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Veröffentlicht am 26.09.2017

Die Salbenmacherin und die Hure

Die Salbenmacherin und die Hure
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Dies ist bereits der dritte Band um die Salbenmacherin Olivera.
Es beginn in Nürnberg, im Sommer 1409. Gleich auf der ersten Seite wird man mit einem grausigen Fund konfrontiert. Am Ufer der Pegnitz wurde ...

Dies ist bereits der dritte Band um die Salbenmacherin Olivera.
Es beginn in Nürnberg, im Sommer 1409. Gleich auf der ersten Seite wird man mit einem grausigen Fund konfrontiert. Am Ufer der Pegnitz wurde eine Leiche angespült, die brutal verstümmelt ist. Weder Kopf noch Hände sind noch vorhanden, außerdem wurde der Tote ausgeweidet. Die Nürnberger glauben, ein Werwolf sei hier am Werk gewesen. Olivera und ihr Mann Götz zweifeln jedoch daran. Sie sind der Meinung, hier sei ein Mensch äußerst brutal vorgegangen. Die Bevölkerung Nürnbergs leidet nicht nur unter der anhaltenden Hitze und Trockenheit, sondern zu allem Überfluss geht auch ein Fieber in der Stadt um, an dem immer mehr Menschen erkranken. Von daher liegen bereits die Nerven der Bevölkerung blank. Die Sache mit der kopflosen Leiche versetzt die Nürnberger in Panik. Als ein vermeintlicher Mörder festgenommen wird, sind sich fast alle einig, dass es sich bei ihm um den Werwolf handelt. Für Olivera ist schon nach kurzer Zeit klar, dass hier ein Unschuldiger verurteilt werden soll. Aber als Frau hat ihr Wort beim Rat der Stadt kein Gewicht. Auch muss sie sich selbst und ihr ungeborenes Kind schützen, denn nicht alle in der Stadt sind ihr wohlgesinnt.

Ich habe Oliveras Schicksal schon vom ersten Band an verfolgt, und entsprechend leicht fiel mir der Einstieg in die Geschichte. Es war schön, neben Olivera und Götz auch Bekannten aus den vorherigen Büchern wieder zu begegnen, so beispielsweise dem ehemaligen Betteljungen Jona und seinem Freund Casper. Die beiden Jungen spielen auch diesmal wieder eine wichtige Rolle im Geschehen und bringen sich erneut in große Gefahr. Außerdem geht es diesmal um Gerlin und Eva, zwei junge Frauen, die im Hurenhaus leben und ihre Dienste anbieten. Beide sind nicht glücklich mit ihrem Schicksal und träumen davon, eines Tages ein anderes Leben führen zu können. Jede versucht, ihre Zukunftspläne auf ihre eigene Weise voranzutreiben, was zum Teil nicht ungefährlich ist und so manches Opfer fordert.
Die Romane der Autorin haben alle ein düsteres, mystisches Flair, das durchaus dazu angetan ist, einem den Schlaf zu rauben. Auch diesmal habe ich mir so manche nächtliche Stunde um die Ohren geschlagen, weil ich völlig gebannt von der Handlung war und einfach nicht mit dem Lesen pausieren konnte oder wollte.
Wie ich es gar nicht anders von Silvia Stolzenburg kenne, so charakterisiert sie ihre Protagonisten auch hier wieder sehr lebendig und klar. Auch die Handlungsorte sind brillant beschrieben, und da ich schon oft in Nürnberg war und mir die Örtlichkeiten vertraut sind, konnte ich mich in viele Situationen der Handlung besonders intensiv hinein versetzen. Wie schon die Vorgängerbände, so ist auch dieses dritte Buch um die Salbenmacherin äußerst kurzweilig zu lesen und bietet Hochspannung von der ersten bis zur letzten Seite, ja sogar darüber hinaus, denn am Ende ebbt die Spannung nur geringfügig ab, und es gibt einen gewaltigen Cliffhanger, der eine Fortsetzung verspricht. Hierfür werden die Leser jedoch arg auf die Folter gespannt, denn voraussichtlich wird es mindestens ein Jahr dauern, bis wir in den Genuss von Band 4 der Salbenmacherin kommen.

Veröffentlicht am 23.09.2017

Ein Büchlein mit kleinen Geschichten, die gut tun

Ein Schutzengel an deiner Seite
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Dieses kleine, hübsch und hochwertig gebundene Büchlein enthält eine bunte Sammlung kurzer Geschichten, Episoden und Segenswünsche. Keiner der enthaltenen Beiträge ist länger als zwei Seiten, und jede ...

Dieses kleine, hübsch und hochwertig gebundene Büchlein enthält eine bunte Sammlung kurzer Geschichten, Episoden und Segenswünsche. Keiner der enthaltenen Beiträge ist länger als zwei Seiten, und jede Erzählung, jeder Spruch und jeder Segen dreht sich, wie könnte es bei diesem Titel auch anders sein, in irgendeiner Form um das Thema „Schutzengel“.
Es sind einfühlsame Geschichten, die nachdenklich machen und alle eine tiefere Weisheit in sich tragen. Jede Seite des Büchleins ist zusätzlich mit der Illustration eines kleinen Engels verziert. Dabei wiederholen sich im Buch die Motive, die auch schon auf dem Einband zu sehen sind.
Dieses Büchlein ist ein Kleinod, das man selbst genießen, mit dem man aber auch einem lieben Menschen eine Freude bereiten kann. Die kompakte, fest gebundene Form und die liebevolle Ausstattung machen das Bändchen zu einem wunderschönen kleinen Präsent, mit dem Hintergrund, nicht nur einfach ein Buch zu verschenken, sondern verbunden auch mit dem Wunsch nach Schutz und Glück für den Empfänger.

Dabei ist dieses Engel-Büchlein keineswegs weihnachtlich, obwohl es sich selbstverständlich auch zu diesem Fest als kleine Gabe eignet, sondern man kann es zu allen möglichen Gelegenheiten verschenken, sei es zu einem Geburtstag, Namenstag oder einfach nur so, um jemandem zu zeigen, dass man an ihn denkt und sich um ihn sorgt.

Veröffentlicht am 16.09.2017

Rosenstunden

Rosenstunden
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Nach den vier „Jahreszeiten-Bänden“ und dem kurzen ergänzenden eBook „Wolkenküsse“ ist dies der fünfte Hauptband und zugleich der Abschluss der Rose-Harbor-Reihe. Bei dieser Reihe empfehle ich dringend, ...

Nach den vier „Jahreszeiten-Bänden“ und dem kurzen ergänzenden eBook „Wolkenküsse“ ist dies der fünfte Hauptband und zugleich der Abschluss der Rose-Harbor-Reihe. Bei dieser Reihe empfehle ich dringend, alle Bände der Reihe nach zu lesen, denn einigen Charakteren der früheren Bücher begegnet man auch später wieder, und es würden wichtige Informationen fehlen, wenn man beispielsweise nur „Rosenstunden“ lesen würde, ohne die vorherigen Bände zu kennen, auch wenn anfangs noch einmal ausführlich auf die Vorgeschichte eingegangen wird. Ich denke, für Leser, die noch keinen der Bände gelesen haben, ist diese Einführung doch zu knapp, um alles überblicken zu können. Da ich davon ausgehe, dass die meisten Jo Maries Schicksal von Anfang an verfolgt haben, ist diese ausführliche Erklärung im letzten Band nicht sehr sinnvoll, sondern eher langweilig.
Etwas hat sich im Vergleich zu den vier Jahreszeitenbüchern geändert. Diese sind zum Teil aus Jo Maries Sicht in der ersten Person geschrieben, während die Abschnitte, in denen es um ihre Pensionsgäste geht, in der dritten Person verfasst sind.
Dieser fünfte Band ist durchgehend in der 1. Person geschrieben, aber jeweils wechselnd aus der Sicht von Jo Marie, Emily, Mark und Nick. Den Lesefluss beeinträchtigt das jedoch meines Empfindens nicht.
Einerseits wird Emilys Geschichte erzählt. Sie war bereits einmal mit ihrem Ex-Verloben in Cedar Cove, woran sich alle, die den entsprechenden vorherigen Band gelesen haben, sicher erinnern können. Nun ist sie wieder in der kleinen Stadt, um eine Stelle als Lehrerin anzutreten. Sie wohnt bei Jo Marie in der Pension, bis sie eine eigene Bleibe gefunden hat. Auf der Suche nach einem geeigneten Haus begegnet sie dem verschlossenen und anfangs sehr unfreundlichen Nick. Die Geschichte der beiden ist interessant, vor allem weil es bei beiden etwas in der Vergangenheit gibt, was sie zu verarbeiten haben.
Dabei stellen sie sich gegenseitig eine große Hilfe dar.
Jo Marie führt weiterhin ihre Pension. Die Hoffnung, ihren geliebten Mark wieder zu sehen, hat sie schon fast begraben, denn seit er vor neun Monaten die Stadt verlassen hat, um im Irak eine wichtige aber auch sehr gefährliche Mission zu erfüllen, hat sie kaum ein Lebenszeichen von ihm erhalten. Zum Abschied riet er ihr, sie solle ihr Leben ohne ihn einrichten. Obwohl sie ihn angeblich nach wie vor liebt, folgt sie seinem Rat und trifft sich mit anderen Männern. Dabei begegnet sie dem verwitweten Greg, und hier beginnt ihr Dilemma. Ich konnte die bisher so starke Jo Marie, die für jeden ihrer Gäste ein offenes Ohr und einen guten Rat hatte, kaum wieder erkennen, denn in diesem Band wirkt sie fahrig und unausgeglichen. Obwohl sie Mark angeblich noch liebt, steht sie nun zwischen zwei Männern und kann sich lange Zeit nicht entscheiden. Für mein Empfinden wurde die Situation auch künstlich ausgedehnt und zerredet. Besonders seltsam fand ich das Gespräch zwischen Mark und Greg, so als hätten die beiden Männer über ihre Zukunft zu entscheiden.
Er ist einerseits wichtig, da es um Jo Maries Zukunft und um Marks Schicksal geht, aber ich empfand diesen letzten Band eher als ein künstliches Hinauszögern mit ziemlichen Längen. Auch wenn das Cover wieder bezaubernd ist, so war für mich dies das schwächste Glied in der insgesamt schönen Buchreihe.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Der 2. Weltkrieg wirft lange Schatten...

Marlenes Geheimnis
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In diesem Roman gibt es zwei Handlungsstränge. Einer führt die Leser ins Sudetenland, wo man mit Eva, ihrer Familie, ihrer Freundin Molly und ihrem geliebten Jan die Zeit des 2. Weltkriegs und danach erlebt. ...

In diesem Roman gibt es zwei Handlungsstränge. Einer führt die Leser ins Sudetenland, wo man mit Eva, ihrer Familie, ihrer Freundin Molly und ihrem geliebten Jan die Zeit des 2. Weltkriegs und danach erlebt. Hier erfährt man den Krieg mit seinen Schrecken und seine Folgen aus Sicht der Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, weil die Tschechen die verhassten Deutschen nicht mehr in ihrem Land haben wollten. Ich muss gestehen, dass mir die Ereignisse aus diesem Blickwinkel bisher fremd waren, umso stärker hat mich der Roman hier berührt, denn die Charaktere sind so detailliert gezeichnet, die Schicksale der Menschen so eindringlich dargestellt, dass man sich dem einfach nicht entziehen kann. Brigitte Riebe hat ihre fiktiven Figuren in ein nur allzu reales Umfeld gestellt, und was sie da erlebten, macht mich betroffen.

Der zweite Handlungsfaden verläuft in der Gegenwart. Marlene Auberlin führt am Bodensee, nach dem Tod ihrer Mutter Eva, das Familienunternehmen, eine gut gehende Schnapsbrennerei, weiter.
Nach Evas Beerdigung übergibt Marlene ihrer Nichte Nane, die zur Trauerfeier angereist ist, einen Umschlag mit dem Vermächtnis der Großmutter. Als Nane die Aufzeichnungen liest, wird sie mit mehreren tragischen Familiengeheimnissen konfrontiert. An ihr ist es nun, Licht in das Dunkel der Vergangenheit zu bringen und einiges zu klären. Nane, die bei ihrer Ankunft mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, findet hier, in ihrer alten Heimat zu einer neuen Sichtweise ihres Lebens und ihrer Familie. Sie begegnet Menschen, denen sie vertrauen kann und die sehr wichtig für sie werden. Die Ruhe, Schönheit und Klarheit des Bodensees helfen ihr, die Vergangenheit ihrer Familie aufzuarbeiten und Entscheidungen zu treffen, die ihr weiteres Leben stark beeinflussen werden.

Beide Handlungsebenen haben mich fasziniert und sehr berührt. Vor allem bei der Schilderung von Evas dramatischer Vergangenheit musste ich oft schlucken. Die Autorin hat gründlich recherchiert und in ihrem Roman nichts übertrieben oder aufgebauscht, denn die Wahrheit war schrecklich genug, und ähnliche Schicksale wie die hier geschilderten gab es zuhauf.
Ich habe schon einige Romane von Brigitte Riebe gelesen, die mir sehr gefallen haben, aber ich finde, mit dieser fesselnden Familiengeschichte hat sie sich selbst übertroffen.
Hat man einmal mit dem Buch begonnen, so fällt es sehr schwer, es zwischendurch aus der Hand zu legen, denn Evas, Marlenes und Nanes Geschichte lässt einen nicht mehr los.
Vieles, was die Zukunft der Protagonisten angeht, bleibt offen, aber im positiven Sinn, und ich denke, am Ende können wir unsere lieb gewonnenen Helden beruhigt sich selbst überlassen, denn sie werden das, was auf sie zukommt, gemeinsam meistern. In Gedanken werde ich sicher noch oft bei Nane und ihren Lieben weilen, zu stark hat mich diese großartige Geschichte mit all ihren Schicksalen berührt.

Veröffentlicht am 02.09.2017

Auftreten statt austreten

Himmel - Herrgott - Sakrament
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Wenn Rainer Maria Schießler loslegt und von seinem Leben sowie von seiner Laufbahn als Priester erzählt, tut er das sehr lebendig und mitreißend. Man ist einfach aufmerksam und kann sich der sympathischen ...

Wenn Rainer Maria Schießler loslegt und von seinem Leben sowie von seiner Laufbahn als Priester erzählt, tut er das sehr lebendig und mitreißend. Man ist einfach aufmerksam und kann sich der sympathischen Ausstrahlung und herzlichen Art des Autors nicht entziehen. Hier spürt man hinter jedem Satz, dass Herr Schießler mit Leib und Seele Pfarrer ist. Gleich für zwei Münchner Pfarrgemeinden ist er zuständig, und offensichtlich macht er seine Sache gut und erfolgreich, denn wenn er predigt, ist die Kirche meist voll. Aber der Weg bis dahin war nicht eben und gerade, sondern steinig und voller Hindernisse und Probleme, das erfährt man hier in aller Aufrichtigkeit. Hier erzählt nicht nur ein Geistlicher, sondern in erster Linie der Mensch Schießler, und er gibt in diesem Buch zum Teil sehr private Einblicke in sein Leben. Er liebt seine Kirche, aber er scheut sich auch nicht, sie zu kritisieren. Jedoch belässt er es nicht dabei, Dinge, die ihm nicht gefallen, zu beanstanden, sondern er bietet Lösungen an. Er jammert nicht, sondern er tut etwas. Menschen wie ihn braucht die Kirche, um langfristig zu bestehen.
Viele Themen, die er anspricht, sind speziell für die katholische Kirche von Belang, aber es gibt andere, die für jeden Gottesdienst und jede kirchliche Veranstaltung, eben für die gesamte Ökumene, gelten sollten: das was ein Pfarrer zu sagen hat, sollte die Menschen fesseln und nicht langweilen. „Liturgie darf nicht weh tun“, ist einer der Leitsätze des Autors. Sein Bestreben ist eine aufmerksame Gemeinde, die ihm zuhört und nicht ständig auf die Uhr sieht, ob die Messe nicht bald um ist. Bei den Gottesdiensten und auch bei der Gemeindearbeit geht Pfarrer Schießler neue, oft außergewöhnliche Wege, und vieles, was er umsetzt, ist einfach genial. Ganz nebenbei Kellnert Hochwürden für einen guten Zweck auf der Wiesn. So stelle ich mir die Kirche der Zukunft vor, nicht abgehoben, vergeistigt und weltfremd, sondern nah' an den Menschen und mittendrin im wahren Leben.