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Veröffentlicht am 03.09.2022

Zoe und ihr Kinderwunsch

Ziemlich runde Zeiten
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Nach ihren Erfolgsbüchern „Ziemlich hitzige Zeiten“ oder „Ziemlich turbulente Zeiten“ hat die Autorin Angelika Schwarzhuber nun ihr neustes Werk „Ziemlich runde Zeiten“, der im August 2022 im blanvalet ...

Nach ihren Erfolgsbüchern „Ziemlich hitzige Zeiten“ oder „Ziemlich turbulente Zeiten“ hat die Autorin Angelika Schwarzhuber nun ihr neustes Werk „Ziemlich runde Zeiten“, der im August 2022 im blanvalet Verlag erschienen ist, vorgelegt. Seit dem Romanauftakt bin ich ein großer Fan von der Reihe „Die Freundinnen vom Chiemsee“ und sobald ich erfahre, dass ein weiterer Band erscheinen soll, fiebere ich der Buchveröffentlichung neugierig entgegen. Jetzt endlich erschien der dritte Teil, der natürlich sofort wieder von mir gelesen werden musste.

Auch wenn es sich hierbei um eine Buchreihe handelt, so kann man jeden Band für sich lesen. Allerdings macht es mehr Spaß, wenn man beim Ersten anfängt, denn ab und zu tauchen auch schon mal alte Bekannte (wie z.B. der Gurkenmann) wieder auf.

Eher selten äußere ich mich zu den Buchcover, aber hier mache ich gerne eine Ausnahme. Für mich sind sie wahre Hingucker und spiegeln genau das wider, was diese Geschichte verspricht: viel Spaß und einzigartige Unterhaltung! Zudem haben sie einen großen Wiedererkennungswert. Wer den Roman in der Buchhandlung sieht, weiß sofort, dass es sich hierbei um ein Buch von Angelika Schwarzhuber handelt. Ein großes Kompliment an den Grafiker, der dieses (oder auch die anderen beiden) Cover entworfen hat.

Wie schon bei den vorherigen Bänden konnte mich der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin erneut überzeugen und ließ mich sofort in die Geschichte um Zoe ein und abtauchen. Auch wenn zwischen dem zweiten und dritten Teil einige Monate ins Land gezogen sind, so war das erste Aufeinandertreffen nach all der Zeit eine große Wiedersehensfreude. Es war fast so eine Art nach Hause kommen und der Wohlfühlfaktor stellt sich ein. Daran erkennt man, dass Angelika Schwarzhuber ihr Handwerk versteht und weiß, womit sie ihre Leserschaft in ihren Bann ziehen kann. Ganz ehrlich, nicht jeder Autor besitzt dieses Talent und die die es besitzen, wissen es einzusetzen. Aber nicht nur mit ihrem einzigartigen Schreibstil kann die Autorin mich begeistern, sondern auch mit ihren facettenreichen und authentischen Charakteren. Mit all ihren Ecken und Kanten wirken sie auf mich, als ob sie mitten aus dem Leben gegriffen worden sind und dadurch wirkt die Geschichte auch so realistisch. Wo in den ersten beiden Teilen Ilona und Anna im Fokus standen, hat nun Zoe ihren großen Auftritt. Die selbstständige Zahnärztin Zoe hat mit dem Thema Männer abgeschlossen, aber ihre biologische Uhr tickt unüberhörbar. In ihrem Urlaub in Kapverden findet sie genügend Zeit sich über ihre Zukunft ein paar Gedanken zu machen und beschließt, dass sie, nach ihrer Rückkehr nach Prien (Chiemsee), eine künstliche Befruchtung durchführen lässt. Als sie ihre Entscheidung ihren besten Freundinnen Anna und Ilona mitteilt, sind diese hellauf begeistert und bieten Zoe prompt ihre Unterstützung an. Nach dem Eingriff muss sie zu einem zahnärztlichen Kongress und dort trifft sie auf einen Mann, der ihre Gefühlswelt mehr als nur durcheinanderwirbelt. Wird Zoe ihre Lebenseinstellung zum Thema Männer ändern? Wie wird er auf den Kinderwunsch reagieren? Eine sehr emotionale Reise beginnt.

Auch wenn Angelika Schwarzhuber für ihren Wortwitz und der dazugehörigen Situationskomik bekannt ist, hat sie diesmal einige sehr ernste Themen aufgegriffen. Zoe, die in ihrem Urlaub auf Menschen trifft, die in ständiger Armut leben müssen und dies auch in medizinischer Hinsicht. Oder als alleinstehende Frau sich zu einer Insemination zu entscheiden. Gerade letzteres ist leider immer noch ein Tabuthema in unsere Gesellschaft. Aber ich kann die Fans von der Autorin beruhigen. Auch wenn es hier und da mal ein ernstes Thema gibt, so gibt es auch sehr viel zu lachen. Allein dafür sorgen schon die drei Frauen inkl. ihrer Freunde.

Die knapp 350 Seiten sind leider immer viel zu schnell ausgelesen und jetzt hoffe ich, dass es noch einen vierten Teil dieser wunderbaren Reihe geben wird.

Wer schon einmal ein Buch von Angelika Schwarzhuber gelesen hat, weiß dass sie nicht nur Geschichten über das Leben schreibt, sondern dass es auch eine kulinarische Reise gibt und wer Lust und Laune zum Kochen oder Backen hat, darf sich gerne an den Rezepten, die sich am Ende dieses Buches sich befinden, ausprobieren.

Für mich war Ziemlich runde Zeiten wieder ein Lesehighlight. Authentisch, lebensnah, warmherzig und mehr als nur unterhaltsam.

5 von 5 Sternen! Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 27.08.2022

Die Reise mit Familie Delgado geht weiter

Zeiten der Sehnsucht
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Nach ihrem Erfolgsroman Zeiten des Wandels (Die Mallorca – Saga Band 1) haben die Autorinnen Elke Becker und Ute Köhler (Pseudonym Carmen Bellmonte) nun ihr neustes Werk Zeiten der Sehnsucht (Die Mallorca ...

Nach ihrem Erfolgsroman Zeiten des Wandels (Die Mallorca – Saga Band 1) haben die Autorinnen Elke Becker und Ute Köhler (Pseudonym Carmen Bellmonte) nun ihr neustes Werk Zeiten der Sehnsucht (Die Mallorca – Saga Band 2) vorgelegt, das im August 2022 im Heyne Verlag erschien. Vor ein paar Monaten habe ich mit großer Begeisterung den ersten Teil regelrecht „verschlungen“ und seitdem warte ich voller Vorfreude auf die Fortsetzung. Ich muss unbedingt wissen, wie es mit der Familie Delgado weitergehen wird. Zum Glück hat die Warterei nun ein Ende und so freute ich mich auf ein Wiedersehen.

Wie schon im vorherigen Teil hat mich der flüssige und leichte Schreibstil der beiden Autorinnen sofort wieder in seinen Bann gezogen und so konnte ich problemlos in die Geschichte um Familie Delgado ein und abtauchen. Auch wenn zwischen dem ersten und dem jetzigen Band Monate ins Land gezogen sind, so war es wie eine Art nach Hause kommen. Direkt traf ich auf alte Bekannte, die ich schon damals liebgewonnen habe. Ich liebe es, wenn sich gleich dieser Wohlfühleffekt einstellt. Diesen Satz habe ich bereits in meiner ersten Rezension schon geschrieben, aber in diesem Fall wiederhole ich mich sehr gerne: die beiden Autorinnen verstehen ihr Handwerk und wissen genau, womit sie ihre Leserschaft begeistern können. Nicht nur mit ihrem Schreibstil konnten sie erneut punkten, sondern auch mit der einmalig eingefangenen und brillant wiedergegebenen Kulisse, die Kuba und Mallorca in der damaligen Zeit erstrahlen ließ. Faszination pur. Neben den oben aufgeführten Punkten dürfen ihre authentischen und lebensnahen Charaktere nicht fehlen, auf die ich mich ganz besonders gefreut habe und so gab es ein Wiedersehen mit Alba, Antonia, Carla oder Leo. Zudem fanden auch neue Figuren ihren Platz in diesem Roman, um ihn durch ihre Präsenz zu bereichern.

Wer den ersten Band „Die Mallorca – Saga“ nicht gelesen hat, wird es sehr schwer haben, Anschluss in diese Handlung zu finden, denn der zweite Teil baut nahtlos auf den vorherigen auf. Nicht für Quereinsteiger geeignet! Wo wir uns im ersten Band in den Jahren 1913 – 1926 befanden, so beginnt die neue Reise 1927 auf Kuba, dort wo Antonia mit Mann Frederico und ihren vier Kindern leben. Sowohl Antonias sowie auch Fredericos Geschäfte laufen gut und das zieht Konkurrenz an. Mit allen Mitteln versucht die American Trust auf dem Zigarrenmarkt die Oberhand zu gewinnen, aber da zieht Frederico nicht mit. Er möchte sein eigener Herr bleiben und seine Kunden zufriedenstellen. Wird er den Kampf gewinnen?

Zeitgleich ziehen auf Mallorca schwarze Wolken auf. Carlas Kinderwunsch wird für immer unerfüllt bleiben und die Geschäfte mit ihrem Aprikosen- und Mandelanbau laufen leider auch schlecht. Ob es noch eine Möglichkeit gibt, den Hof zu retten?

Leo größter Traum ist es immer noch, den elterlichen Hof zu bekommen, aber nur wie? Jedes verfügbare Mittel scheint ihm recht zu sein, um sich diesen Traum zu erfüllen. Ob ihm dies gelingen wird?

Erneut beginnt eine spannende und zugleich emotionale Reise, die den Leser mitfiebern lässt.

Wie schon beim vorherigen Band, so konnte ich auch hier, kaum angefangen, dieses Buch nicht mehr aus den Händen legen. Zu jeden Zeitpunkt wollte ich wissen, wie es mit der Familie Delgardo weitergehen wird. Es zog mich regelrecht in seinen Bann und so folgte ich nicht nur die familiäre, sondern auch die historische Geschichte. Wieder einmal war es eine Zeitreise, die ich so noch nie erleben durfte. Erneut merkte ich, mit wieviel Herzblut die beiden Autorinnen die geschichtlichen Fakten und Informationen aus dieser Zeit zusammengetragen und ausgewertet haben, um sie brillant in die Handlung einzuweben und genau das unterstreicht die authentische Note. Carmen Bellmonte schaffen es, ihre Leser an die Hand zu nehmen und sie in die politisch und wirtschaftliche unruhige Zeit Kubas bzw. Mallorca eintauchen zu lassen und ohne das dies langatmig oder gar langweilig wird. Eher das Gegenteil ist hier der Fall. Es ist informativ und zu gleich spannend wie die beiden Länder die Vorkriegs- bzw. Kriegszeiten durchleben. Ich liebe fiktive Familienromane, die eine wahren historischen Hintergrund basiert.


Ein kleiner Wermutstropfen gibt es dennoch, denn der dritte Band soll voraussichtlich am 15. Februar 2023 erscheinen. Schade, denn ich hätte zu gerne weitergelesen, aber so steigt die Vorfreude.


Erneut haben die beiden Autorinnen sich selbst übertroffen und mit diesem Roman eine grandiose emotionale, lebensnahe, historische und zugleich spannende Fortsetzung geschrieben, die nicht besser hätte sein können. Kompliment! Gracias und Obrigado!


Wer historische Romane liebt, der wird auch diese Saga lieben. Absolut empfehlenswert!

5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Blieb hinter meinen Erwartungen

Der schönste Zufall meines Lebens
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Nach ihren Büchern „Dein Lächeln um halb acht“ und „Say yes – perfekter wird`s nicht“ hat Laura Jane Williams nun ihren neusten Roman "Der schönste Zufall meines Lebens" von Laura Jane Williams vorgelegt, ...

Nach ihren Büchern „Dein Lächeln um halb acht“ und „Say yes – perfekter wird`s nicht“ hat Laura Jane Williams nun ihren neusten Roman "Der schönste Zufall meines Lebens" von Laura Jane Williams vorgelegt, der im August 2022 im Knaur Verlag erschienen ist. Das wunderschön gestaltete Cover und der dazugehörige Klapptext haben mich neugierig gemacht und ab diesen Moment wusste ich, dass ich dieses Buch lesen möchte.


Der Schreibstil der Autorin (oder Übersetzerin) ließ mich nicht so leicht in die Geschichte ein und abtauchen, wie ich es eigentlich gewöhnt bin. Während des Lesens merkte ich, dass der Wohlfühlfaktor sich gar nicht einstellte. Eher das Gegenteil war hier der Fall: es wurde anstrengend und irgendwie fing ich an, die Sätze nur noch zu überfliegen. Dabei werden die Romane von Laura Jane Williams als modern und humorvoll angepriesen. Von dem Humor habe ich leider nicht gespürt (vlt. hätte ich dieses Buch zu Ende lesen sollen). Aber nicht nur der fehlende Humor oder Wohlfühlfaktor machten mir sehr zu schaffen, sondern auch die Charaktere. Auf mich wirkten sie weder authentisch, noch wie aus dem Leben gegriffen. Dies wirkte sich leider auf die Handlung aus. Nach ihrer schweren Erkrankung will die Cafébesitzerin Penny endlich ein normales Leben führen, in dem ein Mann und ein Kind seinen Platz finden soll. Als sie auf Francesco trifft scheinen ihre Wünsche in Erfüllung zu gehen, aber wird es auch ihr gelingen? Das nachfolgende Gefühlchaos (Zitat Klapptext) habe ich mir nicht mehr angetan. Mir war die Romanze zwischen Penny und Francesco schon anstrengend genug und so habe ich diesen Roman nach knapp 150 Seiten beendet. Sorry, aber ich liebe leichte Liebesgeschichten, mit viel Gefühl und Humor, aber das war Lichtjahre davon entfernt.

Verpackung stimmt – der Inhalt ließ sehr zu wünschen übrig!

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Auf den Spuren der Familie

Wir sehen uns zu Hause
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Nach ihren Bucherfolgen wie z.B. „Heldinnen werden wir dennoch sein“ oder „Aber Töchter sind wir für immer“ hat Christiane Wünsche nun ihr neustes Werk „Wir sehen uns zu Hause", dass im Juli 2022 im Krüger ...

Nach ihren Bucherfolgen wie z.B. „Heldinnen werden wir dennoch sein“ oder „Aber Töchter sind wir für immer“ hat Christiane Wünsche nun ihr neustes Werk „Wir sehen uns zu Hause", dass im Juli 2022 im Krüger Verlag erschien, vorgelegt. Leider muss ich gestehen, dass ich weder die Autorin noch deren Bücher kenne bzw. gelesen habe. Da ich aber immer wieder auf der Suche nach neuen Autoren und ihren Werken bin und der Klapptext meine Neugierde mehr als nur geweckt hatte, ließ ich mich auf diesen Roadtrip ein.

Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin hat mich angenehm überrascht und bereits nach der ersten Seite war ich in die Geschichte um die Familie Wagner ein und abgetaucht. Während des Lesens merkte ich, dass die Autorin, die Gegend in der sie ihre Geschichte spielen lassen hat, sehr gut kennt. Mecklenburg – Vorpommern hat sie detailliert und brillant eingefangen und wiedergegeben. Ganz egal, ob man hier einen Campingplatz oder die Altstadt nehmen würde, dank der einzigartigen Kulissenbeschreibung konnte ich mir die Gegend sehr gut vorstellen und es gab Orte, an denen würde ich liebend gerne mal Urlaub machen. Die Handlung ist eine Familiengeschichte, die nicht alltäglich ist. Seit knapp 30 Jahren ist Anne Wagner mit ihrem Mann Peter verheiratet. Zusammen haben sie eine Tochter namens Aline, die aber nicht mehr zu Hause wohnt. Seit einiger Zeit planen Anne und Peter ihren gemeinsamen Urlaub, aber mitten in den Vorbereitungen stirbt Peter. Für Anne und ihre Tochter bricht eine Welt zusammen. Um der Trauer zu entfliehen, beschließt Anne den Urlaub allein anzutreten und fährt los. Mitten auf der Fahrt wirft sie ihr eigentliches Reiseziel über Bord und macht sich stattdessen auf, die Heimat ihres Mannes kennenzulernen. Peter, der nach dem Mauerfall im Westen blieb, wollte ihr nie „sein“ Mecklenburg-Vorpommern zeigen. Warum eigentlich nicht? Genau dieses Geheimnis will Anne jetzt lüften. Auf dieser Reise lernt sie nicht nur die schöne Gegend kennen, sondern lernt auch Land und Leute kennen. Aber nicht nur Anne erlebt einiges. Zu Hause sorgt ein Brief für Turbulenzen. Was wird Anne über Peters DDR- Zeit erfahren und warum wollte er nie wieder in seine alte Heimat reisen? Ein sehr bewegender Roadtrip in die Vergangenheit beginnt.

Christiane Wünsche hat nicht nur einen Roman geschrieben, sie hat mir auch die ehemalige DDR ein wenig nähergebracht. Klar, hat man das Thema DDR und ihr Regime damals in der Schule durchgenommen, aber z.B. wusste ich nicht, dass es Bausoldaten gab bzw. was sie gemacht haben oder dass Intelligenzler kein Abitur machen duften. Dank an die Autorin, dass sie meine Wissenslücken diesbezüglich schließen konnte. Aber nicht nur mit dem historischen Teil konnte sie punkten, sondern auch mit ihren vielschichtigen Charakteren, die sehr authentisch und lebensnah herübergebracht worden sind. Zwar wurde hier und da das eine oder andere Klischee ihnen angehängt, aber da es sich (meiner Meinung nach, in Grenzen hielt) störte es mich nicht allzu sehr. Wie schon erwähnt, spielen viele Personen hier eine Rolle und in den meisten Fällen ist es recht schwierig, ihre Emotionen perfekt einzufangen, so dass der Leser sich ein detailliertes Bild von ihnen machen kann. Dieses „Problem“ wurde von der Autorin perfekt umschifft, denn jedes einzelne Kapitel ist zugleich ein Perspektivenwechsel, der den Leser in die jeweilige Gedankenwelt führt. So konnte ich mir ein genaues Bild von jedem einzelnen machen und den Geschehnissen hautnah miterleben. Was mich ein wenig störte, waren die vielen Zufälle, was die Handlung ein wenig vorsehbar machte. Aber das ist nur meine Meinung.

Der Roman endet mit einem kleinen Cliffhanger, der dem Leser Raum bietet seine Fantasie schweifen zu lassen, wie es mit der Familie Wagner weitergehen wird.


Wir sehen uns zu Hause ist nur nicht nur Annes emotionaler Roadtrip, sondern auch eine Reise in die ehemalige DDR, die dem Leser auch die Schattenseiten zeigt.

Ein Buch, das ich ungern aus den Händen gelegt habe und deshalb gibt es von mir 5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung obendrauf.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Was für ein brillanter Auftakt

Das Tor zur Welt: Träume
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Nach ihrer erfolgreichen hanseatischen Familiensaga (Elbleuchten und Elbstürme) hat Miriam Georg nun ihr neustes Werk Das Tor zur Welt „Träume“, dass im Juli 2022 im rororo Verlag erschienen ist, vorgelegt. ...

Nach ihrer erfolgreichen hanseatischen Familiensaga (Elbleuchten und Elbstürme) hat Miriam Georg nun ihr neustes Werk Das Tor zur Welt „Träume“, dass im Juli 2022 im rororo Verlag erschienen ist, vorgelegt. Leider muss ich gestehen, dass ich zwar von der Autorin und deren Bücher schon einiges gehört habe, aber gelesen habe ich bis dato noch keins und deshalb war dieser mein Debüt. Als ich den Roman bei den Neuerscheinungen entdeckt habe, war meine Neugierde bereits mehr als nur geweckt. Der Klapptext setzte quasi das berühmte i-Tüpfelchen oben drauf und von da an wusste ich, dass ich diese Reise nach Hamburg antreten werde.

Die Autorin hat mich mit ihrem flüssigen und leichten Schreibstil von Beginn an überrascht. Wow und wieder eine Autorin, die ihr Handwerk versteht und ganz genau weiß, womit sie die Leserschaft in ihren Bann ziehen kann. Bereist ab der ersten Seite wusste ich, dass dies „meine Geschichte“ sein wird und es mir sehr schwerfallen wird, dieses Buch so einfach aus den Händen zu legen, bevor ich es nicht beendet habe. Okay, bei über 600 Seiten musste ich zwar einige Lesepausen einlegen, aber umso mehr freute ich mich aufs Weiterlesen. Je weiter ich las, desto mehr und mehr tauchte ich in die Leben der zwei Frauen ein und ab.

Ava de Buur und Claire Conrad, zwei Menschen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können. Ava kommt aus ganz ärmlichen Verhältnissen, ihre Erinnerung an ihre Mutter verblast von Tag zu Tag immer mehr, aber dennoch hält sie an ihrem Traum fest: so bald es ihr möglich ist, möchte sie nach Amerika reisen, um dort nach ihr zu suchen. Doch ihr Weg dorthin ist hart und steinig und der erste Weg führt sie nach Hamburg in die Auswandererstadt. Dort arbeitet sie schwer und spart eisern auf ihr Ziel. Wird sie es schaffen, eine der begehrten Fahrkarten zu bekommen, um nach Amerika reisen zu dürfen und wird sie dort tatsächlich ihre Mutter finden?

Claire Conrad ist genau das Gegenteil von Ava. Sie ist reich, hübsch, wohnt in der nobelsten Wohngegend Hamburg und meistens bekommt sie alles das, wovon viele nur träumen dürfen. Allerdings ist ihre alleinerziehende Mutter mehr als nur überfordert, denn Claire weiß wie sie ihre Aufmüpfigkeit einsetzen kann, um an ihr Ziel zu gelangen. Jetzt hat Claire sich auch noch Hals über Kopf in Magnus Godebrink verliebt und träumt schon von einer gemeinsamen Hochzeit. Steht tatsächlich bald eine Traumhochzeit im Hause Conrads an oder werden Claires Träume wie Seifenblasen zerplatzen?

Zwei Leben - zwei Schicksale und doch haben sie viele Parallelen.

Dies sind nur zwei der ausdrucksstarken und facettenreichen Charaktere die Miriam Georg für die Geschichte erschaffen hat. Ganz egal, welche Person man hier herausnehmen würde, sie sind allesamt detailliert und lebensnah beschrieben worden. Jede einzelne Figur bereichert durch ihre Anwesenheit und macht sie authentischer denn je. Es entsteht der Eindruck, dass diese Handlung genauso passiert ist, aber leider ist dem nicht so: sie ist rein fiktiver Natur! Schade, aber daran merkt man, mit wieviel Herzblut die Autorin diesen Roman geschrieben hat. Hinzu kommen noch zahlreiche Recherchen über dieser Zeit. Fakten und Informationen wurden gesammelt, ausgewertet, um sie dann in die Geschichte einzuweben. Auch wenn der historische Hintergrund eine große Rolle spielt, so gehört zu einem historischen Roman eine zeitgemäße Kulisse und genau die hat Frau Georg perfekt erschaffen und brillant wiedergegeben. Zum einen das alte Land, wo die Armut tagein tagaus regiert und zum anderen die heile und schöne Welt von Claire. Claire, die nie erfahren hat, was es heißt, für Geld hart arbeiten zu müssen, um den Hunger ein wenig stillen zu können. Oder um noch ein Beispiel nennen zu wollen, die Auswandererstadt, der zentrale Zufluchtspunkt jedes Auswanderers. An dieser Stelle wird jedem Leser bewusst, welchen Strapazen Menschen auf sich genommen haben, nur um eine Reise antreten zu können, die ihnen ein neues und besseres Leben bescheren soll. Aber nicht für jeden geht dieser in Erfüllung.

Die Autorin hat nicht nur einen Roman geschrieben. Nein, sie nimmt ihre Leser mit auf eine Reise, die sie so noch nicht erlebt haben. Sie entführt sie in eine Welt, lässt sie hautnah teilhaben an Armut, Hunger und Schicksale.

Eine wirklich grandiose Leistung, die Miriam Georg hier abgeliefert hat. Chapeau!

Schade nur, dass dieser Band mit einem Cliffhanger beendet worden ist. Zu gerne wüsste ich wie es wieder gehen wird, aber so kann ich mir hier und da schon einmal Gedanken machen und wer weiß, vielleicht liege ich ja mit meinen Theorien gar nicht mal so verkehrt.

Das Tor zur Welt ist eine emotionale, informative und zugleich spannende Zeitreise. Eine Historische Familiensaga, die definitiv Lust und neugierig auf den zweiten Band macht. Dieser soll mit dem Titel Das Tor zur Welt „Hoffnung“ im Oktober 2022 erscheinen.

5 von 5 Sternen und ein Muss für alle Fans von historischen Familiensaga und für eine Leseempfehlung an diejenigen, die es noch werden wollen.

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