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Veröffentlicht am 10.04.2022

Wunderschön

Ich, Ellyn
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Ellyn, ist die Tochter eines armen Bauern im 16. Jahrhundert. Sie arbeitet täglich von früh bis spät auf dem Feld, kümmert sich um das Vieh und ist den Launen ihrer Familie ausgesetzt. Ihr Leben ist trostlos, ...

Ellyn, ist die Tochter eines armen Bauern im 16. Jahrhundert. Sie arbeitet täglich von früh bis spät auf dem Feld, kümmert sich um das Vieh und ist den Launen ihrer Familie ausgesetzt. Ihr Leben ist trostlos, sie wird kaum satt, besitzt keine Schuhe und man spricht nur im Imperativ mit ihr. Sie hat keine Vorstellung davon, dass die Welt nicht nur aus dem kleinen Stückchen Land ihrer Eltern besteht.
Eines Tages, als Ellyn für die Familie zum Markt geht, sieht sie zum ersten mal eine Kirche und ist von dem Singen dort gefangen. So sehr, dass sie fortan die Musik nachahmt.
Von der Faszination des Singens geleitet, möchte Ellyn unbedingt dem Kirchenchor beitreten, welcher aber nur Knaben vorbehalten ist.

Der neue Roman von Nell Leyson ist auch wie sein Vorgänger „Die Farbe von Milch“ zart und fein geschrieben. Das Besondere ist hier die Schreibweise, die sich während des Buches mehrfach ändert.
Zu Beginn gibt es weder Satzzeichen noch Gross- oder Kleinschreibung. Die Sprache ist derbe und simpel, aber im weiteren Verlauf entwickelt sich die Schreibweise und Wortwahl parallel zur Weiterentwicklung Ellyns auf ein gehobenes Niveau.
Mir hat auch dieses Buch der Autorin wieder sehr gut gefallen.
Ein Highlight aus dem Haus Eisele.
4½ Sterne

„ich habs gemacht weil es mehr auf dieser Welt gibt als bloß das hier
gibt es aber nicht
gibt es schon ich habs gesehn
meinst du du bist besser als ich
das hab ich nie gesagt ich hab bloß gesagt dass es mehr auf dieser welt gibt als das hier
bevor ich weiß wie mir geschieht gibt sie mir ohrfeige und ich lege hand auf gesicht aber es hört nicht auf es tut weh und nicht nur gesicht wehtun sondern etwas in mir tut weh
wir sagen nichts stehen einfach nur da dann" (S.124 Tolino)

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Nicht meins

Detransition, Baby
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Dieser Roman kommt mit aller Kraft daher:

Detransition, Baby
Torrey Peters,
gelesen von Britta Steffenhagen

TW: Sexueller Inhalt, Transphobie, Abtreibung, Fehlgeburt, Selbstmord, Untreue, Fäkalsprache, ...

Dieser Roman kommt mit aller Kraft daher:

Detransition, Baby
Torrey Peters,
gelesen von Britta Steffenhagen

TW: Sexueller Inhalt, Transphobie, Abtreibung, Fehlgeburt, Selbstmord, Untreue, Fäkalsprache, körperlicher und emotionaler Missbrauch.

Es geht um die Trans-Community, Weiblichkeit und Mutterschaft.
Torrey Peters bietet den Lesern eine Geschichte rund um Reese, eine Transfrau, die eine langjährige Beziehung mit Amy hatte. Reese hatte sich nichts sehnlicher als ein Baby gewünscht, doch eines Tages beschloss Amy ihre Geschlechtsumwandlung rückgängig zu machen, um wieder Ames, der Mann, zu werden.

Drei Jahre später ist Ames Cis-Freundin und Chefin, Katrina, von ihm schwanger. Doch er kann sich nicht vorstellen, dieses Kind alleine mit Katrina zu bekommen und so bittet er Reese das Kind gemeinsam, zu dritt, aufzuziehen.
Die Handlung besteht hauptsächlich aus den Rückblicken von Ames, Reese und Katrina, sowie deren gemeinsamen Versuch, diese chaotische Beziehung, vor der Geburt des Babys, zu meistern.

Peters zeigt auf spezielle Weise die Besonderheiten der Trans-Community und veranschaulicht gleichzeitig die ganzen Probleme, die es mit sich bringt, wenn man sich im eigenen Körper nicht wohl fühlt.

Fazit:
Too much!!!
Auf der einen Seite ein interessantes Genre, dessen Ausdrucksweise mir hier allerdings zu derbe ist. Fäkalausdrücke werden hier aneinandergereiht. Reese sieht es z.B. als ‚Challange' mit einem HInfizierten zu schlafen! Wirklich? Außerdem gab mir das Buch zu viele detaillierte und Intime Handlungen preis und ich habe Wörter gelernt, die ich nie lernen wollte.
Wollt ihr so ein Wort hören?
Nein? Dann bitte hier aufhören zu lesen.
Ja? „Wichswochenendmarathon" (btw: Wird hier auch rot unterstrichen! Das Wort gib es gar nicht ;)

2 Sterne
Das Buch ist im Ullstein Buchverlage erschienen.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Wunderschön

Für immer ein Teil von dir
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Habe ich euch eigentlich schon erzählt, dass ich keine Liebesgeschichten mag? Und das mich kitschige Cover abschrecken?
Sie zünden einfach nicht bei mir.
Nur gut, dass ihr mich gerade nicht sehen könnt, ...

Habe ich euch eigentlich schon erzählt, dass ich keine Liebesgeschichten mag? Und das mich kitschige Cover abschrecken?
Sie zünden einfach nicht bei mir.
Nur gut, dass ihr mich gerade nicht sehen könnt, denn meine dunklen Augenringe würden mich Lügen strafen.
Ich habe die letzten zwei Nächte dieses Hörbuch durchgesuchtet, anstatt zu schlafen. Nicht, dass ich das beabsichtigt hätte, denn auch das spannendste Hörbuch lässt mich irgendwann einschlafen (das nervige Suchen, bis wohin man gehört hat, am nächsten Tag, lasse ich jetzt mal unerwähnt), aber dieses Buch hat mich gefesselt. Und das direkt von Beginn an:

Für immer ein Teil von dir
Colleen Hoover,
gelesen von Marlene Rauch und Sven Macht

Nachdem Kenna ihre 5-Jährige Haftstrafe verbüßt hat, kehrt sie in das Dorf zurück, wo ihre einstige Liebe Scott aufwuchs. Scott war der Mann, den Kenna vor fünf Jahren tötete und mit dem sie eine gemeinsame Tochter hat. Diese Tochter durfte Kenna allerdings nie sehen, denn direkt nach der Geburt nahm man sie ihr im Gefängnis fort und gab sie zu Scotts Eltern in die Obhut. Diese hatten das Sorgerecht erwirkt.
Kenna hat weder Geld, Handy noch ein Auto und keinerlei Unterstützung von ihrer eigenen Familie und so ist es ihr erstes Anliegen einen Job zu finden. Gleich zu Beginn läuft ihr ein gut aussehender Mann über den Weg, mit dem sie fast geschlafen hätte. Erst später realisiert sie, dass es sich um Ledger handelt, Scotts ehemaliger bester Freund und Nachbar. Beiden ist diese Begegnung unangenehm, denn Kenna hofft darauf eine Chance von Scotts Freunden und Familie zu erhalten, während Ledger die letzten Jahre seinen Hass auf die Frau geschürt hat, die seinen besten Kumpel umgebracht hat.
Und auch die Eltern von Scott sind alles andere als begeistert, als die Frau es wagt in ihre Nähe zu kommen um ihnen womöglich das geliebte Enkelkind wegzunehmen.

Hört es sich kitschig an? Wenn ja, ist es meine Schuld. Dieser Roman ist alles andere als kitschig. Es ist eine wunderbare Geschichte, die mich zu Tränen gerührt hat.
Die Autorin hat so einen leichten Schreibstil und die zwei Leser:innen haben den Rest dazu beigetragen, dass ich noch immer total aufgewühlt bin. Dies war nicht das letzte Buch, was ich von C. Hoover gelesen habe.

P.S. Ich glaube, heute Nacht schlafe ich gut und könnt ihr ein Geheimnis für euch behalten? Ich bin ein kleines bisschen in Ledger verliebt ;)

5 / 5 Sterne und eine große Lese/Hörempfehlung von mir.
Das Buch ist im DTV-Verlag erschienen.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Wer war die große Liebe von der berühmten Evelyn Hugo?

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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„Als Stilikone der 50er-Jahre, Sexbombe in den 60er- und 70er-Jahren und Oscarpreisträgern in den 80er-Jahren machte sich Hugo mit ihrer sinnlichen Figur, ihren gewagten Filmrollen und ihren turbulenten ...

„Als Stilikone der 50er-Jahre, Sexbombe in den 60er- und 70er-Jahren und Oscarpreisträgern in den 80er-Jahren machte sich Hugo mit ihrer sinnlichen Figur, ihren gewagten Filmrollen und ihren turbulenten Liebesleben einen Namen. Sie war sieben Mal verheiratet und hat alle ihre Ehemänner überlebt. (S 422)

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Taylor Jenkins Reid,
übersetzt aus dem englischen von Babette Schröder

Evelyn möchte ihre Memoiren hinterlassen und besteht darauf, dass diese ausgerecht von der unerfahrenen und unbekannten Journalisten, Monique Grant, eine Frau, die sich selbst gerade von ihrem Ehemann getrennt hat, geschrieben werden soll.

Wer jetzt aber denkt, dass Evelyn beichten will oder eine Absolution sucht, der liegt hier falsch. Sie ist mit sich im Reinen, vielmehr möchte sie einige Dinge klarstellen und diese ins rechte Licht rücken.

Sie ist eine exzentrische Frau, steht zu ihren Entscheidungen die sie im Leben getroffen hat und ist sich keiner Schuld bewusst, ihre Männer nur geheiratet zu haben, um an ihr Ziel zu gelangen.
Dabei war ihr Leben auch von Verlust und Krankheit geprägt. Am Ende stellt sich die große Frage:
Wer war die Liebe ihres Lebens? Und warum sollte ausgerechnet Monique ihre Biografie schreiben?
Findet es selbst heraus!

Das Buch lässt sich gut und zügig lesen, eine wirklich kurzweilige Geschichte. Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Lesehighlight

Der Papierpalast
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Kennt ihr das auch? Ihr schleicht um ein Buch herum, weil ihr es einfach nicht zu Ende lesen wollt? Es ist so spannend, dass der Körper kribbelt, ja, wie elektrisiert ist?

Der Papierpalast
Miranda Cowley ...

Kennt ihr das auch? Ihr schleicht um ein Buch herum, weil ihr es einfach nicht zu Ende lesen wollt? Es ist so spannend, dass der Körper kribbelt, ja, wie elektrisiert ist?

Der Papierpalast
Miranda Cowley Heller
Aus dem Englischen von Susanne Höbel
Triggerwarnung: Sexuelle Gewalt an Minderjährigen, Tod, Vernachlässigung von Kindern

...lässt mich aufgewühlt zurück. Warum hat das Buch nur 448 Seiten? Da fehlen ja mindestens 200!
Der Schreibstil ist wunderbar und ja, der ganze Buchaufbau ist so interessant und speziell und einfach GENIAL! (Ups, darf ich hier so laut schreien? Nein? Also Entschuldigung, aber das musste laut verkündet werden!). Ich bin von dem Buch einfach gefangen und gefesselt und das ab Seite 2:

Elle Bishop, 50 Jahre alt, glücklich verheiratet mit drei gemeinsamen Kindern, ist alles andere als „wohlbehütet“ aufgewachsen:
"In der Familie meiner Mutter ist Scheidung einfach nur ein Wort. Ausdruck einer Haltung wie "Mir reicht’s" oder “Schiefgegangen“. Ihre Eltern haben dreimal geheiratet.“ (S. 68)
Dementsprechend hatten sie nie Zeit für ihre Mädchen, waren immer nur mit sich selbst oder mit ihren jeweiligen Liebschaften beschäftigt. Und so ging auch einiges an ihnen vorbei, etwas, was Kindern eigentlich nicht passieren darf, wovor man sie beschützen sollte…

Doch ihr bester Freund Jonas stand ihr damals zur Seite. Kennengelernt haben sie sich an dem See in Black Woods, dem Sommerdomizil ihrer Familie, der auch Papierpalast genannt wird.
Jeden Sommer verbringen die Familien hier ihre Ferien in den Ferienhäusern, wie auch in diesem Jahr, doch gestern ist etwas geschehen, was ein ganzes Leben verändern könnte...

Lesehighlight: 6 / 5 Sternen
Große Leseempfehlung für alle, die den "Gesang der Flusskrebse" und "Die Überlebenden" mochten!

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