"Verrückt nach Karten : geniale Geschichten von fantastischen Ländern", herausgegeben von Huw Lewis-Jones, erschien am 15.06.2019 im Verlag wbg Theiss und umfasst 256 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und mehreren Aufsätzen.
Diese Aufsätze stammen von Autorinnen und Autoren, aber auch anderen Kunstschaffenden (z.B. des Films), die ihr Verhältnis zu Karten beschreiben, und wie und welche Karten sie in ihrem Tun beeinflusst haben.
Dabei ist festzustellen, dass v.a. Stevensons Schatzinsel-Karte, Baums Der Zauberer von Oz und Tolkiens Mittelerde genannt werden.
Dies zeigt, dass das Gros (wenn nicht sogar alle) Autoren des Buches aus dem angloamerikanischen Raum stammen - durchaus eine kleine Kritik, denn auch aus anderen Ländern sind Autoren bekannt, die Karten in ihre Werke einbauten (Walter Moers Zamonienromane oder Uderzos und Gosciynys Asterix-Bände (Asterix wird tatsächlich erwähnt (S. 74f und 114), bei Moers bin ich mir nicht sicher - zumindest hat er keinen Registereintrag)).
Obwohl alle Buchteile, die wiederum die einzelnen Aufsätze beinhalten, Überschriften tragen wie: Teil eins - täuschend echt oder Teil drei - Karten erstellen, erhält man meist nicht das, was man sich darunter vorstellt.
Im Grunde sind alle Aufsätze ähnlich. Es handelt sich immer um die persönliche Einstellung der Autorin/des Autors zu Karten, welche sie oder ihn beeinflusst haben und wie sie/er diesen Einfluss in ihrem/seinem Werk umsetzt.
Dabei handelt es sich nicht nur um Schriftsteller, die ihren Blick auf Karten preisgeben, sondern z.B. auch eine Mitarbeiterin vom Set der Harry-Potter-Filme, die an der Karte des Rumtreibers tätig war.
Interessant war auch, dass den Begriff Mental Map alle zwar irgendwie umschreiben, aber nur (nach meiner Erinnerung) in einem Aufsatz konkret so vorkommt. Interessant ist dies deswegen, da all diese Autoren von dieser Theorie beeinflusst sind.
Eine Mental Map ist eine Karte, die ein Individuum sich von einer Region macht, beeinflusst durch die eignen Vorstellungen, von Erzählungen die sie über diese Region gehört oder gelesen hat, von anderen Karten die sie gesehen hat, von persönlichen Erfahrungen in dieser Region, und die wir zeichnen oder beschreiben können - sei es als bloße Linien oder als druckreife Karte.
Nehmen sie z.B. den Weg zum Bäcker oder zur Arbeitsstelle oder zur Schule o.ä. - Sie können sich den Weg vorstellen, ihn beschreiben, aufzeichnen, aber sie können nie die Realität abbilden. Manche Details werden nicht stimmen, aber so stellen Sie sich diesen Weg vor - so ist diese Karte mental in Ihnen gespeichert.
Doch nicht nur fiktive Welten und Karten beeinflussten die Autorinnen und Autoren, sondern auch historische Karten wie die Mappa Mundi oder die Ebstorfer Weltkarte.
Insgesamt ein interessantes Buch mit sehr vielen Abbildungen von Karten und Kartenausschnitten.
Leider versprechen die Überschriften häufig mehr, als tatsächlich beinhaltend und insgesamt geht es immer ums gleiche - der Einfluss einer oder mehrerer Karten auf mein Werk.
Durchaus interessant und schön zu lesen, jedoch hatte man das Gefühl, dass wenn man einen Aufsatz gelesen hatte, alle gelesen hatte.
Toll sind jedoch die abgedruckten Karten und, falls jemand eine/n der Autorinnen oder Autoren kennt und wissen will, wie sein künstlerisches Schaffen konkret beeinflusst wurde, kann man durchaus mehrere Aufsätze lesen - ich persönlich kannte niemanden.