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Veröffentlicht am 15.11.2024

Liebes Buch!

Humbi und Mohna auf der wilden Wiese
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HUMBI UND MOHNA AUF DER WILDEN WIESE
Carina Lendl

Humbi, die Steinhummelkönigin, und die kleine Mohnbiene Mohna lernen sich auf der wunderschönen Löwenzahnwiese kennen. Nach dem langen Winter ist dort ...

HUMBI UND MOHNA AUF DER WILDEN WIESE
Carina Lendl

Humbi, die Steinhummelkönigin, und die kleine Mohnbiene Mohna lernen sich auf der wunderschönen Löwenzahnwiese kennen. Nach dem langen Winter ist dort noch nicht viel los, denn viele Insekten halten noch ihren Winterschlaf. Für Humbi und Mohna bedeutet das, dass es auf den Blüten weniger Gedränge gibt und somit mehr zu essen für sie übrig bleibt. Doch es gibt ein Problem: Auch andere Tiere, die nach ihrem Winterschlaf einen riesigen Hunger haben, machen Jagd auf die Bienen und Hummeln – denn sie stehen auf deren Speiseplan! Den blinden Maulwurf Manfred können sie noch leicht meiden, aber um den Salamandern mit ihren blitzschnellen Zungen zu entkommen, ist schon mehr Geschick gefragt. Und als ob das nicht schon genug wäre, kommen auch noch die fiesen „Trampler“ regelmäßig in ihr Revier und zerstampfen Blumen, zerstören ihre Nahrung und hinterlassen viel Müll. Was Humbi und Mohna und ihre Freunde dabei erleben, ist spannend und sollte unbedingt selbst gelesen werden.

Meine Meinung:
Humbi und Mohna erleben zusammen mit ihrem Freund, dem Igel Ignatz, jede Menge Abenteuer. Der Umgang untereinander ist nicht immer „zart“, der Ton wird ab und zu etwas rau – aber gerade das passt gut zur Insektenwelt, in der es eben oft heißt: „Fressen oder gefressen werden“. Für mich war das absolut authentisch und hat den Charme der Geschichte noch verstärkt. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und denke, dass vor allem Kinder ab 9 Jahren, die sich für die Natur oder unsere Umwelt interessieren oder vielleicht sogar kleine Insektenforscher sind, hier voll auf ihre Kosten kommen werden. Besonders gefallen hat mir, wie die verschiedenen Tierarten und ihre Eigenheiten liebevoll dargestellt wurden.

Ein kleiner Minuspunkt für mich war der Dialekt von Ignatz, dem Igel, sowie einige Wortspiele, wie etwa „Essen aus Flügeln“. Ich bin mir nicht sicher, ob jüngere Kinder diese Wortwitze immer verstehen werden. Eltern dürften sich darüber aber sicherlich amüsieren. Alles in allem ein sehr unterhaltsames Buch für Kinder ab 9 Jahren, das sowohl spannend als auch lehrreich ist.
4/ 5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.11.2024

Highlight

Backstein
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BACKSTEIN
Femke Vindevogel

„Vater blickte nicht auf. Aus Erfahrung wusste ich: Der Tisch würde nicht mehr für mich gedeckt werden, heute gehöre ich nicht zur Familie. Heimlich würde ich die Reste hinunterschlingen, ...

BACKSTEIN
Femke Vindevogel

„Vater blickte nicht auf. Aus Erfahrung wusste ich: Der Tisch würde nicht mehr für mich gedeckt werden, heute gehöre ich nicht zur Familie. Heimlich würde ich die Reste hinunterschlingen, die mir Mutter im Vorbeigehen zuwarf, wenn er es nicht sah. Ich wollte ein Swiffertuch sein, mit gezielten Schlägen gegen die Mauer knallen, bis der Staub und das Leben ein für alle Mal aus mir herausgeschlagen waren.“ (S. 50)

Iggys Vater war ein alkoholkranker Diktator, ein Narzisst, dessen Gewalt und Kälte sich auf eine Weise manifestierten, die tief ins Leben seiner Töchter eingriff. Sie hatten die Demütigungen ertragen müssen – der Kopf im Kartoffelpüree, das Ausgesetztsein in der Kälte, ohne Pullover, ohne Schuhe – alles nur, damit sie den „richtigen“ Gehorsam erlernten.
Ihre Kindheit war ein Spiel, in dem sie und ihre Schwester nur Figuren auf seinem Schachbrett waren. Erst als er starb, konnten Iggy und Pinky beginnen, sich aus den Fesseln dieser unbarmherzigen Erziehung zu befreien.

Doch auch Jahre später sind die Narben noch nicht verheilt. Als eine unerwartete Erbschaft vor Iggys Tür landet – ein Gewebesack gefüllt mit bemalten Backsteinen, einem Gemälde, das ihr Vater während seines Aufenthalts in einer Suchtklinik malte – werden all ihre verdrängten Traumata wieder lebendig.
Das Gemälde ist jedoch unvollständig. Einige Steine fehlen, und Iggy, zusammen mit ihrer Freundin Luca, begibt sich auf eine bewegende Spurensuche, um das Geheimnis ihres Vaters zu entschlüsseln.

Was für ein außergewöhnliches Buch. Der seichte Humor, gepaart mit feinster Sprache will fast gar nicht zu dem tiefgründigen Inhalt passen.
Ich konnte nicht anders, als mit Iggy zu fühlen und zu weinen. Ihre Reise war so intensiv, dass auch mir die Worte einfach im Hals stecken blieben. Man spürt jeden Schmerz, jede Wunde, und doch ist da auch immer die Hoffnung auf eine Veränderung.

Dieses Buch wird definitiv in meine #jahreshighlights einziehen. Es ist das zweite Werk aus dem Hause @steidl, das es dorthin geschafft hat – und ich kann es nur jedem ans Herz legen.
Eine klare Leseempfehlung für alle, die tief berührende, unvergessliche Geschichten lieben – und für all jene, die Bücher wie „Befreit“ oder „Schloss aus Glas“ schätzten.
5+/5

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Veröffentlicht am 11.11.2024

Sehr atmosphärisch

Nostalgia
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NOSTALGIA
André Kubiczek

DDR in den 70er/80er Jahren:

„Nostalgia“ ist ein autobiografisches Familienporträt des Autors André Kubiczek. Geprägt von seiner laotischen Mutter und seinem geistig behinderten ...

NOSTALGIA
André Kubiczek

DDR in den 70er/80er Jahren:

„Nostalgia“ ist ein autobiografisches Familienporträt des Autors André Kubiczek. Geprägt von seiner laotischen Mutter und seinem geistig behinderten Bruder, wird der Protagonist immer wieder Ziel diskriminierender Anfeindungen. Kubiczek schildert detailliert seine Kindheit und lässt uns an Episoden jener und seiner Jugend teilhaben. Dabei gewährt er uns tiefe Einblicke in sein Inneres. Er ist ein sensibler Junge, der einfach nur „dazugehören" will und sich oft am liebsten unsichtbar machen würde. Freundschaften und seine Familie sind ihm dabei sehr wichtig.

Das erste Drittel des Buches liest sich wie eine Coming-of-Age-Geschichte.
Ab der Mitte des Buches steht seine Mutter im Fokus, die ihre Sicht der Dinge selbst erzählt. Im letzten Viertel erfahren wir, wie sich seine Eltern in Moskau kennenlernen und ineinander verlieben. Wir erleben, wie seine Mutter von ihrer Familie verstoßen wird, als sie mit einem Baby im Bauch "den Deutschen" heiraten möchte, und wie sie von Anfang an mit der Entscheidung haderte, ihren laotischen Pass gegen den der DDR einzutauschen.

Das Buch hat mich atmosphärisch überzeugt, vor allem durch die vielen offenen Fragen, die erst zum Ende hin aufgelöst wurden, den raffinierten Aufbau und die wechselnden Erzählperspektiven. Trotz dieser positiven Aspekte hätte ich mir ein wenig mehr Spannung oder einen größeren Plot zum Ende gewünscht.
4-/ 5

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2024

Gutes Buch!

Furchen und Dellen
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FURCHEN UND DELLEN
Ela Meyer

Chris kehrt heim, weil ihr exzentrischer Großvater im Sterben liegt. Seit vielen Jahren war sie nicht mehr zu Hause gewesen, hatte den Ort bewusst gemieden. Zu viele Beleidigungen ...

FURCHEN UND DELLEN
Ela Meyer

Chris kehrt heim, weil ihr exzentrischer Großvater im Sterben liegt. Seit vielen Jahren war sie nicht mehr zu Hause gewesen, hatte den Ort bewusst gemieden. Zu viele Beleidigungen und entwürdigende Herabsetzungen waren von ihrem Großvater ausgegangen. Doch es gab noch einen weiteren Grund, der sie davon abhielt, das kleine Dorf zu besuchen.

Damals lebte sie in einer WG. Die queere Doro war seit der Kindheit ihre beste Freundin gewesen; es war selbstverständlich, dass sie zusammenzogen. Antonia kam erst später dazu, aber die drei verstanden sich blendend. Unter ihnen wohnte Rafa, ein Freund, der beruflich viel reiste, aber wenn er zu Hause war, gehörte er fest zur Gruppe.

Alles änderte sich, als Doro plötzlich den Wunsch nach einem Kind äußerte. Alle gemeinsam sollten das Kind großziehen – mit gleichen Rechten und Pflichten. Für Chris, die selbst nie einen Kinderwunsch hatte, war das eine unerträgliche Vorstellung. Kurzerhand zog sie von einem Tag auf den anderen aus und brach den Kontakt zu ihren Freunden vollständig ab.

Nun muss Chris sich ihrer Vergangenheit stellen und erkennt zum ersten Mal, dass auch ihr eigenes Verhalten nicht immer richtig war.

Das Buch liest sich flüssig, der Schreibstil ist angenehm. Besonders gefallen haben mir die zahlreichen Reflexionen der Figuren und die detaillierten Beschreibungen der Protagonisten. Der furchteinflößende Großvater bleibt noch Tage nach dem Lesen im Gedächtnis – seine rigide Erziehung ließ mir beim Lesen die Nackenhaare hochstehen. Auch die Entwicklung von Chris zu einer einfühlsameren Person hat mich berührt.

Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Vergebung und die Chance auf einen Neuanfang. Ein sehr einfühlsames Buch. Gerne spreche ich eine Leseempfehlung für alle aus, die emotionalen Geschichten mögen.

4/5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2024

Gutes Hörbuch!

Furchen und Dellen
0

FURCHEN UND DELLEN
Ela Meyer

Chris kehrt heim, weil ihr exzentrischer Großvater im Sterben liegt. Seit vielen Jahren war sie nicht mehr zu Hause gewesen, hatte den Ort bewusst gemieden. Zu viele Beleidigungen ...

FURCHEN UND DELLEN
Ela Meyer

Chris kehrt heim, weil ihr exzentrischer Großvater im Sterben liegt. Seit vielen Jahren war sie nicht mehr zu Hause gewesen, hatte den Ort bewusst gemieden. Zu viele Beleidigungen und entwürdigende Herabsetzungen waren von ihrem Großvater ausgegangen. Doch es gab noch einen weiteren Grund, der sie davon abhielt, das kleine Dorf zu besuchen.

Damals lebte sie in einer WG. Die queere Doro war seit der Kindheit ihre beste Freundin gewesen; es war selbstverständlich, dass sie zusammenzogen. Antonia kam erst später dazu, aber die drei verstanden sich blendend. Unter ihnen wohnte Rafa, ein Freund, der beruflich viel reiste, aber wenn er zu Hause war, gehörte er fest zur Gruppe.

Alles änderte sich, als Doro plötzlich den Wunsch nach einem Kind äußerte. Alle gemeinsam sollten das Kind großziehen – mit gleichen Rechten und Pflichten. Für Chris, die selbst nie einen Kinderwunsch hatte, war das eine unerträgliche Vorstellung. Kurzerhand zog sie von einem Tag auf den anderen aus und brach den Kontakt zu ihren Freunden vollständig ab.

Nun muss Chris sich ihrer Vergangenheit stellen und erkennt zum ersten Mal, dass auch ihr eigenes Verhalten nicht immer richtig war.

Das Buch liest sich flüssig, der Schreibstil ist angenehm. Besonders gefallen haben mir die zahlreichen Reflexionen der Figuren und die detaillierten Beschreibungen der Protagonisten. Der furchteinflößende Großvater bleibt noch Tage nach dem Lesen im Gedächtnis – seine rigide Erziehung ließ mir beim Lesen die Nackenhaare hochstehen. Auch die Entwicklung von Chris zu einer einfühlsameren Person hat mich berührt.

Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Vergebung und die Chance auf einen Neuanfang. Ein sehr einfühlsames Buch. Gerne spreche ich eine Leseempfehlung für alle aus, die emotionalen Geschichten mögen.
4/5

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere