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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2024

Informativ und sprachfördernd

Hier wird Politik gemacht! – Das Reichstagsgebäude
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Das Sachbilderbuch „Hier wird Politik gemacht! Das Reichstagsgebäude“ von Andrea Paluch und Stephanie Marian richtet sich an Kinder ab 10 Jahren und erklärt auf verständliche Weise am Beispiel des Bundestagsgebäudes, ...

Das Sachbilderbuch „Hier wird Politik gemacht! Das Reichstagsgebäude“ von Andrea Paluch und Stephanie Marian richtet sich an Kinder ab 10 Jahren und erklärt auf verständliche Weise am Beispiel des Bundestagsgebäudes, wie Demokratie und Politik in Deutschland funktionieren. Das Buch geht darauf ein, wie Demokratie in Deutschland organisiert ist, und liefert dazu eine gelungene Mischung aus Grundwissen, aber auch Detailwissen für besonders Interessierte. Dabei wird auf einer Doppelseite auch der Alltag der Abgeordneten beleuchtet, was den jungen Leser:innen einen konkreten Einblick in die politische Arbeit ermöglicht.

Die komplexen Themen werden anschaulich und kindgerecht aufbereitet, was sowohl für Kinder als auch für Erwachsene eine wertvolle Informationsquelle darstellt, fast ein bisschen wie ein Nachschlagewerk für Familien oder Schulklassen. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass das Buch großen Wert auf Sprachförderung legt. Dies macht es für eine breite Leserschaft zugänglich und unterstützt das Verständnis auch bei weniger versierten Leser:innen. Dabei helfen auch die zahlreichen gelungenen Illustrationen, bei denen auf vielfältige Repräsentation zahlreicher Bevölkerungsgruppen geachtet wurde.

Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass das Buch manchmal recht abstrakt bleibt. Hier würde mich über einen ähnlich gestalteten Band 2 freuen, der verstärkt mit Fallbeispielen arbeitet und den Gesetzgebungsprozess noch greifbarer macht. Zudem würde ich mir in einer nächsten Auflage die Überarbeitung der Weltkarte im ersten Drittel des Buches wünschen, da diese nicht auf dem neusten Stand ist (Süd- und Nordsudan) und durch starke Vereinfachung zu falschen Schlüssen führen kann.

Insgesamt ist „Hier wird Politik gemacht! Das Reichstagsgebäude“ aber ein gelungenes Sachbuch, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht und auf verständliche Weise die Funktionsweise der deutschen Demokratie erklärt. Bei mir wird es definitiv griffbereit ins Regal gestellt!

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Vielschichtig

Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit
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Volker Surmanns Roman "Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit" ist ein anrührendes und trotzdem witziges und unterhaltsames Jugendbuch, das gekonnt die Themen Leben und Tod behandelt, ohne dabei ...

Volker Surmanns Roman "Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit" ist ein anrührendes und trotzdem witziges und unterhaltsames Jugendbuch, das gekonnt die Themen Leben und Tod behandelt, ohne dabei einfache Antworten oder Lösungen zu liefern. Die Geschichte selbst ist vielschichtig und bietet zahlreiche Ansatzpunkte zum Nachdenken und Diskutieren über Traurigkeit, Freundschaft, Coming-out und Mobbing, ohne dabei in Klischees oder Moralisierungen zu verfallen. Protagonist Leon, der sich selbst als "deprilight" beschreibt, soll sich für ein Referat mit der Trauer zu einem Fahrradunfall bei ihm um die Ecke auseinandersetzen. Bei seiner Recherche wird er von Rouven unterstützt, mit dem Leon mehr gemeinsam hat als gedacht. Bald wird allerdings klar, dass auch Rouven Leons Unterstützung braucht.

Der Erzählstil des Buches ist ansprechend. Der Ich-Erzähler spricht in einer umgangssprachlichen und lockeren Weise, die nicht versucht, sich bei den jungen Leser anzubiedern. An mehreren Stellen finden sich schöne und interessante Metaphern, die das sprachliche Niveau anheben. Zudem ist der Roman durch Leons Recherche auch handlungsgetrieben und teilweise richtig spannend. Daneben gibt es aber auch immer wieder anrührende Passagen, die sehr einfühlsam erzählt waren, dann aber auch durch Humor wieder gebrochen werden, damit der Roman nicht an Leichtigkeit verliert und zu schwermütig wird.

Ich empfehle diesen Roman nicht nur Jugendlichen ab 12, sondern auch allen Älteren, die gerne gute, anspruchsvolle Jugendliteratur lesen und sich mit dem Thema Traurigkeit auseinandersetzen möchten, ohne selbst heruntergezogen zu werden!

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Inspirierend

Forgotten Garden
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Landschaftsarchitektin Luisa, geplagt von einer unerträglichen Chefin und der Trauer um ihren verstorbenen Mann, bekommt die Gelegenheit, im kleinen Ort Collaton einen gemeinnützigen Gemeinschaftsgarten ...

Landschaftsarchitektin Luisa, geplagt von einer unerträglichen Chefin und der Trauer um ihren verstorbenen Mann, bekommt die Gelegenheit, im kleinen Ort Collaton einen gemeinnützigen Gemeinschaftsgarten anzulegen. Sie sieht in diesem Angebot einen Ausweg aus ihrer Lethargie. Beim Anlegen des Gartens stößt sie jedoch insbesondere bei den Menschen vor Ort auf Widerstand. Nur Lehrer Cas unterstützt sie von Anfang an. Er glaubt an das Gute in den Menschen und hat ein Herz für benachteiligte Jugendliche, die sich bald ebenso als unverzichtbare Helfer:innen für Luisa erweisen.

Das klingt erst einmal nach einem guten Unterhaltungsroman. Mich hat zusätzlich aber besonders gefreut, dass der Roman zeigt, wie aus einer individuellen Vision ein gemeinschaftliches Projekt entstehen kann. Die Autorin beleuchtet dabei feinfühlig die sozialen Dynamiken und die unterschiedlichen Motivationen der Charaktere, die sich nach und nach für den Garten einsetzen. Ein weiteres Highlight des Romans ist die eindrucksvolle Schilderung, wie aus einem kargen Grundstück ein blühender Garten wird. Die Autorin verwebt dabei geschickt Themen wie soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit und zeigt auf, wie ein gemeinschaftliches Projekt Brücken zwischen den Menschen bauen und neue Perspektiven eröffnen kann. Indem die Geschichte in einer Gegend spielt, in der aktuell ein Kohlekraftwerk gebaut wird, setzt die Autorin mit dem Roman so ein klares Zeichen für eine alternative Zukunft.

Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings der etwas schwerfällige Einstieg in die Geschichte. Die erste Hälfte des Romans zieht sich stellenweise, bevor in der zweiten Hälfte die Handlung deutlich an Fahrt aufnimmt und die Charaktere sowie die Story an Tiefe und Dynamik gewinnen. Insgesamt ist „Forgotten Garden“ jedoch ein inspirierender Roman, der berührt, Mut macht und zeigt, dass Veränderungen möglich sind, wenn Menschen zusammenarbeiten und an eine gemeinsame Vision glauben. Die tiefe Menschlichkeit und die optimistische Perspektive auf soziale und ökologische Fragen unserer Zeit machen diesen Roman zu einer gleichermaßen unterhaltsamen und lohnenden Lektüre.

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Ein Reiseführer voller Glück

Glücksorte in Ligurien
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„Glücksorte in Ligurien“ ist ein ganz besonderer Reiseführer, der aus meiner Sicht den Zauber von Ligurien passend darstellt. Auf 80 Doppelseiten werden jeweils ein Glücksort mit einem atmosphärischen ...

„Glücksorte in Ligurien“ ist ein ganz besonderer Reiseführer, der aus meiner Sicht den Zauber von Ligurien passend darstellt. Auf 80 Doppelseiten werden jeweils ein Glücksort mit einem atmosphärischen Text und einem eindrucksvollen Foto vorgestellt. Dieses Buch hat es geschafft, in mir eine tiefe Sehnsucht nach Ligurien zu wecken, obwohl ich gerade erst da war.

Die Beschreibungen der Orte sind präzise und stimmungsvoll. Ich habe viele Orte wiedererkannt, die ich bereits besucht habe, und kann bestätigen, dass sie in dem Buch treffend beschrieben sind. Die Texte beleuchten nicht nur die Geschichte und Funktion der Orte, sondern fangen auch die jeweilige Atmosphäre ein und beschreiben die Menschen, denen man dort begegnen kann. Interessanterweise habe ich mindestens genauso viele neue Orte entdeckt, die ich unbedingt besuchen möchte. Daneben gibt es immer mindestens einen praktischen Tipp zu Cafés und Bars. Es sind nicht viele Tipps, aber die wenigen sind gut ausgewählt und zuverlässig – genau das, was ich für einen Urlaub ohne Freizeitstress von einem Reiseführer erwarte.

„Glücksorte in Ligurien“ hebt sich insgesamt deutlich von anderen Reiseführern ab. Es ist nicht überladen mit Informationen, sondern persönlich und inspirierend. Ich kann mir gut vorstellen, nur mit diesem Buch nach Ligurien zu reisen. Andere Reiseführer wirken oft überladen und unpersönlich, aber dieser vermittelt ein Gefühl der Nähe und Authentizität, was ich sehr schätze.

Fazit: Ein wundervoller Reiseführer, der die Schönheit und Magie Liguriens auf einzigartige Weise einfängt. Ideal für alle, die das Besondere suchen und sich von den Glücksorten dieser Region verzaubern lassen möchten.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Anders als gedacht

Agatha Christie
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Der historische Roman „Agatha Christie“ zeigt das frühe Leben der weltberühmten Krimiautorin, die uns Detektive wie Hercule Poirot und Miss Marple geschenkt hat. Der Roman beginnt mit Agatha Christies ...

Der historische Roman „Agatha Christie“ zeigt das frühe Leben der weltberühmten Krimiautorin, die uns Detektive wie Hercule Poirot und Miss Marple geschenkt hat. Der Roman beginnt mit Agatha Christies Kindheit und Jugend, geprägt von ihrem Wunsch, Pianistin zu werden, ein Traum, der jedoch nicht in Erfüllung geht. Stattdessen findet sie im Schreiben eine neue Leidenschaft, die ihr späteren Weltruhm bescheren wird.

In weiten Teilen des Romans wird Agatha vor allem als unsicheres Mädchen und verliebte Verlobte dargestellt. Ihre Ängste und Unsicherheiten, auch nach dem Tod ihrer Mutter, nehmen einen großen Teil der Erzählung ein. Dieser Fokus auf ihre Jugend und inneren Konflikte zieht sich durch die ersten drei Viertel des Buches und lässt die eigentliche Faszination für ihre Schriftstellerkarriere etwas in den Hintergrund treten.

Erst im letzten Teil des Romans gewinnt die Geschichte an Fahrt und zeigt Agatha Christie als entschlossene Abenteurerin und leidenschaftliche Schriftstellerin. Dieser Abschnitt, in dem sie ihre Rolle als Krimiautorin annimmt und sich in ihrer neuen Identität festigt, ist deutlich spannender und unterhaltsamer zu lesen. Leider endet der Roman gerade an dem Punkt, an dem Agathas Leben und Werk richtig interessant werden.

Der Schreibstil des Romans neigt insgesamt zum Kitschigen, was besonders in den romantischen und dramatischen Passagen der ersten drei Viertel deutlich wird. Diese Tendenz lässt im letzten Teil des Buches nach, wo die Erzählung realistischer und mitreißender wird. Ein weiteres Manko ist, dass Agatha Christies schlagfertige und humorvolle Seite, die in vielen ihrer eigenen Zitate und Anekdoten zum Ausdruck kommt, nicht deutlich wird. Dies kommt erst im Nachwort der Autorin zur Sprache.

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