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Veröffentlicht am 27.05.2019

Ein nahegehender Roman, der angenehm schnörkellos erzählt worden ist

Kurt
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Lena zieht mit ihrem Freund Kurt von Berlin nach Brandenburg mit dem Ziel, seinem kleinen Sohn näher zu sein. Denn nur so hat der aufgeweckte Knirps, der mit seiner Mutter in Oranienburg lebt die Chance, ...

Lena zieht mit ihrem Freund Kurt von Berlin nach Brandenburg mit dem Ziel, seinem kleinen Sohn näher zu sein. Denn nur so hat der aufgeweckte Knirps, der mit seiner Mutter in Oranienburg lebt die Chance, jede zweite Woche bei ihnen zu sein. Doch gerade, als sich Lena an das für alle gut zu händelnde Arrangement mitsamt dem renovierungsbedürftigen Haus gewöhnt, geschieht etwas, das ihr neu geordnetes Leben über den Haufen wirft. Der kleine Kurt stirbt, als er beim Spielen von der Schaukel fällt und lässt seine Eltern und auch Lena in tiefer Trauer zurück.

„Kurt“ ist ein bewegender Roman, der über das Gefühlschaos eines jungen Pärchens erzählt, das durch einen Schicksalsschlag seine wenig gefestigte Beziehung neu ausloten muss. Dabei hatten sie es von Beginn an nicht leicht, weil Kurt nach einer gescheiterten Beziehung seinen kleinen Sohn viel zu selten zu sehen bekam und Lena ihren Platz neben dem kleinen Kurt erst finden musste. Und kaum haben sie es geschafft, eine gut funktionierende Patchworkfamilie zu sein, beginnen die Probleme von vorn. Nun allerdings, weil der große Kurt Lena nicht in seine Trauer einbezieht und Lena mit dem für sie nur schwer nachzuvollziehenden Verhalten wenig anfangen kann.

Sarah Kuttner beleuchtet in ihrem Buch das enorm schwierige Thema der Trauerbewältigung in ihrer ganz eigenen, manchmal etwas schnodderigen und doch emotional ansprechenden Art, ohne dass sie selbst in dieser speziellen Lage gewesen ist. Trotzdem aber nimmt man der als Moderatorin bekannt gewordenen Berlinerin die hier dargestellten Handlungsweisen und beschriebenen Gefühle jederzeit ab, weil sie ein gutes Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen besitzt und diese nachvollziehbar beschreiben kann. So lebt und leidet man als Leser mit den vom Tod des kleinen Kurt betroffenen Figuren mit und hofft, dass es ihnen gemeinsam gelingen wird, mit der enormen Last ihrer Trauer umzugehen.

Fazit:
Ein nahegehender Roman, der angenehm schnörkellos und trotz des schwierigen Themas mit passendem Alltagshumor erzählt worden ist.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ein unterhaltsamer und humorvoller Jugendroman dessen geheimnisvolle Aura viel zu schnell verschwindet

Blackwood
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Nach dem tragischen Unfalltod ihrer Mutter muss die fünfzehnjährige Gesine zu ihrer Tante Wanda nach Blackwood ziehen, weil sich diese von nun an um sie kümmern wird. Doch in dem kleinen irländischen Ort ...

Nach dem tragischen Unfalltod ihrer Mutter muss die fünfzehnjährige Gesine zu ihrer Tante Wanda nach Blackwood ziehen, weil sich diese von nun an um sie kümmern wird. Doch in dem kleinen irländischen Ort fühlt sich die in Wien groß gewordene und das Ballett liebende Schülerin nicht wohl. Deshalb versucht sie, gleich am ersten Abend zu fliehen und lernt dabei einen Jungen kennen, der ihr außerordentlich gut gefällt. Mit dem Ziel ihm nahe zu sein, lässt sich Gesine von nun an auf die oftmals etwas merkwürdig erschleichenden Gegebenheiten in dem von Mythen und Geistern beseelten Blackwood ein. Allerdings merkt sie schnell, dass der von einer Butterdynastie stammende Arian eine feste Freundin hat und auch ihre Bemühungen sich in Blackwood einzuleben, gehen irgendwie immer schief. Von ihren Niederlagen frustriert, schreibt Gesine einen Brief, auf den sie prompt eine Antwort von ihrem zukünftigen Ich erhält. Und umso mehr Gesine versucht, mithilfe weiterer Briefe in die Zukunft zu schauen, umso mehr wird ihr Leben auf den Kopf gestellt.

„Blackwood; Briefe an mich“ ist ein liebenswerter Jugendroman über ein junges Mädchen, das nach dem viel zu frühen Tod ihrer Mutter ein Leben ohne sie meistern muss und dabei viele Höhen und Tiefen durchlebt. Angefangen von dem Gefühl, allein und verloren zu sein, über die Erfahrung, dass es Menschen gibt, die sie lieben und verstehen, bis hin zu der Erkenntnis, dass sie für ihr Glück einiges riskieren und kämpfen muss. Ein schwieriger und steiniger Weg, bei dem die wunderbar unperfekte und angenehm bodenständige Schülerin in viele Fettnäpfchen tritt, aber auch wunderschöne Momente und das Glück tiefer Freundschaft erfährt. Doch nicht nur sie belebt mit ihrem frischen und natürlichen Wesen das Geschehen. Auch ihr neuer Freund Sam, der aus einer kinderreichen Familie stammt und unbedingt Radiomoderator werden will oder ihr Schwarm Arian, der trotz reicher Eltern von Standesunterschieden nichts wissen will, tragen ihren Anteil dazu bei, dass es in dem aus Gesines Sicht erzählten Geschehen zu keiner Zeit langweilig wird. Nur der mystische Zauber, der zu Beginn der Geschichte über Blackwood und seine Bewohner lag, verschwindet schnell, wie auch die Geheimnisse aus der Vergangenheit, von denen am Ende nichts mehr zu erfahren ist.

Fazit:
Blackwood - Briefe an mich" ist ein unterhaltsamer und humorvoller Jugendroman, der mit einer liebenswerten Hauptfigur, einer ordentlichen Portion an Gefühlen und ein wenig Magie daherkommt, leider aber neben einem Defizit an Trubel und Dramatik, auch seine geheimnisvolle Aura schnell vermissen lässt.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Ein spannender und wunderbar undurchsichtiger Psychothriller

Mutter Seelen Allein
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Katharina lebt gemeinsam mit ihrem Mann Patrick und dem fünfjährigen Sohn Timo in einem wunderschönen Haus und könnte zufrieden und glücklich sein, wenn da nicht die Drohbriefe wären, die ihr Angst einjagen ...

Katharina lebt gemeinsam mit ihrem Mann Patrick und dem fünfjährigen Sohn Timo in einem wunderschönen Haus und könnte zufrieden und glücklich sein, wenn da nicht die Drohbriefe wären, die ihr Angst einjagen und der unbekannte Schreiber, der ihre heile Welt zu zerstören droht. Denn Schreckliches ist in ihrem früheren Leben geschehen, von dem niemand etwas weiß und das ihr nun zum Verhängnis werden kann. Deshalb kämpft Katharina mit allen Mitteln darum, den Schatten der Vergangenheit zu entfliehen und einer nicht wieder gut zu machenden Schuld, die sie einst ohne Skrupel zu hegen, auf sich geladen hat.

„Mutter Seelen Allein“ ist ein geschickt erdachter und clever inszenierter Psychothriller, der bis zum Schluss offenlässt, wer hinter der Entführung eines kleinen Jungen steckt und damit die entscheidende Rolle in dem sich immer mehr zuspitzenden Familiendrama spielt. Doch zunächst einmal lernt der Leser die Hauptfiguren kennen, von denen jede ein pikantes Geheimnis hat, das besser nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Angefangen mit der Mutter und Ehefrau Katharina, die schon einmal ein Kind verloren hat, über ihren als Arzt praktizierenden Mann Patrick, der seine Abende viel zu oft mit einem imaginären Freund verbringt, bis hin zu dessen Geliebte Sarah, die Patrick bewusst mit einer Lüge an sich gekettet hat. Und dann gibt es da noch einen unbekannten Stalker, der nur schwer in die undurchsichtigen Geschehnisse einzuordnen ist und eine junge Frau namens Flo, die in einem nebenher laufenden Handlungsstrang um ihre verlorene Tochter kämpft.

Hass und Liebe, Angst und Verzweiflung, Ärger und Wut. Die Palette an Gefühlen ist groß, die Sabine Trinkaus hier bedient und die sie mit einer anschaulichen Sprache und passendem Verhalten in Bilder umsetzt. Deshalb fällt es leicht, in die Geschichte eines perfiden Rachefeldzuges einzutauchen, die mit allen ihren Emotionen, mit ihren Figuren, Ereignissen und Handlungsweisen nah an der Realität angesiedelt ist. Dabei führen geschickt platzierte Andeutungen und merkwürdig verlaufende Szenen dazu, dass der Leser immer wieder neu über die Beziehung der Figuren zueinander und das von ihnen begangene Unrecht nachdenkt, während er gleichzeitig die Identität eines unbekannten Entführers zu ergründen versucht. Und da er zu keiner Zeit sicher sein kann, dass das, was er gerade denkt, wirklich stimmt, reißt ihn die an sich ruhig erzählte Handlung regelrecht mit.

Fazit:
Ein subtiler Psychothriller, der es in sich hat und mit einem Ende überrascht, das so nicht vorherzusehen ist.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Ein gut inszeniertes Psychospiel um Schuld und Sühne

Rachemädchen- Eine ist verschwunden. Eine ist angeklagt. Wer ist das Opfer?
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Wer kennt sie nicht, die Legende vom schwarzen Mann, der Kindern Angst einjagt und die bösen von ihnen entführt. Seit Jahrhunderten schon taucht er in Gruselmärchen, Kinderreimen und Sagen auf, wobei er ...

Wer kennt sie nicht, die Legende vom schwarzen Mann, der Kindern Angst einjagt und die bösen von ihnen entführt. Seit Jahrhunderten schon taucht er in Gruselmärchen, Kinderreimen und Sagen auf, wobei er ganz verschiedene Namen annimmt. Doch egal, ob er als großer, schwarzer, Schatten- oder Butzemann in Erscheinung tritt, eines ist immer gleich. Sind die Kinder nicht brav, werden sie verschleppt oder auch aufgefressen, je nachdem wie es ihm beliebt. Ein schauriger Mythos, den die britische Autorin Phoebe Locke nutzt, um mit ihm und einem wahren Verbrechen eine Geschichte zu erzählen, die schaurig und rätselhaft ist und auf der Angst vor dem schwarzen Mann basiert.

Das verhängnisvolle Geschehen beginnt im Jahr 1990, als das Mädchen Sadie gemeinsam mit ihrer Freundin Helen die Sommerferienferien verlebt. In diesem Jahr erfährt sie zum ersten Mal vom großen Mann, der die guten Kinder beschützt und die bösen Kinder zu sich holt. Von da an schleicht sich die Schattengestalt in ihre Träume und ein und lässt sie nicht mehr los. So geschieht es, dass sie gemeinsam mit Helens großer Schwester und einer weiteren Freundin merkwürdige Rituale im Wald verübt, damit der große Mann gnädig gestimmt wird. Allerdings nur bis zu dem Tag, als plötzlich eine Katastrophe ihrem heimlichen Tun ein Ende setzt und niemand mehr offen über die damaligen Ereignisse spricht. Und erst viele Jahre später als eine Filmcrew die Wahrheit über die 18-jährige Mörderin Amber Banner herausfinden will, flammen die Schatten der Vergangenheit wieder auf und das, was einst im Wald geschah, fordert nun seinen Tribut.

„Rachemädchen“ ist das Thrillerdebüt von Phoebe Locke, die True Crime Geschichten mag und ihre Vorliebe für wahre Kriminalfälle in ihrem Erstling verarbeitet hat. Mit einem guten Gespür für menschliche Verhaltensweisen geht sie dabei vor und stellt das absonderliche Benehmen einer jungen Mörderin genauso nachvollziehbar dar, wie das skrupellose Vorgehen einer ehrgeizigen Filmemacherin. Dazu springt sie in verschiedenen Zeitebenen hin und her, lässt Figuren aus eigener Sicht erzählen, was um sie herum geschieht und fügt das Ganze Stück für Stück zu einer nachvollziehbaren Abfolge von Ereignissen zusammen, die düster, unheilvoll und erschreckend sind. Allerdings braucht es einige Zeit, bis das anfänglich verwirrende, später dann immer lichter werdenden Geschehen seine volle Wirkung entfachen kann und der Leser erkennt, welche Schuld der Einzelne auf sich geladen hat und was einst tief im Wald geschehen ist.

Fazit:
Wunderbar kurzweilig erzählt, taucht der Leser in ein gut inszeniertes Psychospiel um Schuld und Sühne ein, das erst im Verlaufe der Handlung seine volle Sogwirkung entfacht.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Ein realitätsnah in Erscheinung tretender Kriminalroman

Kälter als die Angst
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Die Opernsängerin Carla Dellbrück wird nach einem Spaziergang brutal ermordet, während ihr Mann mit dem Rücken zum Fenster auf dem Laufband trainiert. Ein scheinheiliges Alibi, das niemand bestätigen kann. ...

Die Opernsängerin Carla Dellbrück wird nach einem Spaziergang brutal ermordet, während ihr Mann mit dem Rücken zum Fenster auf dem Laufband trainiert. Ein scheinheiliges Alibi, das niemand bestätigen kann. Deshalb dauert es nicht lange, bis Klaus Dellbrück als Hauptverdächtiger verhaftet wird, obwohl er beteuert, unschuldig zu sein. Kurz darauf zieht eine junge Frau mit ihren beiden Söhnen in die Wohnung der Dellbrücks ein und wird genau, wie die Opernsängerin zuvor mit seltsamen Drohbriefen terrorisiert. Gibt es da einem Zusammenhang zu der skrupellosen Tat oder haben die angsteinflößenden Kinderreime vielleicht gar nichts mit dem Mord an Carla Dellbrück zu tun? Charlotte Schneidemann und Peter Käfer ermitteln und kommen einem Killer auf die Spur, der noch lange nicht am Ende ist.

„Kälter als die Angst“ ist der fünfte Fall für die Mordkommission in Münster, in der neben Charlotte Schneidemann und Peter Käfer auch der kurz vor der Pension stehende Carsten Hammersbach und der engagierte Jungspund Frank Subotik tätig sind. Ein gut aufeinander abgestimmtes Team, das mit akribisch geführten Ermittlungen auf die Jagd nach einem gefährlichen Hammermörder geht. Dabei stolpern sie schon bald über einen 30 Jahre alten Fall, der merkwürdig viele Parallelen zur aktuellen Ermittlung aufweist und sie zu einem inzwischen entlassenen Mörder führt, der seine Tat zutiefst bereut. Doch nicht nur er und der in Untersuchungshaft sitzenden Ehemann werden verdächtigt, der Mörder zu sein, und so haben die mit Hochdruck ermittelnden Polizisten alle Hände voll zu tun, bis Licht in das Durcheinander an völlig verschiedenen Tatmotiven und potenziellen Tätern gebracht werden kann.

Christine Drews versteht es, mit einem interessanten Plot und regelmäßigen Perspektivwechseln einen Krimi zu erzählen, der angenehm realitätsnah in Erscheinung tritt und aus verschiedenen Sichtweisen heraus erzählt worden ist. So kommen neben den Ermittlern auch der Täter und der geläuterte Hammermörder von einst zu Wort, wobei von ihm vor allem Auszüge aus seinem veröffentlichten Buch zur Gewaltverhinderung zu lesen sind. Aber auch die Psychotherapeutin Katrin Ortrup, die bereits im ersten Band der Münsterreihe als Mutter eines entführten Kindes im Mittelpunkt der Handlung stand, spielt eine wichtige Rolle in dem anfänglich ruhigen, später dann dramatisch werdenden Geschehen. Und ganz zum Schluss spitzt sich die Handlung noch einmal zu und die bisher geschickt im Verborgenen agierenden Täter zeigen ihr wahres Gesicht.

Fazit:
Ein realitätsnah in Erscheinung tretender Kriminalroman, der trotz kleiner Schwächen im Spannungsverlauf einige Stunden beste Unterhaltung verspricht.