Profilbild von Lieneke

Lieneke

Lesejury-Mitglied
offline

Lieneke ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lieneke über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Ergründen der Welt

Der Name der Rose
0



Als Erstlingswerk sicherte „Der Name der Rose“ dem italienischen Romanciers und Semiotikprofessors Umberto Eco auf Anhieb einen Platz unter den angesehensten zeitgenössischen Schriftstellern.

Der englische ...



Als Erstlingswerk sicherte „Der Name der Rose“ dem italienischen Romanciers und Semiotikprofessors Umberto Eco auf Anhieb einen Platz unter den angesehensten zeitgenössischen Schriftstellern.

Der englische Franziskaner William von Baskerville reist mit dem ihm anvertrauten Novizen Adson von Melk im November 1327 zu einer Benediktinerabtei im nördlichen Apennin. Dort soll er ein Kolloquium von Vertretern der Kurie und des Franziskaner-Ordens vorbereiten, wobei es um die Frage geht, ob die Kirche besser arm wäre, oder ob sie mit Macht und Reichtum prunken soll, wie es der in Avignon residierende Papst tut. Im Kloster sterben innerhalb weniger Tage fünf Personen: der Buch- Illustrator, der Übersetzer, der Bibliotheksgehilfe, der Apotheker und der Bibliothekar selbst. Der Abt bittet den für seinen Scharfsinn bekannten Besucher, die Todesfälle aufzuklären, wobei Adson ihm hilft. Obwohl oder gerade weil ihnen der Zugang zur Klosterbibliothek verwehrt ist, vermuten sie dort schon bald den Schlüssel für die Lösung des Rätsels.

Lebendige Schilderungen verknüpft mit philosophischen Reflexionen

Umberto Eco hat die atemberaubende Geschichte, die sich im November 1327 in einem norditalienischen Kloster zugetragen haben soll, in eine doppelbödige Rahmenhandlung eingebettet. Ein gewisser Abbé Vallet überlieferte in seinem Werk eine mittelalterliche Handschrift, bei dem es sich um den Lebensbericht des Mönchen Adson von Melk handelte.
Der Autor warnt den Leser der deutschen Ausgabe: „Der geneigte Leser möge bedenken: Was er vor sich hat, ist die deutsche Übersetzung meiner italienischen Fassung einer obskuren neugotisch-französischen Version einer im 17. Jahrhundert gedruckten Ausgabe eines im 14. Jahrhundert von einem deutschen Mönch auf Lateinisch verfassten Textes.“
Als Kriminalroman angelegt bietet das Werk jedoch weit mehr als lediglich die detektivische Aufklärung mysteriöser Todesfälle. So nimmt Eco den Leser gefangen, indem er ihn tief in das mittelalterliche Leben, das philosophische und theologische Denken dieser Zeit und ihre Moral eintauchen lässt. Er entführt ihn in einen historischen Konflikt von grosserTragweite. Lebendige Schilderungen der Lebenswirklichkeit des mittelalterlichen Menschen verknüpft er äusserst geschickt mit philosophischen Reflexionen über zentrale Lebensthemen wie Glauben, Liebe, Leidenschaft und Tod.

Ein historischer Roman in Form eines Kriminalromans

Der Wälzer zieht den Leser in seinen Bann – trotz langatmiger Einschübe, die als Erklärung gedacht sind und zugleich den bedächtigen Rhythmus des Lebens in der mittelalterlichen Abtei wiedergeben sollen. Auch zahlreiche lateinische Zitate würzen die Lektüre des Romans (mit Übersetzung im Anhang). Nicht vor der Schlussszene durschaut der Leser, wie witzig, intelligent und fantasievoll der historische Roman in Form eines Kriminalromans aufgebaut ist.

Spannend und gelehrt zugleich

Viel ist die Rede von Wollust und Unzucht, von der Hoffart des Geistes, von Häretikern, von Chiromanten, simonistischen Priestern und anderen Sonderlichkeiten, die man in einem Roman nicht unbedingt erwarten und lesen wollen würde. Wer interessiert sich schon für langatmige Predigten über den Antichristen? Wer für die Unterschiede zwischen Waldensern und Albigensern und all den anderen christlichen Sekten des Mittelalters, die hier so genau aufgezeigt werden? Erstaunlicherweise ist es Umberto Eco gelungen, aber gerade damit ein Millionenpublikum anzulocken. Als Professor für Philosophie und Semiotik hat es Eco sich nicht nehmen lassen, weite Teile seines dickleibigen Werks mit sophistischen Betrachtungen zu füllen. So ist sein Buch alles auf einmal: Krimi, Sozialgeschichte und philosophisches Traktat, spannend und gelehrt zugleich.

Animation zur Lektüre weiterer Texte

So, wie der Roman mit einem Zitat beginnt und auch mit einem Zitat aufhört, so zitiert der gesamte Text unentwegt und verweist somit auf unzählige weitere Texte: auf das Hohelied Salomons, auf Sherlock Holmes oder auf Jorge Luis Borges. So soll der Leser zur Lektüre weiterer Texte animiert werden.

Dinge sind vergänglich, es bleiben nur Namen

Auch ein Lehrsatz der Semiotik wird hierin verdeutlicht: Zeichen sind Leerstellen, die ausgefüllt werden müssen. So ist auch der letzte Satz des Romans zu verstehen, der zugleich den Titel erklärt: „Stat rosa pristina nomine, nomina nuda tenemus.“ – „Die Rose von einst steht nur noch als Name, uns bleiben nur nackte Namen.“ Dinge sind vergänglich, nur ihre Namen bleiben.

Hoffnung, die Welt zu ergründen

Eco hat ein Buch über Bücher geschrieben, darüber, was Erzählen bedeutet und ob sich die Welt überhaupt in Worte fassen lassen kann, ob sie begriffen werden kann. Nicht zufällig erweist sich die sagenumwobene Bibliothek der Mönche als ein Labyrinth, in dem man sich leicht verlaufen kann. Hier treffen Willam und Adson auf eine „Wissenschaft im Dienst der Verschleierung statt der Erleuchtung“. Am Ende geht die Bibliothek in Flammen auf – und damit die Hoffnung, die Welt wirklich ergründen zu können, wenn es diese denn jemals gegeben hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

exotisch, eindrucksvoll, eigenständig

Die Augen des Schmetterlings
0



Eines der zahlreichen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbücher der Schweizer Autorin Federica de Cesco, mit dem typisch bildhaften Schreibstil: Die Augen des Schmetterlings.

Die junge Finnin Agneta ist ...



Eines der zahlreichen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbücher der Schweizer Autorin Federica de Cesco, mit dem typisch bildhaften Schreibstil: Die Augen des Schmetterlings.

Die junge Finnin Agneta ist nach dem abrupten Ende ihrer kurzen, aber durchaus erfolgreichen Karriere als international gefeiertes Model auf der Suche nach einer Aufgabe im Leben. Nach einem Abstecher bei einer bereits berühmten Modedesignerin, die zu Adnetas Vorbild wird, landet sie in einer Kunsthochschule in Japan. Sie freundet sich schnell mit der bildhübschen Lumina an, lernt deren Onkel Dan kennen und verliebt sich schon bald in den umschwärmten Schauspieler, der ihr beibringt, die Welt aus ganz anderen Augen zu sehen. Dann jedoch kommt sie einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur, dessen gegenwärtige Protagonistin Lumina ist. Nun erfährt sie geheimnisvolle Details aus der Jahrhunderte zurückreichenden Geschichte und sieht sich schon bald mit einer drastischen Forderung seitens Lumina konfrontiert.

Eine eigenständige, leidenschaftliche und kraftvolle Frauengeschichte

Die Vorgeschichte der Protagonistin, die so eigenständig und auf kraftvolle weise leidenschaftlich dargestellt wird, zieht sich schon über einen Viertel des ganzen Bandes, und auch den Beweggründen nach Tokio zu gehen wird mehr Beachtung geschenkt, als der eigentlichen Geschichte guttun würde. Als Agneta jedoch endlich in Tokio ankommt, steigt das Potenzial gleich um ein Vielfaches: Die Autorin hat ihre Hausaufgaben gemacht, man bekommt einen guten Einblick in die Kultur und Tradition Japans, was eigentlich das Interessanteste an diesem Buch ist, sowie die historisch genauen Details aus den teils dunklen Jahren in Japans Geschichte.
Leider sind genau diese Details manchmal ein wenig zu viel des Guten, wie heisst es so schön: „Weniger ist mehr“. Die Hintergründe werden ausführlich beschreiben, während die eigentliche Handlung eher im Hintergrund zu stehen scheint: der für die Autorin typische Stil, wie man nach einigen Werken feststellen kann. So werden jedoch vor allem Emotionen gut zur Geltung gebracht, was den Leser zum Beispiel gerade bei den Darstellungen des Zweiten Weltkrieges akribisch genau mitfühlen lässt oder die Atmosphäre der hektisch-quirligen Metropole mit der allgegenwärtigen Geräuschkulisse und den vielen Menschen einfängt.

Menschen, die schreckliche Dinge vergessen, verdrängen und unterdrücken

Die Romanze, die sich schon bald auftut, rückt weiter in den Hintergrund, sobald sich die Mystery-Geschichte entfaltet, die schon Generationen zurückreicht und in der sich die Historie und Mythologie Japans und der finnischen Samen begegnen und vermischen. So geht es um Menschen, die schreckliche Dinge vergessen, verdrängen und unterdrücken; schlecht handeln, ohne es zu wissen oder zu wollen. Oft weiss man nicht, was wirklich übernatürliche Elemente im realen Leben sind, und was nur in den Gehirnen der Figuren vor sich geht und darum scheinbar wirklich wird.
Leider schien sich Federica de Cesco ganz und gar nicht entscheiden zu können, ob sie denn nun über Agneta und ihr Leben, welches oft viel zu sehr ins Melodramatische abschweift, oder über Dan und dessen Familiengeschichte schreiben sollte. Mitten im Buch wird man zurückgeworfen in eine unruhige Zeit Japans, während die eigentliche Protagonistin ewig lange nichts mehr zu vermelden hat. Es scheint, als hätte die Autorin zwei Geschichten im Kopf gehabt, die sie unbedingt miteinander hatte verbinden wollen – was zu einer eigenartigen Verknüpfung geführt hat.

Für Japan-Fans, Kunst-Freaks und Kitsch-Liebhaber

Dieses Buch eignet sich wohl für Leute, die ein überzeugendes Mittelmass zwischen „zu nervenzerreissend spannend“ und „zu kitschig“ suchen; Menschen, die sich für die teilweise weit zurückreichende Kultur Japans begeistern; und schöpferisch Interessierte, welche sowohl die Kunst als auch die Verbindung verschiedener Menschen fasziniert.

„Ich sehe nichts.“ – „Deswegen, weil du nicht richtig hinsiehst.“

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Tod hat das letzte Wort

Die Bücherdiebin
0

Der Tod gewährt uns in diesem Roman als Erzähler einen flüchtigen Einblick in seinen düsteren Alltag. Er eröffnet das Buch mit der kurzen Bemerkung: „Ihr werdet sterben“. In den Kriegsjahren um 1942 galt ...

Der Tod gewährt uns in diesem Roman als Erzähler einen flüchtigen Einblick in seinen düsteren Alltag. Er eröffnet das Buch mit der kurzen Bemerkung: „Ihr werdet sterben“. In den Kriegsjahren um 1942 galt es, viele Seelen einzusammeln. Er als einziger vermochte ihre Zahl noch zu überblicken. Mit einer Menge Ironie und Melancholie und aus einer kühlen Distanz heraus verschafft er uns einen Einblick in das Leben einer einzelnen Überlebenden der Nazi-Gräuel: der Bücherdiebin.

Ihr Erstes gestohlenes Buch

Das erste Zusammentreffen mit dem überarbeiteten Knochenmann nimmt Liesel, auf dem Weg zu ihren neuen Pflegeeltern, ihrem Bruder ab, sodass ihr als einziges Erinnerungsstück an ihre Familie nur das „Handbuch für Totengräber“ bleibt – Es ist ihr erstes gestohlenes Buch. Von nun an spielen Bücher eine wichtige Rolle in ihrem Leben - wenn nicht gar die wichtigste. Gemeinsam mit ihrem Pflegevater erschliesst sie sich die ersten Seiten. Und genau, wie sie für das ältere Paar bald zur geliebten Tochter wird, so öffnet sich auch ihr selbst die Welt der Bücher einen emotionalen Schutzraum. 

Ein Versteckspiel auf Leben und Tod

Wäre da nicht der lauernde Krieg, könnte alles schön sein. Doch als eines Tages auch noch einem verfolgten Juden fraglos in ihrem Keller Asyl gewährt wird, steht die Bücherdiebin wohl vor ihrer grössten Probe. Es beginnt ein Versteckspiel auf Leben und Tod.

Authentische Bild des Naziterrors

In zwei Ausgaben herausgebracht, wendet sich das Buch einmal an Jugendliche und ein anderes Mal an Erwachsene. Gerade für Jugendliche kann der Umfang von fast 600 Seiten zwar abschreckend sein, doch das Buch wurde bereits mit den Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet! Auch für Erwachsene ist es ein gelungenes Werk, denn es liefert ein authentisches Bild der Geschehnisse in den Jahren des Naziterrors.

Der Tod hat auch am Ende das letzte Wort

Mit viel Fantasie und viel Liebe zum Detail besteht Markus Zusak die Aufgabe, dem Leser - ganz beiläufig - den Wahnsinn des Holocaust zu verdeutlichen. Er lässt uns schmunzeln, staunen, mitfiebern – alles auf einmal, obwohl alle Empfindungen so unterschiedlich sind. Man spürt auch deutlich die Zuneigung des Autors zu seinen Figuren. Voller Hingabe lieben, leiden, spüren und empfinden sie. Liesel Memminger, als naives Mädchen in der Welt der Grossen, wirkt dabei wie ein Engel auf ihre Umgebung, doch ein Schutzengel ist sie wahrlich nicht. Der Tod wird auch am Ende das letzte Wort haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Verrat im Reich der Silbernen

Die rote Königin (Die Farben des Blutes 1)
0

„Die Rote Königin“ ist der Auftakt der Trilogie rund um „Die Farben des Blutes“ der amerikanischen Autorin Victoria Aveyard und erschien 2015 im Carlsen Verlag.

Mare ist eine Rote, die in einer Welt lebt, ...

„Die Rote Königin“ ist der Auftakt der Trilogie rund um „Die Farben des Blutes“ der amerikanischen Autorin Victoria Aveyard und erschien 2015 im Carlsen Verlag.

Mare ist eine Rote, die in einer Welt lebt, die von den Silbernen regiert wird. Alles bestimmend ist hier die Farbe des Blutes, die rot oder silbern sein kann und den sozialen Status bestimmt. Die Aufgabe der Roten ist es, den Silbernen, welche übernatürliche Kräfte besitzen, zu dienen, denn sie selbst verfügen nicht über diese Kräfte. Eines Tages entdeckt Mare vor den Augen des Königs – der natürlich ein Silberner ist - ihre eigenen besonderen Fähigkeiten. Nun wird sie von der Königsfamilie als eine Silber-Adelige ausgegeben und aus politischen Gründen mit einem der Prinzen verlobt. Nicht genug damit, dass Mare ihre eigentliche Blutfarbe verstecken muss und im Verborgenen die aufkeimende Rote Rebellion unterstützt, jetzt verliebt sie sich auch noch in den Prinzen - jedoch in den falschen.

Nichts Neues nach „Die Tribute von Panem“

Kennt man die „Tribute von Panem“, ist der Plot diese Revolutionsgeschichte nichts Neues. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, dass Mare sich aus freiem Willen dazu entscheidet, sich der Rebellion anzuschliessen - während sie diese nach dem Plan des Königspaares eigentlich verhindern sollte. Überhaupt ist Mare eine unglaublich mutige und starke Persönlichkeit, welche einem sehr sympathisch ist, da sie bei weitem nicht perfekt ist und zudem viele Opfer in Kauf nehmen muss, um an ihr Ziel zu gelangen. Oft steht sie kurz davor, entlarvt zu werden, was ihr Ende bedeuten würde - ob sie es letztlich schafft?
Die anfangs etwas klischeehafte Handlung wird, je weiter man liest, immer komplexer und das überraschende Ende sorgt dafür, dass man die Fortsetzung gar nicht erwarten kann.



Ebenfalls spannungsfördernd wirken die vielschichtigen Figuren, deren wahre Absichten man nicht immer auf den ersten Blick errät und deren wahre Persönlichkeiten schwer in dem Netz aus Lügen und Betrug zu erkennen sind. Denn selbst das Königshaus ist voller Verräter, wirklich jeder kann jeden verraten‘.

„Jeder kann jeden verraten“

Tatsächlich entwickelt sich die Geschichte letztlich doch nicht so, wie man es erwarten würde. Sie erzählt vielmehr von Mares Wut, ihrer Verzweiflung, ihren Lügen und ihrer Liebe, doch auch von Krieg, Armut und einer langsam aufkommenden Revolution.

Nicht High-Fantasy, sondern Dystopie

Nicht erklärt wird im Buch, wie es zur Spaltung der Roten und der Silbernen kommen konnte und warum nur die Silbernen über magische Kräfte verfügen. Der Roman ist nämlich nicht wie vermutet High Fantasy, sondern sogenannte Dystopie, eine Untergattung des Romans - es gibt nämlich Technik, Elektrizität und sogar Fahrzeuge.
Akzeptiert man diese Fakten jedoch als Prämissen, wird den Leser nicht zuletzt der flüssige Schreibstil bis zum Ende des Buches fesseln.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vorstadt-Grauen

Girl on the Train
0

Der Nr.1-Bestseller aus England und den USA, ein spannender Psychothriller von der britischen Autorin Paula Hawkins, wurde als erstes in den Vereinigten Staaten von Penguin Books veröffentlicht. Die deutsche ...

Der Nr.1-Bestseller aus England und den USA, ein spannender Psychothriller von der britischen Autorin Paula Hawkins, wurde als erstes in den Vereinigten Staaten von Penguin Books veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung erschien noch im gleichen Jahr bei Random House.



Rachel pendelt jeden Tag mit dem Zug nach London, wobei er aufgrund eines Signals immer an der gleichen Stelle anhalten muss. So kann die geschiedene und alkoholkranke Frau zwei Bewohner eines Hauses direkt an der Bahnstrecke beobachten und beneidet ihr anscheinend makelloses Leben. Insgeheim nennt sie die beiden „Jess“ und „Jason“ - in ihren Augen das perfekte Paar. Als sie eines Tages etwas seltsames sieht und Jess, die in Wirklichkeit Megan heisst, spurlos verschwindet, wendet sie sich an die Polizei.

alkoholabhängig, arbeitslos, geschieden

Geschrieben ist das Buch in nicht chronologisch geordneten Tagebucheinträgen aus 3 Perspektiven. Einerseits von Rachel, die sich von Filmriss zu Filmriss trinkt und vom Pendelzug aus beobachtet, was in ihrer alten Strasse vor sich geht, dann von Anna, die mit Rachel’s Ex-Mann ein Kind hat, und andererseits von Megan, die anscheinend das vollkommene Leben führt, das Rachel sich so sehr wünscht.

Genau das, was einen Thriller ausmacht

Es zeigt ein detailliertes Bild vom Innenleben der Figuren, und schon zu Beginn steht für die etwas aufmerksameren Leser fest, wer zu den möglichen Verdächtigen zählt - so gehört dieses Werk zwar zu den Nachvollziehbaren, doch genauso fehlt ihm genau das, was einen Thriller nunmal ausmacht. Die Spannung, dass es immer mehr Personen im Kreis der Verdächtigen gibt, fehlt.

Eher Regionalbahn als ICE




Der Titel ist Programm, das Tempo eher Regionalbahn ist als ICE, weswegen man sich

vor allem anfangs etwas durchbeissen muss. Zu Beginn lernt man Rachel etwas näher kennen - eine arbeitslose, alkoholabhänginge Frau, die ihrem Ex-Mann nach zwei Jahren noch hinterhertrauert und andauernd lügt. Das Buch wird vor allem durch Charaktere, die man nicht immer versteht und deren Handlungen man manchmal nicht genau nachvollziehen kann, definiert.

Für Thriller-Liebhaber und Pendler

Die Gestaltung des Covers kommt düster daher. Das schlichte Schwarz im Hintergrund legt den Fokus auf den teils verschwimmenden Titel, der schon fast an einem vorbeirauschen zu scheint. Hinter der Schrift erkennt man andeutungsweise einen Zug, der sich wie die Schrift zu bewegen scheint. So ist es wohl vor allem für die Zielgruppe interessant, die gerne Thriller liest, oder selbst Pendler sind und sich mit dem Ablauf identifizieren können.
Jedoch ist es nichts für diejenigen, die einen spannenden Plot mit überraschenden Wendungen erwarten, jedoch eher für die, die viel Drama, Kitsch und Selbstmitleid mögen.