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Veröffentlicht am 01.02.2024

Dunkel, mystisch, spannend

Der Totengräber und der Mord in der Krypta (Die Totengräber-Serie 3)
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Schon optisch passt der neu erschienene Band der Totengräber-Reihe perfekt zu den zwei Vorgängern, und auch die Ausstattung ist wieder sehr gelungen. Der Totengräber Augustin Rothmayer schreibt an einem ...

Schon optisch passt der neu erschienene Band der Totengräber-Reihe perfekt zu den zwei Vorgängern, und auch die Ausstattung ist wieder sehr gelungen. Der Totengräber Augustin Rothmayer schreibt an einem neuen Buch. Das handelt von Spuk und Geistererscheinungen, und wir Leser erhalten Einblicke, da vielen Kapiteln des Romans ein Zitat oder Auszug aus Rothmayers Werk vorangestellt ist.

Wie gewohnt sind, neben Augustin Rothmayer, auch wieder Inspektor Leopold von Herzfeldt und seine Freundin, die Tatortfotografin Julia Wolf mit am Start. Außerdem spielt das Waisenmädchen Anna eine wichtige Rolle. Augustin Rothmayer hat sie bei sich aufgenommen, und was sie so in ihrem Alltag auf dem Friedhof erleben, ist manchmal ganz schön schräg.

Ich muss gestehen, dass ich ein wenig gebraucht habe, in die Handlung hinein zu kommen, denn anfangs gab es ein paar Längen. Aber nach dem ersten Drittel hatte mich die Handlung gepackt, und das Lesen war sehr fesselnd und kurzweilig. Wie schon der Titel von Augustin Rothmayers Buch verrät, geht es diesmal um Geister und Spukerscheinungen, und es finden einige Seancen statt. Diese Kontaktaufnahmen durch Medien mit Verstorbenen waren gerade im 19. Jahrhundert ein beliebter Zeitvertreib. Auch Geisterfotografien waren zu dieser Zeit sehr populär und spielen in dieser Geschichte eine wichtige Rolle.

Als in der Gruft unter dem Stephansdom eine Leiche gefunden wird, verbreitet sich schnell der Glaube, der Mann wäre von einem Geist umgebracht worden. Leo von Herzfeldt muss den Fall klären. Nicht nur dabei kommt ihm ein hartnäckiger Reporter in die Quere, sondern Harry Sommer ist auch mit Julia befreundet, was Leo ganz und gar nicht gefällt. Seine Ermittlungen laufen diesmal unter erschwerten Bedingungen, denn seine Mutter kündigt ihren Besuch an. So ist wieder ganz schön viel los in Leos Umfeld, nur sein Privatleben bleibt dabei auf der Strecke. Ein weiterer Fall beschäftigt die Wiener Polizeidirektion, denn aus einem Wiener Waisenhaus verschwinden Kinder auf rätselhafte Weise.

In die stark übersinnlich geprägte Handlung hat der Autor wieder viele historische Tatsachen, Orte und Personen integriert. So ist zum Beispiel der britische Schriftsteller Arthur Conan Doyle mit dabei. Der Erfinder von Sherlock Holmes ist begeisterter Teilnehmer an Seancen und erweist sich zudem als kurzweiliger Gesellschafter für Leos Mutter. Als Krimi-Autor kann er sich natürlich auch aus den realen Wiener Fällen nicht heraushalten, sondern mischt kräftig mit.

Ein Personenverzeichnis am Anfang und ein kleines Glossar am Ende des Buches sind hilfreich. Das Nachwort des Autors ist mit Spoiler-Alarm gekennzeichnet und sollte daher wirklich erst zum Schluss gelesen werden. Hier erklärt der Autor einiges zu den realen Hintergründen seines Romans.

So, mehr werde ich aber nun wirklich nicht verraten, denn es soll ja für alle, die den Roman lesen möchten, auch spannend bleiben. Wem die ersten beiden Bände gefallen haben, der wird sicher auch von dieser Geschichte gefesselt sein.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Turbulenter Abschluss der Mallorca-Saga

Zeiten der Versöhnung
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Im vierten und letzten Band der großen Mallorca-Saga von Carmen Bellmonte geht es um die Jahre 1953 bis 1958.
Die Delgado-Geschwister, die wir im ersten Band 1913 kennenlernten, haben inzwischen Familie. ...

Im vierten und letzten Band der großen Mallorca-Saga von Carmen Bellmonte geht es um die Jahre 1953 bis 1958.
Die Delgado-Geschwister, die wir im ersten Band 1913 kennenlernten, haben inzwischen Familie. Während Leo und Carla ihr Leben weitgehend auf Mallorca verbracht haben, ist Antonias Familie auf drei Länder verstreut. Nach wie vor hat sie Besitz auf Kuba, und ein Teil ihrer Kinder lebt in den USA. Sie selbst zieht es, je älter sie wird, wieder zu ihren Wurzeln, und sie beschließt mit ihrem Mann, wieder nach Mallorca überzusiedeln. Sie hofft, die zum Teil zerstrittene Familie wieder zusammenführen zu können, aber das erweist sich als gar nicht so einfach. Zudem macht sich Antonia Sorgen um ihren Sohn Rodrigo, der nach einem schweren Unfall nicht mehr als Rennfahrer arbeitet und den Glauben an sich verloren hat. Er hasst alles Amerikanische und schließt sich in Kuba dem Widerstand an.
Der größte Teil der Handlung dieses vierten Buches spielt auf Mallorca, allerdings machen wir auch ein paar gedankliche Abstecher nach Kuba und in die USA. Die Familie ist inzwischen weit verzweigt, und es erfordert beim Lesen einige Konzentration, alle Personen im Blick zu behalten. Bei den Dialogen war ich manchmal verwirrt, da sich nicht genau ausmachen ließ, wer gerade spricht.
Man erfährt viel über die politische Lage in Kuba und über die wirtschaftlichen Entwicklungen auf Mallorca. Es ist spannend, zu verfolgen, wie es den verschiedenen Zweigen der Familie ergeht, denn das Leben der Delgados verläuft sehr turbulent. Manchmal waren es mir fast zu viele Dramen, die sich hier abgespielt haben. Es gibt zum Beispiel zahlreiche außergewöhnliche Todesfälle im Umfeld der Delgados, denn die wenigsten Personen sterben eines natürlichen Todes.

Hinter dem Namen Carmen Bellmonte stecken ja zwei Autorinnen, die beide auf Mallorca leben. Ich habe bisher nur von Elke Becker verschiedene Bücher gelesen. Wie das genau abläuft, wenn zwei Autorinnen zusammen ein solches Romanwerk schreiben, weiß ich nicht. Vermutlich schreibt jede ihre Abschnitte, für die sie zuständig ist. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, es zu erkennen, wer welche Abschnitte geschrieben hat, denn der Schreibstil der beiden ist schon etwas unterschiedlich.
Spannend war's auf jeden Fall, und ich habe mich bis zur letzten Seite gut unterhalten gefühlt. Vor allem ist der Wunsch gewachsen, endlich einmal Urlaub auf Mallorca zu machen, denn der Roman, wie auch seine drei Vorgänger, hat sehr viel Lokalkolorit zu bieten.

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Wenig überzeugend

Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel
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Der Roman führt uns in die schottischen Highlands. Hier muss ich aber sagen, dass ich von der besonderen Atmosphäre dieser Gegend nichts gespürt habe. Schon der Anfang, als Maya bei einer betuchten Freundin ...

Der Roman führt uns in die schottischen Highlands. Hier muss ich aber sagen, dass ich von der besonderen Atmosphäre dieser Gegend nichts gespürt habe. Schon der Anfang, als Maya bei einer betuchten Freundin aufkreuzt und mitten in einer Party mit Nacktkellner landet, war für mich etwas befremdlich, und ich konnte mir nicht vorstellen, welche Richtung diese Story nehmen sollte. Letztendlich war dieser erste Handlungsort aber nur die Basis des Wiedersehens zwischen Maya und ihrem Exfreund Sam. Maya ist auf dem Weg nach Hause, denn sie braucht eine Veränderung in ihrem Leben, da sie sich einerseits von ihrem langjährigen Freund getrennt und dabei auch ihren Job verloren hat. Im Lauf der Geschichte erfährt man, dass sie damals, als sie ihren Heimatort verließ, eine kurze Liaison mit Sam hatte, dieser sie aber schwer enttäuscht hat. Inzwischen ist Sam mit einer ihrer damaligen Freundinnen liiert. Sehr schnell konnte ich erahnen, wie der Hase läuft, und schon bald konnte ich erkennen, was damals das Problem zwischen Maya und Sam war. Die angesprochenen Probleme empfand ich alle als an den Haaren herbeigezogen und habe mich immer wieder über die Naivität der Protagonisten gewundert, die das Offensichtliche so lange nicht sehen.

Maya, eine erwachsene Frau, die anscheinend bisher auch einen guten Job gemacht hat, duckt vor den Wünschen ihres Vaters, und Sam lässt sich von seiner Freundin total herumkommandieren.

Maya und Sam sind in Glenavie auch Kollegen, denn Maya arbeitet dort aushilfsweise als Skilehrerin und erkennt, dass ihr das richtig viel Spaß macht.

Ich habe mich beim Lesen gefragt, was die Skilehrer dort eigentlich im Sommer machen, denn es wurde so dargestellt, als wäre das für einige der Haupt-Job.

Vieles an der Geschichte fand ich sehr unrealistisch, und den Protagonisten bin ich nicht nahegekommen, denn viele ihrer Aktionen und Gedankengänge konnte ich einfach nicht nachvollziehen. Es waren auch zu viele "Baustellen" in der doch relativ kurzen Geschichte, das wirkte auf mich nicht sonderlich glaubhaft. Auch einige Freunde von Sam und Maya haben große Probleme, die angerissen aber nicht geklärt werden und letztendlich offen bleiben. Da frage ich mich, wieso sie überhaupt im Roman thematisiert werden.

Zwar ließ sich der Roman recht schnell lesen, aber so richtig gute Unterhaltung wollte nicht aufkommen. Gut gefallen hat mir wiederum, dass Diversität sehr selbstverständlich in die Geschichte integriert wurde.
Mein Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 13.01.2024

Sehr berührende Familiengeschichte

In Liebe, deine Lina (Mühlbach-Saga 1)
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Die Autorin bezeichnet diesen als ihren bisher persönlichsten Roman, was sowohl auf diesen bereits erschienen ersten Band als auch auf den zweiten Band zutrifft, der heuer im März erscheint. Barbara Leciejewski ...

Die Autorin bezeichnet diesen als ihren bisher persönlichsten Roman, was sowohl auf diesen bereits erschienen ersten Band als auch auf den zweiten Band zutrifft, der heuer im März erscheint. Barbara Leciejewski erzählt in den beiden Büchern der Mühlbach-Saga die Geschichte ihrer Urgroßeltern und Großeltern. Natürlich musste sie rund um die Tatsachen einiges dazu erfinden, um ihren Protagonisten einen lebendigen Rahmen zu geben, denn leider ist es ja oft so, dass wir viel zu wenig über unsere Vorfahren wissen. Wie die Autorin hier vorgegangen ist und was sie verändert hat, erklärt sie sehr klar in ihrem Nachwort.
Sehen wir diese Saga als das was es ist: ein historisches Romanwerk mit wahrem Kern, ein Zeitzeugnis mit Protagonisten, die es wirklich gab. Trotzdem ist es in weiten Teilen eine erfundene Geschichte, und ich finde, der Autorin ist der Spagat zwischen realen Ereignissen und fiktiven Personen und Szenen sehr gut gelungen. Man kann sich Linas Situation nur allzu gut vorstellen, wie sie in Albert verliebt ist und eine herbe Enttäuschung erlebt, als sie von ihm schwanger wird, denn Albert fügt sich dem Willen seiner Familie und lässt die junge Frau im Stich. Ihr Leben ändert sich von einem Moment zum anderen, denn sobald die Mühlbacher erfahren, dass sie schwanger ist, wenden sie sich von ihr ab. Von da an ist sie ausgegrenzt, ja man könnte sagen, sie ist eine Geächtete. Ihr Jugendfreund Karl kommt ihr zur Hilfe, denn er weiß nur zu gut, was es heißt, von der Dorfgemeinschaft abgelehnt zu werden, war er doch selbst in dieser Lage, da er als "Bankert" aufgewachsen ist. Zum Arbeiten und Helfen war er gut genug, nicht aber für dörfliche Geselligkeiten, da blieb er stets außen vor. Karl und Lina verlassen das Dorf und gehen nach Bremen. Dort bauen sie sich ein Leben auf, fernab von Vorurteilen, Verachtung und Selbstgerechtigkeit. Aber Lina lässt das Heimweh keine Ruhe, und sie möchte ihren Vater und ihre Brüder wiedersehen.
Ihre Rückkehr verläuft nicht so einfach wie gedacht, denn das Gerede ist noch lange nicht verstummt, und es gibt unvermeidbare Begegnungen im Dorf. Lena muss feststellen, dass sie die Vergangenheit immer wieder einholt.

Gerade weil mir bewusst war, dass viel Wahres in dieser Geschichte steckt, hat sie mich sehr berührt. Hier wird der Unterschied zwischen der meist eher anonymen Stadt und dem Leben auf dem Land, wo quasi jeder von jedem fast alles weiß, sehr deutlich. Diese Diskrepanz gab es damals und gibt es auch heute noch, wenn auch vielleicht inzwischen nicht mehr ganz so ausgeprägt. Die Autorin nimmt ihre Leserschaft hier mit auf eine sehr spannende Zeitreise. Man kann sich gut vorstellen, die es damals war. Auch Lenas Sehnsucht nach Mühlbach kann ich gut verstehen, denn obwohl die Bewohner es ihr schwer gemacht haben, so sind doch ihre Wurzeln, ihre Familie dort. Auch Karl ist mir von Seite zu Seite sympathischer geworden. Klar, alle Beteiligten machen Fehler, aber das ist einfach menschlich, und das Wichtige ist ja, dass man seine Fehler einsieht. Diesbezüglich verhalten sich die Protagonisten vorbildlich. Der Roman malt nicht schwarz und weiß, sondern er zeigt viele Schattierungen und Facetten aus dem damaligen Leben, sowohl am Land als auch in der Stadt. Die lebendige, bildhafte Sprache gefällt mir sehr, und ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil, in dem es dann bereits um die nächste Generation geht.

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Veröffentlicht am 10.01.2024

Sinnsuche auf Sardinien

Die Insel der Honigtöchter
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Alice ist verstört, als sie vom Tod ihrer Schwester Emma erfährt, mit der sie die letzten zwei Jahre keinen Kontakt hatte. Nun hat Emma ihr das Sorgerecht für ihre kleine Tochter übertragen. Alice nimmt ...

Alice ist verstört, als sie vom Tod ihrer Schwester Emma erfährt, mit der sie die letzten zwei Jahre keinen Kontakt hatte. Nun hat Emma ihr das Sorgerecht für ihre kleine Tochter übertragen. Alice nimmt die Herausforderung an und kümmert sich hingebungsvoll um ihre Nichte, allerdings ist sie sehr bald mit ihrem Leben, mit dem Spagat zwischen Beruf und Kind, überfordert. Sie macht sich auf die Suche nach dem Vater der Kleinen und unternimmt dafür eine Reise nach Sardinien, wo Emma eine Zeitlang gelebt (und wohl auch geliebt) hat.

Dies ist quasi die Fortsetzung des 2016 erschienenen Romans "Die Honigtöchter". Auch dieser erste Band spielte auf Sardinien, und es ging damals um Angelica Senes, der wir auch in dem neuen Roman wieder begegnen. Als Alice mit ihrer kleinen Nichte auf Sardinien ankommt, ist sie fest entschlossen, den Vater des Kindes ausfindig zu machen und ihm die Sorge für die Kleine zu überlassen. Dabei hadert sie jedoch immer mit ihrem Gewissen, denn eigentlich hat Emma ja ihr das Sorgerecht übertragen. Alice ist unsicher, was sie eigentlich vom Leben will. Es gibt viele ungeklärte Probleme zwischen ihr und ihrer Mutter, und auch zwischen Emma und ihr ist so vieles ungesagt geblieben, und nun ist es zu spät. Auch hängen unausgesprochene Schuldzuweisungen in der Luft, mit denen Alice nicht klar kommt. Die komplizierten Gedankengänge der Protagonisten und die daraus resultierenden Reaktionen waren mir manchmal jedoch etwas viel aufgesetztes Drama.

In der malerischen Umgebung Sardiniens lernt Alice liebenswerte Menschen kennen, die sie unterstützen und ihr auch dabei helfen, zu erkennen, was sie wirklich will. Wie man es von den Romanen der Autorin kennt, spielt auch immer eine gewisse Mystik mit hinein. Hier geht es um die besondere Verbindung zu den Bienen, die nur wenigen Frauen eigen ist. Grundsätzlich gefällt mir die Atmosphäre des Romans sehr gut, und ich finde diese besondere Beziehung zu den Bienen faszinierend. Die Gestaltung des Buches ist sehr schön; am Beginn eines jeden Kapitels gibt es etwas Wissenswertes über die Bienen oder den Honig.

Mit kleinen Abstrichen kann ich dieses schöne Buch wirklich empfehlen.

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