Wer ist die geheimnisvolle Freundin
Die geheimnisvolle FreundinAchtung Spoiler!
Die Autorin Simona Baldelli hat bereits mehrere starke Frauengeschichten veröffentlicht und dafür auch einige Literaturpreise bekommen.
In dem Buch „Die geheimnisvolle Freundin“ wächst ...
Achtung Spoiler!
Die Autorin Simona Baldelli hat bereits mehrere starke Frauengeschichten veröffentlicht und dafür auch einige Literaturpreise bekommen.
In dem Buch „Die geheimnisvolle Freundin“ wächst die Hauptprotagonistin Nina als Findelkind in einem Waisenhaus in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts in den Abruzzen auf. Nina ist ein kränkliches, schwaches Kind, das als Baby in die Klappe gelegt wurde. Damit ist sie in der Rangordnung im Waisenhaus ein Findelkind. Mit ca. 7 Jahren kommt Lucia in das Waisenhaus als Waise, die beide Elternteile verloren hatte. Beide freunden sich an. Lucia wird in eine neue Familie vermittelt, was die beiden trennt.
Nina verbleibt bis zu ihrem 18. Lebensjahr im Waisenhaus, sie kann nicht an Adoptiveltern vermittelt werden. Danach geht sie als Arbeiterin in eine Tabakfabrik und zieht mit einer Freundin zusammen. Im letzten Drittel des Buches wird der Aufstand der Tabakfrauen in einer Tabakfabrik beschrieben und wie sich Ninas Leben langsam weiterentwickelt und sie selbständiger wird.
Das Cover hat mir gut gefallen, wobei ich den Satz aus der La Repubblica etwas störend fand. Es hat so etwas vorweg Genommenes, man erwartet etwas. Die beiden fröhlichen Mädchen auf dem Cover konnte ich nicht ganz mit der Geschichte zusammen bringen.
Die Erzählung zu Beginn des Buches hat mich mitgenommen und die Berichte aus dem Waisenhaus waren sicherlich zeitgemäß, wobei ich sie zum Teil verstörend fand, wie mit den Kindern zu der Zeit umgegangen wurde. Die Nonnen haben versucht den Kindern etwas Wärme und Zuneigung zu geben, nur bei der Menge an Kindern war das wahrscheinlich insgesamt schwierig, zumal die finanzielle Lage der Nonnen auch nicht immer einfach war. Das Prozedere der Vermittlung erscheint aus heutiger Sicht undenkbar, aber im Konsens der Zeit sicherlich "normal". Nina als Mädchen und Findelkind steht in der Hierarchie der Kinder weit unten und sieht in Lucia einen Hoffnungsschimmer mehr von der Welt außerhalb des Waisenhauses wahr zu nehmen. Sie hatte schon eine Familie, Eltern, ein normales Leben und wurde zweimal daraus genommen. Der Verlust zeigt sich in ihren Alpträumen und darin das sie nachts Schutz bei Nina sucht. Sie macht einen ambivalenten Eindruck in ihren Ausdrücken. Tagsüber eher berechnend und manipulierend, nachts schutzbedürftig. Sie kann sehr gut ihre Vorteile erkennen und diese zum Schaden anderer durchsetzen. Auf dem Cover wird dies als enge Freundschaft beschrieben, wobei für mich die Frage war, ob diese Freundschaft nicht eher „toxisch“ war und nur eine der beiden einen Vorteil hatte.
Es gibt immer wieder „Sprünge“ in dem Buch die nicht immer nachzuvollziehen sind, z. B, wenn es um das Verhalten der Nonnen im sogenannten „Puppenschacht“ geht. Nina geht ihren Weg immer ein Stück weiter, aber die Zeit im Waisenhaus haben sie sehr geprägt. Das Zitat "Der gelbe Punkt war wie sie. Fehl am Platz überall" beschreibt sehr gut ihre Gefühlslage. Das letzte Drittel von dem Buch, hat für mich keine Auflösung gegeben, warum auf dem Cover zwei fröhliche Mädchen zu sehen sind. Es beginnt mit einem Streik in der Tabakfabrik, der für mich auch völlig aus dem Zusammenhang kam.
Die Offenbarung, das Lüften des Geheimnisses fand ich kaum nachvollziehbar. Ich kann weder das Missverständnis in dem Buch erkennen noch eine erneute Zusammenführung der beiden sehen. Entweder wurde das Buch anders übersetzt, als es gemeint war, aber es hat mich zum Schluss nicht wirklich mitgenommen.
Ich gebe 3 Sterne, weil das Buch für mich nicht durchgängig ist, es hat Sprünge, die ich kaum nachvollziehen kann und das Cover mit den beiden fröhlichen Mädchen kann ich nicht mit dem Buch und seinem Inhalt in Verbindung bringen.