Profilbild von Kristall86

Kristall86

Lesejury Star
online

Kristall86 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Kristall86 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2021

Adansonia digitata

Baobab
0

Klappentext:

„Der Baobab ist ein afrikanisches Wunder: Der riesige, unförmige Baum, der aussieht, als sei er mit den Wurzeln gen Himmel gewachsen, bietet den Menschen südlich der Sahara nicht nur Nahrung, ...

Klappentext:

„Der Baobab ist ein afrikanisches Wunder: Der riesige, unförmige Baum, der aussieht, als sei er mit den Wurzeln gen Himmel gewachsen, bietet den Menschen südlich der Sahara nicht nur Nahrung, sondern auch einen schier unermesslichen Speicher an Wasser und Weisheiten. Weil er auch in Hitze und trotz Trockenheit gedeiht, ist er nicht selten Mittelpunkt von Siedlungen und Sagen.

Marc Engelhardt folgt den mythenumrankten Affenbrotbäumen quer durch den afrikanischen Kontinent und trifft auf Menschen, die den flaschenförmigen Riesen ebenso verfallen sind wie er selbst: ein Naturschützer, der auf Madagaskar unermüdlich Baobab-Stecklinge zieht, ein senegalesischer Erfinder, der mithilfe des Baobabs den Hunger im Sahel bekämpft, und eine Heilerin in Malawi, die glaubt, mit ihm Krankheiten besiegen zu können. Denn schließlich scheinen für diese oft jahrhundertealten, wundersamen Bäume eigene Naturgesetze zu gelten.“



Dieses Buch aus der Portrait-Reihe von Naturkunden aus dem Hause Matthes & Seitz bietet äußerst interessante Informationen und Geschichten gleichermaßen. Autor Marc Engelhardt beleuchtet neben der eigentlichen Geschichte auch hier wieder die Mythen und Legenden zum Affenbrotbaum. Der Leser merkt schnell, welches kleine Wunder sich hier im Buch verbirgt und das es sich lohnt in dessen Geschichte einzutauchen. Seine Worte sind flüssig und verständlich. Die Geschichte rund um die Menschen und den berühmten Baum bieten viele Momente zum träumen. Ein gewisses Kopfkino bleibt hier nicht aus und wenn man dann noch feststellt, dass dies alles der Wahrheit entspricht, möchte man eigentlich sofort diesen Baum persönlich kennenlernen.

Auch hier ist die Taschenbuch-ähnliche Optik hervorzuheben. Die Seiten haben eine sehr gute Stärke und auch die Bindung ist perfekt.

Eine tolle Ergänzung dieser Reihe! Nur zu empfehlen!

Veröffentlicht am 31.10.2021

La colomba

Tauben
0

Klappentext:

„Die Taube ist nicht nur das älteste, sondern auch das umstrittenste Haustier der Menschheit: als Heilsbringerin und Symbol des Heiligen Geistes verehrt, als Fassadenbeschmutzerin bekämpft, ...

Klappentext:

„Die Taube ist nicht nur das älteste, sondern auch das umstrittenste Haustier der Menschheit: als Heilsbringerin und Symbol des Heiligen Geistes verehrt, als Fassadenbeschmutzerin bekämpft, zum Champion im Fernflug herangezüchtet und als angebliche Plage vergiftet. Man braucht schon das Heimfindevermögen militärisch ausgebildeter Brieftauben, um in diesem Dickicht von Widersprüchen nicht die Orientierung zu verlieren – oder auch das Know-how des Taubenpaars, das für Aschenputtel selbstlos die guten Linsen ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen sortierte. Tatsächlich dürfte es die Kropfmilch sein, mit der sowohl Täubin als auch Tauber ihren Nachwuchs versorgen, die es den verwilderten Nachfahren domestizierter Tauben erlaubt, in den zugigen Nischen von Hochhäusern zu brüten und mit ihrer erstaunlichen Masse, ihrer Sichtbarkeit und ihrer zupickenden Art die alte Frage »Wem gehört die Stadt?« lautstark gurrend zu beantworten. Karin Schneider verfolgt den Sturzflug von der himmlischen Friedensbotin, deren Nachkommen als Ratten der Lüfte gebrandmarkt den Müll der Metropolen durchstöbern, mit Scharfsinn und Empathie für die urbanen Außenseiter.“



Autorin Karin Schneider bietet dem Leser hier eine sehr anschauliche Betrachtung über Tauben. Gern werden sie als nervtötend, dreckig und als Plage bezeichnet aber hinter diesen Geschöpfen verbirgt sich ein besonderer Vogel. Neben einerseits biologischen Parts erzählt Schneider hier auch etwas über die Bedeutung, die Mythologie des Vogels. Ihre Beschreibungen und Erläuterungen sind dabei sehr gut verständlich und flüssig notiert. Ihre Wortwahl ist treffend und punktgenau, viele bildhafte Momente tauchen auf und wir lernen die Taube von einer anderen Seite kennen. Die (Hobby-)Ornithologen unter uns werden hier zwar nichts Neues erfahren aber dennoch tut es gut, so ein schönes Loblied über diesen Vogel zu erlesen. Schneider macht sehr deutlich wie verkannt dieser Vogel eigentlich ist und sind ein kleines und gurrendes Loblied mit diesem Buch auf die Taube…

Optik und Haptik entsprechen der Reihe aus dem Verlag und es reiht sich perfekt in diese Sammlung ein. Das Format des Taschenbuches ist hierfür sehr gut gewählt und es ist dennoch hochwertig aufgemacht.

Ich vergebe 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.10.2021

Auf der Suche nach dem Hüter der Stille

Der Schneeleopard
0

Klappentext:

„Im Herbst 1973 bricht Peter Matthiessen mit dem Biologen George Schaller in die höchsten ganzjährig bewohnten Bergtäler der Erde auf: ins nepalesische Dolpo. Hier trotzen Menschen und Tiere ...

Klappentext:

„Im Herbst 1973 bricht Peter Matthiessen mit dem Biologen George Schaller in die höchsten ganzjährig bewohnten Bergtäler der Erde auf: ins nepalesische Dolpo. Hier trotzen Menschen und Tiere extremen Bedingungen ein Leben voller Schärfe und Kontur ab. Und seit Jahrhunderten blüht hier eine Tradition des tibetischen Buddhismus. Schaller will das Brunftverhalten hochalpiner Blauschafe dokumentieren, Matthiessen die Trauer über den Krebstod seiner Frau verarbeiten. Beide verbindet die Faszination für den geheimnisvollsten Bewohner des Dolpos: den Schneeleoparden.“



Ich muss zugeben das mich Titel und Inhalt etwas stutzig gemacht haben, denn die Geschichte „Der Schneeleopard“ von Sylvain Tesson behandelt nichts anderes wie diese Geschichte hier von Peter Matthiessen. Beide flüchten Richtung Nepal zur Sinnsuche und zum ablenken der großen menschlichen Probleme mit sich selbst und wollen den Meister der Leoparden finden: den Schneeleopard. Oder findet er sie?! Sind sie wirklich auf der Suche nach ihm? Unbedingt lesen!

Dennoch muss man klar herausstellen, dass Matthiessen hier diese Reise schon viel früher, vor knapp 50 Jahren, angetreten hat und da war von dem Wort „Achtsamkeit“ kaum die Rede. Er war seiner Zeit, was dieses Thema betrifft, weit voraus.

Neben seinen Erlebnissen und Sichtweisen erleben wir Leser auch die Natur mit ihren Gefährten. Diese Beschreibungen werden gleichzeitig zum Sinnbild für Ruhe, Ausgeglichenheit und zur Einkehr zu sich selbst. Andere gehen ins Kloster oder beichten, Matthiessen ging dafür nach Nepal. Ein weiterer Begleiter dieser ruhesuchenden Menschen wird George Schaller. Der Biologe ist auf einem Tripp und will Untersuchungen anstellen.

Als beide dann mit dem Schneeleoparden in „Berührung“ kommen, wirkt dies auf den Leser wie ein Trostpflaster bzw. wie eine Auflösung der gesamten Schwere - aber dies natürlich nur im Inneren der Seelen.

Sprachlich ist dieses Buch einerseits anspruchsvoll aber anderseits auch authentisch zur damaligen Lage bzw. einfach nur passend zur Situation. Manchmal braucht es nicht vieler Worte um zu verstehen.

Parallelen zu Sylvain Tesson sind durchaus da und gegeben. Beide haben „ihre Bekanntschaft“ mit dem Hüter des Schnees, dem Schneeleoparden, gemacht, aber jeder hat seine Erfahrungen dabei gewonnen.

Noch kurz zur Optik und Haptik: der Verlag versteht es einfach hochwertige Bücher mit tiefsinnigen Inhalt herzustellen. Der feste Einband hat nicht nur ein tolles Cover sondern auch eine feste Haptik. Die Buchseiten und die Bindung von sehr guter Qualität und erklären auch den Preis dieses Werkes.

Ein besonderes Buch mit besonderer Botschaft - 5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 30.10.2021

3 Sterne

Harlem Shuffle
0

Klappentext:

„Eigentlich würde Ray Carney am liebsten ohne Betrügereien auskommen, doch die Einkünfte aus seinem Laden reichen nicht aus für den Standard, den die Schwiegereltern erwarten. Cousin Freddy ...

Klappentext:

„Eigentlich würde Ray Carney am liebsten ohne Betrügereien auskommen, doch die Einkünfte aus seinem Laden reichen nicht aus für den Standard, den die Schwiegereltern erwarten. Cousin Freddy bringt gelegentlich eine Goldkette vorbei, die Ray bei einem Juwelier versetzt. Doch was tun mit dem Raubgut aus dem Coup im legendären „Hotel Theresa“ im Herzen Harlems, nachdem Freddy sich verdünnisiert hat? Als Polizei und Gangster Ray in seinem Laden aufsuchen, steht sein waghalsiges Doppelleben auf der Kippe.“



Gleich vorweg: Colson Whitehead hat mich mit diesem Buch ein wenig enttäuscht. Nach seinem grandiosen Erfolg mit den Nickel-Boys, war natürlich die Vorfreude hierauf groß und die Messlatte weit oben angesetzt. Natürlich legt er auch mit diesem Buch wieder den Finger in die Wunde bzgl. Rassismus, Sozialverhalten etc. aber dennoch hakt es hier an so einigen Stellen. Erzählt wird auf/in drei Zeitebenen die es wahrlich schwer machen vielen Situationen noch sinnig zu folgen. Man verliert irgendwann den Überblick. Einige Parts wiederholen sich und man weiß gar nicht mehr, was bei wem oder wie auch immer warum passiert ist. Seine Sätze sind zu oft zu verschachtelt, aber vielleicht liegt es auch nur an der Übersetzung?! Jedenfalls war kein richtiger Lesefluss hier bei mir aufgekommen. Wie anderen Lesern ebenfalls auffiel, geht Whitehead bei allen Figuren nie in die Tiefe und das ist dadurch sehr oft eben nur eine oberflächliche Betrachtung. Die Figuren bleiben einem fremd, bekommen kein richtiges Gesicht und es sind einfach zu viele - da schwirrt einem echt der Kopf.

Was wirklich sehr gelungen ist, und da kommt Whitehead zu alter Stärke zurück, seine Beschreibungen und Erläuterungen von New York. Diese sind wieder so bildhaft und genau, das man sich durch die Zeilen in die Stadt gedanklich abtauchen konnte. Seine Beobachtungsgabe ist enorm, denn sonst wäre diese Betrachtung hier nicht möglich gewesen. Ja, es ist eine Liebeserklärung an New York aber das mit den Liebesbriefen an seine Protagonisten müssen wir nochmal üben….das sind einfach zu viele und das tut der Geschichte nicht gut. 3 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.10.2021

Es geht weiter!

Die Heimkehr der Störche (Die Gutsherrin-Saga 2)
0

Klappentext:

„1952: Dora ist nach ihrer Vertreibung aus Ostpreußen mit ihrer Familie auf einem Hof in der Lüneburger Heide einquartiert worden. Die einstige Gutstochter ist von der Enge und den täglichen ...

Klappentext:

„1952: Dora ist nach ihrer Vertreibung aus Ostpreußen mit ihrer Familie auf einem Hof in der Lüneburger Heide einquartiert worden. Die einstige Gutstochter ist von der Enge und den täglichen Reiberein mit der Bäuerin erdrückt. Sie träumt davon, Tierärztin zu werden und bricht für ein Studium auf nach Berlin. Dort bekommt sie Hinweise zum Verbleib ihrer großen Liebe Curt von Thorau, der seit Kriegsende als verschollen galt. Sie macht ihn schließlich in einem Stasigefängnis ausfindig und kämpft mit allen Mitteln um seine Freilassung. Doch während der Unruhen im Juni 53 gerät sie zwischen die Fronten und muss Hals über Kopf fliehen. Wird Dora es noch einmal schaffen, neu anzufangen – und Curt wiederzufinden?“



Nachdem der erste Teil der Reihe hier und da ein paar Schwächen gezeigt hat, überzeugt mich dieser zweite Band dafür umso mehr. Die Geschichte rund um Dora spielt nun in der Nachkriegszeit und ist für uns Leser wahrlich turbulent. Alle Szenen werden wunderbar bildhaft und mit dem gewissen Funken an Emotionen erzählt, ohne dabei ins kitschige abzudriften. Hier und da gibt es Stellen an denen man ahnt was wohl kommen könnte und doch wird man hier auch an passender Stelle überrascht. Doras Liebe zu Curt und ihr Berufswunsch der Tierärztin bekommen immer wieder neue Kratzer und Schrammen. Dora ist aber eine Kämpferin, aber als Leser muss man sich fragen, wie lange das noch gut gehen kann.

Der Spannungsbogen ist wunderbar aufgebaut und beschert dem Leser eine sehr gute Leseunterhaltung. Des weiteren werden wir hier nochmal in die Deutsche Geschichte entführt und erleben viele Dinge und Situationen mit, die die meisten nur aus Büchern kennen. Obwohl wir Leser ja bereits wissen was die Zeit so bringt, werden die beiden Protagonisten diesen Situationen einfach stumpf ausgesetzt. Die Verläufe sind schlüssig und nachvollziehbar sowie gut durchdacht.

Eine gelungene Fortsetzung und deshalb gibt es auch 5 von 5 Sterne!