Cover-Bild Die kurze Stunde der Frauen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag Herder
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 13.05.2024
  • ISBN: 9783451399381
Miriam Gebhardt

Die kurze Stunde der Frauen

Zwischen Aufbruch und Ernüchterung in der Nachkriegszeit

1945 – der Krieg ist zu Ende, Deutschland liegt in Trümmern. Als wenige Jahre zuvor Millionen Männer an die Front ziehen mussten, hatten die Frauen in den Fabriken, Bombenkellern und auf den Äckern ihre Stellen ausgefüllt. Nun halten sie das Land am Laufen, sichern das Überleben ihrer Familien und helfen, die Trümmer beiseitezuräumen. 

Für keine Phase in der deutschen Geschichte wurden Frauen nachträglich mehr bewundert. Doch trotz der gesetzlichen Gleichstellung von Mann und Frau 1949 fielen die Geschlechtervorstellungen in der BRD und auch der DDR bald wieder in die alten Muster zurück.

Miriam Gebhardt beschreibt in ihrer populären Geschlechtergeschichte das Lebensgefühl deutscher Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg. Dazu hat sie in bislang unerreichter Dichte Selbstzeugnisse von Frauen ausgewertet und stellt konsequent deren Erleben in den Vordergrund. Sie berichtet davon, wie die berühmten „Trümmerfrauen“ zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden. Sie beschreibt den täglichen Überlebenskampf der Familien. Sie benennt Phasen des Aufbruchs und der Selbstermächtigung, und wie die meisten Frauen dann doch wieder in den alten Rollen landeten.

Ihre These lautet: Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau war lediglich ein juristisches Lippenbekenntnis ohne gelebten Inhalt. Diese Schieflage, die bekanntermaßen bis heute besteht, hatte ihren Ursprung in der gesamtgesellschaftlichen Sehnsucht nach Stabilität und Ordnung angesichts der traumatisierenden Kriegserfahrungen. Gebhardt rückt Klischees und Mythen zurecht – und begleitet uns darin, uns mit der eigenen Herkunft auseinanderzusetzen und zu hinterfragen, warum die Gleichberechtigung von Frauen auch heute noch auf sich warten lässt.

Ein beeindruckendes Werk, das nicht nur die Vergangenheit beleuchtet, sondern auch wichtige aktuelle Fragen aufwirft.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2024

Beeindruckendes Portrait über die Rolle der Frauen in der Nachkriegszeit

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Auf beeindruckende Weise arbeitet die Historikerin und Journalistin Miriam Gebhardt in "Die kurze Stunde der Frauen - Zwischen Aufbruch und Ernüchterung in der Nachkriegszeit" die Geschichte der deutschen ...

Auf beeindruckende Weise arbeitet die Historikerin und Journalistin Miriam Gebhardt in "Die kurze Stunde der Frauen - Zwischen Aufbruch und Ernüchterung in der Nachkriegszeit" die Geschichte der deutschen Frauen in eben jener Zeit auf. Sie kommt dabei nicht umhin, einige Mythen zu widerlegen. Etwa jene, dass Frauen im Nationalsozialismus bloß Opfer waren und vom System der Massenvernichtung nichts wussten. Oder dass die "Trümmerfrauen" das Land aus Eigeninitiative wieder aufbauten. Gekonnt zeigt sie auch die Vorgeschichte zu den jeweiligen Entwicklungen auf und macht somit deutlich, dass es nicht plötzlich zu gesellschaftlichen Veränderungen kam, sondern diese sich teilweise über Jahrzehnte ausbildeten.

Sie verwendet dabei verschiedene Arten von Quellen, beispielsweise Tagebücher, Briefe oder Wanderbücher. Durch diese eindringlichen Zeitzeuginnenberichte unterlegt sie ihre Thesen stichhaltig, ohne zu verallgemeinern und an Quellenkritik zu sparen. Außerdem werden die Erläuterungen durch diese persönlichen Eindrücke lebendiger, verständlicher und kurzweiliger.

Besonders ist auch, dass die Autorin ein Augenmerk auf die Unterschiede zwischen den Entwicklungen in der BRD und der SBZ bzw. DDR legt. Sie veranschaulicht, dass die Rolle der Frau in der DDR nicht etwa gleichberechtigt war, wie oftmals angenommen wird, sondern sie zusätzlich zur Notwendigkeit Arbeiten zu gehen, noch die Doppelbelastung der Care Arbeit übernehmen musste. Auch das konservative Bild des zwanghaft wieder etablierten bürgerlichen Familienbilds in der BRD, welches Alleinerziehende, Vergewaltigte und Alleinstehende mannigfach diskriminierte, weiß zu schockieren. Gebhardt erläutert verständlich, wie es dazu kommen konnte, dass Frauen im Westen weniger Lohn für ihre Arbeit bekamen und es oft für Frauen wenig attraktiv war, sich in der Politik zu engagieren. Traurig ist die Erkenntnis, dass sich viele Frauen mit ihrer zugewiesenen Rolle abgefunden und diese hingenommen haben, obwohl die Entwicklung vor dem Nationalsozialismus bereits eine andere war.

Mein Fazit: Miriam Gebhards Sachbuch macht verständlich, weshalb Frauen in Deutschland bis heute noch keine volle Gleichberechtigung erfahren. Es widerlegt einige Mythen über die Geschichte der Frauen in der deutschen Nachkriegszeit und zeigt die unterschiedlichen Entwicklungen in Ost- und Westdeutschland auf. Und es bestätigt für mich persönlich, dass der einzige Weg aus der patriarchalen Unterdrückung nur der Zusammenhalt sein kann.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

sehr interessant und gut recherchiert

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Miriam Gebhardt beschreibt einzelne Aspekte der „Trümmerfrauen“, beispielsweise ihre Rolle während des Krieges und in der Nachkriegszeit, die durch Tagebuchauszüge begleitet und erläutert werden. Es geht ...

Miriam Gebhardt beschreibt einzelne Aspekte der „Trümmerfrauen“, beispielsweise ihre Rolle während des Krieges und in der Nachkriegszeit, die durch Tagebuchauszüge begleitet und erläutert werden. Es geht unter anderem um aus der Not, der Erfordernis oder als Straf- und Sühnearbeit übernommene Aufgaben wie das Steineräumen, hamstern gehen oder berufliche Tätigkeiten, aber auch um Massenvergewaltigungen durch die Allierten sowie die Folgen für eben diese Frauen, um ihren politischen Einfluß im Laufe der Jahre und Veränderungen für die einzelne Frauen in der Politik gekämpft haben. Sehr spannend waren für mich die Betrachtungen der Erziehungsratgeber, deren Auswirkungen die geburtenstarken Jahrgänge des letzten Jahrhunderts immer noch zu spüren bekamen. Man merkt dem Buch an, dass Miriam Gebhardt sehr gut recherchiert hat; mir war einiges ihrer Ausführungen nicht bekannt, anderes hatte ich schon mal gehört. Die Zusammenfügung und Betrachtung der Nachkriegsjahre für die Frauen, dem Versuch von Gleichberechtigung und, wie lange dieser Weg gedauert hat, mit Mythen, Stagnation und Rückschritten, fand ich interessant aufgezeigt. Manche Zusammenhänge und Hintergründe, besonders auch in Erziehungsfragen meiner Kindheit, habe ich von einer ganz anderen Perspektive betrachten können. Insgesamt finde ich das Buch sehr interessant und vieles im großen Zusammenhang erklärend.

Veröffentlicht am 05.06.2024

Aufschlussreich und wichtig!

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Miriam Gebhardt schreibt dieses Sachbuch von Anfang an spannend und interessant. Wenn es nicht so dicht mit Informationen zum Verdauen und Reflektieren gewesen wäre, hätte ich es in einem Zug durchgelesen. ...

Miriam Gebhardt schreibt dieses Sachbuch von Anfang an spannend und interessant. Wenn es nicht so dicht mit Informationen zum Verdauen und Reflektieren gewesen wäre, hätte ich es in einem Zug durchgelesen. Sie schreibt gekonnt, selber ist sie Journalistin und Historikerin, eine perfekte Kombination, da diese ausführliche Recherche und Zusammenfassung sehr gut aufgebaut und verständlich dargestellt ist
Anhand von schriftlichen Dokumenten und Tagebucheinträgen von Frauen, die ab 1900 geboren wurden erarbeitet sich M. Gebhardt ihr Fazit. Welche Rolle bekamen die Frauen nach dem 2. Weltkrieg im politischen und sozialen Kontext, welche Möglichkeiten sahen sie daraus und ergriffen Chancen auch im Privaten. Die Erzählungen meiner 1928 geborenen Mutter als Zeitzeugin, mit der ich auch über dieses Buch gesprochen habe, runden mein Bild zu diesen Schlussfolgerungen ab. Jetzt kann ich weitaus besser verstehen, welchen Grenzen der Frau damals gesetzt wurden, was prägend war und welche Chancen und Möglichkeiten überhaupt machbar waren. Verhaltensweisen und Vorstellungen, die mich erzogen haben, ergeben einen größeren Sinn, nämlich nicht nur einen persönlichen sondern einen mit sozialem und politischen Ursprung. Wie wurde der Alltag bewältigt, welche Möglichkeiten gab es, mit den vielfältigen hereingebrochenen Situationen und Schicksalsschlägen umzugehen? Das Leben ging weiter, die Hilfe von posttraumatischen Belastungsstörungen wurde noch nicht angeboten. Frauen, die Protagonisten in diesem Sachbuch, kämpften mit schlechter Startposition, moralisch, psychisch und körperlich vorerst um Existenzielles; schafften sie eine Selbstwirksamkeit? „ die innere Überzeugung zu haben, schwierige oder herausfordernde Situationen gut meistern zu können – und das aus eigener Kraft heraus“. Aus heutiger Sicht erscheinen die Berichte der Frauen teils erschreckend und erwecken Empörung, im damaligen Sozialsystem im Stich gelassen worden zu sein.
Das Buch stellt Vorreiterinnen, die politischen Einfluss erlangten dar, die die heutige Gleichberechtigung auch in der Verfassung maßgeblich durchgesetzt haben, aber auch Heldinnen des Alltags, die ihre Biographie in Tagebüchern aufschrieben. Auch erfährt man die Geschichte der klassischen Aufgabenverteilung von Mann und Frau, die weit vor dem 2. Weltkrieg ihren Anfang nahm und auch die Bedingungen und Möglichkeiten der Frau in der späteren DDR als Gegenüberstellung.
Alles ergibt in diesem Zusammenhang Sinn und Bedeutung und vor allem Verständnis für die Vergangenheit, die uns geprägt hat und das Bewusstsein, dass die heutigen demokratischen Rechte und Möglichkeiten, hart gegen ein Patriarchat erkämpft worden sind und noch vor nicht allzu langer Zeit keineswegs selbstverständlich waren. Miriam Gebhardt hat ein Sachbuch geschrieben, das ein wichtiges Zeitzeugnis ist, mit ihren Schwerpunkten und Schlussfolgerungen, die mich überzeugt haben und mir eine schon lange überfällige Sicht auf einen größeren Zusammenhang aufgezeigt haben. Sehr viele Aha-Erlebnisse machen das Buch durchgängig spannend. Absolute Empfehlung!

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Absolute Leseempfehlung

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Miriam Gebhardt beleuchtet in ihrem Buch „Die kurze Stunde der Frauen“ die Rolle der Frau in der Nachkriegszeit und räumt dabei mit einigen Mythen und Klischees auf. Anhand etlicher zeitgeschichtlicher ...

Miriam Gebhardt beleuchtet in ihrem Buch „Die kurze Stunde der Frauen“ die Rolle der Frau in der Nachkriegszeit und räumt dabei mit einigen Mythen und Klischees auf. Anhand etlicher zeitgeschichtlicher Dokumente, seien es Tagebucheinträge oder Briefe erklärt sie auf eindrucksvolle Weise, wie sich sowohl das Ansehen in der Gesellschaft, aber auch das Selbstverständnis der Frauen in diesen Jahren immer wieder veränderten.
Dass die engagierte, lächelnde Trümmerfrau, die selbstlos ihren Beitrag zum Wiederaufbau leistet, eher als eine politische PR Aktion diente, war mir zum Beispiel völlig neu.
Frauen waren während des Krieges und auch danach oft auf sich allein gestellt, mussten nicht nur sich selbst, sondern auch die Familie ernähren. Zwar wurden sie im Nachhinein für ihr Engagement bewundert, doch schon bald entließ man sie wieder in ihre alte Rolle der Ehefrau und Mutter. Wieso haben sich Frauen diesen Rückschritt in der Emanzipation eigentlich gefallen lassen ? Auch auf diese Frage gibt es in Miriam Gebhardts Buch Antworten.
Die kurze Zeit der „Selbständigkeit“ war ja keineswegs freiwillig und vor dem Hintergrund der unglaublichen körperlichen und psychischen Belastungen, denen Frauen ausgesetzt waren, ist es auch durchaus nachvollziehbar, dass einigen von ihnen das ruhigere Hausfrauendasein der 50 er Jahre willkommen war.

„Die kurze Stunde der Frauen“ ist alles andere als ein nüchtern geschriebenes Sachbuch. Dank der sehr angenehmen Schreibweise, einiger Fotos und der vielen persönlichen Erfahrungen verschiedenster Frauen, die die Autorin zusammengetragen hat, regt es nicht nur zum Nachdenken an, sondern bietet auch sehr unterhaltsame Lesestunden.

Ein unglaublich interessantes Buch, das die Rolle der Frau in den Nachkriegsjahren in ein anderes Licht rückt.
Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Interessantes Sachbuch

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Mit diesem Buch räumt Miriam Gebhart, Autorin zahlreicher Sachbücher, die sich mit Frauenschicksalen in und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland beschäftigen, mit einigen der Mythen auf. Vor ...

Mit diesem Buch räumt Miriam Gebhart, Autorin zahlreicher Sachbücher, die sich mit Frauenschicksalen in und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland beschäftigen, mit einigen der Mythen auf. Vor allem der Untertitel „Zwischen Aufbruch und Ernüchterung in der Nachkriegszeit" zeigt die Veränderungen, die nun auf die Frauen warten, nachdem der Traum vom „Tausendjährlichen Reich“ endlich geplatzt ist.

Anhand von Interviews, Tagebücher sowie das Zusammentragen von historischen Quellen und deren Analyse zeichnet die Historikerin und Journalistin ein durchaus ambivalentes Bild der Frauen und der Gesellschaft. Ihre Erkenntnisse teilt sie, neben Vor- und Nachwort in neun Bereiche:

Unschuldsvermutung
Gewalterfahrung
Trümmersaga
Überlebenssicherung
Arbeitsmoral
Politische Schwestern
Lebensentwürfe im Kalten Krieg
Kinder großziehen
Ehemänner und andere Träume

Der Schreibstil ist, wie ich es von Miriam Gebhardt kenne, sachlich aber sehr informativ und flüssig. Diese Zeit(en) sind für uns schwer vorstellbar. Manche Aus- und Nachwirkung kennen (erahnen) einige von uns durch unsere Mütter. Meine Großmutter (Jg. 1910) und meine Mutter (Jg. 1940) haben den einen oder anderen Knacks für ihr Leben bekommen, den sie an mich - ohne es zu wissen bzw. es zu wollen - weitergegeben haben.

Diese Zeit wurde geprägt durch Gewalt, Hunger, Grausamkeiten und der tägliche Kampf ums Überleben.

Sehr interessant für mich als Österreicherin sind die beschriebenen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland.

Gut verstehen kann ich, dass manche Frauen froh waren, die Verantwortung wieder abzugeben. Viele jedoch, die mehrere Jahre die Rumpffamilie und ev. einen Betrieb er- und zusammengehalten haben, wollten oder konnten sich nicht mehr auf das Abstellgleis schieben lassen, zumal die zurückkehrenden Männer auch nicht mehr die von früher waren. Traumatisierte Menschen, die sich in und mit den veränderten Rahmenbedingungen kaum zurecht fanden.

Miriam Gebhardt versucht zu erklären, warum diese Ereignisse unser Leben bis heute beeinflusst. Mit einigen Mythen und Klischees (Stichwort „Trümmerfrauen“) räumt sie (hoffentlich) für immer auf.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem kritischen Blick auf diese „kurze Stunde der Frauen“ 5 Sterne.