans, ist ein sehr sympathischer Charakter mit einer tragischen Vergangenheit. In dem kleinen Ort Brodersby möchte er die Praxis des verstorbenen Landarztes übernehmen, um seelisch zur Ruhe zu kommen und das Trauma eines früheren Auslandseinsatzes, als KSK-Soldat, verarbeiten. Damals starb sein bester Freund, und er konnte nichts dagegen tun. Die Ereignisse von früher verfolgen ihn bis in seine Träume. Schon bald nach seiner Ankunft merkt Jan jedoch, dass Brodersby nicht so beschaulich und idyllisch ist, wie er sich das vorgestellt hat. Nicht nur dass sein Vorgänger urplötzlich starb, sondern es häufen sich unerklärliche und lebensbedrohliche Krankheitsfälle bei der Dorfbevölkerung. Jan macht sich auf die Suche nach der Ursache und mobilisiert durch seine Nachforschungen einen starken Gegner.
Für mich war dies das erste Buch von Stefanie Ross, und ihr mitreißender Schreibstil hat mich von der ersten Seite an gepackt.
Die ländliche Idylle wird von extrem kriminellen Machenschaften getrübt, und diese extremen Gegensätze in der Stimmung der Geschichte sorgen für .einen starken Spannungsbogen, der bis zuletzt anhält.
Nicht nur Jan ist ein interessanter Charakter, auch sonst hat dieser Krimi so einiges an faszinierenden Persönlichkeiten zu bieten. Was den offensichtlichen, kriminellen Tatbestand betrifft, so ist dieser unglaublich kaltblütig und zeugt von absoluter Gewissenlosigkeit der Täter und von einer starken Lobby. Aber das ist bei weitem nicht die einzige Gefahr, der sich Jan in Brodersby stellen muss.
Was mich von Anfang an ein wenig an der ganzen Geschichte irritiert hat, ist das enorme Waffenaufgebot, denn nicht nur Jan trägt, bedingt durch seine Vergangenheit, eine Waffe bei sich, sondern er begegnet schon nach kurzer Zeit in der Gegend um Brodersby Männern, die ihm schnell zu Freunden werden und die aus dem gleichen harten Holz geschnitzt sind wie er selbst. Es sind lauter harte Kerle mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, und in ihrer Konzentration, wie sie in dem beschaulichen Brodersby auftauchen, wirkten sie auf mich doch etwas befremdlich. Aber letztendlich werden sie in der Handlung dringend gebraucht, und da mich diese total mitgerissen hat, konnte ich den nicht so ganz glaubwürdigen Sachverhalt doch verstehen und akzeptieren, denn beste Unterhaltung und sehr viel Spannung sind bei diesem Krimi garantiert.