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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2024

Die Mutter - die Wurzel allen Übels

Familienbande
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Der Roman firmiert unter der Rubrik " Kriminalroman " und weckt dadurch Erwartungen, die das Buch für mich nur bedingt erfüllt. Die Autorin schildert im überwiegenden Teil der Geschichte, das Leben und ...

Der Roman firmiert unter der Rubrik " Kriminalroman " und weckt dadurch Erwartungen, die das Buch für mich nur bedingt erfüllt. Die Autorin schildert im überwiegenden Teil der Geschichte, das Leben und die Befindlichkeiten der Geschwister Aksel und Ellinor, die der Hass auf die Eltern zusammenschweißt. Aksel ist Lokalreporter und schreibt einfühlsame Reportagen, die bei den Lesern beliebt sind. Aksel selbst nimmt sich nicht als beachtenswerte Person wahr, hat kein Selbstwertgefühl und neidet anderen ein glückliches Familienleben, weil ihm dies seiner Ansicht nach von den Eltern vorenthalten wurde. Seine Eltern wollten ihn und seine Schwester nicht, haben sie nie geliebt , sondern nur klein gemacht und kritisiert. Diese Einschätzung teilt er mit seiner Schwester Ellinor, die psychisch krank ist durch die Schuld der Eltern, Drogen nimmt und fachliche Hilfe torpediert.

Die Ereignisse werden aus Aksels Sicht erzählt und ich lerne auch die Mutter kennen, die mir nicht so schrecklich erscheint, wie die Geschwister sie sehen. Aksel trifft sogar Menschen, die die Familie früher kannten und alle äußern sich positiv über Aksels Eltern. War ich zu Beginn meiner Lektüre voller Mitgefühl für die beiden, bemerke ich, wie langsam Ärger und Wut in mir aufwallte. Beide sind nicht bereit, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und machen für ihr Scheitern allein die Eltern verantwortlich, interpretieren jede Handlung und Äußerung von ihnen nur negativ. Für mich war das krank und ja auch ungerecht und eine einfache Ausrede, um selbst nichts zu tun. Ich habe die Mutter auch nicht als so negativ empfunden. Sie hatte sicher ihre Fehler, aber wer hat die nicht. Als die Mutter ermordet aufgefunden wird, scheint endlich die lang ersehnte Befreiung greifbar. Aber Träume sind das eine, die Wirklichkeit hat eigene Regeln.

Das Buch entwickelt einen Sog, der mich immer weiter lesen ließ und hat dabei unterschiedliche Emotionen geweckt. Dabei ist die Stimmung im Buch düster und ohne Hoffnung auf Erlösung. Das muss man aushalten und man muss sich von den Erwartungen an einen herkömmlichen Krimi lösen, dann bekommt man ein unerwartetes , packendes Leseerlebnis, das nachhallt.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Gut historisch recherchiert und dabei spannend wie ein Abenteuerroman

Captain Nelson – Unter der Flagge des Königs
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Horatio Nelson, der Held der Seeschlacht bei Trafalgar, begraben in der St Pauls Cathedral - dies sind die Fakten, die mir spontan einfallen und nicht zu vergessen sein skandalöses Verhältnis mit Lady ...

Horatio Nelson, der Held der Seeschlacht bei Trafalgar, begraben in der St Pauls Cathedral - dies sind die Fakten, die mir spontan einfallen und nicht zu vergessen sein skandalöses Verhältnis mit Lady Hamilton. Doch was war Nelson für ein Mensch ? Auf diese Frage gibt der Autor in seiner Dilogie über diese interessante Persönlichkeit historisch fundierte Antworten. Der erste Band beleuchtet schlaglichtartig seine Karriere bis zu seiner Erhebung in den Adelsstand und der Ernennung zum Admiral.

Nelson ist der Sohn eines Landpfarrers. Seine Liebe und Loyalität galt stets England und der Seefahrt. Bereits mit 20 Jahren erhält er sein erstes selbstständiges Kommando und steigt Schritt für Schritt die Karriereleiter hinauf. Er ist ein begnadeter Seefahrer und Stratege und hält sich strikt an seine Order. Das führt zu seinem ersten großen persönlichen Rückschlag, als er er den Schmuggel in den Gewässern um die Westindischen Inseln bekämpfen soll. Die dortigen Pflanzer sind davon wenig begeistert und er macht sich bei ihnen einflussreiche Feinde bis nach London. Das führt dazu, dass er trotz seiner anerkannten nautischen Fähigkeiten 5 Jahre lang kein neues Schiff zugewiesen bekommt. Erst als der Krieg mit Frankreich beginnt, erinnert man sich seiner und beendet sein Landrattendasein. Nun agiert er vorsichtiger und bemüht sich, sich unterzuordnen. Nur wenn er eine Entscheidung für erfolgsgefährdend hält, geht er seinen eigenen Weg. Zu seinem Glück behält er Recht und ermöglicht seinen Vorgesetzten erfolgreiche Schlachten. Als Vorgesetzter verhält sich Nelson so, wie man es sich heute noch wünscht. Er erwartet hervorragende Leistungen, die er aber auch anerkennt. Er übernimmt Verantwortung für sein Tun und scheut nicht die Gefahren der Schlacht.

Und Nelson privat ? Da war er wohl ein typischer Vertreter des männlichen Geschlechts seiner Zeit. Er war gutaussehend und einer Liebschaft nicht abgeneigt. Seine Ehe mit Francis Nisbet war zum großen Teil eine Verstandesheirat. Nelson war in Geldnöten. Nicht weil er den gängigen Laster der Spielsucht und Trunksucht gefrönt hätte, sondern weil der Sold gering und die Seeleute auf Prisengelder angewiesen waren. Frances schien eine reiche Erbin zu sein und er mochte sie. Das Erbe zerschlug sich . Seine Beziehung zur verheirateten Lady Hamilton ist legendär und wird im 2. Band Thema sein.

Der Roman liest sich fesselnd. Der Autor lässt Bilder im Kopf entstehen und schildert die Seeschlachten so anschaulich, dass ich als Laie eine gute Vorstellung davon bekommen habe. Und er schildert Nelson als Mensch mit Fehlern und Vorzügen, was mir persönlich Nelson sehr sympathisch macht. Ich freue mich bereits auf die Fortsetzung und die Möglichkeit , Nelson auf seiner weiteren Reise zu begleiten.

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Chronologie einer Mördersuche

In Zeiten des Todes
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Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt, dachte ich, über 700 Seiten, das könnte eine Herausforderung werden. Weit gefehlt , es war ein absolutes Vergnügen und für mich viel zu schnell vorbei.
Der ...

Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt, dachte ich, über 700 Seiten, das könnte eine Herausforderung werden. Weit gefehlt , es war ein absolutes Vergnügen und für mich viel zu schnell vorbei.
Der Autor schildert die Suche nach einem Serienmörder Anfang der 90ziger in Bozen nach einem wahren Kriminalfall. Es ist in meinen Augen kein Thriller im herkömmlichen Sinne, der den Fokus auf die konkrete Mördersuche legt. Es sind viel mehr die Zustände bei der Bozener Polizei und die beruflichen Anfänge und Karrieren des Kriminalbeamten Krupp sowie des Journalisten Milla. Beide nehmen ihren Beruf sehr ernst, sind voller Empathie und Tatendrang und werden schmerzhaft mit dem realen Leben konfrontiert. Ein Mörder tötet drogensüchtige Prostituierte. Bei der Polizei hat der allmächtige Commissario Capo Levada das Sagen und die Bulldogen - Polizisten - sind ihm treu ergeben. Wen kümmert schon der Mord am Müll der Gesellschaft ? Krupp sieht das anders. Für ihn sind die Opfer Menschen mit Angehörigen, die leiden . Er beginnt die Suche nach dem Mörder mit einer Besessenheit, die den üblichen Rahmen sprengt und gerät in Konflikt mit Levada. Die Jagd nach dem Mörder erstreckt sich über mehrere Jahre und fällt mit dem beruflichen Aufstieg von Krupp und Milla zusammen.
Milla wird vom altgedienten und desillusionierten Jo unter die Fittiche genommen. Milla soll Bildern liefern, die Angehörige in ihren intimsten Momenten zeigen und reißerische Artikel, um die Auflage zu erhöhen. Milla lehnt das ab, aber er braucht das Geld.
Nach der Verurteilung des Serienmörders gibt es neue Morde, deren Tatumstände mit den alten Verbrechen nahezu identisch sind. Milla und Krupp erinnern sich, welche Ideale sie früher hatten und treffen Entscheidungen, die ihr weiteres Leben verändern.
Mich hat die Entwicklung der beiden Charaktere stark gefesselt. Zeitweise habe ich vergessen, dass wir einen Mörder suchen, der ohne Skrupel Frauen tötet. Obwohl sie unterschiedliche Wege gehen, habe ich beide gemocht - trotz mancher falschen Entscheidung. Ich hatte aber immer den Eindruck, dass es beiden um die Menschen geht, sie sich aber aus unterschiedlichen Gründen den realen Bedingungen unterordnen.
Die Erzählweise erweckte oft das Gefühl von Dringlichkeit, indem sich der Autor kurzer Sätze und Wiederholungen bedient, besonders wenn er die inneren Qualen der beiden Akteure schildert. Das war oft kaum auszuhalten. Fand ich das Ende gerecht ? Ich bin mir nicht sicher. Letzten Endes zahlen alle Beteiligten einen Preis für ihr Handeln. Mir hat der Thriller sehr gut gefallen. Er hat mich in Atem gehalten und die etwas ruhigeren Passagen fand ich angenehm, auch wenn mir bewusst war, dass sie nur all zu oft Vorboten neuer Schrecken waren. Was der Handlung in meinen Augen zusätzliche Dramatik verliehen hat, ist die Tatsache, dass sich der Autor an einen wahren Fall anlehnt.

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Veröffentlicht am 08.09.2024

CopSchmiede Dreiländereck

Der AlphaBulle
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Ich sollte vielleicht vorausschicken, dass ich der Polizei positiv gegenüber stehe. In meinen Augen nimmt sie fundamentale Aufgaben im Staat wahr. Eine Gemeinschaft braucht Regeln. Die müssen eingehalten ...

Ich sollte vielleicht vorausschicken, dass ich der Polizei positiv gegenüber stehe. In meinen Augen nimmt sie fundamentale Aufgaben im Staat wahr. Eine Gemeinschaft braucht Regeln. Die müssen eingehalten und das muss kontrolliert werden, sonst sind sie nichts wert. Diese Aufgabe und vieles mehr erfüllt die Polizei.

Deshalb habe ich mich gefreut, einen Roman zu lesen, der im Innern des Polizeiapparates spielt. Die Themen , die dabei angesprochen werden, könnten nicht aktueller sein. Nachwuchsprobleme, sinkendes Ansehen in der Öffentlichkeit, Sparmaßnahmen und neue Herausforderungen wie die Klimaaktivisten werden unterhaltsam und spannend dargestellt. Die Existenz der Ausbildungsstätte "Dreiländereck" steht auf dem Prüfstand. Innerhalb einer Woche soll ein tragfähiges Konzept erstellt werden, warum der Fortbestand der Einrichtung absolut wünschenswert und notwendig ist. Die Führungskräfte der einzelnen Abteilungen sollen sich Gedanken machen. Was dann passiert, fand ich interessant und fesselnd. Ich lerne die verschiedenen Charaktere kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gegensätzliche Ansichten treffen aufeinander. Am Schluss eint sie das gemeinsame Ziel und sie bilden ein gutes Team. Auf dem Weg dorthin erfahre ich viel über die polizeiliche Ausbildung und die Darstellung in den Medien. Und ich lerne die wichtigsten Akteure besser kennen und finde sie sympathisch, besonders Rick, den Alphabullen und Juliane, die einzige Frau im Führungsteam. Die Autorin zeigt die Polizisten auch als Menschen wie du und ich, mit ihren persönlichen Problemen, Stärken und Schwächen. Das zusammen ergibt eine unterhaltsame , informative und spannende Mischung, da auch einige Einsätze geschildert werden. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich darauf, die Beamten weiter zu begleiten.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Zoo - die unterschätzte Einrichtung

Zoos in Bayern
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Ich glaube, fast jeder hat in seinem Leben schon einmal einen Zoo besucht. Ich selbst bin ein begeisterter Zoobesucher und freue mich über die Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die ich sonst in meinem Leben ...

Ich glaube, fast jeder hat in seinem Leben schon einmal einen Zoo besucht. Ich selbst bin ein begeisterter Zoobesucher und freue mich über die Vielfalt an Tieren und Pflanzen, die ich sonst in meinem Leben nie sehen würde. Es macht mich glücklich und ich wünsche mir, dass man diese Tiere schützt, damit sich noch viele daran erfreuen können.

Und damit sind wir auch schon bei der großen Aufgabe, die ein Zoo bewältigt und der sich viele nicht bewusst sind. Zoos sind die großen Arten- und Naturschützer unserer Zeit.

Der Autor stellt dies anschaulich anhand der bayrischen Zoos dar. Zugleich ist das Buch ein toller Leitfaden, um den Zoobesuch zu planen. Er stellt den jeweiligen Zoo in Zahlen vor und gibt einen kurzen Abriss seiner Geschichte . Was hinter den Kulissen abläuft und welche Herausforderungen sich heute Zoos stellen müssen und auch wollen, erzählen Mitarbeiter und Unterstützer selbst. Das fand ich sehr spannend. Zum einen wird der Text dadurch sehr lebendig. Er ist verständlich zu lesen und die Menschen, die dahinter stehen, bekommen ein Gesicht.

Ich war beeindruckt, was Zoos heute alles leisten, besonders wie versucht wird, bedrohte Tierarten zu erhalten. Und das nicht nur in fernen Ländern, sondern auch vor unserer Haustüre, denn auch bei uns gibt es viele schutzbedürftige Tierarten, die unserer Hilfe bedürfen . Zoos sind keine geschlossene Gesellschaft, sondern teilen ihr Wissen bereitwillig und bieten vielfältige Informationsveranstaltungen für unterschiedliche Gruppen an .

Für mich war das Buch ein informativer Blick hinter die Zookulissen und hat mein Verständnis und meine Bewunderung für die geleistete Arbeit vertieft. Eine schöne Beigabe waren die zum jeweiligen Text passenden Bilder. Da die Darstellung der Arbeitsweise auch auf andere Zoos in Deutschland und auf der Welt zutrifft, lohnt sich die Lektüre auch, wenn man nicht in Bayern lebt - so wie ich.

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