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Veröffentlicht am 06.10.2022

Spielt die Zeit eine Rolle?

Ancora
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Was ist bloß los in diesem Dorf Ancora? Romy, Aurel und Jannis verbringen ihre Ferien in diesem sehr abgelegenen Dorf, in dem alle versuchen im Einklang mit sich selbst, ihren Mitmenschen und der Natur ...

Was ist bloß los in diesem Dorf Ancora? Romy, Aurel und Jannis verbringen ihre Ferien in diesem sehr abgelegenen Dorf, in dem alle versuchen im Einklang mit sich selbst, ihren Mitmenschen und der Natur zu leben. Aber über dem Ganzen schwebt ein mysteriöses Geheimnis, das Romy nicht zu fassen bekommt. Und wie hängt das Gedicht ihrer Mutter, das anscheinend alles, was mit Romy passiert, vorauszusagen scheint, damit zusammen? Zwischen Angst, Neugier und Abenteuerlust versucht Romy dem Ganzen auf die Spur zu kommen und dabei auch zu verstehen, warum sie die Zeit stehenlassen kann, wenn sie in Gefahr ist.


Schon das Cover lässt den Leser neugierig werden, denn in diesem ist ein Loch, durch das ein weibliches Auge blickt. Das Loch wird von verschiedenen Kreisen umrahmt, die schon Teile der Geschichte andeuten: Wald, Feuer, Schrift, eine Hütte, Wolken.
Der Prolog, in dem ein junges Mädchen vor irgendetwas flieht und von einem Lastwagenfahrer mitten im Wald mitgenommen wird, erhöht die Spannung.
Das Buch ist gespickt mit mysteriösen Vorkommnissen, lebensgefährlichen Prüfungen und angsteinflößenden Erlebnissen, die vor allem Romy erreichen. Dabei ist nicht immer ganz klar, warum das alles gerade sie so betrifft. Die Prüfungen haben keinen klaren Ausgang. Egal, wie sie ausgehen, sie werden immer bestanden, wenn die Prüflinge zurück ins Dorf kommen, auch, wenn z. B. der Berggipfel gar nicht erreicht wurde. Das Ergebnis wird von niemandem überprüft. Die Prüflinge melden sich freiwillig und könnten sogar in den Tests umkommen, das scheint die Dorfgemeinschaft aber gar nicht zu stören.
Meiner Meinung nach wird auch nicht deutlich herausgearbeitet, warum Romy mit ihrem besten Freund Jannis und ihrem Freund Aurel dorthin fährt. Zumal sie an der Beziehung zu Aurel arbeiten will, da diese gerade in einer Krise steckt. Eigentlich stört ein Dritter dann doch nur. Die Geschichte ist meiner Ansicht nach auch mit teilweise nur angedeuteten Problemen und Themen überfrachtet (Beziehungskrise, gleichgeschlechtliche Liebe, unerfüllte Liebe, Vergewaltigung, Katastrophe, Verlust etc.)
Das Buch enthält einige Ungereimtheiten und Fragezeichen. Diese haben mich beim Lesen gestört und mich oft „warum?“ fragen lassen und meine Leselust gebremst.
Am Ende des Buches wird jedoch in einem Showdown eine plausible Erklärung für fast alle Vorgänge geliefert. Allerdings muss der Leser akzeptieren, dass durch wissenschaftliche Experimente an Raum- und Zeitebenen und einer Explosion in diesem Labor vor vielen Jahren, es nun Menschen, die nicht altern, die Zeit stillstehen lassen oder Verstorbene sehen können, und außerdem Zeitportale in der Gegend gibt.
Ich bin beeindruckt, dass ein 21jähriger schon so schreiben kann und damit den Zweck verfolgt, andere junge Menschen wieder zum Lesen von Büchern zu bringen. Ich hoffe, dass ihm das gelingt.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Gärten und Pflanzenjäger im 19. Jh.

Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde
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„Die Gärten von Heligan: Ruf der Fremde“ ist der zweite Band einer Buchreihe über eben diese Gärten in England, Cornwall. Die Autorin Inez Corbi erzählt zwei zeitlich verschobene Geschichten. Eine in ...

„Die Gärten von Heligan: Ruf der Fremde“ ist der zweite Band einer Buchreihe über eben diese Gärten in England, Cornwall. Die Autorin Inez Corbi erzählt zwei zeitlich verschobene Geschichten. Eine in der Jetzt-Zeit (2020) um die junge Frau Lexi, die eine Ausstellung über das 30jährige Jubiläum des Wiederaufbaus der Gärten von Heligan mitplant, und um die Familien Tremayne, denen die Gärten gehörten, und Harrington, deren Leben von April 1815 bis Anfang März 1826 beschrieben wird. Besonderes Augenmerk legt die Autorin hierbei auf die Person des Avery Harrington, der aus persönlichen Gründen nach Indien und Nepal geht und dabei zum Pflanzenjäger wird.
Inez Corbi wechselt in ihrem Roman immer dann die Zeitebenen, wenn Lexi wieder etwas Neues für die Ausstellung recherchiert und herausfindet. Der Leser erfährt dann gleich, wie es sich in der Vergangenheit zugetragen hat, und weiß meist sogar mehr als Lexi.
Dabei verknüpft die Autorin geschickt recherchierte historische Fakten mit Fiktion. So wird die vergangene Zeit für den Leser verständlich dargestellt und begreif- und erlebbar.
Am Ende des Buches zeigt die Autorin in einem eigenen Kapitel klar auf, was historische Fakten sind und was Dichtung ist. Des Weiteren ergänzt sie diese Hinweise mit Quellenangaben, was mir sehr gut gefallen hat.
Sehr hilfreich sind auch die im vorderen Umschlag des Buches eingebettete Karte von Indien und Nepal und die im hinteren Umschlag aufgeführte Zeitleiste.
Ich kannte den ersten Teil noch nicht, hatte aber keine Schwierigkeiten mich in diesen hineinzufinden und die Handlung zu verstehen. Wissenswerte Fakten wurden auch im Text angeführt.
Ein gut recherchierter historischer Roman mit Verstand und Gefühl!

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Der Mut, man selbst zu sein

Du bist der Sturm, du bist das Licht
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Allein mit dem attraktiven, heimlich angebeteten Star des Fußballteams bei einem Schneesturm? Welches Teenager-Mädchen wünscht sich das nicht. Doch hier ist und kommt alles etwas anders, als man sich das ...

Allein mit dem attraktiven, heimlich angebeteten Star des Fußballteams bei einem Schneesturm? Welches Teenager-Mädchen wünscht sich das nicht. Doch hier ist und kommt alles etwas anders, als man sich das denkt. Denn Tegan und Mac sind innerlich sehr verschieden von dem, als was ihr Äußeres sie zu sein scheinen lässt.


Val Emmich baut seinen Spannungsbogen langsam auf. Tegan hat Probleme mit ihrer Mutter und schreibt ihrem Vater Mails. So weit so gut, aber dieser Vater lebt nicht getrennt von ihrer Mutter, sondern verstarb bei einem Unfall. Die Mutter macht sich viele Sorgen um ihre Tochter, die auch noch mit einer verkrüppelten Hand geboren wurde. Tegan erscheint so als schüchterne, unscheinbare Außenseiterin mit wenigen Freundinnen.
Als sie nach einer Auseinandersetzung mit ihrer Mutter in das kleine Edison-Museum, das ihr Vater mit aufgebaut hat, flieht, will sie nur allein sein – egal, ob in dieser Nacht ein Schneesturm tobt oder nicht. Doch irgendwann geht plötzlich die Tür auf und Mac steht da, Star des Fußballteams und Klassenbester, allseits beliebt.
Doch was nun nach bekannter Liebesgeschichte und vorhersehbarer Story klingt, entwickelt sich doch anders, denn Tegan hat vor allen, außer ihrem besten schwulen Freund Neel, verheimlicht, dass sie aus Neid, Rachegedanken und falschem Gerechtigkeitsdenken Mitschülerinnen, Mitschüler und deren Familien über einen Blog diffamiert hat. So z. B. auch Macs Vater, der Alkoholiker ist.
Unter diesem Umstand leidet Mac sehr, vor allem, seit sein Bruder ausgezogen ist. Er hasst Oberflächlichkeiten und fühlt sich deshalb, trotz seiner Beliebtheit, oft nicht dazugehörig. In dieser Nacht wollte sein Vater sich das Leben nehmen und Mac konnte das durch einen anonymen Anruf gerade noch verhindern.
Durch das Zusammensein in dieser Nacht kommen sich die beiden näher und merken, dass sie viel mehr gemein haben, als es von außen her scheint. Doch je mehr sie sich zueinander hingezogen fühlen und je ehrlicher sie zueinander sind, umso mehr weiß Tegan, dass sie Mac die Wahrheit über das sagen muss, was sie getan hat.
Als sie es letztendlich tut, ist Mac so enttäuscht, dass er geht und jeglichen Kontakt abbricht. Tegan ist am Boden zerstört und weiß nicht weiter. Doch dann findet Charlie, der Lebensgefährte ihre Mutter sie – er hat schon die ganze Nacht nach ihr gesucht – und bringt sie nach Hause.
Durch dieses Desaster hindurch bemerkt Tegan aber, was sie an ihrer Mutter und auch an Charlie hat, und beginnt sie endlich richtig wertzuschätzen. Ihre Beziehung zueinander bessert sich in der nächsten Zeit sehr.
Und schließlich findet das Mädchen auch einen Weg, sich bei Mac und seinem Vater zu entschuldigen. Dieser führt sie auch wieder in Macs Herz.
Ein lesenswertes Buch für Jugendliche, dass aufzeigt, wie Mobbing entstehen kann, und dass das Einsortieren von Menschen in Schubladen durch Äußerlíchkeiten nie zu einem guten Ziel führt, sondern nur das bewusste Kennenlernen und Wahrnehmen des Anderen.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Flug ins Reich der Fantasie

Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1)
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Zum Inhalt:
Prinzessin Shiori hat einen Papierkranich gefaltet und dieser kann fliegen und mit ihr in Gedanken reden! Dann folgt das Frühlingsfest. Auf der Flucht vor ihrem, ihr von ihren Eltern zugewiesenem ...

Zum Inhalt:
Prinzessin Shiori hat einen Papierkranich gefaltet und dieser kann fliegen und mit ihr in Gedanken reden! Dann folgt das Frühlingsfest. Auf der Flucht vor ihrem, ihr von ihren Eltern zugewiesenem Bräutigam, den sie für ungehobelt und langweilig hält, stürzt sie in einen See. Dort begegnet sie einem Drachen, der sie vor dem Ertrinken rettet. Doch wie kann das alles sein, wo doch alle Magie aus Kiata schon vor langer Zeit verbannt wurde?

Zum Buch:
Wer gern Fantasy liest, wird dieses Buch lieben. Es erzählt die Geschichte von Prinzessin Shiori, die wohlbehütet im Kaiserpalast von Gindara zusammen mit ihren sechs älteren Brüdern aufwächst. Der einzige dunkle Punkt in ihrem Leben ist der Tod ihrer Mutter und daraus folgend ihre Stiefmutter, zu der sie ein schwieriges Verhältnis hat.
Die ganze Geschichte ist zauberhaft in die fernöstliche Kultur eingebettet, wobei auch Anklänge an die deutschen Märchen die sechs Schwäne oder die sieben Raben zu finden sind. Eigentlich ist es auch eine Coming-of-Age-Geschichte, denn durch die Umstände wird Shiori gezwungen schnell erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen. So ändert sich auch ihre Sichtweise auf Menschen und ihre Handlungen.
Die Erzählung birgt immer wieder überraschende Wendungen. So soll Shiori z. B. ein Netz aus Sternenkraut, einer Art Nessel, knüpfen, um ihre Brüder damit aus der Verwandlung zu befreien. Doch am Ende stellt sich heraus, dass dieses Netz ihren Brüdern nicht im Mindesten hilft, und sie es aus ganz anderen Gründen knüpfen sollte. Vertraute Menschen entwickeln sich zu Gegnern und Feinde zu Freunden oder sind es schon immer gewesen. Immer wieder trifft sie auf ihrem Weg auch auf Menschen, die ihr selbstlos helfen, und die zu lösenden Aufgaben wachsen.
Am Ende des Buches steht Shiori vor einer neuen Herausforderung, vielleicht der bis dahin größten von allen: Sie muss ins Meer zu den Drachen tauchen. Danach folgt noch ein kurzer Blick auf ihre Feinde. Dann bricht das Buch ab und lässt den Leser mit Spannung den zweiten Teil erwarten.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Veränderung in rauem Klima

Jeder Tag ein neues Wunder
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Inhalt
Simon Barsch, ein einsamer Rentner, fährt mit der Asche seiner Frau und seiner Haushälterin Milena, die ihn nicht alleine verreisen lassen wollte, los, um eben diese Asche in der Nordsee zu verstreuen. ...

Inhalt
Simon Barsch, ein einsamer Rentner, fährt mit der Asche seiner Frau und seiner Haushälterin Milena, die ihn nicht alleine verreisen lassen wollte, los, um eben diese Asche in der Nordsee zu verstreuen. Seine Frau hatte sich das kurz vor seinem Tod von ihm gewünscht. Milena weiß zuerst nicht, warum Herr Barsch diese Reise unternimmt, weiß aber genau, dass er es alleine mit seinem kranken Bein und all seinen Tabletten nicht schaffen wird. Auf der Reise freunden sich die beiden an, das Dienstverhältnis wird aufgehoben. Außerdem lernen sie noch viele nette und skurrile Menschen kennen und verändern sich beide, so dass die Reise insgesamt ein voller Erfolg wird - ein Roadtrip der besonderen Art.

Zum Buch
Das Buch ist sehr flüssig geschrieben, so dass es sich gut lesen lässt. Die Geschichte fließt dahin und nimmt zum Ende immer mehr Fahrt auf. Milena ist sehr sympathisch beschrieben als zupackende Haushälterin und treusorgende Mutter, die das Heimweh oft auffrisst. Herr Barsch hat seine Kanten und Ecken, ist aber alles in allem als Kind seiner Zeit ein liebenswürdiger alter Herr.
Das Zusammenspiel und die Veränderungen von beiden zu beobachten, macht viel Vergnügen, zumal diese Dinge – bei Herrn Barsch „der Auftrittskünstler“, bei Milena das Locker-Leichte – schon längst in ihnen schlummern und durchschimmern.
Gut gefallen haben mir auch die „Klammern“ der Geschichte: Am Anfang besucht Herr Barsch das Aquarium und hat Kontakt mit einer Tierpflegerin, die ihm schon ein bisschen die Augen öffnet für die Liebe seiner Frau zum Meer und seinen Bewohnern. Am Ende ist er wieder dort und der Kontakt vertieft sich, denn nun kann er diese Liebe seiner Frau ein ganzes Stück weit teilen, nachvollziehen und auch verstehen.
Dazu kommen die Kegelrobben, viel mehr eine, nämlich Herbert. Beim ersten und einzigen gemeinsamen Aufenthalt auf Helgoland haben sie, Simon und seine Frau Anja, eine einsame Kegelrobbe, die damals Seltenheitswert in der Nordsee hatte, auf den Namen seines Bruders getauft. Als Simon nun wieder einer Kegelrobbe begegnet, muss es für ihn einfach Herbert sein, zumal das Fellmuster auch irgendwie stimmt. Als er fast ertrinkt, sind es auch die Robben, die ihn retten.
Der Robbenanhänger „Susi“, den seine Frau einst kaufte und der nun im Auto seiner Tochter hängt, taucht auch am Anfang des Buches und am Ende auf.
So schließt sich der Kreis der Geschichte und doch ist nichts mehr wie am Anfang, denn Herr Barsch – auch der Name ist Programm 😊 – hat sich dem Leben wieder zugewandt und ist viel offener geworden und auch Milena wagt mit David, einem Iren, den sie auf der Reise kennenlernten, in Polen bei ihrer Familie einen Neuanfang.

Fazit
Ein lesenswertes Wohlfühlbuch, das wieder einmal zeigt, dass Menschen sich zum Besseren verändern können, wenn man ihnen Zeit lässt und wir uns gegenseitig versuchen zu verstehen und anzunehmen, so wie wir erstmal sind.

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