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Veröffentlicht am 30.08.2017

Auf den Spuren des legendären Räuberhauptmanns Schinderhannes

Die Räuberbraut
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Der neue Roman von Astrid Fritz erzählt die Geschichte von Juliana Blasius, der Braut des berühmt-berüchtigten Räuberhauptmanns Schinderhannes, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Gegend um den Hunsrück ...

Der neue Roman von Astrid Fritz erzählt die Geschichte von Juliana Blasius, der Braut des berühmt-berüchtigten Räuberhauptmanns Schinderhannes, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Gegend um den Hunsrück sein Unwesen trieb.
Es beginnt damit, dass Hannes sein Julchen, wie er sie später liebevoll nennt, bei einer Festlichkeit kennenlernt, wo die junge Frau, zusammen mit ihrem Vater und ihrer Schwester, singt und musiziert. Als Hannes sie fragt, ob sie auf ewig bei ihm bleiben will, bricht sie alle Brücken hinter sich ab und folgt ihm. Dass er ein gesuchter Räuber ist, stört die junge Frau in ihrer Verliebtheit nur am Rande. Dass es bei den Überfällen, die Hannes mit seinen Kumpanen unternimmt, auch zu brutalen Übergriffen kommt, verdrängt sie einfach. Zwischendurch, wenn es ihr bewusst wird, ist sie zwar schockiert, aber das ändert nichts an ihrer großen Liebe zu Hannes. Trotz ständiger Gefahr, entdeckt und verhaftet zu werden, verbringt das junge Paar eine schöne, fast unbeschwerte Zeit, aber das Glück ist nicht von Dauer.
Man begleitet den Räuberhauptmann und seine Anhänger quer durch den Hunsrück und ist bei allen Raubzügen „hautnah“ dabei, bis zum bitteren Ende. Die allgemeine Lage lernt der Leser aus Julchens Sicht kennen, aber mit der Zeit wird klar, dass der Schinderhannes, so gefühlvoll und sanft er mit seinem Julchen auch umgehen mag, letztendlich doch zu schlimmen Taten fähig ist. Die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und bewegt sich mit ihrer Geschichte sehr nahe an den Fakten. Sie zeigt deutlich die zwei Seiten dieses Lebens, das der Schinderhannes und auch seine Freunde gewählt haben. So mancher rücksichtslose Räuber ist zugleich auch ein zärtlicher Familienvater. Man muss die Situation der Räuberbanden natürlich auch vor dem damaligen sozialen Hintergrund sehen, denn nicht wenige Menschen, vor allem bei der Landbevölkerung, waren bitterarm, und da kommt man leicht auf kriminelle Gedanken. Für die Räuber war das, was sie taten, in gewisser Weise schon fast wie „Arbeitsalltag“.
In der ganzen Geschichte spielen Emotionen eine große Rolle, denn aus Liebe zu seinem Julchen tut der Hannes so manches, was seine Kumpane nicht gutheißen. Sehr intensiv kann man sowohl die Gefühle Julchens, aber auch die Gewissensnöte des Schinderhannes nachvollziehen. Letztendlich müssen sich jedoch alle ihrem Schicksal stellen, und erst gegen Ende des Romans wird es Juliana richtig bewusst, welch schlimme Taten ihr geliebter Hannes verübt hat und wie sehr die Opfer darunter litten.
Befasst man sich ein wenig näher mit der Figur des Schinderhannes, so stellt man fest, dass seine Person von Anfang an stark verklärt und in einem romantischen Licht gesehen wurde. Wenige Jahre nach seinem Tod gab es bereits jede Menge an Schundliteratur über ihn, und die fahrenden Leute führten auf den Jahrmärkten Schauspiele auf, in denen sie seine Taten verherrlichten und ihn quasi zum Volkshelden machten. Bis in die Gegenwart hat der Räuberhauptmann schon fast so etwas wie Kultstatus erreicht, denn es sind Gaststätten und Gerichte auf Speisekarten nach ihm benannt, es gibt Literatur und Schauspiele über ihn, es wurden Lieder komponiert und Filme gedreht, und ihm wurde sogar ein Denkmal in Form einer Bronzebüste gesetzt. Dass er in seiner Heimat eine gewisse Berühmtheit erlangt hat und sich die Region, in der er sein Unwesen trieb, die Faszination, die diese sagenumwobene Gestalt auf die Touristen ausübt, zunutze macht, ist einerseits verständlich.
Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, kann ich jedoch diese starke Verklärung seiner Person nicht so ganz nachvollziehen, denn seine Taten waren abenteuerlich, aber alles andere als rühmlich.
Die Autorin hat in ihrem Roman ein klares und authentisches Bild der damaligen Ereignisse geschaffen, ohne den Schinderhannes auf einen Heldensockel zu stellen. So lebendig und facettenreich wie sie alles beschreibt, kann es durchaus gewesen sein.

Veröffentlicht am 29.08.2017

Quercher und das Seelenrasen

Quercher und das Seelenrasen
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Von Martin Calsow gibt es zwei fortlaufende Krimi-Reihen, eine, mit dem Protagonisten Atlas, spielt im Teutoburger Wald, die andere mit Ermittler Quercher hat den Tegernsee als Kulisse. Eine Folge mit ...

Von Martin Calsow gibt es zwei fortlaufende Krimi-Reihen, eine, mit dem Protagonisten Atlas, spielt im Teutoburger Wald, die andere mit Ermittler Quercher hat den Tegernsee als Kulisse. Eine Folge mit Atlas habe ich vor längerer Zeit gelesen und für gut befunden, Quercher war mir bisher unbekannt. Das hat sich nun schlagartig geändert.
Martin Calsows Protagonisten sind immer ein wenig sperrige Typen, so auch Max Quercher, der so gar nicht dem gängigen Bild von einem LKA-Beamten entspricht. So spröde wie er selbst, so unkonventionell sind auch seine Ermittlungsmethoden. Er engagiert sich sehr, besonders wenn er die Hauptverdächtige kennt, so wie in diesem Fall, denn Nina Poschner hat schon mit ihm die Schulbank gedrückt. Hier gibt er alles, wobei er kein Fettnäpfchen auslässt und sogar negative Schlagzeilen macht, sehr zum Unwillen seiner Lebensgefährtin Regina.

Obwohl ich die Vorgänger-Bände nicht kenne, war ich schnell mit den Gegebenheiten und den wichtigsten Personen der Handlung vertraut. Der Autor schreibt fesselnd, rasant und immer auch mit einem Quäntchen sarkastischem Humor. So idyllisch die Schauplätze auch gewählt sind, dies ist alles andere als ein „gemütlicher“ Heimatkrimi, denn hier wurden gleich mehrere politische und äußerst brisante Themen verarbeitet. Da geht es einerseits um Asylbewerber auf der Flucht, aber ein großes Thema hier ist auch die Arzneimittelmafia, kombiniert mit einem handfesten Impfskandal in Afrika, in den Querchers Schulfreundin Nina in irgend einer Weise verstrickt zu sein scheint. Je weiter man liest, umso mehr dröselt sich der anfangs stabile Handlungsfaden auf und hinterlässt ein Gewirr an Verdächtigen und auch so einige Tote. Da fängt nicht nur eine Seele an zu rasen, und der Fall wird im Verlauf immer undurchsichtiger. Ich hatte meine liebe Mühe, die Übersicht zu behalten, und Langeweile kam bei diesem Krimi ganz sicher nicht auf. Der Epilog hat dann noch einige Fragen bei mir aufgeworfen, die in diesem Band nicht geklärt wurden. Daher vermute ich, es geht weiter mit Quercher. Eigentlich trägt dieser sich ja mit dem Gedanken an eine frühzeitige Pensionierung, aber ich habe meine Zweifel, ob das sein Weg sein wird.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Ein wundervoller Sommerroman zum Träumen und Genießen

Ein Garten voller Sommerkräuter
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Mit Miriam hat dieser Roman eine sehr sympathische Heldin. Nicht nur durch die Trennung, sondern schon vorher, während ihrer Ehe, hat ihr Selbstwertgefühl stark gelitten, wie man im Verlauf der Geschichte ...

Mit Miriam hat dieser Roman eine sehr sympathische Heldin. Nicht nur durch die Trennung, sondern schon vorher, während ihrer Ehe, hat ihr Selbstwertgefühl stark gelitten, wie man im Verlauf der Geschichte erfährt. Es ist gut für sie, dass sie nicht den Kopf in den Sand steckt, sondern zu einer Reise nach Devon aufbricht, auch wenn man anfangs gar nicht den Eindruck hat, denn sie kommt bei strömendem Regen und richtiggehend mutlos an ihrem Reiseziel an. Als sie dann ein altes Cottage entdeckt und daraufhin eine Idee in ihrem Kopf Formen annimmt, davon erzählt die Autorin in einem angenehmen, kurzweiligen Schreibstil. Rund um Miriam hat sie interessante, facettenreiche Charaktere entworfen, die sich im Lauf der Handlung zum Teil überraschend entwickeln und wesentlich dazu beitragen, dass Miriam sich neu orientiert und ihr altes Leben sowie ihre vergangene Ehe endgültig hinter sich lässt. Sie setzt nun andere Prioritäten und kann endlich wieder sie selbst sein. In ihrem neuen Umfeld spielen gleich mehrere männliche Wesen eine wichtige Rolle. Da ist zum Beispiel ihr Nachbar Lucian, dessen anfängliche Unfreundlichkeit sich letztendlich als Schutzpanzer herausstellt, den er, nach einer herben Enttäuschung, um sich aufgebaut hat. Mit der Zeit wird er jedoch zugänglicher, und seine Korrespondenz mit Miriam, die sich über die Mauer zwischen den beiden Grundstücken entwickelt, ist geprägt von seiner Leidenschaft für die alten Dichter und Philosophen. Gleich nach ihrer Ankunft lernt Miriam den um einiges jüngeren Dylan kennen, der unverkennbar eine Schwäche für sie entwickelt. Meine besondere Sympathie gehört jedoch Percy, einem betagten Mischlingshund, der sich auf Anhieb zu Miriam hingezogen fühlt und ihr Herz quasi im Sturm erobert.
Zwar sind Miriam nicht alle Bewohner Reedcombes gewogen, aber sie sammelt mit der Zeit genügend Kraft, sich durchzusetzen und ihre Ideen zu verwirklichen. Dies ist kein einfacher Weg, denn sie muss immer wieder aufs Neue Rückschläge einstecken.
Für mich war einer der interessantesten Aspekte dieses Romans, dass Miriam eine besondere Beziehung zu den Kräutern im Garten des alten Cottages spürt. Mir gefällt diese magische Komponente sehr, die eine Verbindung zu einer früheren Zeit schafft, als noch die Kräuterkundige Phyllis dort lebte.
Der Roman ist nach Monaten gegliedert, und zwischen den Kapiteln, die von März bis Oktober gehen, finden sich Tagebucheinträge der alten Phyllis, die dabei helfen, das Bild abzurunden und die Zusammenhänge zu verstehen.
Insgesamt gesehen ist dies ein wunderbarer Wohlfühl- und Mutmach-Roman, den man am besten bei einer Tasse Kräutertee genießen sollte.
Am Ende des Buches schließt sich ein Kapitel mit Reedcomber Kräuterrezepten an, die zum Ausprobieren anregen.

Veröffentlicht am 20.08.2017

Solange die Hoffnung uns gehört

Solange die Hoffnung uns gehört
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Eigentlich ist Anni ja evangelisch getauft, aber das macht für das NS-Regime keinen Unterschied. Sie wird behandelt wie all die anderen Juden. Nichts was sie alle vorher geleistet haben, zählt mehr. Man ...

Eigentlich ist Anni ja evangelisch getauft, aber das macht für das NS-Regime keinen Unterschied. Sie wird behandelt wie all die anderen Juden. Nichts was sie alle vorher geleistet haben, zählt mehr. Man erlebt, wie Anni ihre Stelle am Theater verliert. Die einst gefeierte Opernsängerin ist von einem auf den anderen Tag brotlos geworden. Mit diesem Schicksal ist sie nicht allein. Selbst vor so genannten „Mischlingen“, wie die Menschen bezeichnet werden, in deren Adern nur zum Teil jüdisches Blut fließt, macht das Regime nicht Halt, und so hat Anni ständig Angst um ihre kleine Tochter. Als sich die Übergriffe gegen die Juden häufen, trifft Anni eine schwere Entscheidung. Sie schickt Ruth mit einem der Kindertransporte, die von den Quäkern organisiert werden, nach England. Zwar bricht ihr die Trennung fast das Herz, aber zumindest weiß sie ihr Kind in Sicherheit. Auch hegt sie die Hoffnung, bald nachkommen zu können. Was mir bisher noch nie so klar war, ist, dass Juden, die im Dritten Reich Deutschland verlassen wollten, diese Ausreise teuer bezahlen mussten. So war es vielen nicht möglich, rechtzeitig zu flüchten, weil sie das Geld nicht aufbringen konnten. Dieser sinnlose Widerspruch ist mir unbegreiflich. Man wollte die jüdischen Mitbürger nicht im Land haben, aber man ließ sie auch nicht einfach gehen, sondern legte ihnen immer wieder Steine in den Weg.
Anni kämpft und legt jeden Pfennig zur Seite, wo sie nur kann, aber es reicht hinten und vorne nicht, und so bricht der Krieg aus und sie sitzt immer noch in Deutschland fest. Ruth hofft und bangt täglich, Neuigkeiten von Anni zu hören. Sie wünscht sich so sehr, ihre Mutter möge eines Tages vor der Tür stehen.
Währenddessen stellt Anni in Deutschland fest, dass es inmitten dieses Wahnsinns auch Menschen gibt, die zu ihr halten und ihr helfen, wo sie nur können. Dazu gehört unter anderem auch ihre frühere Garderobiere Georgina, der im richtigen Leben Norbert heißt, in diesen Zeiten als Tunte beschimpft wird und selbst um seine Sicherheit fürchten muss.
Überraschenderweise erhält Anni auch Hilfe von einer Seite, wo sie überhaupt nicht damit gerechnet hat.
Die Geschichte wird je zum Teil aus Annis und aus Ruths Sicht erzählt. Ruth führt zwar in England ein sicheres Leben, aber auch sie und die anderen Kinder sind nicht gegen Anfeindungen gefeit, denn die Engländer sehen in ihnen nicht die jüdischen Kinder auf der Flucht, sondern feindliche Deutsche.
Die ganzen Ereignisse sind so packend erzählt und die Charaktere so einfühlsam und detailliert beschrieben, dass ich starken Anteil an den Schicksalen genommen habe. Die Geschichte hat mich völlig gefangen genommen, und ich habe mit den Protagonisten gehofft und gebangt.
Jeder, der selbst Kinder hat, wird sich nur allzu gut in Annis Lage hinein versetzen können, die sich von ihrer geliebten Tochter trennt, um sie in Sicherheit zu wissen.
Am Ende überschlagen sich die Ereignisse, und manches, was passiert, klingt geradezu unglaublich. Aber Linda Winterberg erläutert in einem ausführlichen Nachwort, welche realen Personen für ihre Protagonisten Pate standen und welche Ereignisse auf Tatsachen beruhen. Gerade die unglaublichsten Szenen sind in dieser oder ähnlicher Form wirklich passiert. Das zeigt wieder einmal, dass das Leben die tragischsten und unfassbarsten Geschichten selbst schreibt.
Dieser Roman über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte hat mich mit seinen erschütternden Schicksalen sehr berührt und wird noch lange in meinen Gedanken nachwirken.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Die Herzensammlerin konnte auch mein Herz erobern!

Die Herzensammlerin
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Ein Hotel mit dem Namen „Happy Scheidung“ klingt im ersten Moment schon etwas kurios, aber die Geschäftsidee stammt von Lauras Mann, denn der ist Scheidungsanwalt und hat so das Hotel und seine Kanzlei ...

Ein Hotel mit dem Namen „Happy Scheidung“ klingt im ersten Moment schon etwas kurios, aber die Geschäftsidee stammt von Lauras Mann, denn der ist Scheidungsanwalt und hat so das Hotel und seine Kanzlei unter einen Hut gebracht, indem er seine Klienten im romantischen Jagdschlösschen der Familie einquartiert und ihnen, da er sie auch vor dem Scheidungsgericht vertritt, quasi einen Rundumservice für die anstehende Trennung bietet. Allerdings geht der Plan immer öfter nach hinten los, denn viele Paare finden in der schönen Umgebung wieder zueinander und zu einem neuen Glück, woran die fürsorgliche Laura keinen geringen Anteil hat. Letztendlich ist es Ralf selbst, der seine Frau verlässt und sich nach Mallorca absetzt, während Laura verzweifelt zurück bleibt und nicht weiß, wie es mit dem Hotel weitergehen soll. Sie hat ja nicht nur die Verantwortung ihren Gästen gegenüber, sondern auch für ihre Großmutter Theodora. Die alte Dame ist lebensmüde und entwickelt eine allzu starke Vorliebe für Wacholderschnaps. Und dann ist da noch Lauras fünfzehnjährige Tochter Merle, die sich in letzter Zeit nur noch schwarz kleidet, die Haare schwarz färbt und sich blass schminkt. Als Goth will sich die Jugendliche von ihrer Familie abgrenzen. Als der attraktive Adrian im Jagdschloss auftaucht, sucht er eigentlich nur nach Lauras Schwester Nina, die spurlos verschwunden ist. Aber bald schon merkt man, dass die Dinge anders liegen und er ein starkes Interesse an Laura zeigt. Damit stürzt er sie in eine ziemliche Verwirrung, denn sie ist schließlich eine verheiratete (wenn auch verlassene) Frau und hält es schier für unmöglich, dass Adrians Besuche ihr gelten.

Da ich alle anderen Romane von Brigitte Kanitz kenne, war ich anfangs ein wenig überrascht, denn unter diesem Pseudonym erschienen bisher eigentlich die Romane, die unter der Kategorie „Humor“ einzuordnen sind und meist mit vielen kauzigen Charakteren und einer äußerst turbulenten, oft überspitzt geschilderten Handlung aufwarten konnten. Die romantischen Romane wurden eher unter dem Namen Brigitte Janson veröffentlicht. Der vorliegende Roman „Die Herzensammlerin“ passt nach meinem Eindruck eher in die letztgenannte Kategorie. Zwar haben auch hier die Protagonisten ihre Eigenheiten, aber sie kommen doch recht normal daher und könnten einem im richtigen Leben jederzeit so oder ähnlich begegnen. Es gibt auch hier humorvolle Passagen, denn die Autorin ist bekannt für ihre originellen Verwicklungen, die sie ihre Charaktere erleben lässt, aber dieser Roman bietet auch Nachdenkliches, denn für Laura bedeutet die entstandene Situation eine Neuorientierung. Sie muss sich ernsthaft überlegen, wie es mir ihr und dem Hotel weitergehen soll. Glücklicherweise ist sie stärker als sie denkt, so dass sie nicht an der Trennung von Ralf zerbricht. Laura, die Heldin der Geschichte, ist eine liebenswerte Frau, die wahrlich etwas Besseres verdient hat als den feigen Ralf, der nicht einmal den Mumm hat, sich mit seiner Frau auszusprechen, sondern klammheimlich die Flucht ergreift. Letztendlich fliegen ihr aber dann gleich mehrere Herzen zu, und sie muss eine wichtige Entscheidung treffen.
Auch Theodora habe ich gleich ins Herz geschlossen, denn im Verlauf der Handlung gewinnt sie neue Energie und setzt sich tatkräftig für ihre Enkelin ein.
Nicht zuletzt ist da auch Lauras Tochter Merle, die ihre wahren Gefühle hinter einer schwarzen Maskerade versteckt und im Lauf der Geschichte eine ungeheure Wandlung durchlebt.

Dieser Roman ist ganz nach meinem Geschmack. Er ist warmherzig, romantisch und mit viel Humor, dabei aber nicht überzogen komisch, sondern durchaus realistisch. In der Handlung werden viele ganz alltägliche Themen angesprochen. Hier geht es um Probleme, wie sie zwischen Müttern und Töchtern während der Pubertät unausweichlich in irgend einer Form auftauchen. Theodoras Beispiel macht nachdenklich und zeigt, wie schwer es ist, verwitwet und im Alter allein zu sein. Auch um Trennung und Verlassenheit dreht sich der Roman zwangsläufig, und doch hat die Geschichte stets einen positiven Grundton. Eingebettet in die zauberhafte Landschaft der Lüneburger Heide, über die man übrigens auch so einiges erfährt, mit viel Herz und Humor erzählt, verlieren die Probleme ihre Schrecken. Sieht Laura kurz nach ihrer Trennung nur noch alles grau in grau, so kehrt langsam aber sicher wieder Farbe und Freude in ihr Leben. Alles in allem ist dies ein wunderschöner, kurzweiliger Roman, mit vielen Facetten, und die Herzensammlerin konnte auch mein Herz gewinnen.