Profilbild von LeseHexe87

LeseHexe87

aktives Lesejury-Mitglied
offline

LeseHexe87 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LeseHexe87 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.11.2024

Spannende Idee, tolles Buch - aber nicht Fitzeks bester Psychothriller

Das Kalendermädchen
0

Olivia bangt um das Leben ihrer Adoptivtochter Alma. Um das Mädchen zu retten, muss sie sich auf eine unfassbare Reise in die Vergangenheit begeben und herausfinden, wer Almas leibliche Mutter ist. Dabei ...

Olivia bangt um das Leben ihrer Adoptivtochter Alma. Um das Mädchen zu retten, muss sie sich auf eine unfassbare Reise in die Vergangenheit begeben und herausfinden, wer Almas leibliche Mutter ist. Dabei stößt sie auf eine moderne urbane Legende, "das Kalendermädchen", und den wohl schrecklichsten lebendigen Adventskalender, den man sich vorstellen kann.

Sebastian Fitzeks neuer Psychothriller "Das Kalendermädchen" kommt mit einer zur Jahreszeit passenden, außergewöhnlichen Story daher, die schnell mein Interesse geweckt hat. Die geniale Sonderausstattung der ersten Auflage war das Sahnehäubchen, die Kaufentscheidung eine sehr leichte.

Die Geschichte spielt auf insgesamt drei Zeitebenen, was es nicht immer leicht macht, die Orientierung zu behalten. Ich gehe davon aus, dass genau das auch gewollt ist. Sprachlich bleibt sich Fitzek treu, der Psychothriller liest sich sehr flüssig und ansprechend.

Anders als sonst, habe ich gut die Hälfte des Buches benötigt, um für mich richtig in den Sog der Story zu finden. Charaktere, Namen und auch die Geschehnisse konnten mich nicht richtig packen. Besonders habe ich mit den umgedichteten weihnachtlichen Verszeilen zu kämpfen gehabt. Statt mir das Blut in den Adern gefrieren zu lassen, kam mir des Öfteren ein "Echt jetzt..?!" der enttäuschten Art in den Sinn.

Ab der Hälfte gewann die Handlung deutlich an Dynamik und erste Zusammenhänge begannen offenkundig zu werden. Ab diesem Moment konnte ich das Buch dann auch nicht mehr aus der Hand legen, weil es auf eine Art fesselnd war, die ich so bei Fitzek auch noch nicht kannte. Es ging dabei weniger um das Auflösen der (Hoch-)Spannung, sondern eher darum, herauszufinden, ob meine eigenen Mutmaßungen zu den persönlichen Verstrickungen der diversen Charaktere und ihren jeweiligen Rollen in diesem umfangreichen Konstrukt zutreffend waren oder sich überraschend doch etwas ganz Anderes ergab. - Und es gab eine angenehme Vielzahl von ungeahnten Zusammenhängen und nicht vermuteten Hintergründen.

Alles in allem daher ein gelungener weihnachtlicher Psychothriller, wenn auch für mich nicht so fesselnd und verstörend wie andere Bücher des Autors.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.10.2024

Starke Erzählung über Vertrauen und Verbundenheit

Blue Sisters
0

Was geschieht mit dir, wenn plötzlich ein Mensch, dem du sehr nahestandest sein Leben verliert? - Im Falle der ehemals vier Blue Schwestern entwickeln sich die Lebenswege der drei verbliebenen Schwestern ...

Was geschieht mit dir, wenn plötzlich ein Mensch, dem du sehr nahestandest sein Leben verliert? - Im Falle der ehemals vier Blue Schwestern entwickeln sich die Lebenswege der drei verbliebenen Schwestern im Angesicht von Schuld und Scham in teils kaum fassbare Abgründe.

Coco Mellors Buch "Blue Sisters" musste zunächst Überzeugungsarbeit leisten: Es dauerte etliche Wochen, bis aus dem Überlegen, ob ich das Buch wirklich lesen wolle, Gewissheit wurde. Die optisch wunderschön gestaltete 1. Auflage mit dem Farbschnitt und perfekt darauf abgestimmter Farbgebung von Cover und Fonts hat dabei definitiv ihren Beitrag geleistet!

In das Buch einzusteigen, fiel dann sehr leicht. Die Charaktere, aus deren verschiedenen Perspektiven und Lebenswelten die einzelnen Kapitel geschrieben sind, sind dicht und authentisch, die unterschiedlichen Ängste, Schwächen und Untiefen werden schonungslos ins Bild gesetzt. Es ist immer wieder Thema, wie die Eltern der vier Schwestern deren Leben und Blick darauf maßgeblich beeinflusst haben - er alkoholabhängig und sie nie in der Mutterrolle angekommen. Avery, die älteste der Schwestern, übernimmt die Rolle der Mutter und ihre Schwestern finden jeweils ihren Platz in diesem Gefüge.

Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Sucht und Abhängigkeit durch das Buch. In irgendeiner Form sind alle Familienmitglieder betroffen und es ist nicht immer angenehm, die krassen Eskapaden und für Außenstehende kaum nachvollziehbaren Entscheidungen zu verdauen.

Zum letzten Drittel des Buches findet dann eine Wendung statt. Anders als zuvor, versuchen die drei Schwestern nicht mehr, ihre individuellen Süchte kleinzureden oder zu leugnen, sondern finden einen anderen Weg, der ungeahnte Möglichkeitsräume für sie öffnet.

Der Schreibstil ist über weite Teile des Buches hinweg sehr angenehm, hier und da mit kleinem Verbesserungspotenzial. Die Geschichte als solche hätte ggfs. gekürzt erzählt werden können - aber das ist Geschmackssache.

Der sehr idealisierte Schluss in Form des Epilogs hat mich leider nicht mehr überzeugt. In der Gesamtschau aber dennoch eine wunderbare und empfehlenswerte Lektüre!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2024

Wunderbares Familien-Vorlesebuch mit tollen Geschichten und herrlichen Illustrationen

Drachenstarke Geschichten - Von mutigen Prinzessinnen, Piratenschätzen und großen Mäuseträumen
5

Prinzessin Tinka findet im Schlosskeller nicht nur einen Drachen, sondern in Patu auch einen wunderbaren Freund und Geschichten-Wächter! Doch das Glück ist getrübt, der 108-jährige Drache fällt kurz vor ...

Prinzessin Tinka findet im Schlosskeller nicht nur einen Drachen, sondern in Patu auch einen wunderbaren Freund und Geschichten-Wächter! Doch das Glück ist getrübt, der 108-jährige Drache fällt kurz vor Sonnenuntergang immer wieder in Schlaf und in dieser Zeit verschwinden immer mehr seiner geliebten Bücher und Geschichten. Mit Tinka an seiner Seite beginnt für Patu nicht nur eine herzerwärmende Serie von Geschichten-Abenden mit seiner neuen und mutigen Freundin, sondern auch die Suche nach dem hinterlistigen Bücherdieb.

Schon die Ausstattung dieses Kinderbuches hat mein Herz höher schlagen lassen: Leseband und liebevoll-durchdacht gestaltetes Vorsatzpapier mit "Lesefortschrittsanzeige", die wie ein Spielplan mit kleinen Badges beklebt werden kann, und auch das wunderbare "Dieses Buch lesen... & ...", das herzlich zum gemeinsamen Verweilen über den zahlreichen tollen Geschichten einlädt.

Die Sprache und der Stil der Geschichten sind durch und durch kindgerecht, nehmen dabei zugleich aber auch Vorleser:innen gekonnt mit auf die verschiedenen Abenteuer. Die Altersempfehlung, ab 5 Jahren, kann ich unterstützen. Für unseren 4-Jährigen waren die Kapitel noch zu lang, während der 6- und 8-Jährige das Buch am liebsten am Stück gelesen bzw. vorgelesen bekommen hätten. Die wunderbaren Illustrationen haben die jeweiligen Abenteuer hervorragend und abwechslungsreich begleitet; die Idee der "Geschichten in der Geschichte" kam bei uns hervorragend an. Durch die Unterteilung war es ein Leichtes, das Buch auf mehrere Abende aufzuteilen und hierdurch ein spannendes Rätselraten in Gang zu halten, wer wohl der gemeine Bücherdieb ist.

Tinka ist eine sehr selbstbewusste, starke Prinzessin, die nicht dem schutzbedürftigen Stereotyp der Prinzessin entspricht - meine Jungs lieben sie!! Es war toll zu sehen, wie egal das Geschlecht ist, wenn die Story es schafft, die kleinen Leser:innen gut abzuholen und das Interesse am Fortgang der Geschichte konstant hoch zu halten.

Für uns ist "Drachenstarke Geschichten: Von mutigen Prinzessinnen, Piratenschätzen und großen Mäüseträumen" das Kinderbuch-Highlight dieses Jahres! Meine Söhne haben noch nie mit so einer Vehemenz eingefordert, dass weitergelesen werden soll, selten so interessiert die Illustrationen unter die Lupe genommen und mit dem Text verglichen und so aktiv mitgerätselt, wie wohl die einzelnen Geschichten ausgehen. Eine absolute Empfehlung für alle großen und kleinen Abenteurer:innen, ganz besonders jetzt, wo der Herbst zum Lesen und Gemütlichmachen einlädt!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 28.09.2024

Stark, tiefgründig, erbarmungslos schmerzhaft

Mein drittes Leben
0

Der Abgrund, in den Linda sieht, ist endlos. Die Verzweiflung und Machtlosigkeit ebenso. Nach dem Tod ihrer einzigen Tochter existiert sie selbst nur noch als leere Hülle, deren Berechtigung zur Existenz ...

Der Abgrund, in den Linda sieht, ist endlos. Die Verzweiflung und Machtlosigkeit ebenso. Nach dem Tod ihrer einzigen Tochter existiert sie selbst nur noch als leere Hülle, deren Berechtigung zur Existenz mit einem großen Fragenzeichen versehen ist. – Wer ist sie denn noch, wenn ihre Tochter nicht mehr da ist? War sie Sonja eine gute Mutter? Warum hat sie so oft an ihrem Kind gezweifelt? Hätte sie mehr für Sonja tun müssen?

In schlichten und doch klaren und starken Worten nimmt Daniela Krien die Leser:innen ihres Buches mit auf eine zutiefst emotionale Reise. Wie der Verlust eines Kindes, des einzigen Kindes, ein Leben von einem Augenblick auf den nächsten bedeutungslos werden lässt; wie eine Paarbeziehung, eine Ehe plötzlich in Trümmern liegt, weil sie in den Abgrund stürzt, während er allmählich und unter großen Anstrengungen wieder zur Kante emporklimmt. Wie dumpf die Welt und das ganze Dasein empfunden werden kann, weil ein Mensch fehlt…

Das Buch ist schonungslos in den tiefen und depressiven Stimmungen, in die es den Leser / die Leserin führt, es zieht beim Lesen herunter, macht traurig, nachdenklich. Lindas Leid ist übermächtig, was auch die Leser:innen deutlich selbst erspüren. Und dennoch ist es ein schönes, wenn auch sehr trauriges Buch, weil es stimmig ist, weil es wahr ist – und, weil es weh tut.

Achtung, ab hier Spoiler!

Der Moment, in dem Linda ihren Lebenswillen und kleine, aber doch positive Dinge für sich wiederentdeckt, war ein emotionaler Befreiungsschlag! Wie kraftvoll sie ins Leben zurückkehrt, indem sie das Leben anderer lebenswerter macht – durch ihre Gesellschaft und / oder finanzielle Unterstützung, war herrlich mitanzusehen.

Das offene Ende mag Geschmackssache sein, ich empfand es als sehr passend. Ein emotional anspruchsvolles und doch zugleich wunderbares Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.09.2024

Überraschend starkes Ende nach zähem Einstieg in die Geschichte

The Reappearance of Rachel Price (deutsche Ausgabe)
0

Wie würdest du reagieren, wenn deine totgeglaubte Mutter plötzlich, nach 16 Jahren Abwesenheit, unvermittelt vor dir steht, während du und deine Familie dabei seid, mit einem Filmteam eine Doku über ihr ...

Wie würdest du reagieren, wenn deine totgeglaubte Mutter plötzlich, nach 16 Jahren Abwesenheit, unvermittelt vor dir steht, während du und deine Familie dabei seid, mit einem Filmteam eine Doku über ihr Verschwinden zu drehen?

Klappentext und eine Leseprobe haben mein Interesse auf ein temporeiches, außergewöhnliches Buch mit grandiosem Page-Overlay in der ersten Ausgabe geweckt. Leider habe ich dann über 200 Seiten benötigt, bis die Story für mich endlich Fahrt aufnahm, erste spannende Handlungsstränge sich entwickelten, die Charaktere an Farbe gewannen und sich die immer gleichen Fragen und Inhalte nicht mehr ständig wiederholten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehrfach überlegt, das Buch abzubrechen.

Hauptfigur Bel (Annabel) ist eine absolute Anti-Heldin, wirkt häufig unsympathisch, weist mit Blick auf ihre Mutter Rachel paranoide Züge auf und stiehlt, um "den Knoten in ihrem Bauch" zu besänftigen. Viele der Szenen, die im familiären Umfeld stattfinden, wirken überzogen und gekünstelt. Vielleicht sollte das als Stilmittel auf die Doku einzahlen, die über das komplette Buch hinweg gedreht wird, mich konnte es dahingehend nicht überzeugen. Zumal irgendwann klar wird: Jede einzelne Person in dieser Familie lügt und birgt ihr(e) Geheimnis(sse). Was spannend hätte sein können, hat mich in einer Vielzahl von Fällen schlicht genervt, weil Andeutung über Andeutung gemacht wurde und die Handlung einfach weiterging über etliche hundert Seiten.

Ab ca. Seite 200 begannen dann erste wirklich überraschende Entwicklungen und der Spannungsbogen baute sich nach einem zähen Einstieg merklich auf. Phasenweise ist es mir ab diesem Zeitpunkt wirklich schwer gefallen, das Buch noch aus der Hand zu legen - damit hatte ich nicht gerechnet! Das letzte Drittel des Buches birgt so viele Wendungen und unvorhersehbare Entwicklungen, dass ich am Ende froh war, es zu Ende gelesen zu haben. Auch weil Bel auf den letzten 150 Seiten eine echte Verwandlung macht, die eine Figur zur Folge hatte, mit der ich mich deutlich besser identifizieren konnte.

Komplett überzeugen konnte mich das Buch aufgrund des schwachen und langatmigen Einstiegs leider nicht, aber das starke und überraschende Ende hat viele der negativen Aspekte wettgemacht!

Der gewählte Sprachstil konnte mich nicht recht überzeugen, viel "Fuck" und Schnodderigkeit nehmen Raum ein und machen das Buch (vielleicht) eher tauglich für junge Erwachsene, womit die Zuordnung in die Young Adult-Kategorie ihre Berechtigung erfährt.

Wer Lust auf ein Leseexperiment hat, darf sich gerne trauen. Leider kann ich keine Vergleiche zu anderen Werken der Autorin ziehen, daher an dieser Stelle weder eine klare Empfehlung, noch eine klare Nicht-Empfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere