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Veröffentlicht am 21.04.2022

Packend

Brunnenstraße
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Das Buch von

Andrea Sawatzki
Brunnenstrasse
lässt mich tief bewegt zurück:

TW: Tod, Krankheit, Gewalt an Kindern und Tieren

Andrea Sawatzki wuchs die ersten 8 Lebensjahre bei ihrer Mutter auf. Es ...

Das Buch von

Andrea Sawatzki
Brunnenstrasse
lässt mich tief bewegt zurück:

TW: Tod, Krankheit, Gewalt an Kindern und Tieren

Andrea Sawatzki wuchs die ersten 8 Lebensjahre bei ihrer Mutter auf. Es waren wunderbare Jahre, die besten ihrer gesamten Kindheit. Auch wenn stets andere Leute auf Andrea aufpassten, während ihre Mutter als Krankenschwester arbeitete und sie ein wenig hin- und hergeschoben wurde, waren sie ein eingespieltes Mutter-Tochter-Team.
Ihr Vater, der bekannte Journalist Günter Sawatzki, kam nur selten zu Besuch. Er lebte bei seiner anderen Familie, mit seiner ersten Frau.
Andreas Mutter arrangierte sich mit dieser Situation, forderte kein Geld von dem Kindsvater und beklagte sich nie. Sie wartete einfach geduldig ab, bis Günter mal wieder vorbei kam. Andrea jedoch fand diesen alten Mann befremdlich. Sie spürte weder gegenseitige Zuneigung, noch mochte sie auf seinem Schoss zu sitzen. Im Gegenteil: Sie spürte, dass ihr Vater auf sie eifersüchtig war. Es störte ihn, dass Andrea bei seinen Besuchen dabei war.
Aber wenn der Mann dann endlich wieder ging, war die vertraute Zweisamkeit mit ihrer Mutter wieder da.

Als Andrea 8 Jahre alt war, nahm sich die erste Frau ihres Vaters das Leben. Ihre Eltern beschlossen zu heiraten.
Nach der Hochzeit, zogen sie gemeinsam zu ihren Vater in das Haus in der Brunnenstrasse.
Zu Beginn freute sich Andrea: Würde ihre Mutter doch nicht mehr arbeiten müssen und hätte so mehr Zeit für sie?
Leider kam es anders: Günther Sawatzki war arbeitslos, hoch verschuldet und das Schlimmste war, dass man ihm Alzheimer diagnostizierte.
Für Andrea und ihrer Mutter folgten fürchterliche Jahre, denn während die Mutter sich immer mehr aus ihrer Verantwortung zog, musste Andrea die Versorgung und Pflege ihres Vaters übernehmen.

Die Geschichte spielt in den 70-Jahren, in der Zeit, wo die Kinder noch gezüchtigt wurden und oft auf sich allein gestellt waren. Andreas Mutter hat ihre Tochter nicht beschützt, ja, ihr sogar die Kindheit geraubt ... Es war erschreckend zu lesen, wie hilflos sie mit der Krankheit Ihres Mannes umgegangen ist und Verantwortung einfach abgeschoben hat.
Das Hörbuch, das die Autorin selbst liest, konnte mich von Beginn an packen und hat mich wirklich sehr berührt. Ein Buch, was noch länger nachwirken wird.

Fazit: Eine gut gelungene autofiktionale Biografie. Eine klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Wunderschön

Für immer ein Teil von dir
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Habe ich euch eigentlich schon erzählt, dass ich keine Liebesgeschichten mag? Und das mich kitschige Cover abschrecken?
Sie zünden einfach nicht bei mir.
Nur gut, dass ihr mich gerade nicht sehen könnt, ...

Habe ich euch eigentlich schon erzählt, dass ich keine Liebesgeschichten mag? Und das mich kitschige Cover abschrecken?
Sie zünden einfach nicht bei mir.
Nur gut, dass ihr mich gerade nicht sehen könnt, denn meine dunklen Augenringe würden mich Lügen strafen.
Ich habe die letzten zwei Nächte dieses Hörbuch durchgesuchtet, anstatt zu schlafen. Nicht, dass ich das beabsichtigt hätte, denn auch das spannendste Hörbuch lässt mich irgendwann einschlafen (das nervige Suchen, bis wohin man gehört hat, am nächsten Tag, lasse ich jetzt mal unerwähnt), aber dieses Buch hat mich gefesselt. Und das direkt von Beginn an:

Für immer ein Teil von dir
Colleen Hoover,
gelesen von Marlene Rauch und Sven Macht

Nachdem Kenna ihre 5-Jährige Haftstrafe verbüßt hat, kehrt sie in das Dorf zurück, wo ihre einstige Liebe Scott aufwuchs. Scott war der Mann, den Kenna vor fünf Jahren tötete und mit dem sie eine gemeinsame Tochter hat. Diese Tochter durfte Kenna allerdings nie sehen, denn direkt nach der Geburt nahm man sie ihr im Gefängnis fort und gab sie zu Scotts Eltern in die Obhut. Diese hatten das Sorgerecht erwirkt.
Kenna hat weder Geld, Handy noch ein Auto und keinerlei Unterstützung von ihrer eigenen Familie und so ist es ihr erstes Anliegen einen Job zu finden. Gleich zu Beginn läuft ihr ein gut aussehender Mann über den Weg, mit dem sie fast geschlafen hätte. Erst später realisiert sie, dass es sich um Ledger handelt, Scotts ehemaliger bester Freund und Nachbar. Beiden ist diese Begegnung unangenehm, denn Kenna hofft darauf eine Chance von Scotts Freunden und Familie zu erhalten, während Ledger die letzten Jahre seinen Hass auf die Frau geschürt hat, die seinen besten Kumpel umgebracht hat.
Und auch die Eltern von Scott sind alles andere als begeistert, als die Frau es wagt in ihre Nähe zu kommen um ihnen womöglich das geliebte Enkelkind wegzunehmen.

Hört es sich kitschig an? Wenn ja, ist es meine Schuld. Dieser Roman ist alles andere als kitschig. Es ist eine wunderbare Geschichte, die mich zu Tränen gerührt hat.
Die Autorin hat so einen leichten Schreibstil und die zwei Leser:innen haben den Rest dazu beigetragen, dass ich noch immer total aufgewühlt bin. Dies war nicht das letzte Buch, was ich von C. Hoover gelesen habe.

P.S. Ich glaube, heute Nacht schlafe ich gut und könnt ihr ein Geheimnis für euch behalten? Ich bin ein kleines bisschen in Ledger verliebt ;)

5 / 5 Sterne und eine große Lese/Hörempfehlung von mir.
Das Buch ist im DTV-Verlag erschienen.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Lesehighlight

Der Papierpalast
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Kennt ihr das auch? Ihr schleicht um ein Buch herum, weil ihr es einfach nicht zu Ende lesen wollt? Es ist so spannend, dass der Körper kribbelt, ja, wie elektrisiert ist?

Der Papierpalast
Miranda Cowley ...

Kennt ihr das auch? Ihr schleicht um ein Buch herum, weil ihr es einfach nicht zu Ende lesen wollt? Es ist so spannend, dass der Körper kribbelt, ja, wie elektrisiert ist?

Der Papierpalast
Miranda Cowley Heller
Aus dem Englischen von Susanne Höbel
Triggerwarnung: Sexuelle Gewalt an Minderjährigen, Tod, Vernachlässigung von Kindern

...lässt mich aufgewühlt zurück. Warum hat das Buch nur 448 Seiten? Da fehlen ja mindestens 200!
Der Schreibstil ist wunderbar und ja, der ganze Buchaufbau ist so interessant und speziell und einfach GENIAL! (Ups, darf ich hier so laut schreien? Nein? Also Entschuldigung, aber das musste laut verkündet werden!). Ich bin von dem Buch einfach gefangen und gefesselt und das ab Seite 2:

Elle Bishop, 50 Jahre alt, glücklich verheiratet mit drei gemeinsamen Kindern, ist alles andere als „wohlbehütet“ aufgewachsen:
"In der Familie meiner Mutter ist Scheidung einfach nur ein Wort. Ausdruck einer Haltung wie "Mir reicht’s" oder “Schiefgegangen“. Ihre Eltern haben dreimal geheiratet.“ (S. 68)
Dementsprechend hatten sie nie Zeit für ihre Mädchen, waren immer nur mit sich selbst oder mit ihren jeweiligen Liebschaften beschäftigt. Und so ging auch einiges an ihnen vorbei, etwas, was Kindern eigentlich nicht passieren darf, wovor man sie beschützen sollte…

Doch ihr bester Freund Jonas stand ihr damals zur Seite. Kennengelernt haben sie sich an dem See in Black Woods, dem Sommerdomizil ihrer Familie, der auch Papierpalast genannt wird.
Jeden Sommer verbringen die Familien hier ihre Ferien in den Ferienhäusern, wie auch in diesem Jahr, doch gestern ist etwas geschehen, was ein ganzes Leben verändern könnte...

Lesehighlight: 6 / 5 Sternen
Große Leseempfehlung für alle, die den "Gesang der Flusskrebse" und "Die Überlebenden" mochten!

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Wow wow wow

Wo die Wölfe sind
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Wow, was für ein (Hör-) Buch!

Wo die Wölfe sind
Charlotte McConaghy
Gelesen von Eva Meckbach

Inti Flynn und ihre Zwillingsschwester sind im Wald bei ihrem Vater aufgewachsen. Sie sind hervorragende Fährtenleserinnen ...

Wow, was für ein (Hör-) Buch!

Wo die Wölfe sind
Charlotte McConaghy
Gelesen von Eva Meckbach

Inti Flynn und ihre Zwillingsschwester sind im Wald bei ihrem Vater aufgewachsen. Sie sind hervorragende Fährtenleserinnen und können im Wald autark, einzig von der Jagd, leben. Sie sind Seelenverwandte, spüren, wenn es dem anderen nicht gut geht und waren bis heute keinen Tag voneinander getrennt. Doch es gab einen Tag in der Vergangenheit, da konnte Inti ihre Schwester nicht beschützen...

Inti reist mit mit ihrer Schwester und einer Truppe von Wolfexperten nach Schottland, um in den abgelegenen Wäldern ein Wolfsrudel neu anzusiedeln. Diese Wölfe sollen helfen, das Gleichgewicht von Wäldern, Rotwild und Natur wiederherzustellen.
Dieses ganze Vorhaben stößt allerdings auf einen großen Widerstand seitens der Dorfgemeinschaft, die vor allem Angst um ihr Vieh hat.
Inti legt sich unter anderen mit dem Farmer Stuart an, der sich nicht nur ihr gegenüber aufspielt, sondern scheinbar auch seine Frau regelmäßig verprügelt.
Als Stuart dann eines Tages spurlos verschwindet, hat die Dorfgemeinschaft als erstes die Wölfe in Verdacht.

Leise, still und schön beginnt das Buch. McConaghy spielt mit wunderschönen Worten und Sätzen. Ich lasse mich verzaubern …
„Meine Schwester war oft sehr direkt. Am liebsten hätte ich die Worte eingefangen und sie ihr wieder in den Mund gestopft. (…) Aber ich konnte die Worte meiner Schwester nicht mehr ungesagt machen.“ (S.27)

Als sich schon fast ein Wohlfühlgefühl einstellen will, passieren so viele Dinge gleichzeitig, dass ich fast das Atmen vergesse. Es kommt mit einer Wucht und es wird blutig. Dabei kommen wir, die Menschheit, nicht gut weg. Gnadenlos hält uns die Autorin den Spiegel vor. Sie geht mit uns hart ins Gericht, ich denke - zu Recht. Dabei hat die Autorin ein gutes Gefühl dafür, was sie uns zumuten darf ohne das wir uns belehrt oder überfordert fühlen.

Fazit:
Ein wunderbarer, fesselnder Roman, ein wirkliches Highlight! Eine Geschichte, die man nur so verschlingt und eigentlich möchte man gar nicht, dass sie je endet. Ich möchte unbedingt ihren ersten Roman lesen!
Ganz große Lese/Hörempfehlung von mir. 5 / 5 Sternen

Da ich nicht nur das Buch gelesen, sondern auch unterwegs das Hörbuch verschlungen habe, möchte ich unbedingt noch die Sprecherin Eva Meckbach erwähnen: Diese klare Stimme hat Inti wirklich real werden lassen. Wunderbar!

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Wichtiges Thema

Die Kinder sind Könige
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Mit ihrem neusten Roman zeigt uns Delphine de Vigan wieder auf, was für eine begnadete und facettenreiche Autorin sie ist.

Delphine de Vigan
Die Kinder sind Könige

Mélanie wollte immer ein Reality-Star ...

Mit ihrem neusten Roman zeigt uns Delphine de Vigan wieder auf, was für eine begnadete und facettenreiche Autorin sie ist.

Delphine de Vigan
Die Kinder sind Könige

Mélanie wollte immer ein Reality-Star sein, doch ihre einzige Chance konnte sie als Jugendliche nicht nutzen.
Nach der Geburt ihrer zwei Kinder wird aus Mélanie eine bekannte Youtuberin mit Millionen von Followern. Alles was die Kinder machen, jedes Essen, unboxing (Auspacken von Päckchen, Spielzeug und Süssigkeiten) oder shoppen, wird gefilmt und auf ihren Channel gepostet. Aufgrund ihres Erfolges, hat ihr Ehemann bereits seinen Beruf aufgeben können, um seine Frau zu unterstützen.
Doch deren gemeinsame Tochter Kimmy verliert den Spaß an der Sache und ist immer unfreiwilliger dabei.

Die zweite Protagonistin in diesem Buch ist Clara, Polizisten in Paris.

Beide Frauen begegnen sich zum ersten Mal als Kimmy während eines Versteckspiels mit ihren Freunden, im Vorgarten, spurlos verschwindet…

De Vigan spricht ein super zeitgenössisches und hochexplosives Thema an: Darf man Kinder dazu benutzen selber ein YouTube Star zu werden? Und darf man in der heutigen Zeit Kinderbilder und Videos unverpixelt ins Netz stellen?
Die Nutzung privater Bilder durch Pädophilennetze ist bewiesen und trotzdem laden Tausende von Eltern täglich die Fotos ihrer Kinder ins Netz hoch.

‚Glauben sie etwa, die (Kinder) dürften sagen >>Nein, ich kann nicht mehr, ich höre auf<<, wenn die ganze Familie von den Einkünften aus Videos lebt? (…)
Ich glaube nicht, dass ein dreijähriges Kind davon träumt, YouTube-Star zu werden … Sie werden von klein auf rekrutiert wie in einer Sekte. Und die Grundregeln stehen von Anfang an fest: Ich bin YouTuber, also bin ich glücklich. Ich nenne das Totalitarismus. Mélanie Claux hat ihnen möglicherweise gesagt, dass ich ihr Feind bin. Das stimmt. Ihr Feind und der Feind aller Eltern, die ihre Kinder ausbeuten. (…)' S.108/Tolino

Und welcher Schaden entsteht eigentlich den Kindern, die diese Art von ‚Werbung‘ jeden Tag anschauen?

‚Das sind nicht nur ein paar Dutzend Kinder, das sind Hunderttausende. Big Macs futtern, Haribo-Bonbons kauen, Cola und Fanta trinken… Das stellt man ihnen als Ideal hin. Tolles Ideal, oder?‘ S109/Tolino
(Markennamen sind aus dem Buch zitiert und nur deshalb genannt)

Fazit: No futher comments needed! Super Buch! De Vigan ist und bleibt meine Lieblingsautorin

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