Der Zauber des Anfangs
Akikos stilles Glück»Du verbringst seit fast dreißig Jahren Zeit mit dir. Das bedeutet aber nicht, dass du dich kennst.«
Hauptfigur ist die neunundzwandzigjährige Akiko, die als Buchhalterin arbeitet und alleinstehend in ...
»Du verbringst seit fast dreißig Jahren Zeit mit dir. Das bedeutet aber nicht, dass du dich kennst.«
Hauptfigur ist die neunundzwandzigjährige Akiko, die als Buchhalterin arbeitet und alleinstehend in einer Wohnung in Tokio lebt. Sie ist „entsetzlich schüchtern“ und einsam, seit ihre Mutter gestorben ist. Als sie den geheimnisvollen Kento wiedersieht, beginnt sie, über ihr Leben nachzudenken. „Je mehr ich von ihm erfuhr, je mehr er von sich erzählte, umso rätselhafter wurde er mir.“ Seine Geheimnisse sind wie ein Spiegel. Kennt sie sich eigentlich richtig? Die Gedanken, die Akiko sich macht, reichen zurück in die Schulzeit und sie stellt sich beispielsweise vor, Teil einer Simulation zu sein, was sie das Mobbing ertragen lässt, dem sie während der Schulzeit ausgesetzt war. Sie möchte sich selbst heiraten, weil sie lieber allein ist und hadert mit dem Verlust ihrer alleinerziehenden Mutter, die sie belogen hat. Es sind die Gespräche mit Freunden wie Tomomi, deren Mann sie kaum noch bemerkt, oder Naoko, die als Solo-Braut inspiriert, und vor allem mit Kento, der ihrem Leben eine neue Wendung gibt, als sich ihr die Frage aufdrängt: Was wäre, wenn …
»Ich hatte mich verlaufen. Ich irrte durch die Tage und meinen Alltag und suchte vergeblich.«
Der Schreibstil ist schnörkelos, klar und treffend. Erst denkt man, es geht nur um die sich langsam entwickelnde Beziehung zu Kento, der als Hikikomori
isoliert und zurückgezogen von überstimulierendem Reizen lebt und seine Wohnung nur nachts verlässt. Akiko mag ihn schon seit der Junior High School, auch wenn sie kaum miteinander gesprochen haben. Sie bleiben seit dem Treffen in Verbindung und mit Geschichten „Aus K.s Welt“ und Haikus lässt Kento sie an seinem Leben teilhaben. Tatsächlich steht jedoch Akikos Entwicklung im Vordergrund, die mit Sorgfalt und Glaubhaftigkeit in leisen Tönen so intensiv dargestellt wird, dass es eine Freude ist, sich darin zu verlieren. Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann das in diesem Roman viel zu viel Alkohol getrunken wird.