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Veröffentlicht am 16.04.2023

Von einer wegbereitenden ungewöhnlichen Frau

Die Radfahrerin
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Annie Londonderry sollte eigentlich allen, die sich zumindest ein wenig für die Rolle und Gleichstellung der Frau interessieren, ein Begriff sein. Denn was sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erste ...

Annie Londonderry sollte eigentlich allen, die sich zumindest ein wenig für die Rolle und Gleichstellung der Frau interessieren, ein Begriff sein. Denn was sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erste Frau tat, ist auch in der heutigen Zeit ein Wagnis: auf einem Fahrrad um die Welt radeln mit nichts in der Tasche als Wechselunterwäsche.

Mich hat das Buch sofort angesprochen und neugierig gemacht. Was für eine Frau das wohl gewesen sein mochte, die sich als Familienmutter auf solch ein Abenteuer einlässt? Warum weiß heutzutage kaum einer etwas von dieser wagemutigen Person? Wie hängt das alles mit einer Wette zusammen? Susanne Leonard hat sich der Geschichte von Anna Kopochvsky, wie Annie mit bürgerlichem Namen hieß, angenommen und einen interessanten Roman daraus gemacht. Dass es nur spärliche Quellen zu dieser Reise gibt, hat die Recherche sicher sehr schwierig gemacht, aber Leonard hat sich eine gute Rahmenhandlung ausgedacht und eine amüsante Geschichte erzählt.

Im Roman wird zunächst Annies Lebenswelt und die Umstände der Wette und Annies Befürwortern in Boston dargestellt. Anschließend erfährt man aus verschiedenen Perspektiven von Annies Weltumrundung. Dabei wechselt die Erzählperspektive von Annie mit der ihrer Unterstützer und Tagebucheinträgen von Annie. Gerade letztere werden im Laufe der Zeit immer kreativer und fantastischer, da Annie, wenn man diesem Roman glaubt, dadurhc eine größere Anhängerschaft zu gewinnen versuchte. Deshalb kann wohl auch den historischen Quellen nur mit Zurückhaltung begegnet werden. Ansich finde ich es eine gute Idee, wie Leonard dem begegnet. Allerdings ist mir der Übergang an verschiedenen Stellen etwas zu holprig geraten. Denn mir war oft nicht ganz klar, wo sich Annie nun gerade befindet und auch wie sie dort hingekommen ist. Dass Annies Tagebuch, wie auch ihre Interviews in verschiedenen Zeitungen nur bedingt als Quellen taugen, soll und muss im Roman natürlich eine Rolle spielen. Trotzdem hätte es in der Erzählung für meinen Geschmack an einigen Stellen etwas klarer dargestellt werden müssen, was nun tatsächlich passiert ist, warum Annie etwas tut oder wem sie weshalb einen Bären aufbindet. Denn leider wird es im Verlaufe der Handlung doch ein wenig zu diffus, was wiederum auch die amüsanten Lügengeschichten Annies teilweise eher merkwürdig statt lustig anmuten lässt.

Ein schöner historischer Roman über eine Frau, von der man einmal gehört haben sollte. Was nun tatsächlich passiert ist und was ins Reich der Fantasie gehört, lässt sich heute natürlich nicht mehr klären. Aber die Umstände und der Schneid der Annie Londonderry sind in jedem Fall bemerkenswert.

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Veröffentlicht am 05.04.2023

Wunderschöne gestaltetes Buch mit überraschenden Rezepten von einer, die es echt draufhat!

Fatmanurs fabelhafte Backwelt
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Schöne Backbücher gibt es ja wirklich viele. Aber nicht bei jedem Buch funktionieren dann auch die Rezepte und schmecken. Bei diesem tollen Backbuch von Fatmanur Kilic passt aber alles. Man merkt, dass ...

Schöne Backbücher gibt es ja wirklich viele. Aber nicht bei jedem Buch funktionieren dann auch die Rezepte und schmecken. Bei diesem tollen Backbuch von Fatmanur Kilic passt aber alles. Man merkt, dass hier jemand vom Fach am Werk ist und dies auch gekonnt weitergeben kann. In der Einleitung wird die Autorin sympathisch vorgestellt. Anschließend folgen einige Basics zu den typischen Teigsorten, denen man beim Backen begegnet. Daran schließen sich dann die vielen süßen und herzhaften Rezepte an.

Ich muss zugeben, dass ich die Autorin zuvor nicht aus den sozialen Medien kannte, aber gemeinsam mit meiner Tochter ein paar Videos angesehen habe, und wir sie beide super finden. Fatmanur Kilic ist dabei sehr sympathisch und erklärt ganz ruhig und unaufgeregt die Rezepte. Im Buch gibt es auch bei vielen Rezepten QR-Codes, durch die man die Videos zum Rezept findet.

Das Buch ist viel bunter als die Videos und mit absolut klasse Fotos, die einem die Entscheidung wirklich schwer machen, was man als nächstes backen soll. Klasse finde ich auch, dass auch herzhafte Rezepte den Weg ins Buch gefunden haben. Der Teig für Pide war zum Beispiel super und hat viel besser geklappt als bei dem Rezept, das ich zuletzt ausprobiert habe. Beim Belag habe ich dann allerdings einen vegetarischen Belag aus Käse und Spinat gemacht. Die Mini-Cheescakes haben uns auch überzeugt. Meine Tochter spekuliert zudem schon sehr darauf, die Mini-Maus-Cake-Pops zum Geburtstag zu bekommen.

Ein rundum gelungenes Backbuch, das ansprechend gestaltet ist und prima Rezepte enthält, die funktionieren und dazu auch sehr lecker schmecken.

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Veröffentlicht am 05.04.2023

War Medusa wirklich das böse Monster?

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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Griechische Sagen fand ich schon in der Schulzeit sehr spannend. Für mich war das einfach eine andere Art von Märchen. Allerdings wurde einem dabei schon sehr eindeutig zu verstehen gegeben, wer "böse" ...

Griechische Sagen fand ich schon in der Schulzeit sehr spannend. Für mich war das einfach eine andere Art von Märchen. Allerdings wurde einem dabei schon sehr eindeutig zu verstehen gegeben, wer "böse" und wer "gut" war, ohne groß darüber zu diskutieren.

Natalie Haynes gelingt es in ihrem Roman "Stone Blind - Der Blick der Medusa" ein völlig neues Bild zu zeichnen und wirft dabei die Frage auf: war Medusa ein böses Monster? Darüber hatte ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Vermutlich liegt es natürlich auch daran, welche Version der griechischen Sagen man kennt. Aber Medusa kommt dabei selten gut weg. Nicht so bei Natalie Haynes. Denn sie zeigt Medusa, wie sie bei ihren Schwestern aufwächst, die sich liebevoll um sie kümmern. Ganz anders als man das von einem Monster erwarten würde. Und der Held, dem es zur Aufgabe gemacht wird, Medusas Kopf zu beschaffen, wird - anders als in den bisher bekannten Versionen - zurecht nicht als Superheld dargestellt. Eine für mich sehr erfrischende Version der Geschichte und auch den weiblichen Figuren gegenüber, wird sehr viel mehr Sympathie entgegengebracht als sonst. Das finde ich sehr gut.

Den Schreibstil von Haynes mochte ich gern. Was ich jedoch zuweilen befremdlich fand, waren die etwas merkwürdigen Einschübe anderer Erzählperspektiven. Außerdem waren für mich auch einige Anekdoten und Geschichten dabei, die für meinen Geschmack zu viele unnötige Nebenschauplätze boten, die für die weitere Handlung nicht von Belang waren. Das selbe gilt für manche Figuren, die vermutlich in die Handlung eingebettet wurden, weil sie für manche unbedingt zur griechischen Mythologie dazugehören.

Ein Buch, das ich sehr gerne im Wechsel gelesen und gehört habe. Die Idee, die Perspektive etwas anders zu lenken und auch die Frauen stärker zur Geltung kommen zu lassen, finde ich sehr gelungen. Stilistisch war manches nicht ganz mein Geschmack und einige Passagen hätten weggelassen werden sollen. Trotzdem ein sehr lesenswertes bzw. hörenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 27.02.2023

Coole, witzige Idee, die mich aber leider nicht so recht überzeugt

The Stranger Times
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Über "The stranger times" habe ich schon viel gehört und gelesen. Als ich dann auch noch hörte, dass es viel mit britischem Humor zugeht und auch magische Dinge vor sich gehen, dachte ich: "genau mein ...

Über "The stranger times" habe ich schon viel gehört und gelesen. Als ich dann auch noch hörte, dass es viel mit britischem Humor zugeht und auch magische Dinge vor sich gehen, dachte ich: "genau mein Ding" und wollte gerne das Hörbuch dazu hören.

Die Grundidee finde ich auch sehr amüsant: the stranger times berichtet vornehmlich über alles Merkwürdige, das in der Welt passiert und sämtliche Figuren haben auch irgendetwas Komisches an sich. Diese Mischung ergibt mitunter sehr lustige Dialoge, die mit Vorurteilen, Stereotypen und Skurillem spielen. Oft schonungslos direkt und ehrlich, wie im echten Leben kaum einer spricht, dennoch aber genau auf den Punkt gebracht. Trotz der wirklich intelligenten Idee und auch gelungenen Wortspielen konnte mich der Plot nicht so recht abholen. Manches war für meinen Geschmack etwas zu sehr "over the top" wie der Brite zu sagen pflegt. An anderer Stelle, speziell auch am Ende war es etwas zu einfach, wie dann die Handlungsstränge aufgelöst wurden. Sicherlich hat auch die Übersetzung noch ihren Teil dazu beigetragen, dass Witze verloren gingen oder im Deutschen einfach keinen Sinn ergeben haben. Insgesamt hat es mich aber einfach nicht so ganz überzeugen können, auch wenn ich mich zeitweise gut unterhalten gefühlt habe und auch eine Stellen zum Brüllen komisch fand bzw das Herausarbeiten bestimmter Themen äußerst gelungen fand.

Die Sprecherin hat dazu einen äußerst guten Job gemacht und mir das Hören trotzdem sehr angenehm gemacht.

Ich verstehe, warum das Buch so viele Fans hat, kann aber für mich sagen, dass ich den Folgeband sicher nicht lesen/hören werde, da es meinen Geschmack einfach nicht so recht treffen konnte.

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Ein literarisches Highlight

Als die Welt zerbrach
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Das Cover von "Als die Welt zerbrach" ist zwar anders als sein Vorgänger "Der Junge im gestreiften Pyjama" und hat es trotzdem perfekt hinbekommen, dass man sofort eine Verbindung der beiden Werke herstellt, ...

Das Cover von "Als die Welt zerbrach" ist zwar anders als sein Vorgänger "Der Junge im gestreiften Pyjama" und hat es trotzdem perfekt hinbekommen, dass man sofort eine Verbindung der beiden Werke herstellt, falls man beide kennt. Nach so vielen Jahren hatte ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass John Boyne eine Fortsetzung schreiben würde. Nun, da ich aber das Hörbuch gehört habe, kann ich nur bestätigen, dass es sich gelohnt hat, so lange zu warten. Boyne ist es gelungen, eine Geschichte zu schreiben, die ganz anders ist als das Vorgängerwerk und doch ebenso gewaltig Eindruck zu machen vermag. So ist man in "Der Junge im gestreiften Pyjama" sehr mit der Frage konfrontiert, wie Kinder den Nationalsozialismus aus ihrer unschuldigen Sicht wohl miterlebt haben müssen, was sie nur als Spiel ansahen und was ihnen im Gegensatz zur Erwachsenensicht womöglich merkwürdig erschien. Beim Lesen bzw. Hören von "Als die Welt zerbrach", wird einem hingegen vor Augen geführt, was die kindlich bis jugendlichen Erlebnisse dieser Zeit auf lange Sicht mit einem Menschen machen konnten.

Auch in diesem Roman gelingt es Boyne wieder außerordentlich gut, die psychologische Seite der Schuldfrage zu beleuchten. Was konnte eine Jugendliche damals tatsächlich tun? Hatte sie die Verantwortung unmittelbar etwas zu tun oder hätte sie im Nachhinein etwas tun sollen, um Wiedergutmachung zu leisten? Und ist sie schuldig, wenn sie als dies nicht getan hat bzw tut? Sprachlich gelingt es Boyne gut, dass man sich in Gretels Gedankenwelt einfinden kann. Und auch die Sprecherin Elisabeth Günther macht ihre Sache super. Sie beherrscht ihr Handwerk und schafft es scheinbar spielend, dass ein deutlicher Unterschied zwischen Gretels jungem und altem Ich zu hören ist. Das habe ich bisher bei noch keinem Hörbuch so gut gemacht erlebt.

Literarisch gekonnt, gelingt es John Boyne, einen würdigen Nachfolger für "Der Junge im gestreiften Pyjama" zu schreiben. Ein Buch, das viel zum Nachdenken anregt und die psychologische Seite von Schuld während des Nationalsozialismus perfekt in den Fokus zu rücken weiß. Kein einfaches Thema, aber äußerst gelungen umgesetzt.

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