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Veröffentlicht am 30.07.2024

Ein steter Kampf um Anerkennung und das leidige Geld

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
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Ich gebe es offen zu, der Name der Malerin sagte mir überhaupt nichts. Eigentlich keine Überraschung, denn Frauen finden in der Geschichte der Kunst der früheren Jahre so gut wie nicht statt. Dabei spielt ...

Ich gebe es offen zu, der Name der Malerin sagte mir überhaupt nichts. Eigentlich keine Überraschung, denn Frauen finden in der Geschichte der Kunst der früheren Jahre so gut wie nicht statt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Musik, Literatur oder Malerei handelt. deshalb freue ich mich, dass es mittlerweile einige AutorInnen gibt, die diesen vergessenen Künstlerinnen ein Gesicht geben und ihr Werk sichtbar machen.

Artemisia hat mich stark beeindruckt. Sie wird als Tochter eines angesehenen Malers in Rom geboren. Als Artemisia elf Jahre alt ist, überträgt ihr der Vater nach dem Tod der Mutter die Verantwortung für den Haushalt und die jüngeren Geschwister. Ein wenig älter sperrt er Artemisia im Haus ein, verbietet jeden Kontakt zur Außenwelt. Als er ihre künstlerische Begabung akzeptiert, lässt er sie in seiner Werkstatt arbeiten. Fluch und Segen zugleich. Malen ist Artemisias Bestimmung. Zu ihrem Unglück erregt sie die Aufmerksamkeit von Tassi, einem Mitarbeiter ihres Vaters. Dieser vergewaltigt sie über längere Zeit und alle schauen weg. Als ihr Vater es erfährt, verklagt er Tassi. Die Prozessakten existieren noch und so war es der Autorin möglich, das Gerichtsverfahren ausführlich zu schildern. Dieser Abschnitt war für mich kaum zu ertragen. Obwohl Opfer wird sie vor Gericht von Tassi auf das abscheulichste diffamiert und ganz Rom nimmt teil. Nach Prozessende ist klar, dass sie nicht in Rom bleiben kann und will. Ihr Vater verheiratet sie mit einem Florentiner, wohin sie unverzüglich reisen. Artemisia beginnt zu malen, aber keine gefällige Stillleben oder Portraits . Sie malt großformatige Bilder mit Frauen als starke Persönlichkeiten und keine stille Dulderinnen. Dazu gehören "Susanna und die beiden Alten " und "Judith und Holofernes". Diese Bilder kenne ich, wusste aber nicht, dass sie von einer Frau, Artemisia, sind. Artemisia erfährt Anerkennung, wird als erste Frau in die Akademie in Florenz aufgenommen. Privat hat sie kein Glück. Ihr Mann ist ein Versager, verprasst ihr Geld und gibt ihr die Schuld. Der Schuldenberg wächst und so flieht Artemisia nach Venedig. Wieder beginnt sie von vorn. Wieder muss sie sich beweisen. Als in Venedig die Pest ausbricht , bringt sie sich in Neapel in Sicherheit. Auch hier wiederholt sich das Ringen um Anerkennung, Aufträge und Geld , das nie in dem Maße zur Verfügung steht, wie es nötig wäre.

Artemisias Schicksal verliert sich im Dunkel der Geschichte. Es gibt kein Grab, um sie zu betrauern oder ihr zu gedenken. Geblieben sind ihre Bilder, die von der Kraft der Frauen erzählen. So wie Artemisia im Buch dargestellt wird , war sie außerhalb ihrer Werkstatt bis auf wenige Momente kein glücklicher Mensch, zumindest habe ich es so empfunden. Vielleicht hätte sie es genauso gewollt, dass man sich ihrer "nur" als Malerin erinnert Die Autorin vermischt im Roman die wenigen bekannten Tatsachen mit glaubwürdigen Möglichkeiten. So entsteht ein lebendiges und für mich stimmiges Bild der Künstlerin. Was mir gut gefallen hat und zu meinem Verständnis Artemisias Gemälde beigetragen hat, die Autorin schildert die wichtigsten Werke und stellt ihre Besonderheiten heraus. Zudem erklärt sie auch, was Artemisia von den männlichen Künstlern der damaligen Zeit unterscheidet.

Für mich ist es ein gelungener Roman, der bewegt, unterhält und auch wichtige Aspekte der damaligen Gesellschaft und Kunstszene vermittelt.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Oma Käthe auf den Spuren von Miss Marple

Der tote Kurschatten von Sylt
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Ich mag die Reihe um die Familie Backes, die im Saarland schon einige Fälle mit Bravour, vielen Turbolenzen, häuslichen Verwicklungen und viel Spaß gelöst hat. Um so größer nun die Neugierde, wie sich ...

Ich mag die Reihe um die Familie Backes, die im Saarland schon einige Fälle mit Bravour, vielen Turbolenzen, häuslichen Verwicklungen und viel Spaß gelöst hat. Um so größer nun die Neugierde, wie sich Oma Käthe wohl alleine schlägt. Hut ab, sie braucht sich vor Miss Marple nicht zu verstecken, denn sie ist mutig , hartnäckig und hat eine gute Spürnase.

Der Kuraufenthalt auf Sylt steht unter keinem guten Stern. Gleich bei ihrer Ankunft stolpert Käthe über eine Leiche. Selbstmord, so lautet das Urteil der Klinikleitung. Aber Käthe wäre nicht die Schwiegermutter eines Polizisten, würde sie nicht erhebliche Zweifel hegen. Und so ermittelt sie auf eigene Faust. Die Palette der möglichen Motive und damit die Liste der Verdächtigen ist groß. Der Tote zählte nicht zu den sympathischsten Mitmenschen. Unterstützung erhält Käthe von Hinnerk , einem im Ruhestand befindlicher Kriminalbeamter, der auf Sylt zuhause ist. Je weiter die Ermittlungen der beiden voran schreiten, um so mehr Verdächtige werden aussortiert. Die Person des Täters und die Hintergründe für die Tat waren für mich eine echte Überraschung und ein Knaller.

Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass es einige humorvolle Momente gab und ich mich prächtig amüsiert habe, aber es zu meiner Freude weniger Klamauk war. Für mich war Hinnerk der kongeniale Partner für Käthe. Er, der ruhige, bedächtige und Käthe, die quirlige und immer vorne weg. Die Ermittlungen haben richtig Spaß gemacht, was auch daran lag, dass die Verdächtigen einige Klischees bedient haben. Ich würde jederzeit wieder mit den beiden einen Fall lösen. Ob ich aber zur Reha in die Küstenklinik reisen würde, habe ich erhebliche Bedenken.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Ein altes Tagebuch als Schlüssel zum Glück

Ein Rucksack voller Liebe (Herz über Kopf durch Irland)
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Mara hat nur einen Wunsch : nichts wie weg und egal wohin. Seit ewigen Zeiten liegt sie im Streit mit ihrer Mutter. Nichts kann Mara ihr recht machen und sie gibt Mara das Gefühl , die Totalversagerin ...

Mara hat nur einen Wunsch : nichts wie weg und egal wohin. Seit ewigen Zeiten liegt sie im Streit mit ihrer Mutter. Nichts kann Mara ihr recht machen und sie gibt Mara das Gefühl , die Totalversagerin zu sein. Deshalb hat Mara versucht , sich ihr eigenes Leben aufzubauen. Und ist gescheitert und wurde zudem von ihrem vermeintlichen Freund und Liebe betrogen. Am Münchener Flughafen setzt sie sich in den nächstbesten Flieger und landet in Irland. Als sie im Koffer nach ihrem Pass sucht, findet sie ein altes Tagebuch, geschrieben von einer Queenie. Angeregt vom Tagebuch macht sie sich auf den Weg nach Bantry . Dort trifft sie auf Marc, dessen grüne Augen ihr nicht mehr auf dem Kopf gehen und viele liebenswerte Menschen. Zu ihrer Überraschung stellt sie fest, dass ihre Mutter das Tagebuch geschrieben hat. Mara stellt fest, dass sie ihre Mutter nicht wirklich kennt und das führt sie zu der Frage, wer sie selber ist und was sie vom Leben erwartet. Und ob Marcs grüne Augen vielleicht darin eine Rolle spielen.

Ich mag die Bücher der Autorin sehr. Sie schreibt bezaubernde Liebesgeschichte, die zugleich den Charme der Länder näher bringen, in denen sie spielen. So hatte ich traumhafte Lesestunden in Italien und Schottland und nun in Irland..

Zu Beginn war mir Mara unsympathisch. Ich fand sie lebensuntüchtig und gab im stillen ihrer Mutter recht. Gezwungen durch die Umstände lernt Mara sich und ihre Stärken kennen und gewinnt an Selbstvertrauen . Sie muss erkennen, dass man Dinge von verschiedenen Seiten betrachten kann und man sich nicht auf den ersten Eindruck verlassen sollte. So hätte sie beinahe ihr Glück verpasst. Mit der tatkräftigen Unterstützung der ehemaligen Freunde ihrer Mutter findet sie den Weg ins Glück und ihren Platz im Leben.

Zugegeben, es klingt eher unwahrscheinlich, dass Mara ausgerechnet in der ehemaligen Heimat ihrer Mutter landet, deren Vergangenheit kennenlernt und so die große Liebe findet. Aber die Personen sind so herzerwärmend und das Lesen vermittelt ein so gutes Gefühl, dass ich gerne in diese märchenhafte Geschichte eintauche.

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Wie werde ich eine Leiche los ?

Signum
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Ich kenne den 1. Band nicht und dies war somit meine erste Begegnung mit dem Universum des Autors. Der Einstieg gelang mir mühelos, denn wichtige Informationen werden in die Handlung eingestreut.
Kim Ribbing ...

Ich kenne den 1. Band nicht und dies war somit meine erste Begegnung mit dem Universum des Autors. Der Einstieg gelang mir mühelos, denn wichtige Informationen werden in die Handlung eingestreut.
Kim Ribbing ist als Person, sagen wie mal speziell. Für mich hat er leicht autistische Züge. Gefühle und zwischenmenschliche Aktionen sind nicht seine Hauptbegabung. Darunter leidet vor allen seine Freundin Julia Malmros, die er mit seinem Verhalten immer wieder vor den Kopf stößt und sie damit in Trauer und Selbstzweifel stürzt. Und dann ist da noch die 14jährige Astrid, die beide Eltern verloren und Kim als ihren Mentor und Beschützer erkoren hat. Für mich war Astrid die einzige Person, bei der ich den Eindruck hatte, der 1. Band würde möglicherweise zum besseren Verständnis beitragen.
Kim entführt den Schockdoktor Rudbeck, den er abgrundtief hasst, weil er Kim als Jugendlichen unbeschreibliche Qualen bereitet hat. Der Plan ist Entführung, die perfekt geplant und genauso ausgeführt wird. Dann soll Rudbeck leiden. Auch das gelingt und sollte dann freigelassen werden. Hier kommt Astrid ins Spiel, die durch ein Versehen, Rudbecks Tod verursacht. Nun stehen Kim und Astrid vor der Herausforderung, die Leiche spurlos verschwinden zu lassen. Und wie wird Julia sich verhalten, die Ex-Kriminalbeamtin, die nun Krimis schreibt. Die hat gerade das Problem, dass sie für ein neues Buch, die Umtriebe der rechtsnationalen Wahren Schweden recherchiert und sich damit deren Zorn zuzieht.
Auf der anderen Seite steht der Kriminalbeamte Jonny Munther, Ex-Mann von Julia, der überzeugt ist, dass Kim etwas zu verbregen hat und dies unbedingt beweisen will.
Von Beginn an hat mir der Erzählstil sehr gut gefallen. Die Kapitel sind mit Datum und Zeitangabe versehen und schildern abwechselnd , wer was zu welchem Zeitpunktgetan hat. Zusammen ergeben sie ein präzises Bild der Abläufe . Das bringt Struktur und man behält trotz der vielen Personen einen guten Überblick.
Am Anfang tat ich mich schwer, eine Person sympathisch zu finden. Kim war mir zu gefühlskalt. Julia war sehr mit sich selbst beschäftigt und tat sich in meinen Augen selber leid. Astrid war für mich vorlaut, übergriffig und ging mir schlicht auf die Nerven. Jonny war so fixiert darauf, Kim etwas anzuhängen, dass er die notwendige Distanz verlor. Am Ende des Buches stellte ich zu meiner eigenen Überraschung fest, dass ich sie alle mochte und ich deshalb mit dem Ende mehr als zufrieden war.
Das Buch ist meiner Ansicht nach nicht unbedingt ein Krimi, aber allemal spannend, sehr gut geschrieben mit einer ordentlichen Portion Suchtgefahr.

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Veröffentlicht am 19.07.2024

Täter, Gehilfe, Opfer

Das Gefühl von Leichenkälte
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Der neue Fall führt Libby und Julie nach Sacramento. Die dortigen Ermittler haben in einem bizarren Fall , um Unterstützung gebeten . Ein Unbekannter hat ihnen Leichteile zugeschickt, die definitiv zu ...

Der neue Fall führt Libby und Julie nach Sacramento. Die dortigen Ermittler haben in einem bizarren Fall , um Unterstützung gebeten . Ein Unbekannter hat ihnen Leichteile zugeschickt, die definitiv zu zwei verschiedenen Personen gehören. Möglicherweise handelt es sich um einen Serienmörder. Nur gibt es keinerlei Hinweise auf die Identität der Opfer. Libby und Julie bemühen sich, die Opfer ausfindig zu machen, um einen Ansatzpunkt für die weitere Ermittlung zu erhalten. Die Vermutung liegt nahe, dass die Opfer aus der sozial unteren Schicht der Drogenabhängigen, Prostituierten und Obdachlosen stammen, die nicht so schnell vermisst werden. Die Erkenntnisse aus den Nachforschungen fand ich erschütternd. Slums und die dort herrschenden Zustände verbinde ich mit Dritte-Welt-Länder, aber nicht mit Amerika. Ich werde eines besseren belehrt. Nach und nach können mögliche Opfer ausgemacht werden und Libby und Julie sind in der Lage, ein Profil zu erstellen. Das lässt das schlimmste vermuten und führt zu der Erkenntnis, dass es ein psychopatischer Täter sein muss, der nicht freiwillig aufhören wird. Rätsel gibt weiterhin der Absender der Leichenteile auf. Es scheint sich um einen Unterstützer des Täters zu handeln. Hat er Skrupel bekommen ?

Mit akribischer Recherche , fundierten psychologischen Kenntnissen und das kleine Quäntchen Glück kann der Fall gelöst werden. Dieses Mal hat mich das Ausmaß des Schreckens fast überfordert. Es war nicht nur die sadistische Behandlung der Opfer, sondern auch das Umfeld des Täters. Seine Gefühlskälte und Selbstüberschätzung waren unbeschreiblich. Als er verhört wird, sonnt er sich geradezu in der Aufmerksamkeit der Ermittler. Und es gibt ein Opfer, das mich nicht kalt ließ, weil es selbst Schuld auf sich geladen und das mich im Nachklang weiter beschäftigt hat.

Ein sehr emotionaler und dabei fesselnder Thriller der Autorin, den ich mit klopfendem Herzen gelesen habe.

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