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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2024

Unterhaltsamer Spreewald-Krimi

Vergebens
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Mit „Vergebens“ von Christiane Dieckerhoff durfte ich zum ersten Mal in die Spreewald-Krimireihe eintauchen und Kriminalkommissarin Klaudia Wagner bei ihrem schwersten Fall begleiten.

Der Hund einer älteren ...

Mit „Vergebens“ von Christiane Dieckerhoff durfte ich zum ersten Mal in die Spreewald-Krimireihe eintauchen und Kriminalkommissarin Klaudia Wagner bei ihrem schwersten Fall begleiten.

Der Hund einer älteren Dame auf Pilzsuche findet eine widerwärtig zugerichtete Leiche im Wald. Als sich herausstellt, dass es sich um den Gerichtsvollzieher Willi Rollenhagen handelt, stellt sich die Frage, ob der Täter zu seinem „Kundenkreis“ gehört oder doch im privaten Umfeld zu finden ist. Als Klaudia und ihre Kollegen immer tiefer in diesen Fall hineingezogen werden, geraten sie selbst in Lebensgefahr.



Einem mysteriösen Prolog folgen erste Kapitel, die einen mitten im Spreewald mit seiner sehr besonderen Atmosphäre absetzen. Dieser Aufbau hat mir wirklich gut gefallen. Die Spannung ist von Anfang an da, wird zwischendurch etwas überlagert von persönlichen Details, flammt aber gegen Ende wieder auf und bringt den Krimi zu einem logischen Abschluss.

Wenn man die Reihe noch nicht kennt, erscheinen die vielen Charaktere anfangs etwas verwirrend. Dem arbeitet die Autorin jedoch mit einem Personenregister auf der ersten Seite entgegen, das ich auch fleißig genutzt habe. Und ist man erstmal drin, sind die internen Sympathien und Antipathien auf dem Revier sehr authentisch und eine große Bereicherung für den Roman.

Insgesamt hat mich dieser Kriminalroman sehr gut unterhalten und meinen Wunsch, in den Spreewald zu reisen deutlich verstärkt.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Absolute Leseempfehlung

Die kurze Stunde der Frauen
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Miriam Gebhardt beleuchtet in ihrem Buch „Die kurze Stunde der Frauen“ die Rolle der Frau in der Nachkriegszeit und räumt dabei mit einigen Mythen und Klischees auf. Anhand etlicher zeitgeschichtlicher ...

Miriam Gebhardt beleuchtet in ihrem Buch „Die kurze Stunde der Frauen“ die Rolle der Frau in der Nachkriegszeit und räumt dabei mit einigen Mythen und Klischees auf. Anhand etlicher zeitgeschichtlicher Dokumente, seien es Tagebucheinträge oder Briefe erklärt sie auf eindrucksvolle Weise, wie sich sowohl das Ansehen in der Gesellschaft, aber auch das Selbstverständnis der Frauen in diesen Jahren immer wieder veränderten.
Dass die engagierte, lächelnde Trümmerfrau, die selbstlos ihren Beitrag zum Wiederaufbau leistet, eher als eine politische PR Aktion diente, war mir zum Beispiel völlig neu.
Frauen waren während des Krieges und auch danach oft auf sich allein gestellt, mussten nicht nur sich selbst, sondern auch die Familie ernähren. Zwar wurden sie im Nachhinein für ihr Engagement bewundert, doch schon bald entließ man sie wieder in ihre alte Rolle der Ehefrau und Mutter. Wieso haben sich Frauen diesen Rückschritt in der Emanzipation eigentlich gefallen lassen ? Auch auf diese Frage gibt es in Miriam Gebhardts Buch Antworten.
Die kurze Zeit der „Selbständigkeit“ war ja keineswegs freiwillig und vor dem Hintergrund der unglaublichen körperlichen und psychischen Belastungen, denen Frauen ausgesetzt waren, ist es auch durchaus nachvollziehbar, dass einigen von ihnen das ruhigere Hausfrauendasein der 50 er Jahre willkommen war.

„Die kurze Stunde der Frauen“ ist alles andere als ein nüchtern geschriebenes Sachbuch. Dank der sehr angenehmen Schreibweise, einiger Fotos und der vielen persönlichen Erfahrungen verschiedenster Frauen, die die Autorin zusammengetragen hat, regt es nicht nur zum Nachdenken an, sondern bietet auch sehr unterhaltsame Lesestunden.

Ein unglaublich interessantes Buch, das die Rolle der Frau in den Nachkriegsjahren in ein anderes Licht rückt.
Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Erfrischender Roman über eine Frau am Wendepunkt

Bonjour Agneta
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Mit Ende vierzig fragt sich Agneta, ob es das jetzt eigentlich gewesen sein soll. Ihr Mann ist dem Gesundheitswahn verfallen und nur noch mit seinen Hobbies beschäftigt, ihre Kinder melden sich nur, wenn ...

Mit Ende vierzig fragt sich Agneta, ob es das jetzt eigentlich gewesen sein soll. Ihr Mann ist dem Gesundheitswahn verfallen und nur noch mit seinen Hobbies beschäftigt, ihre Kinder melden sich nur, wenn sie Geld brauchen und in ihrem Job wird sie nicht wirklich wahrgenommen. Eine mysteriöse Zeitungsannonce bewegt Agneta dazu, alles in eine Waagschale zu werfen. Kurzerhand verlässt sie ihre schwedische Heimatstadt, um einen Job in einem kleinen Dorf in der Provence anzunehmen. Das dortige Leben und die Bewohner stellen Agnetas Leben ganz schön auf den Kopf.

Der Roman der schwedischen Autorin Emma Hamberg beginnt sehr amüsant mit einer Hauptprotagonistin, die mir sofort sympathisch war. Agneta mag nach Ansicht ihres Mannes Magnus vielleicht das ein oder andere Kilo zuviel auf den Hüften haben, aber sich seinen Optimierungsbemühungen anzuschließen kommt ihr einfach nicht in den Sinn. Und so isst sie ihren Käse eben heimlich und auch das Gläschen Wein wird nur hervorgeholt, wenn Magnus außer Sichtweite ist.
Das Lebensgefühl in Frankreich ist dann ein ganz anderes und kommt Agneta so viel mehr entgegen als das eher nüchtern durchdachte in ihrer Heimat. Hier trifft sie auf die verschiedensten Charaktere, die von liebenswürdig bis verschroben alles sind, nur nicht langweilig.
Dass Agneta so gut wie kein französisch spricht, was die Kommunikation teilweise fast unmöglich macht, fand ich eher charmant als unrealistisch.
Verschiedene Themen finden Platz in diesem Buch, sodass die Geschichte an manchen Stellen etwas von Agneta abdriftet; sie behält aber immer ihren unterhaltsamen Ton.
Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen, empfand ihn als erfrischend anders.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Humorvoll und unterhaltsam

Was geht, Annegret?
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Annegret ist 69 Jahre alt als ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt wird. Nach dem Tod ihres Mannes soll ihr Haus verkauft und sie selbst am besten in einer Seniorenresidenz unterkommen. So hat es zumindest ...

Annegret ist 69 Jahre alt als ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt wird. Nach dem Tod ihres Mannes soll ihr Haus verkauft und sie selbst am besten in einer Seniorenresidenz unterkommen. So hat es zumindest ihre Tochter Julia geplant. Doch dann zieht Annegret kurzerhand in die WG ihrer Enkelin Isi, die sie nach Berlin eingeladen hat. Dort taucht Annegret, auch Änni genannt, in eine völlig andere Welt ein, wird konfrontiert mit Gendersprache, Veganismus, LGBTQ und Ähnlichem. Zunächst wirkt sie von alldem ziemlich überfordert und muss sich erst einfinden in diese völlig neue Lebenssituation. Doch schon bald merkt Änni - das Leben hat noch soviel mehr zu bieten, als sie bisher ahnte.



Dieser sehr unterhaltsame Roman von Franka Bloom zeigt auf humorvolle Weise, was in jedem Alter wichtig ist: das Gefühl, gebraucht und geschätzt zu werden und eine Aufgabe, bei der man sich lebendig fühlt.

Auch in ihrem „alten Leben“ an der Seite ihres Mannes in einem kleinen ostfriesischen Dorf war Änni zufrieden, doch erst in Berlin zeigt sich, was noch alles in ihr steckt. Sie schließt neue Freundschaften mit den unterschiedlichsten Menschen, geht alten Interessen nach und entdeckt neue.

Viele Charaktere haben mir mit ihrem ganz eigenen Charme sehr gut gefallen, wie der herzliche Gemischtwarenhändler Hämdi oder die Nachbarin Siggi, ein Berliner Original. Einzig die WG und ihre Bewohner hab ich als etwas zu viel des Guten empfunden. Hier wurden wirklich alle Themen hineingepackt, die momentan im Trend liegen, was ich eher anstrengend als sympathisch fand.

Insgesamt habe ich diesen Roman, der zeigt, dass in jedem Alter Platz für Veränderung sein kann, aber sehr gern gelesen und hoffe auf eine Fortsetzung von Ännis Abenteuern in Berlin.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Kriminalfall im wunderschönen Tessin-sehr unterhaltsam erzählt

Schatten über Monte Carasso
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Ambrogio genießt das Leben in vollen Zügen. Wein und gutes Essen haben allerdings etwas überhand genommen, sodass ihm nun eine Kur verordnet wurde, die er in einer exklusiven Wellnessklinik im Tessin antreten ...

Ambrogio genießt das Leben in vollen Zügen. Wein und gutes Essen haben allerdings etwas überhand genommen, sodass ihm nun eine Kur verordnet wurde, die er in einer exklusiven Wellnessklinik im Tessin antreten soll. Zur Unterstützung nimmt er seine Tochter Moira mit, die die kleine Auszeit auch gut gebrauchen kann. Doch hinter den idyllischen Kulissen ist nicht alles so wie es scheint und mit dem plötzlichen Verschwinden einer Patientin treten Dinge ans Licht, die manch einer gern im Verborgenen gelassen hätte.

„Schatten über Monte Carasso“ ist der dritte Tessin Krimi von Mascha Vassena.

Auch wenn man, wie ich, die Hintergründe der Protagonisten nicht durch die ersten beiden Bücher kennt, hat man keinerlei Schwierigkeiten einen Einstieg ins Buch zu finden. Ambrogio und Moira machen es einem leicht, sich von Anfng an gut unterhalten zu fühlen. Überhaupt sind es die Charaktere, die dieses Buch so charmant und abwechslungsreich machen. Ambrogio mit seiner Lebensfreude und Gewitztheit muss man einfach gern haben. Moira hilft in ihrer Funktion als Dolmetscherin wo sie nur kann, um den Fall um die verschwundene Patientin zu lösen. Und das, obwohl sie privat gerade in einer ziemlichen Zwickmühle steckt. Und auch die anderen Patienten und Mitarbeiter der Wellnessklinik bieten genug Stoff für einen unterhaltsamen Kriminalroman. Die sehr angenehme Schreibweise der Autorin, die es mit ihrer tollen Landschaftsbeschreibung geschafft hat, das Tessin auf meiner Urlaubsliste unterzubringen, tut ihr Übriges.

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