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Veröffentlicht am 20.09.2020

Interessante Einblicke in Marx und Engels private Korrespondenz

Dear Frederick! Lieber Mohr!
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Der Autor gibt Einblicke in den umfangreichen Briefwechsel zwischen den beiden Freunden Marx und Engels. Die ersten Briefe stammen aus dem Jahr 1844, als die Freundschaft zwischen Marx und Engels enger ...

Der Autor gibt Einblicke in den umfangreichen Briefwechsel zwischen den beiden Freunden Marx und Engels. Die ersten Briefe stammen aus dem Jahr 1844, als die Freundschaft zwischen Marx und Engels enger wurde. Den letzten Brief schreibt Marx kurz vor seinem Tod 1883.

Die Briefe waren für mich von Interesse, weil sie viel über die Beziehung der beiden zueinander, aber auch über die jeweils eigene Persönlichkeit des Briefeschreibers aussagen. Was waren nun meine Erkenntnisse ? Für mich ist Marx der Fordernde, der Engels anweist, wie er in verschiedenen Angelegenheiten, oft der Druck seiner Bücher und Schriften, vorzugehen hat. Immer ist auch Geld ein Thema, das er von Engels fordert oder fast demütig erbittet. Engels dagegen muss Marx aufrichtig bewundert und geliebt haben. Engels ist stets bemüht, Marx Anweisungen nachzukommen. Er selbst bittet Marx nur um ein bestimmtes Vorgehen oder macht Vorschläge, schränkt beides aber sofort ein, falls es Marx Umstände bereiten sollte. Wann immer möglich lässt Engels Marx Geld zukommen, auch wenn es bedeutet, dass er auf Dingen verzichten muss. Beide zeigen eine erhebliche Arroganz gegenüber bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit. So lassen beide kein gutes Haar an Lassalle und seinem Arbeiterverein. Ebenso fiel mir auf, dass sie sich überwiegend abfällig über Russland und die russischen Mitstreiter in der "Internationalen " äußern. Die letzten Briefe sind geprägt durch Marx Krankheit und die damit verbundenen Behandlungen und Arztkonsultationen. Und zum ersten Mal erwähnt Marx seine Töchter und dass er sich um sie sorgt.

Einen Wermutstropfen gab es bei der interessanten Lektüre und das war der Schreibstil der Briefe. Die Sprache enthält der Zeit gemäß zahlreiche französische und englische Wörter oder ganze Satzreihen, die in den Fußnoten übersetzt werden. Zusammen mit damals gebräuchlichen Wortwendungen , die heute antiquiert sind, hat das den Lesefluss und damit mein Lesevergnügen stark eingeschränkt. Deshalb hätte ich mir gewünscht, der Autor hätte die Sprache der Briefe geglättet und die Originalwendungen als Fußnoten angehängt. Auch wären manchmal kurze Überleitungen zwischen den Briefen hilfreich gewesen, um sie besser in einen größeren Zusammenhang einordnen zu können.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Im Kopf des Mörders

Der Oleandermann
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German Städter erwacht gefesselt an Bord einer Yacht und sieht sich einer Frau und einem Mann gegenüber. Er weiß nicht, wer die beiden sind und wie er hierher gekommen ist. Aber German beginnt sich zu ...

German Städter erwacht gefesselt an Bord einer Yacht und sieht sich einer Frau und einem Mann gegenüber. Er weiß nicht, wer die beiden sind und wie er hierher gekommen ist. Aber German beginnt sich zu erinnern. Er war bereits als Kind ein Außenseiter. Sein Vater ist erst vor kurzem gestorben und er hat das Haus seiner Mutter am Gardasee geerbt. Er ist Chemiker und hat in der Krebsforschung gearbeitet. Er hat mit einer Beförderung gerechnet, stattdessen wurde er gefeuert. Und da hat er endlich erkannt, wie er von allen beschissen wurde : seinen Eltern, seiner Verwandtschaft, seinem Chef, seiner Ehefrau und seinem Sohn. Er hatte nie eine Chance. Aber damit ist jetzt Schluss.

Man muss sich auf die Erzählweise der Autorin einlassen, denn man befindet sich während der ganzen Geschehnissen im Kopf des Täters. Manche der Gedankengänge sind kaum auszuhalten. Die Schlussfolgerungen zeugen von einer ich-bezogenen, sich selbst bemitleidenden Persönlichkeit, die alle anderen für ihre Situation verantwortlich macht. Zu Germans Gedankenwelt gibt es kein Gegengewicht Niemand der diese Sichtweise zurecht rückt. Der Schluss ist originell und dadurch überraschend.

Ich fand diese andere Art, einen Krimi zu erzählen erfrischend und erschreckend zugleich, aber möglicherweise kann der eine oder andere nichts damit anfangen, weil es so gar nicht dem üblichen Erzählstil entspricht.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Die Reise zu den Sylphen

Die Lichtstein-Saga 2: Andolas
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Im 2. Band müssen die vier Cays den Stein der Luft nach Burgedahl holen. Dazu reisen die Freunde zum Palast der Winde, dem Wohnort der Sylphen. Der Weg dorthin führt durch ewiges Eis. Gefahr droht zudem ...

Im 2. Band müssen die vier Cays den Stein der Luft nach Burgedahl holen. Dazu reisen die Freunde zum Palast der Winde, dem Wohnort der Sylphen. Der Weg dorthin führt durch ewiges Eis. Gefahr droht zudem von den Harpyien. Traumatisiert durch Raiks Tod und Noah zusätzlich geschwächt und verwirrt durch den Angriff des Schattenmahr macht sich die Gruppe auf den Weg, damit Kaelan seinen Auftrag erfüllen kann.

Dieser Band ist geprägt durch die Folgen , die die dramatischen Ereignisse in der 1. Buch hervorgerufen haben. Zwar kommt es zu einem höchst spannenden Kampf mit den Harpyien, das Hauptaugenmerk lag für mich aber in der Auseinandersetzung des Einzelnen mit seinen Zweifeln und die Beziehungen der vier Auserwählten untereinander. Die Liebe zwischen Ari und Kaelan muss sich bewähren. Ari lernt, dass er nicht alle retten kann. Noah muss sich seinen Alpträumen stellen und der Angst, auf die dunkle Seite gezogen zu werden. Liv spielt erneut eine besondere Rolle mit ihrer Gabe, den anderen Mut und Zuversicht zu vermitteln. Besonders gefreut habe ich mich, die liebenswerten und knuffigen Gnome kennenzulernen. Ich hoffe, es war nicht die letzte Begegnung. Erneut haben mich die poetischen und anschaulichen Beschreibungen der Landschaft und des Palastes des Windes überzeugt.

Obwohl dieser Band sich weniger durch kriegerische Auseinandersetzungen in Szene setzt, war er nicht weniger dramatisch durch die inneren Kämpfe der Auserwählten und ich als Leser hatte eine kleine Atempause bis sich die vier erneut auf die Reise machen.

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Tod eines Arztes

Wild Pub Galway
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Inspector Dunn hat Urlaub. In der Zwischenzeit trägt Detective Constable Smith die Verantwortung und bekommt mehr Arbeit, als ihm lieb ist. Ein beliebter Arzt wird auf offener Straße ermordet. Ein völlig ...

Inspector Dunn hat Urlaub. In der Zwischenzeit trägt Detective Constable Smith die Verantwortung und bekommt mehr Arbeit, als ihm lieb ist. Ein beliebter Arzt wird auf offener Straße ermordet. Ein völlig aufgelöster Vater meldet seine 15jährige Tochter als vermisst und beschuldigt den Nachhilfelehrer, sich der Tochter sexuell genähert zu haben. Auch Dunn kann seinen Urlaub nicht genießen. Grund dafür ist die pubertierende 17jährige Tochter und eine geheimnisvolle Frau.

Der Krimi ist ein klassischer Whodunit. Es geschieht ein Mord und die Ermittlungen beginnen. Das spannende und zu Beginn etwas verwirrende an der Erzählweise der Autorin ist, dass eine ganze Reihe unterschiedlicher Handlungsstränge angelegt werden. Mir war einige Seiten lang nicht klar, ob es einen Zusammenhang gibt. Besonders gut gefallen hat mir die alte Dame, die den Mord beobachtet. Sie war sehr realistisch und liebevoll dargestellt. Im Laufe der Ermittlungen ändert sich das Bild des Opfers. Der sympathische Arzt mutiert in meinen Augen zu einem rechten Mistkerl . Mein Mitgefühl mit ihm nahm im gleichen Maße ab. Gleichzeitig wird in der Handlung die zunächst unsichtbare Struktur sichtbar und Beobachtungen und Anmerkungen erhalten einen anderen Sinnzusammenhang. Bis kurz vor dem Ende war ich über die Person des Mörders im unklaren. Die Lösung hat mich eher betroffen gemacht und meine Sympathie galt mehr dem Täter als dem Opfer.

Die Autorin erzählt einen klassischen und solide durchdachten Krimi, bei dem man gut mit rätseln kann und der reichlich Spannung bietet.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Familiengeheimnisse

Eisblumenwinter
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Pia liebt Paul. Dessen ist sich Pia sicher. Nur Paul lebt auf Juist und Pia lebt auf Rügen zusammen mit ihrer Oma Anni und ihren beiden Schwestern, die sie nicht verlassen will. Ein echtes Dilemma. Deshalb ...

Pia liebt Paul. Dessen ist sich Pia sicher. Nur Paul lebt auf Juist und Pia lebt auf Rügen zusammen mit ihrer Oma Anni und ihren beiden Schwestern, die sie nicht verlassen will. Ein echtes Dilemma. Deshalb ist Pia nur zu gerne bereit, ihre Oma auf eine Reise an den Schöneberger Strand zu begleiten um sich abzulenken. Der Grund für die Reise ist der Besuch bei Tante Hedwig, die Oma Anni vor 60 Jahren das letzte Mal gesehen hat. Missverständnisse haben dazu geführt, dass der Kontakt abbrach. Und so wie die Vergangenheit in neuem Licht erscheint, bekommt Pia einen anderen Blick auf ihre Beziehung.

Schon die ersten Seiten des Buches haben dazu geführt, dass ich mich bei Pias Familie wohlgefühlt habe. Der Roman spielt in der Adventszeit und ich hatte trotz spätsommerlicher Hitze plötzlich Lust auf Plätzchen und heißen Tee. Was mir sehr gut gefällt, ist der beneidenswerte Zusammenhalt zwischen den Schwestern und der Oma. Für Spannung sorgt das Auftauchen der tot geglaubten Tante Hedwig. Diese hatte vor vielen Jahren den Kontakt abgebrochen, obwohl man davor ein herzliches Verhältnis hatte. Die Geschichte, die sich nach und nach in den Gesprächen enthüllt, hat mich berührt. Durch Oma Annis Pragmatismus wird es aber nie rührselig. Gelungen fand ich auch die aufgezeigten parallelen zwischen der Vergangenheit und Pias Gewissenskonflikt.

das Buch endet fröhlich und mit einem optimistischen Blick in die Zukunft. Toll finde ich die angehängten Rezepte, die so einfach gehalten sind, dass auch ein wenig geübter Bäcker wie ich, einen Versuch wagen kann.

Ein tolles Buch für alle, die einfach vom Alltag abschalten und nicht ständig die Probleme der Menschheit lösen, sondern sich einfach gut unterhalten und dabei sympathische und liebevoll gezeichnete Menschen treffen wollen.

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