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Veröffentlicht am 11.12.2024

Der Zauber des Anfangs

Akikos stilles Glück
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»Du verbringst seit fast dreißig Jahren Zeit mit dir. Das bedeutet aber nicht, dass du dich kennst.«

Hauptfigur ist die neunundzwandzigjährige Akiko, die als Buchhalterin arbeitet und alleinstehend in ...

»Du verbringst seit fast dreißig Jahren Zeit mit dir. Das bedeutet aber nicht, dass du dich kennst.«

Hauptfigur ist die neunundzwandzigjährige Akiko, die als Buchhalterin arbeitet und alleinstehend in einer Wohnung in Tokio lebt. Sie ist „entsetzlich schüchtern“ und einsam, seit ihre Mutter gestorben ist. Als sie den geheimnisvollen Kento wiedersieht, beginnt sie, über ihr Leben nachzudenken. „Je mehr ich von ihm erfuhr, je mehr er von sich erzählte, umso rätselhafter wurde er mir.“ Seine Geheimnisse sind wie ein Spiegel. Kennt sie sich eigentlich richtig? Die Gedanken, die Akiko sich macht, reichen zurück in die Schulzeit und sie stellt sich beispielsweise vor, Teil einer Simulation zu sein, was sie das Mobbing ertragen lässt, dem sie während der Schulzeit ausgesetzt war. Sie möchte sich selbst heiraten, weil sie lieber allein ist und hadert mit dem Verlust ihrer alleinerziehenden Mutter, die sie belogen hat. Es sind die Gespräche mit Freunden wie Tomomi, deren Mann sie kaum noch bemerkt, oder Naoko, die als Solo-Braut inspiriert, und vor allem mit Kento, der ihrem Leben eine neue Wendung gibt, als sich ihr die Frage aufdrängt: Was wäre, wenn …

»Ich hatte mich verlaufen. Ich irrte durch die Tage und meinen Alltag und suchte vergeblich.«

Der Schreibstil ist schnörkelos, klar und treffend. Erst denkt man, es geht nur um die sich langsam entwickelnde Beziehung zu Kento, der als Hikikomori
isoliert und zurückgezogen von überstimulierendem Reizen lebt und seine Wohnung nur nachts verlässt. Akiko mag ihn schon seit der Junior High School, auch wenn sie kaum miteinander gesprochen haben. Sie bleiben seit dem Treffen in Verbindung und mit Geschichten „Aus K.s Welt“ und Haikus lässt Kento sie an seinem Leben teilhaben. Tatsächlich steht jedoch Akikos Entwicklung im Vordergrund, die mit Sorgfalt und Glaubhaftigkeit in leisen Tönen so intensiv dargestellt wird, dass es eine Freude ist, sich darin zu verlieren. Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann das in diesem Roman viel zu viel Alkohol getrunken wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2024

Solider Detektiv-Thriller

Bis in alle Endlichkeit
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«Fünf Winter» hatte mich damals schon auf James Kestrels aufmerksam gemacht. Sein neuster Thriller überzeugt zudem mit solider Detektivarbeit, zunehmender Spannung, Unvorhersehbarkeit und Charakteren mit ...

«Fünf Winter» hatte mich damals schon auf James Kestrels aufmerksam gemacht. Sein neuster Thriller überzeugt zudem mit solider Detektivarbeit, zunehmender Spannung, Unvorhersehbarkeit und Charakteren mit Potenzial.
San Francisco 2019: Einzelgänger und Privatdetektiv Lee Crowe gerät in eine Verschwörung als er, als erster am Tatort, die Leiche von Claire Gravesend fotografiert. Ihre reiche und einflussreiche Mutter Olivia Gravesend beauftragt Crowe schließlich mit dem Fall, bei dem er selbst ins Kreuzfeuer gerät. Der Einstieg gibt detailreiche Einblicke in das Leben eines Privatdetektivs. Es braucht seine Zeit, bis die Handlung über den Klappentext hinausgeht. Das macht diesen Thriller nicht durchgehend spannend oder mitreißend, aber wenn es spannend wird, dann bleibt man gerne dran, zumal man mit überraschenden Wendungen belohnt wird. Diese Lesemomente mehren sich schließlich und ich schätze vor allem die konsequente Perspektive von Lee Crowe und seine sachliche Herangehensweise. Das Ende ist klasse und es könnte sich sogar eine Fortsetzung ankündigen, wie es scheint. Ich würde sie lesen. Mein Fazit: Nicht so herausragend wie «Fünf Winter», aber ein lesenswerter Thriller im Noir-Stil.

Veröffentlicht am 07.12.2024

Drachen in allen Lebensgrößen

Ich fürchte, Ihr habt Drachen
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Eine Königreich und seine Drachenplage. Dazu ein Held Widerwillen und eine verwöhnte Prinzessin. Das klingt schon märchenhaft, fantasievoll und sehr unterhaltsam. Peter S. Beagle schreibt bildlich, poetisch ...

Eine Königreich und seine Drachenplage. Dazu ein Held Widerwillen und eine verwöhnte Prinzessin. Das klingt schon märchenhaft, fantasievoll und sehr unterhaltsam. Peter S. Beagle schreibt bildlich, poetisch und mit amüsanter Ironie. Also eher ein Buch zum Genießen, statt schnellem Weglesen. Mühelos und unaufdringlich bringt er seine Weisheiten unter und kreiert herrlich überzeichnete Charakter. Einige Sätze davon sind zitierwürdig. Mit steigender Seitenzahl ändert sich der Grundton ein bisschen, denn das gefährliche und düstere Abenteuer gibt nicht immer Anlass zur Freude. Es ist ein kurzweiliger Fantasy-Roman nach meinem Geschmack, mit einer guten Mischung aus Überraschungen und Vorhersehbarkeit. Roberts Entwicklung und das Zusammenraufen der drei Hauptfiguren war unterhaltsam, konnte jedoch nicht durchweg die Spannung halten. Das illustrierte Vor- und Nachsatzpapier wird jeden erfreuen, der Drachen mag, auch wenn mit ihnen hier nicht zimperlich umgegangen wird.

Veröffentlicht am 02.12.2024

Zog eindruckslos an mir vorüber

Neun Tage Wunder
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Dieser Roman erzähl von Anni aus Glückstadt, einer angehenden Liebesbeziehung vor zehn Jahren und ihrem gegenwärtigen Leben mit Ben.
«Neun Tage Wunder» ist für alle, die eine sehr leicht zu lesende Liebesgeschichte ...

Dieser Roman erzähl von Anni aus Glückstadt, einer angehenden Liebesbeziehung vor zehn Jahren und ihrem gegenwärtigen Leben mit Ben.
«Neun Tage Wunder» ist für alle, die eine sehr leicht zu lesende Liebesgeschichte für Zwischendurch suchen, die tragisch, sehr romantisch und gefühlvoll ist. Es bereitet Vergnügen von all den Verstrickungen zu wissen, während sich Schriftsteller Ben ahnungslos mit Inspirationsquelle Lukas trifft, der ihr von Nika erzählt, und seine Anni nicht ahnt, dass ihr Freund unwissend ihre große Liebesgeschichte aufschreibt, die sie verheimlicht hat. Bis Ben schließlich Zusammenhänge zwischen Anni und Nika erkennt und fürchtet, sie für immer zu verlieren. Denn „mit Fehlern aus der Vergangenheit ist es vermutlich so wie mit Postern, die zu lange an der Wand hängen. Selbst wenn man sie endlich beseitigt, bleibt ein Abdruck zurück.“ Das ergibt eine abgerundete Geschichte ohne Ecken und Kanten, zugunsten der Wohlfühlatmosphäre. Das war eins der Dinge, die diese Erzählung eindruckslos an mir vorüberziehen ließ. Mir fehlte der Humor, der die Tragik abschwächt, die sich einfach zu ernst nimmt. Deshalb gefiel mir auch die Perspektive von Ben noch am besten, während Gegenwarts-Anni und Vergangenheits-Anni zwei andere Erzählstränge bildeten. Eher eine Romanze in einer Romanze zum Abschalten, die sicher ihren Anklang findet.

Veröffentlicht am 02.12.2024

Himari und das kleine Café

Das kleine Café der zweiten Chancen
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Hauptfigur ist Himari, die einst ein Wunderkind am Piano war, aber nach einem Unfall nicht mehr spielen kann. Die Enttäuschung ihrer Mutter ist groß. Sie setzt ihre Tochter unter Druck, ihr Talent nicht ...

Hauptfigur ist Himari, die einst ein Wunderkind am Piano war, aber nach einem Unfall nicht mehr spielen kann. Die Enttäuschung ihrer Mutter ist groß. Sie setzt ihre Tochter unter Druck, ihr Talent nicht zu verschwenden und Himari fühlt sich Zuhause zunehmend unwohl. Auf ihrem Schulweg lernt Himari eine Frau kennen, die ihr Mut macht, am nächsten Tag jedoch verschwunden ist. Stattdessen findet sie das erwähnte Café am Rand eines wunderschönen Parks und die Wächterin der Zeit und Besitzerin Frau Hayari. Sie ermöglicht allen eine kurze Reise in die Vergangenheit, die ihr Café besuchen und eine Entscheidung in ihrem Leben bereuen. Himari lernt verschiedene Menschen und ihre Geschichten kennen, lernt guten Kaffee zu schätzen und erhält einige Lektionen. Als sie die Zwillinge Tsukko udn Ryuta kennenlernt, verändert sich ihr Leben.

Die Atmosphäre des Café ist wirklich gelungen. Frau Hayari ist wertschätzend und nachsichtig mit ihren Gästen, während Hund Mokka die Leute anzieht. Wenn man Kaffee liebt, dann werden die Beschreibungen richtig Lust auf die nächste Tasse machen. Die Geschichte war viel zu kurz und hörte leider abrupt auf. Zu einer Fortsetzung konnte ich jedoch nichts finden. Die eingebaute Bedeutung von Michael Endes Klassiker «Die unendliche Geschichte» fand ich richtig schön und auch Himaris Entwicklung, auch wenn die Vorstellung eines Kindes für mich an manchen Stellen nicht passte, profitiert von den Erfahrungen im Café. Hier fehlte mir allerdings ein passender Abschluss für Himari. Insgesamt blieb die Geschichte hinter meinen Erwartungen zurück. Die Idee und einige Details sind toll, aber die dramatische Umsetzung konnte mich gar nicht verzaubern.