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Veröffentlicht am 22.06.2017

Anspruchsvolle Zeitreise

Friedhof der Unschuldigen
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Ein junger Ingenieur erhält den Auftrag, einen Friedhof in Paris "aufzulösen", da dessen Ausdünstungen die ganze Gegend regelrecht verseuchen. Ein Vorhaben, das nicht einfach umzusetzen ist, zumal der ...

Ein junger Ingenieur erhält den Auftrag, einen Friedhof in Paris "aufzulösen", da dessen Ausdünstungen die ganze Gegend regelrecht verseuchen. Ein Vorhaben, das nicht einfach umzusetzen ist, zumal der Minister einen zeitlichen Rahmen gesteckt hat. Außerdem soll alles recht diskret vonstatten gehen - zumindest bis die eigentliche Arbeit beginnt. Ein Zimmer wird für ihn gemietet und er wohnt quasi mit der Nase an und Blick auf den Friedhof.

Ingenieur Baratte heuert einen Trupp flämische Arbeiter an, die in einer Grube arbeiten, in der er selbst einige Zeit als Ingenieur tätig war. Da er zu dem Vorarbeiter engere Kontakte pflegte - sie standen sich politisch und kulturell recht nahe - wird dieser gleich als Vorarbeiter mitverpflichtet, schon um die sprachlichen Barrieren möglichst gering zu halten.

Dem Ingenieur wird verhältnismäßig freie Hand bei der Durchführung gelassen. Im Verlauf des Projekts wird deutlich, dass sich der Protagonist mit dem Projekt zu ändern beginnt. Ist er zunächst noch ein junger, moderner Mensch der Zukunft, so wandelt er sich immer mehr zu einem funktionierenden Rädchen der Obrigkeit. Wirkt er zunächst noch unsicher und beeinflussbar in seinen Handlungen und Entscheidungen, so lernt er immer mehr sich durchzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Allerdings kommt damit eine gewisse Härte gegenüber anderen Menschen ins Spiel.

Ausgesprochen hart ist naturgemäß auch die Arbeit der Bergleute, die tausende Knochen freilegen müssen. Gerade zu jener Zeit eine Tätigkeit, die nicht einfach zu verkraften ist. Weder für die Bergarbeiter selbst, noch für die Anwohner des Friedhofs. Das führt zu mancherlei Geschehnissen, die die Handlung durchaus spannender gestalten, als die schlichte Auflösung des Friedhofs gewesen wäre. Hiervon will ich jedoch an dieser Stelle nichts verraten.

Mich spricht diese detailverliebte Schilderung der Lebensumstände im Paris des 18. Jahrhunderts sehr an. Ein Buch, das ich wegen seiner schönen Schreibart mit großem Vergnügen gelesen habe, obwohl es kein Buch ist, das man verschlingen kann. Man lässt sich ganz von selbst etwas mehr Zeit mit der Lektüre. Der Autor pflegt eine ausdrucksstarke, bildhafte Sprache, teils auch etwas deftig an einigen Stellen. Man kann regelrecht in diese vergangene Zeit abtauchen und sieht alles förmlich vor sich. Man erahnt den Hauch des neuen Zeitalters, das über Frankreich herein brechen wird.

Fazit: Ein wunderschönes Buch für Liebhaber etwas anderer historischer Literatur fernab von Wanderhuren und Co.!

Veröffentlicht am 22.06.2017

Monsieur Roger

Ich und Monsieur Roger
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Ein 8jähriges kanadisches Mädchen (Helene) macht sich 2 Jahre älter und gibt sich als Junge aus, um Zeitungen austragen zu können und Geld für die Familie dazu zu verdienen. Heimlich deponiert sie regelmäßig ...

Ein 8jähriges kanadisches Mädchen (Helene) macht sich 2 Jahre älter und gibt sich als Junge aus, um Zeitungen austragen zu können und Geld für die Familie dazu zu verdienen. Heimlich deponiert sie regelmäßig vor nötigen Einkäufen (die sie ebenfalls machen muss) Geldscheine in der Börse der Mutter, damit für den Einkauf auch im rechten Moment Geld zur Verfügung steht.

Irgendwann zieht ein verschrobener Alter (Roger) in das Haus ein und die beiden verbindet bald eine wunderbare Beziehung. Obwohl Roger meisterlich Hunderte Flüche beherrscht und sie zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit anwendet, wird er auch in Helenes Familie gerne gesehen. Er passt immer etwas auf die Kleine auf, vor allem wenn sie in den dunklen Morgenstunden ihre Zeitungen austrägt und wirkt wie ein unerschütterlicher, fluchender Fels in der Brandung.

Was für ein beeindruckendes Buch!

Es ist rückblickend aus Sicht der inzwischen erwachsenen Helene geschrieben. Man erlebt mit ihr einige Jahre ihres jungen, komplizierten Lebens. Das Umfeld in dem sie aufwächst ist nicht gerade das allerbeste. Die Leute leben mit dem Nötigsten und können sich nicht viel leisten. Ihre Eltern sind Lehrer, die Mutter arbeitet nicht mehr, da sie sich um die 4 Mädchen kümmern muss. Sie hat eine harte Art mit den Kindern umzugehen. Ihre Anweisungen müssen befolgt werden - ohne Diskussion - fertig aus! (wie sie gerne zu sagen pflegt).

Der Vater scheint sehr unzufrieden in seinem Beruf zu sein und ertränkt seinen täglichen Frust in Alkohol. Bemerkenswert ist, dass trotz dieser Umstände Helene in keiner Weise unglücklich zu sein scheint. Trotz ihres jungen Alters möchte sie der Familie irgendwie helfen - ja, sie förmlich retten. Also schlüpft sie innerlich in eine Parallelwelt, in der sie die Rolle einer Zeichentrickheldin einnimmt: Oscar, ebenfalls ein Mädchen, das sich als Junge tarnt um kämpfen zu können in Zeiten vor der Franz. Revolution. Helenes Fahrrad wird zum Pferd und die Zeit des Zeitungsaustragens wird zum Kampfeinsatz, in dem es Mut zu beweisen gilt. Auch in den kommenden Jahren wird die Rolle der Oscar zu ihrem zweiten Ich.

Immer wieder tauchen Passagen auf, in denen sie ihre Aufgabe darin sieht, heldenhaft ihr übertragene (oder auch nicht übertragene) Aufgaben zu erledigen. Alles für die Familie, denn sie selbst braucht kaum etwas von dem schwer verdienten Geld. Die Gedankengänge dieses Kindes sind sehr berührend und in keiner Weise kitschig. Obwohl die Beziehung zu Roger keinen extrem großen Raum in der Geschichte einnimmt, ist sie doch von enormer Bedeutung für ihre Entwicklung und die Entwicklung Helenes vom Kind zur Jugendlichen.

Trotz widriger Umstände in dieser Familie spürt man überall in diesem Roman die Zuneigung zu den oft schwierigen Eltern. Und das unerschütterliche Vertrauen in diese, selbst in schwierigsten Situationen. Instinktiv spürt sie, wie ihre Eltern sich quasi aufopfern für ihre Kinder, sich förmlich selbst aufgeben, um einen geregelten Tagesablauf hin zu bekommen. Sie hat Verständnis für ihren Vater und versucht bestmöglich, seinen nach außen wirkenden Schein aufrecht zu erhalten. Das ist eine ihrer Heldentaten und manche kann sie nur leisten, weil sie innerlich in die Rolle der mutigen Oscar schlüpft.

Der Schreibstil ist so herrlich, dass ich förmlich durch die Seiten gerauscht bin. Obwohl ich generell eher zum langsamen Genusslesen neige. Hier jedoch habe ich noch beim rasanten Lesen genießen können und ich habe es wirklich genossen! Mir ist schon länger nicht mehr passiert, dass ich mir gewünscht habe, ein Buche hätte 200 Seiten mehr gehabt. Bei diesem schon. Ein wunderbares Buch!

Veröffentlicht am 22.06.2017

Höchstens als Klobuch

Echt easy, Frau Freitag!
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Für mich war es das erste Buch von Frau Freitag - wohl habe ich schon eines ihrer Kollegin und Freundin Frl. Krise gelesen, das mir sehr gut gefallen hatte und irgendwie auch sehr ähnlich anmutet.

Um ...

Für mich war es das erste Buch von Frau Freitag - wohl habe ich schon eines ihrer Kollegin und Freundin Frl. Krise gelesen, das mir sehr gut gefallen hatte und irgendwie auch sehr ähnlich anmutet.

Um es vorweg zu sagen: Das Buch ist unterhaltsame Lektüre und durch seine kurzen Kapitel hervorragend für Zwischendurch geeignet - Busfahrten, Wartezimmer oder einfach als Klobuch. Was mir jedoch etwas den Spaß getrübt hat, ist der Handlungsstrang des Buches. Erwartet hatte ich ein Buch, das sich um die schulischen Begebenheiten ihrer Klasse dreht. Allerdings steht bei diesem Buch nicht ihre Schulklasse, sondern sie selbst im Zentrum des Geschehens. Es liest sich etwas wie das Tagebuch einer Frau, die rein zufällig auch Lehrerin ist.

Bis zur Hälfte des Buches empfand ich das sogar als ausgesprochen störend - frei nach dem Motto "Thema verfehlt - setzen!". Immer wieder ein Stöhnen, dass sie wieder in die "doofe Achte" musste - was sie für Pläne machte, um diese doofe Achte "loszuwerden". Wie einfach es letzten Endes war, sie nach diesem Jahr endlich nicht mehr unterrichten zu müssen. Oder der neue Schüler... "Der muss weg!" Auch hier fast schon intrigantes Pläneschmieden, um einen Schüler von der Schule oder zumindest aus der von ihr zu unterrichtenden Klasse zu bekommen. Wenige Kapitel weiter dann das große Erstaunen: "So schlimm ist er ja gar nicht...".

Ein wenig ist natürlich immer nachvollziehbar, wo sie der Schuh drückt. Aber es war mir oft ein wenig viel Kreisen um sich selbst. Nach etwa der Hälfte konnte ich ein wenig Frieden mit ihr schließen, denn zumindest ansatzweise schimmerte durch, dass sie diesen Job nicht nur wegen der vielen Ferien gewählt hat. Obwohl sie dies immer wieder - sogar im letzten Kapitel des Buches - betont hat. Frei nach dem Tenor: Gibt es einen schöneren Beruf als meinen? So viele Ferien und das wunderbare Gefühl am letzten Schultag!

Tut mir leid das sagen zu müssen, aber ich war enttäuscht vom Inhalt - nicht von ihrem Schreibstil, der prima zu lesen ist. Auch geschmunzelt habe ich viel und 2 oder 3mal sogar laut lachen müssen. Aber mir fehlte hier das Gefühl, das bei Frl. Krise so deutlich rüber kam: Die Liebe zum Beruf und nicht zuletzt auch zu den Kindern ihrer Schule. Bei Frau Freitag hatte ich ständig das Gefühl, es handele sich um lauter kleine Hindernisse auf dem Weg zum nächsten Wochenende. Eigentlich sehr schade!

Als Mutter 3er Kinder musste ich beim Kapitel über das neue Englisch-Workbook grinsen. Wie erbost sie doch war, dass dort Kleinigkeiten geändert wurden im Buch und sie alle seit Jahren verwendeten Arbeitsblätter umschreiben musste, statt einfach wie jedes Jahr kopieren zu können. Genau solche Lehrkräfte waren auch überwiegend in unserer Schule, die seit zig Jahren die gleichen Arbeitsblätter verteilten und etwaige Änderungen mit TippEx handschriftlich vornahmen. Da habe ich mich beim lesen, ehrlich gesagt, ein bisschen über die Notwendigkeit neuer Arbeitsblätter gefreut.

Sehr seltsam mutete das Kapitel an, in dem sie etwas mitgehen lässt. Doch zum Glück hat sie damit noch aufgeräumt - 2 Kapitel später.

Veröffentlicht am 22.06.2017

Möglichkeiten verschenkt

Dreikönigsmord
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Das Buch Dreikönigsmord von Bea Rauenthal beschreibt die Aufklärungsarbeit zweier Polizisten aus dem 21. Jahrhundert, die nach einem Autounfall im Mittelalter aufwachen und von dort erst wieder „entkommen“ ...

Das Buch Dreikönigsmord von Bea Rauenthal beschreibt die Aufklärungsarbeit zweier Polizisten aus dem 21. Jahrhundert, die nach einem Autounfall im Mittelalter aufwachen und von dort erst wieder „entkommen“ können, wenn sie den Mord, dessen Opfer sie gerade erst im 21. Jahrhundert entdeckt haben aufgeklärt haben. Jo Weber findet sich als Witwe eines Webers und ihr Kollege Lutz Jäger als Besitzer eines Gasthauses im Mittelalter wieder. Natürlich treten für beide gewisse Gewöhnungsprobleme, Sitten und Gebräuche und insbesondere auch das Rollenverständis der Frau betreffend, auf. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase lernen beide sich mehr oder weniger mit dem Leben im Mittelalter zu arrangieren.

Der Spannungsbogen, der meiner Meinung zwischendurch ab und an etwas abflaut, wird durch die neuen Opfer wieder ein bisschen angezogen. Was die Recherche und Darstellung angeht, erweckt es den Eindruck, einigermaßen gelungen zu sein - aber nicht rundum aufmerksam. Manche Details, wie zum Beispiel Tritte in der von der Autorin benannten Selbstverteidigung Aikido, sind mir völlig unbekannt (die gibt es meines Wissens im Aikido überhaupt nicht). Da entsteht die Ahnung, dass alles ein wenig der Story angepasst wurde. Was realistisch nicht in die Rahmenhandlung passt wird passend gemacht. Insgesamt macht es auf mich einen total unrealistischen Eindruck. Die mangelnde Lernfähigkeit dieser Polizistin ist schwer nachvollziehbar und die Dialoge tlw. auch nicht.

Was den Stil betrifft, finde ich es relativ einfach gestrickt. Und was den Protagonisten nur leidlich gelingt, funktioniert auch bei der Autorin nicht besser, nämlich der Umgang mit den beiden Zeiten. Was am Anfang für Belustigung sorgt (Sprachgebrauch aus dem 21. Jahrhundert im Mittelalter) verschleißt sich dann doch relativ schnell. Was in „seriösen“ Zeitreisebüchern oft eine Rolle spielt, nämlich das Thema, ob durch unbedachte Eingriffe die Zukunft ungewollt geändert werden kann, ist hier völlig außen vor. Lutz Jäger bringt den Kindern Fußballspielen bei, zuerst mit Kohlköpfen und dann mit einem richtigen Lederball, stellt Tannenbäume auf, singt Weihnachtslieder, die erst Jahrhunderte später komponiert werden, erfindet mal schnell den Heißluftballon etc.

Das regt durchaus zum Schmunzeln an, was mich zu der Frage führt, wie das Buch begriffen werden möchte. Als Krimi, Historienkrimi oder doch eher als Krimi-Komödie? Ich weiß nicht so recht, ob es ernst genommen werden will oder nicht. Die Morde sorgen auf der einen Seite für eine gewisse Spannung und Ernsthaftigkeit - keinesfalls jedoch wie ein richtiger Kriminalroman. Als „Schmunzelkrimi“ taugt es auch nicht wirklich - da gibt es bessere. Zudem sind die Auflösung und das Finale für meinen Geschmack etwas an den Haaren herbeigezogen.

Insgesamt ein Buch mit einer originellen Idee, aus der man durchaus mehr hätte machen können. Auf die weiteren Zeitreisen verzichte ich liebend gerne!

Veröffentlicht am 22.06.2017

Bunker Tagebuch

Bunker Diary
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Der 16jährige Linus wird auf der Straße entführt und in eine menschenleere "Wohnung" gebracht, bei der es sich vermutlich um einen unterirdischen Bunker handelt. Sie ist spartanisch eingerichtet und ausgestattet ...

Der 16jährige Linus wird auf der Straße entführt und in eine menschenleere "Wohnung" gebracht, bei der es sich vermutlich um einen unterirdischen Bunker handelt. Sie ist spartanisch eingerichtet und ausgestattet mit Gegenständen, die man weder als Waffe noch als Arbeitsgerät einsetzen kann. In den Folgetagen kommen mit einem Aufzug weitere entführte Menschen dazu, bis die 6 Zimmer bewohnt sind.

Dieses Buch habe ich mit sehr gemischten Gefühlen gelesen. Einerseits ist die Lage dermaßen aussichtslos, dass mir schon früh schwante, dass das nicht gut enden kann. Die Stimmung ist so bedrückend, dass es mir eigentlich widerstrebte weiterzulesen. Andererseits wollte ich unbedingt wissen, wie und wann die Lage sich zuspitzt, ob es irgendeinen Ausweg geben kann aus dieser trostlosen Situation. Die letzten 50 Seiten konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil ich es unbedingt fertig lesen wollte. Mit der grausamen Vorahnung, dass es im Grunde aussichtslos für die Beteiligten ist.

Der Schreibstil ist - obwohl es sich um vermeintliche Tagebuchaufzeichnungen eines 16jährigen handelt - irgendwie distanziert geschrieben und recht knapp in den Formulierungen. Und irgendwie war ich recht froh darüber. Es ermöglichte mir, es aus der Distanz zu lesen und nicht allzu tief in das Geschehen einzutauchen. Dafür bin ich wirklich dankbar, denn es hätte mir sonst sicher Albträume beschert.

Die Atmosphäre ist ähnlich wie das Cover, das ich für absolut treffend halte: dunkel und farblos, Grautöne ohne einen Lichtschimmer. Manchmal wundere ich mich, was heute alles als Jugendbuch verkauft wird. Ich hätte das als Jugendliche nicht lesen wollen! Aber heute scheinen Jugendliche wesentlich härter und abgestumpfter zu sein, was das Thema Gewalt angeht.

Fest steht, dass dieses Buch einen tiefen Eindruck hinterlässt! Man beendet es und trotzdem kommt man gedanklich immer wieder an gewisse Stellen des Buches zurück, die einen besonders beeindruckt oder erschreckt haben. Sicher ein Buch, das die Leserschaft spalten wird.

SPOILER:

Bis zum Ende wird nicht klar, wer der Kidnapper ist und was er überhaupt damit bezweckt hat. Das ist einerseits schade, andererseits geht es dem Schreiber m. E. überhaupt nicht um den Täter, sondern lediglich um die Opfer und wie sie sich in dieser Extremsituation wandeln und verhalten. Im Grunde wirkt die ganze Geschichte wie ein Experiment - nur dass dieses Mal Menschen statt Laborratten dafür verwendet werden. Erschreckend für mich die Wandlung von Linus, der zuerst mit viel Phantasie und Forschergeist an die Situation heran geht, dann auch bereit ist sich aufzulehnen und verschiedene Fluchtmöglichkeiten andenkt und z. T. auch ausprobiert. Zuerst noch mit den anderen, später auch skrupellos ohne Wissen der anderen, obwohl er weiß, dass die Strafe sie alle gemeinsam treffen wird. Zuletzt ist er so fertig und eingeschüchtert, dass er nicht mehr wagt auch nur an Flucht zu denken. Es beherrscht ihn nur noch die Angst, dass ER alles beobachtet und sie wieder bestrafen wird. Ein gebrochener Mensch dem nur noch die leise Hoffnung auf ein Wunder geblieben ist.