Profilbild von LaCalaveraCatrina

LaCalaveraCatrina

Lesejury Star
offline

LaCalaveraCatrina ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LaCalaveraCatrina über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2024

Mitreißendes Hörerlebnis

Das Baumhaus
0

„Völlig abgeschottet von der restlichen Welt. Und darin thronte, wie ein großes hässliches Vogelnest, das Baumhaus.“

Henrik und Nora leben eigentlich mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn in Greifswald. Als ...

„Völlig abgeschottet von der restlichen Welt. Und darin thronte, wie ein großes hässliches Vogelnest, das Baumhaus.“

Henrik und Nora leben eigentlich mit ihrem fünfjährigen Sohn Fynn in Greifswald. Als Nora erfährt, dass es im schwedischen Västernorrland noch das altes Haus von Henriks Großvater gibt, sieht sie es als Chance, ihrem Stalker zu entkommen. Henrik entdeckt im Wald ein Baumhaus und ihn suchen Erinnerungen heim, während Fynn von einem Mann erzählt, der ihm im Wald eine Puppe geschenkt hat und er schließlich verschwindet. Ein anderer Handlungsstrang erzählt von Rosa, die vom Tod und Verwesung fasziniert ist, und im Wald, bei ihren Grabungen nach Tieren, das Skelett eines Kindes findet. Und dann ist da noch die geheimnisvolle Marla, das wilde Waldmädchen, das in dem Baumhaus lebt und von einem Mann gefangen gehalten wird.

Vera Buck hat den Bullerbü-Traum platzen lassen, denn man sollte sein Haus auch in Schweden lieber abschließen. Die Handlung ist unvorhersehbar verstrickt und die Protagonisten machen einen nervenaufreibenden Albraum durch, der mitreißend und spannend, aus vier Ich-Perspektiven, erzählt wird. Ich habe das Hörbuch gehört und es war ein echter Genuss, weil jede Perspektive ihren eigene Stimme hat. Das macht es leicht, sich mitreißen zu lassen, weil den Emotionen sehr lebendig Ausdruck verliehen wurde. Noras Verzweiflung klingt mir jetzt noch in den Ohren. Ein atmosphärisches, emotionsgeladenes Hörerlebnis, bis zum Schluss spannend. Unbedingt mal reinhören.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Eine Geschichte über Freundschaft zum Wohlfühlen

Das Licht in den Birken
0

Dieser schöne Roman löst das Versprechen ein, das der wohlklingende Titel und das verheißungsvolle Cover machen. Erzählt wird aus drei Blickwinkeln in der dritten Person. Die gesellige Thea, die viele ...

Dieser schöne Roman löst das Versprechen ein, das der wohlklingende Titel und das verheißungsvolle Cover machen. Erzählt wird aus drei Blickwinkeln in der dritten Person. Die gesellige Thea, die viele Jahre nach Portugal ausgewandert ist und nun mit zwei Ziegen in die Lüneburger Heide, auf einen Moorhof, zurückkehrt. Dort trifft sie auf ihren Vermieter, den nordisch kühlen Tierflüsterer Benno, der aus finanzieller Not vermietet und eigentlich wenig Lust auf Gesellschaft hat. Juli nimmt eine Auszeit und wandert nach Amsterdam, um ihren verstorbenen Großvater zu ehren. Die beiden Frauen bringen frischen Wind in Bennos Einsiedlertum, der seinen Problemen nicht mehr allein gewachsen ist, davor aber die Augen verschließt. Jeder von ihnen hat ein Sorgenpacket, aber zusammen ist alles leichter, oder?

Die Charaktere haben eine lebendige und tolle Dynamik, die mit zunehmender Seitenzahl immer mehr Raum einnimmt. Denn es geht um Freundschaft, Familie, Solidarität und den Neustart. Thea hat ihre ganz eigene gefühlvolle Art und Juli ist mutig und einfühlsam. Ich mochte auch die Feinheiten, die Wortwahl und klugen Sätze, oder das traumhafte Lokalkolorit und den „Soundtrack des Hofmorgens“, was vor allem in der ersten Hälfte zum Träumen einlädt. „Es war das pure Glück, hier zu sitzen.“ Das spürt man beim Lesen und es ist toll, durch die bildliche und nahe Schreibweise an diesen Ort zu reisen und mitzuverfolgen, wie drei Unbekannte zu Freunden werden und sich gegenseitig helfen. Dabei gibt es einige Überraschungen und ich empfand den Roman als angenehm mitreißend und vielseitig, ohne zu überfrachtet zu sein. Ein bisschen aus dem Leben gegriffen, ein bisschen dramatisch, zu Herzen gehend und durchweg unterhaltsam. Empfehlenswert, für eine wohlige Lesezeit.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Ida will nicht ertrinken

Windstärke 17
0

«Windstärke 17» erzählt die Geschichte von Ida und wie sie eine schwere Zeit überwindet. Sie ist die Schwester von Tilda, die sich in «22 Bahnen» freischwamm. Tilda wohnt mit ihrer Familie in Hamburg und ...

«Windstärke 17» erzählt die Geschichte von Ida und wie sie eine schwere Zeit überwindet. Sie ist die Schwester von Tilda, die sich in «22 Bahnen» freischwamm. Tilda wohnt mit ihrer Familie in Hamburg und die Schwestern haben ein angespanntes Verhältnis. Für Ida beginnt ein neuer Lebensabschnitt, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Mit Wut, Trauer und Schuldgefühlen im Gepäck landet sie eher zufällig auf Rügen. Dort lernt sie Marianne und Knut kennen, bei denen sie wohnt und Lief, den DJ, den sie lieb gewinnt.

Geschrieben in der Ich-Perspektive ist man Idas Gedanken und Gefühlschaos ganz nah, stets nachvollziehbar. Die Handlung ist beinahe alltäglich, wirkt sehr real und authentisch. Das Besondere sind die Beobachtungen, die Feinheiten, die Einblicke in Idas innere Welt. Atmosphärisch geschrieben, taucht man in die Ostsee ein, spürt man Mariannes warme Ausstrahlung und die Wirkung. Mein Lesefluss kam an manchen Stellen ins Stocken: bei Wiederholungen, die erst in Idas Gedankenwelt eintreten und dann ausgesprochen werden, oder Dialogen, die mit Namen und Doppelpunkt aufgelistet sind. Das liegt mir nicht so. Es wirkt so unnatürlich. Davon abgesehen, hat mir die Tiefe gefallen, weil es eindrücklich um Trauerverarbeitung, dem Erwachsenenwerden, einer Schwesternbeziehung und zufälligen Begegnungen geht, die viel bewirken können. Kann man auch lesen, wenn man «22 Bahnen» nicht kennt.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Der Widerstand von Hannie Schaft

Wir waren nur Mädchen
0

«Wir waren nur Mädchen» erzählt eindrucksvoll die Geschichte von der niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft, die sich 1940 der bewaffneten Widerstandsgruppe RVV anschliesst, um ihre jüdischen ...

«Wir waren nur Mädchen» erzählt eindrucksvoll die Geschichte von der niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft, die sich 1940 der bewaffneten Widerstandsgruppe RVV anschliesst, um ihre jüdischen Freundinnen Philine und Sonja vor den Nationalsozialisten beschützen zu können. Eine ihrer Kontaktpersonen ist Jan, der ihr das Schießen beibringt. Die Nähe zu ihm bringt sie durcheinander und Hannie entwickelt Gefühle für Jan. Schließlich wird sie zu einer gesuchten Kämpferin, die alles für die Freiheit riskiert.

„Bitte lasst mich nicht sterben, bevor der Krieg vorbei ist.“

Spannend und mitreißend geschrieben, nimmt einen dieses Buch sehr ein. Alles ist greifbar und Hannies Gedanken und Gefühle lassen sich bedrückend gut nachvollziehen. Die Angst, ertappt, verraten oder festgenommen zu werden, die Qualen der Hilflosigkeit, der Hannie durch ihren Widerstand bewusst zu entkommen versucht. Die tragischen Verbrechen, das schreckliche Leid, da gab es Textstellen in der zweiten Hälfte, die waren schwer auszuhalten. Vor allem erhält man dadurch Einblicke, wie sich der Widerstand aufgebaut hat und wie gefährlich es war. Insgesamt ein beindruckendes Buch, dass ein ehrwürdiges Bild von der starken Hannie Schaft zeichnet, welches zutiefst berührt, und vor Augen führt, was man sich nicht vorzustellen wagt. Besonders das ausführliche Nachwort macht bewusst, wie wichtig solche wahren Geschichten sind und welche Verbrechen damals geschahen. Besonders in der heutigen Zeit sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 18.05.2024

Tragisch, toxisch, einnehmend

Geordnete Verhältnisse
0

Es ist kein aufregendes oder spannendes Buch, trotzdem fand ich es unterhaltsam und interessant, zu erfahren, warum Faina mit Philipp eine so ungewöhnliche Verbindung eingeht und was sich daraus entwickelt.
Geschrieben ...

Es ist kein aufregendes oder spannendes Buch, trotzdem fand ich es unterhaltsam und interessant, zu erfahren, warum Faina mit Philipp eine so ungewöhnliche Verbindung eingeht und was sich daraus entwickelt.
Geschrieben ist das Buch aus zwei Perspektiven in der dritten Person, die sich unregelmäßig abwechseln. Aber gerade bei Philipp ist die Sicht aus Meinung und Rechtfertigung für sein Handeln so geschrieben, dass man es trotz all der ungemütlichen Widersprüche irgendwie nachvollziehen kann. Das hat mir gut gefallen, denn er ist ein schwieriger Charakter: kontrollsüchtig, brutal ehrlich und übt psychische Gewalt aus. Es ist eine Geschichte voller Hilfeschreie, die sich Seite für Seite erklärt, um am Ende zu überraschen - anders kann ich es nicht ausdrücken, um nicht zu spoilern.

«Geordnete Verhältnisse» war für mich mal etwas ganz anderes war, als das, was ich sonst lese. Ich werde Philipp und Faina nicht so schnell vergessen, auch wenn dieses Buch manchmal unbequem, erschütternd und anstrengend zu lesen war. Keine Wohlfühllektüre, aber einnehmend und lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere