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Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein wunderbar atmosphärischer Nordsee-Krimi

Ist so kalt der Winter
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Ausgerechnet zu Weihnachten hat die Grippe den Flensburger Hauptkommissar John Benthien fest im Griff und ist verantwortlich dafür, dass sein Vater Ben alleine die Vorbereitungen für das Weihnachtsessen ...

Ausgerechnet zu Weihnachten hat die Grippe den Flensburger Hauptkommissar John Benthien fest im Griff und ist verantwortlich dafür, dass sein Vater Ben alleine die Vorbereitungen für das Weihnachtsessen treffen muss. Aber kaum ist dieser zum Einkaufen unterwegs, taucht ihre allein lebende Nachbarin auf und berichtet voller Angst von merkwürdigen Vorkommnissen in ihrem Haus. Wie von einem Weihnachtsmann, der im Wasser ihrer Badewanne schwimmt oder einer verschwundenen Tonskulptur, die später geköpft im Garten gefunden wird. Als sie dann auch noch während eines Dünnspaziergangs Zeugin eines Mordes wird, laden die Benthins ihre Nachbarin über die Feiertage zu sich ein. Und prompt gibt es einen weiteren Todesfall, während ein entlaufender Gewalttäter auf Sylt für Angst und Schrecken sorgt.

„Ist so kalt der Winter“ ist der fünfte Teil der Jahreszeiten-Reihe mit Kurzkrimis um Hauptkommissar John Benthin, der diesmal auf Sylt ermittelt, obwohl er in seinem wohlverdienten Weihnachtsurlaub ist. Aber nicht nur er macht sich auf die Suche nach einem Unbekannten, der es auf die gut betagte Frau Jansen abgesehen hat. Auch sein Freund und Kollege Oberkommissar Tommy Fitzen ist mit dabei und Oberstaatsanwältin Dr. Tyra Kortum, die als Freundin seiner verstorbenen Mutter die Weihnachtsfeiertage bei ihnen verbringt. Eine anfangs sehr spannende, später eher anheimelnde Angelegenheit, die mit viel weihnachtlicher Atmosphäre, sympathischen Figuren und einem überraschenden Ende gut unterhält. Da macht das Hören besonderen Spaß, wenn das Feuer im Kamin knistert und der Duft von Vanilleplätzchen durch die Räume zieht. Und obendrauf gibt es auch noch einen fiesen Mord an einem in der Gegend befindlichen Weihnachtsmann, der nur durch akribisch geführte Ermittlungen aufgeklärt werden kann.

Fazit:
Ein liebevoll arrangierter Nordsee-Krimi mit viel weihnachtlicher Atmosphäre, der von Nicole Engeln gefühlvoll gelesen, tief in das verbrecherische Geschehen auf der von Festtagsstimmung heimgesuchten Insel Sylt eintauchen lässt.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein abwechslungsreicher und humorvoller Provencekrimi

Schatten der Provence
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Seid er in seinen wohlverdienten Ruhestand getreten ist, plagt Commissaire Albin Leclerc die Langeweile. Nur sein kleiner Mops Tyson braucht ihn noch, mit dem er ausgiebige Spaziergänge unternimmt. Deshalb ...

Seid er in seinen wohlverdienten Ruhestand getreten ist, plagt Commissaire Albin Leclerc die Langeweile. Nur sein kleiner Mops Tyson braucht ihn noch, mit dem er ausgiebige Spaziergänge unternimmt. Deshalb kommt ihm der Raubüberfall auf einen Kunsttransporter gerade recht, der in seiner unmittelbaren Nähe stattgefunden hat. Unter Zuhilfenahme einiger Tricks schleicht er sich an den Tatorten ein und ist schon bald den verantwortlichen Ermittlern einen großen Schritt voraus. Doch als es plötzlich Tote gibt, überschlagen sich die Ereignisse und Leclerc gerät in große Gefahr.

„Schatten der Provence“ ist der vierte Fall für den sympathischen Commissaire Albin Leclerc, der seinen ehemaligen Kollegen bei der Polizei in Carpentras regelmäßig auf die Nerven geht. Aber nicht nur er setzt den verantwortlichen Polizisten Castel und Theroux in dem zunächst undurchsichtigen Fall um gestohlene Gemälde ordentlich zu. Auch Europol und Interpol schalten sich ein, da das Diebesgut mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem geheimen Depot mit Nazi-Raubkunst stammt. Eine prekäre Situation, die trotz einige Ermittler mehr lange Zeit nicht geklärt werden kann und tief in die deutsche Vergangenheit blicken lässt.

Der Spannungsverlauf in diesem Krimi flaut nach einem anfänglichen Paukenschlag merklich ab, bis er sich durch einige Turbulenzen erholt und am Ende in einem spannenden Finale entlädt. Dabei erhält der Leser aus verschiedenen Perspektiven heraus einen guten Einblick in das abwechslungsreich arrangierte Geschehen, wobei Leclerc mit seinen Ermittlungen stets im Zentrum der Ereignisse steht. Kein Wunder ist er doch die Hauptperson in diesem Buch, gemeinsam mit seinem entzückenden Mops, mit dem er auf die Jagd nach Verbrechern geht und der für ihn regelmäßig als Gesprächspartner herhalten muss.

Fazit:
Angenehm zu lesen und mit vielen lustigen Szenen und amüsanten Dialogen versehen, weiß der vierte Fall mit dem liebenswerten Commissaire Leclerc gut zu unterhalten. Ein Lesegenuss, der tief in die wunderbare Atmosphäre der Provence eintauchen lässt.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Ein spannender Krimi aus dem hohen Norden mit viel Ermittlungsarbeit und einer hohen Realitätsnähe

Wisting und der Tag der Vermissten
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Am 10. Oktober 1989 verschwindet Katharina Haugen spurlos und niemand weiß, ob sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist oder wie schon einmal, ihr gewohntes Leben verlassen hat. Lediglich einen akribisch ...

Am 10. Oktober 1989 verschwindet Katharina Haugen spurlos und niemand weiß, ob sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist oder wie schon einmal, ihr gewohntes Leben verlassen hat. Lediglich einen akribisch gepackten Koffer, einen Strauß roter Rosen und einen Zettel voller Zahlen lässt Katharina zurück, dessen Bedeutung sich niemand erklären kann. Ein seltsamer Fall, der Kommissar William Wisting auch noch 24 Jahre danach nicht ruhen lässt. Uns so nimmt er sich, wie in jedem Jahr, die Akten wieder vor, forscht nach unentdeckten Hinweisen und fährt am 10. Oktober zu ihrem Ehemann. Doch diesmal ist der schon fast zu einem Freund gewordene Martin Haugen nicht da, während eine neu gegründete Cold-Case-Gruppe seine Fingerabdrücke in einem anderen Vermisstenfall entdeckt.

„Wisting und der Tag der Vermissten“ ist eine neue Krimiserie des aus Norwegen stammenden Autors Jørn Lier Horst, der einmal selbst als Kriminalkommissar für die norwegische Polizei tätig war. Inzwischen nun setzt er seine Erfahrungen und Erlebnisse bei der Bekämpfung von Verbrechen in gut konstruierten Kriminalromanen ein, die mit einer geradlinigen Ermittlung, interessanten Charakteren und viel Atmosphäre bestens zu unterhalten wissen. Dabei kommt er ohne rasante Verfolgungsjagden, brutal agierende Verbrecher und bluttriefende Tatorte aus, sondern versteht es, seine Leser mit einer spürbaren Nähe zur Realität und akribisch geführten Ermittlungen zu fesseln.

Kurz gehaltene Kapitel, ständig wechselnde Perspektiven, eine verständliche Erzählweise und der angenehm wendungsreiche Verlauf halten die Spannung hoch und sorgen dafür, dass der Leser die zu untersuchenden Cold-Case- Vermisstenfälle aus verschiedenen Blickwinkeln heraus betrachten kann. So erfährt er zum einen durch die Ermittlungen von Wisting, welche neuen Erkenntnisse und Verbindungen es inzwischen gibt und begleitet zum anderen Wistings Tochter Line bei ihren Recherchen zu einem Podcast, für den sie damalige Zeugen im Fall Katharina Haugen befragt. Und dann lernt er auch noch den Osloer Kommissar Adrian Stiller kennen, der verantwortlich für die Neuaufnahme der Ermittlungen ist und Wisting für seine ehrgeizigen Zwecke auf perfide Art und Weise missbraucht.

Fazit:
Ein ruhiger Krimi, der neben einem spannenden Verlauf mit einer hohen Realitätsnähe punkten kann.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Ein realistischer Jugendroman, der mehr als nur eine berührende Liebesgeschichte in sich birgt.

We Will Fall
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Mit dem Umzug ihrer Familie von Manhattan nach Brocklyn findet sich die sechzehnjährige Izzy überraschend schnell ab, während ihr versnobter Zwillingsbruder Hall schon bald enorme Probleme mit den Jugendlichen ...

Mit dem Umzug ihrer Familie von Manhattan nach Brocklyn findet sich die sechzehnjährige Izzy überraschend schnell ab, während ihr versnobter Zwillingsbruder Hall schon bald enorme Probleme mit den Jugendlichen an ihrem neuen Wohnort bekommt. Deshalb dauert es nicht lange, bis er in Bedrängnis gerät und nach einer Schlägerei durch die örtliche Polizei verhaftet wird. Izzy, die von Halls Desaster überhaupt nichts ahnt, hat sich zwischenzeitlich in den Schach spielenden Tristan verliebt, mit dem sie sich allerdings nur heimlich trifft. Denn Tristans Cousin Marcus macht nicht nur ihrem Bruder Hall das Leben schwer, sondern auch Izzy selbst, da er sie zu seiner neuen Freundin auserkoren hat. Eine Tragödie, die nicht ohne Folgen bleibt, weil niemand der Wahrheit ins Auge blicken will.

„We will fall“ ist das Debüt der in Brooklyn lebenden Autorin Shannon Dunlap, die es sich mit ihrer Liebesgeschichte für jugendliche Leser nicht einfach macht. Denn viele wichtige Themen unserer heutigen Zeit stehen im Mittelpunkt des Geschehens und setzen den dort agierenden Figuren ordentlich zu. Neben pubertären Auseinandersetzungen und Problemen mit Elternhaus und Schule sind vor allem Rassismus, Drogenmissbrauch und Bandentum, das sie zu ungewollten Handlungen zwingt und dem Leser aufzeigt, wie wichtig Ehrlichkeit, Loyalität und Freundschaft sind. Eine schwere Kost, die er erst einmal verdauen muss, während ihm die in ihr eingebundene und berührend verlaufende Liebesgeschichte stets ein wenig Hoffnung gibt.

Die Figuren, die in „We will fall“ eine Rolle spielen, sind vielseitig erdacht und sorgen in ihrer Zusammensetzung für jede Menge Konfrontation und Konfliktpotenzial. Angefangen mit dem schwarzen Bandenboss Marcus, über nicht nur einen hochbegabten Nerd, bis hin zu der weißen Professorentochter Izzy und einer Handvoll Ja sagender Mitläufer wurden unterschiedliche Charaktere in die Handlung involviert, deren Interessen grundverschieden sind. Da nutzen auch wenige, die Situation entschärfenden Erwachsenen nichts. Denn das drohende Unheil ist vorprogrammiert und wird in seiner Auswirkung nicht geschmälert oder geschönt. Mit einem gut lesbaren Schreibstil und anschaulichen Beschreibungen erzählt, bewegt die Geschichte ungemein, wobei das mit ihm einhergehende Ende nicht wirklich passend ist.

Fazit:
Ein angenehm realistischer Jugendroman, der mehr als nur eine berührende Liebesgeschichte in sich birgt.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein wunderbar vielschichtiger Whodunit-Krimi

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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19 Jahre ist es her, seid der kleine Thomas Hardcastle auf dem Maskenball der Familie einem Verbrechen zum Opfer fiel und sein Mörder für diese Tat die Todesstrafe erhielt. Nun findet erneut ein solcher ...

19 Jahre ist es her, seid der kleine Thomas Hardcastle auf dem Maskenball der Familie einem Verbrechen zum Opfer fiel und sein Mörder für diese Tat die Todesstrafe erhielt. Nun findet erneut ein solcher Ball im Haus der Familie Hardcastle statt, die mit ihren Freunden die Rückkehr ihrer Tochter Evelyn feiern will. Dieselben Gäste sind geladen und gerade als die Feier ihren Höhepunkt erreicht, fällt ein Schuss, der das alte Grauen aufleben lässt. Nur, dass es diesmal Evelyn Hardcastle ist, die getötet wird und der anwesende Aiden Bishop die Umstände des Verbrechens aufklären soll. Dazu wird er abwechselnd im Körper verschiedener Gäste wach, während sich der Mord an der jungen Frau jeden Tag aufs Neue wiederholt.

„Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ ist ein ungewöhnlicher Kriminalroman, der mit seiner Storyidee einer täglich stattfindenden Zeitschleife an die an die US-amerikanische Filmkomödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ angelehnt worden ist, durch die Nutzung verschiedener Wirte und eines undurchsichtigen Komplotts aber eine viel komplexere und verworrene Geschichte enthält. Denn mit jedem neuen Gast, in dessen Körper Aiden Bishop eine Zeit lang steckt, muss er sich arrangieren und wird von dessen körperlichen Gebrechen und menschlichen Defiziten auf seiner Mördersuche gehemmt. Eine unangenehme und vertrackte Situation, der er nur entkommen kann, wenn er den wahren Täter beim Namen nennt.

Ständig wechselnde Perspektiven, neu auftauchende Fakten und mehr als nur eine Handvoll Figuren sorgen dafür, dass es auf dem immer wieder stattfindenden Maskenball nie langweilig wird. Deshalb ist ein aufmerksames Hören gefragt, damit die vielen Information sortiert werden können und keiner der noch so kleine Hinweis untergeht. Ein Mitratekrimi, der von Frank Stieren mit einem guten Gespür für menschliche Verhaltensweisen und emotionale Schwingungen gelesen wird und das merkwürdige Geschehen auf dem abgelegenen Familiensitz der Hardcastles wie ein Film im Kopf des Hörers ablaufen lässt.

Fazit:
Ein anfangs verwirrender, später aber wunderbar vielschichtiger Whodunit-Krimi, der mit einem originellen Plot und einer interessanten Figurenkonstellation spannende Unterhaltung beschert.