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LauraT

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2024

Teils berührend und intensiv, teils leider klischeehaft und langatmig

Ava liebt noch
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Ich habe mich wirklich sehr auf dieses Buch gefreut, mich dann aber am Ende leider sehr schwer damit getan. Wundervolles Cover, ein Buch, bei dem es Spaß macht, es in den Händen zu halten und auch die ...

Ich habe mich wirklich sehr auf dieses Buch gefreut, mich dann aber am Ende leider sehr schwer damit getan. Wundervolles Cover, ein Buch, bei dem es Spaß macht, es in den Händen zu halten und auch die Leseprobe und die Inhaltsangabe haben eine spannende Geschichte mit Auseinandersetzung mit Mutterschaft und den Strudeln der gesellschaftlichen Erwartungen versprochen.
Kurz zur Storyline: Ava ist 43, Mutter von drei Kindern und mit einem Mann verheiratet, der auf seine Karriere fokussiert ist und allenfalls mal auf Zuruf und mit expliziter Erinnerung, seinen Teil als Vater und Ehemann erfüllt. Das meiste und vor allen Dingen der Mental Load bleibt an Ava hängen und sie funktioniert darin - wenn auch zum hohen Preis, sich selbst vollkommen zu verlieren. Es kommt Bewegung in die Geschichte, als sie Kieran kennenlernt, der 19 Jahre jünger ist und mit ihm eine Affäre beginnt. Sie entdeckt längst verloren Geglaubte Teile an sich, fragt sich wieder, wer sie als Frau eigentlich ist und nimmt ihre Sehnsüchte wahr. Gleichzeitig ist der Preis hoch und sie entscheidet sich zunächst gegen Kieran und für ihre Familie.
An vielen Stellen mochte ich den Schreibstil der Autorin sehr, musste an der ein oder anderen Stelle schmunzeln oder dachte "Ja, so gut getroffen". Auch die (inneren) Konflikte werden gut dargestellt. Dennoch ist mir das Buch im Gesamten zu klischeehaft geblieben und ich hatte Mühe, es fertig zu lesen und habe mich etwas durchgequält. Gerade die Abschnitte, die Kierans Alltag zeigen, haben mich nicht angesprochen und sie sind für mich teils abstrakt und wenig nahbar geblieben.
Alles in allem gebe ich deswegen 3 Sterne - definitiv kein schlechtes Buch, aber es hat mich nicht mitgerissen und an vielen Stellen ist eher Ernüchterung geblieben.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Wenn plötzlich alles ins Wanken kommt...

Kleine Monster
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Es beginnt mit einem Zwischenfall in der Schule: Der 7-jährige Luca soll sexuell übergriffig gegenüber einer Mitschülerin geworden sein. Genaueres bleibt im Verborgenen und Luca schweigt. Eine herausfordernde ...

Es beginnt mit einem Zwischenfall in der Schule: Der 7-jährige Luca soll sexuell übergriffig gegenüber einer Mitschülerin geworden sein. Genaueres bleibt im Verborgenen und Luca schweigt. Eine herausfordernde Situation für die Eltern Pia und Jakob, die sich zwischen Überforderung, eigenen Ansprüchen an ihre Erziehungsideale, Druck und Ausschluss von anderen Eltern, Frustration über das Schweigen des eigenen Sohnes und dem Schwanken zwischen Liebe und Vertrauen zum eigenen Kind und teils wachsenden Zweifeln und Fragen, bewegen. Doch bald schon wird deutlich, dass da etwas bei Pia durchschimmert, was aus der Vergangenheit anklopft. Wir werden in beklemmende Rückblenden und Verstrickungen in die Gegenwart mitgenommen und die Schwerpunkte der Fragen verschieben sich schon sehr bald und das fesselnde und psychologische Drama entfaltet sich.
Vieles bleibt unbeantwortet, aber die aufgeworfenen Fragen haben es in sich und sind definitiv keine leichte Kost. Wie gut kann man einen Menschen kennen? Wie viel Düsteres steckt in uns allen? Wie gehen wir mit unseren eigenen Dämonen um? Wie beeinflussen sie, wer wir heute sind? Wer sind wir wirklich? Welche Geschichten werden in Familien erzählt, welche nicht?
Was das Buch auf jeden Fall geschafft hat, ist, dass ich es nicht mehr weglegen konnte, als ich einmal angefangen hatte - es hat mich sehr in den Bann gezogen. Psychologisch spannend, atmosphärisch und mit Überraschungen. Eine Leseempfehlung auf jeden Fall!

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Ein sprachgewaltiges und berührendes Buch

Als wir Schwäne waren
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Ruhrgebiet, 90er Jahre, eine Familie, die aus dem Iran nach Deutschland geflohen ist. Ein Junge, Reza, 9 Jahre alt, der in einer Siedlung aufwächst, in der der Alltag von Kriminalität & Gewalt und von ...

Ruhrgebiet, 90er Jahre, eine Familie, die aus dem Iran nach Deutschland geflohen ist. Ein Junge, Reza, 9 Jahre alt, der in einer Siedlung aufwächst, in der der Alltag von Kriminalität & Gewalt und von Rassismuserfahrungen geprägt ist.
Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen und ich konnte mich dem nur schwer wieder entziehen – dementsprechend schnell war es auch ausgelesen. Das hängt vielleicht auch mit dem Schreibstil von Behzad Karim Khani zusammen: Eine durchaus poetische Sprache, kurze Szenen, die sich nach und nach zu einem sehr dichten und eindringlichen Bild zusammensetzen und die Leserin mit jeder Seite tiefer und vielschichtiger eintauchen lassen. Durchweg sprachlich sehr stark und eindrücklich.
Ein Buch über Wut, über Chancen, über Ausschluss und Anschluss, über Fremdheit und Heimat und allem, was dazwischen liegt. Es ist gleichzeitig auch ein Buch über Generationenbeziehungen, ein Buch über sich entfernende Eltern-Kind-Beziehungen und die so unterschiedlichen Umgangsweisen mit Integration und Hoffnung.
An vielen Stellen ist das Buch hart zu lesen, ich habe mehr als einmal schlucken müssen, aber genau das ist wahrscheinlich auch die Stärke.
Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Eine erschreckende Dystopie

Das Lied des Propheten
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Die Leseprobe hat mich sofort in den Bann gezogen, ich habe das Buch voller Vorfreude erwartet und dann auch in relativ kurzer Zeit verschlungen.
Paul Lynchs „Das Lied des Propheten“ erzählt die Geschichte ...

Die Leseprobe hat mich sofort in den Bann gezogen, ich habe das Buch voller Vorfreude erwartet und dann auch in relativ kurzer Zeit verschlungen.
Paul Lynchs „Das Lied des Propheten“ erzählt die Geschichte einer Familie in Irland, bestehend aus Vater Larry, der Gewerkschafter ist, der Mutter Eilish, die als Wissenschaftlerin arbeitet und vier Kindern. Ein Regierungsumbruch mit immer stärker werdenden totalitären Tendenzen überzieht nach und nach das Land. Politisch Aktive, wie z.B. Vater Larry werden in diesen politischen Umwälzung zu gefährlichen Feinden markiert und so kommt es, dass Larry plötzlich von einer neu gegründeten Geheimpolizei verhaftet wird und verschwindet. Das Buch zeichnet dann den Weg der Familie in sich immer weiter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und in den Konflikten von Auflehnung und Unterordnung, zwischen den Fragen von Gehen oder Bleiben und der verzweifelten Suche nach Larry.
Das Buch ist brutal, erschreckend und leider sehr aktuell. Es macht die schleichenden und plötzlich rasenden Prozesse von politischen Umbrüchen deutlich und zeichnet sehr facettenreich nach, was dies auf ganz verschiedenen Ebenen für eine Familie, wie die von Eilish und Larry bedeutet. Definitiv keine leichte Kost, aber eine riesige Leseempfehlung.
Ich habe anfangs mit dem Schreibstil etwas gekämpft, da er doch recht komplex, teils fast schon poetisch und daher teils anstrengend zu lesen ist. Aber mit der Zeit fand ich das Lesen einfach nur faszinierend und in den Bann ziehend.
Eine große Leseempfehlung ein so schreckliches wie wichtiges Werk in der aktuellen Zeit!

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Eine Recherche voller Fragen - bedrückend, verwirrend und überraschend

Seinetwegen
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Das Buch „Seinetwegen“ der Schweizer Autorin Zora del Buono nimmt mit in eine Welt voller Fragen und Fragmente rund um den Unfalltod des Vaters der Autorin und der Frage, wer der Unfallfahrer, der „Töter“ ...

Das Buch „Seinetwegen“ der Schweizer Autorin Zora del Buono nimmt mit in eine Welt voller Fragen und Fragmente rund um den Unfalltod des Vaters der Autorin und der Frage, wer der Unfallfahrer, der „Töter“ war, von dem zunächst nur die Initialen E.T. einen Anhaltspunkt geben. Gerade einmal 8 Monate alt war die Autorin, als ihr Vater bei dem Unfall ums Leben kam. Wie ging das Leben des Unfallfahrers weiter? Wer war er? Wie ist er mit der Schuldfrage umgegangen?
All diesen Fragen nähert sich die Autorin in einer intensiven und berührenden Recherche, die zu Teilen eine Aufarbeitung der Familiengeschichte zwischen der Gegenwart mit ihrer demenzkranken Mutter und der Vergangenheit einer Kindheit ohne Vater ist und zu anderen Teilen auch Sachbuchelemente rund um das Thema Verkehrsunfälle einbindet
Der Schreibstil hat mich stellenweise sehr begeistert und fasziniert, weil er so schön einfängt, wie sich die Ereignisse in vielen Kleinigkeiten und im Alltäglichen eingebrannt haben und die Familie weiterverfolgen. Es wird darin spürbar, wie nagend Fragen sein können und wie stark der Drang nach Antworten werden kann. Insgesamt hat der Schreibstil des Buches aber auch viel Verwirrung bei mir ausgelöst. Ich würde ihn als assoziativ, springend und fragmentarisch beschreiben – Szenen der konkreten Suche an verschiedenen Orten mischen sich mit Kaffeerunden mit Freunden, in denen philosophisch Themen verhandelt werden, Sachbucheinschübe und Statistiken mischen sich mit teils recht zusammenhanglosen Anekdoten. Das Buch weigert sich schon fast, eine Struktur anzunehmen – so finden sich beispielsweise auch keine Kapitel in dem Buch.
Nach der Lektüre bin ich unentschlossen, wie mein Gesamtfazit ist: Anstrengend beim Lesen fand ich es sicherlich, aber vielleicht wird das auch dem Charakter einer Suche gerecht – das Unberechenbare, das zähe Ringen, die verwirrenden Emotionen. Ich fand das Buch recht hart zu lesen, aber vielleicht muss es bei diesem Thema eben genau das sein – nicht abgerundet, nicht geglättet, sondern in irgendeiner Form roh, ungeordnet, verwirrend und verstörend. Ein anderes Leseerlebnis ist es in jedem Fall und daher würde ich im Gesamten das Buch dennoch als Lektüre empfehlen.

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