Profilbild von Krani

Krani

Lesejury Profi
offline

Krani ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Krani über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2024

Sterben

Der Bademeister ohne Himmel
0

Linda ist mit ihren fünfzehn Jahren eigentlich zu jung, um einen dementen alten Mann zu betreuen. Aber Bademeister Hubert ist einer von zwei Gründen, warum sie ihren geplanten Suizid noch aufschiebt. Der ...

Linda ist mit ihren fünfzehn Jahren eigentlich zu jung, um einen dementen alten Mann zu betreuen. Aber Bademeister Hubert ist einer von zwei Gründen, warum sie ihren geplanten Suizid noch aufschiebt. Der andere ist ein Computernerd aus ihrer Schulklasse.
Gemeinsam mit der Pflegerin Ewa begleitet sie Hubert durch die Nachmittage. Einfühlsam hilft sie ihm dabei, Erinnerungen festzuhalten, die durch seine Krankheit nach und nach verloren gehen. Damit ist sie immer wieder erfolgreich.
Die Autorin war lange Zeiin der Pflege demenzkranker Menschen tätig. Hier geht sie bis zum Ende mit dem Sterbenden mit.
Bei aller Herzenswärme: Die Thematik ist doch sehr nah am Tod. Eine junge Selbstmörderin, die einen Sterbenden betreut? Da rutscht man leicht in düstere Gedanken ab. Wer das nicht gut haben kann, liest besser etwas anderes.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2024

Eine zweite Chance

Wolke Sieben ganz nah
0

Delphie erstickt an einem Burger und findet sich im Leben nach dem Tode wieder. Hier trifft sie auf Jonas. Es funkt sofort, doch Jonas muss zurück, weil er nur aus Versehen da ist. Und Delpie bekommt eine ...

Delphie erstickt an einem Burger und findet sich im Leben nach dem Tode wieder. Hier trifft sie auf Jonas. Es funkt sofort, doch Jonas muss zurück, weil er nur aus Versehen da ist. Und Delpie bekommt eine zweite Chance: Wenn sie Jonas im Leben findet und er sie küsst, darf sie mit ihm zusammen weiterleben. Sie hat zehn Tage Zeit. Aber so einfach ist das nicht.
Delphie ist eine biestige junge Frau, die sich nach einigen Verletzungen ganz zurückgezogen hat. Sie arbeitet in einer Apotheke gegenüber ihrer Wohnung und geht niemals aus. Der einzige Mensch, für den sie sich interessiert, ist ihr 80jähriger Nachbar Mr Yoon, ein ehemaliger Geiger, und ihre Mutter, doch die lebt in den USA. Nun weckt die Chance, mit Jonas weiterzuleben, neue Kräfte, und alles wird anders.
Dies ist die Geschichte einer Suche mit allerlei Ablenkungen und einem unerwarteten Ende. Ganz nebenbei verliert Delphie ihre Biestigkeit und wird zu einem liebeswerten, freundlichen Geschöpf, das sich durchaus auch mal wehren kann. Die Entwicklung ist begreiflich, denn es geht für Delphie immer wieder an Grenzen.
Für meinen Geschmack wurde das Genre Liebesroman stark überstrapaziert. Man bekommt auch noch erklärt, welcher Trope hier abgedeckt werden soll. Die Geschichte hätte den Charakter Delphies ernster nehmen sollen – stattdessen wird auf Chicklit referiert. Das macht keine Freude. Hier wäre mehr möglich gewesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2024

Zeit der Wikinger

Yrsa. Journey of Fate (Yrsa. Eine Wikingerin 1)
0

Yrsa lebt im 8. Jahrhundert in der Gegend des heutigen Osteuropa. Nach dem Tod der Mutter ist sie mit ihrem kleinen Bruder Sjalfi allein. Eines Tages ist der Achtjährige plötzlich verschwunden. Yrsa macht ...

Yrsa lebt im 8. Jahrhundert in der Gegend des heutigen Osteuropa. Nach dem Tod der Mutter ist sie mit ihrem kleinen Bruder Sjalfi allein. Eines Tages ist der Achtjährige plötzlich verschwunden. Yrsa macht sich auf die Suche nach ihm. Das ist gar nicht so leicht in einer Welt, in der es praktisch keine gesellschaftliche Organisation gibt.
Doch Yrsa ist hartnäckig und stark, auch wenn wir sie voller Selbstzweifel und Traurigkeit erleben. Um Sjalfi zu finden, muss sie auf Reisen gehen. Da die Autorin Historikerin ist, lernen wir dabei eine Menge darüber, wie Frauen zu jener Zeit lebten. Wikinger, so die Autorin, nannten sich die Leute in dieser Gegend selber nicht.
Yrsa trägt die Geschichte durchaus. Sie ist keine Superheldin, aber sie kann mit dem Bogen schießen, Tiere erlegen und auch mal mit der Axt um sich schlagen. Gegen übergriffige Männer muss sie sich gelegentlich zur Wehr setzen, aber sie verliebt sich auch. Magische Fähigkeiten hat sie nicht, aber Kontakt zur verstorbenen Mutter und zur Göttin Freia findet sie doch.
Sie muss vielen falschen Spuren folgen, mir hätte die Geschichte etwas straffer besser gefallen. Manche Figuren kamen mir etwas seltsam vor, so unklar und unberechenbar. Auch dass nirgends auf die bekannten Mythen um die Wikinger Bezug genommen wird, kam etwas unerwartet. Doch weil man die Hintergründe als einigermaßen gesichert annehmen darf, ist es eben eine Geschichte, wie sie wirklich hätte passieren können, und das macht es interessant und auch wertvoll. Schwer vorstellbar: eine Welt ohne Gesetze und ohne Gerichtsbarkeit.
Das Ganze ist flüssig und leicht zu lesen. Es gibt einen spannenden Schluss und ein positives Ende. Und eine Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2024

Meisterlich

I walk between the Raindrops. Stories
0

Die Geschichten wurden fast alle schon in amerikanischen Zeitschriften veröffentlicht, hier nun in deutscher Übersetzung. Boyle ist ein begnadeter Autor. Er erfreut im Lesefluss immer wieder mit überraschenden ...

Die Geschichten wurden fast alle schon in amerikanischen Zeitschriften veröffentlicht, hier nun in deutscher Übersetzung. Boyle ist ein begnadeter Autor. Er erfreut im Lesefluss immer wieder mit überraschenden Sichtweisen und Formulierungen, bei denen man noch einmal genau hinschaut.
Eigentlich schreibt Boyl historische Romane, gern über berühmte Persönlichkeiten. Aber das sind wir eigentlich alle – berühmte, und bald historische Persönlichkeiten. Denn Boyles Lieblingsthemen sind die Zerstörung unserer Umwelt, der Klimawandel und unsere Distanz zur Natur, die wir doch lieben. Wir, die wir Geschichten wie diese lesen, spüren nur entfernte Auswirkungen des Elends, das unsere Lebensweise verursacht. Wie Regentropfen, die im Titel vorbeifallen, treffen uns diese Katastrophen nicht.
In den Geschichten geschehen Dinge, für die niemand wirklich etwas kann, und die trotzdem schräg und verrückt sind – und oftmals sehr schmerzhaft. Aber manchmal können wir wenigstens einen Hund retten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2024

Der Sohn des Mörders

Das Dorf der acht Gräber
0

Seishi Yokomizo (1902-1981) ist ein bekannter japanischer Autor zahlreicher Kriminalromane.
Die Vorgeschichte, die im Klappentext erwähnt ist, handelt von acht Samurai, die hier getötet wurden. Die zweite ...

Seishi Yokomizo (1902-1981) ist ein bekannter japanischer Autor zahlreicher Kriminalromane.
Die Vorgeschichte, die im Klappentext erwähnt ist, handelt von acht Samurai, die hier getötet wurden. Die zweite Vorgeschichte schildert unfassbares Leid und schwer erträglichen Frauenhass.
Tatsuya lebt und arbeitet in Kobe, einer japanischen Großstadt. Er ist ohne Vater aufgewachsen, und seine Mutter verstarb früh. Nun erhält er die Nachricht, er habe in einem abgelegenen Dorf ein größeres Erbe gemacht. Er reist nach Acht Gräber, lernt mehr über seine Familiengeschichte und plötzlich geschehen Morde in seiner Umgebung.
Tatsuya selbst ist der Erzähler dieses spannenden Gruselkrimis. Er ist ein unschuldiges Kind, das versehentlich in eine furchtbare Geschichte hineingestolpert ist – seine eigene Familiengeschichte. Aus der Großstadt kommend und nicht grade wohlhabend, ist er plötzlich ein Familienoberhaupt in einer sehr traditionellen, dörflichen Gemeinschaft. Und dann geschehen Morde. Hat der Mörder es auch auf ihn abgesehen?
Die Geschichte ist fesselnd geschrieben. Stück für Stück und Mord für Mord wird man tiefer hinein geführt und fragte sich, gemeinsam mit der Hauptperson, was denn nun dahinter steckt. Der Ermittler Kosuke Kundaichi, der in zahlreichen Kriminalgeschichten des Autors auftritt, ist hier nur eine Nebenfigur. Doch er ist derjenige, der zum Schluss alles aufklärt.
Hilfreich ist das Personenverzeichnis, besonders wegen der japanischen Namen. Ein Glossar gibt es auch.
Für Krimifans ein Muss! Für alle anderen eine spannende Geschichte aus einer fremden Kultur, deren Aufbau an die Kriminalromane von Agatha Christie und Arthur Conan Doyle erinnert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere