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Veröffentlicht am 15.09.2016

Was ist schon normal?

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket
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Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: FISCHER KJB; Auflage: 1 (5. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596811939
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
Originaltitel: The Terrible Thing That Happened ...

Taschenbuch: 288 Seiten
Verlag: FISCHER KJB; Auflage: 1 (5. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596811939
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
Originaltitel: The Terrible Thing That Happened to Barnaby Brocket

Was ist schon normal?

Inhalt:
Alistair und Eleanor Brocket sind die normalsten Menschen von ganz Sidney, vielleicht sogar von ganz Australien. Ihr Lebensziel ist: nicht auffallen. Und dafür tun sie so ziemlich alles. Auch die beiden Kinder Henry und Melanie sind ganz normal und immer brav. Doch das dritte Kind, Barnaby, ist anders. Schon kurz nach der Geburt beginnt das Baby zu schweben – es widersetzt sich der Schwerkraft. Das können Alistair und Eleanor nun gar nicht gebrauchen. Zuerst verstecken sie das Kind, um in der Nachbarschaft nicht aufzufallen. Doch als Barnaby immer größer wird, wissen sich seine Eltern keinen anderen Rat, als ihn einfach davonschweben zu lassen.

Für Barnaby beginnt ein riesengroßes Abenteuer, das ihn um die ganze Welt und noch weiter führt. Er trifft auf wunderbare Menschen, die ihm helfen und denen er hilft. Er lernt viel über das Normale und das Besondere und schließlich über sich selbst.

Meine Meinung:
John Boyne schreibt einfach wundervolle Bücher für Kinder, aber an „Der Junge im gestreiften Pyjama“ kommt in meinen Augen kein anderes heran. Trotzdem ist auch „Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket“ ein kleines Juwel. Mit viel Fantasie und Charme lässt uns der Autor an den verrückten Erlebnissen des achtjährigen Barnaby teilhaben.

Barnaby ist ein einfühlsamer kleiner Junge, geprägt von einer enormen Offenheit seinen Mitmenschen gegenüber. Obwohl er selbst nie von seinen Eltern Toleranz erlebt hat, ist es für ihn kein Fremdwort. Er nimmt die Menschen, wie sie sind – genau das wünscht er sich für seine Person auch. Und glücklicherweise lernt er ja auch Menschen kennen, die ihn einfach akzeptieren.

Es stellt sich immer wieder die Frage: Was ist eigentlich normal? Wer bestimmt das? Durch Barnabys Reise durch die Welt erfahren wir, wie unendlich reich an Variationen das Leben ist und dass eben alles seine Berechtigung hat und gut ist, so wie es ist. Dies ist auch die Quintessenz aus dem Buch: Sei am besten du selbst, dann ist alles richtig. Und außerdem: Normal ist langweilig!:)

★★★★★

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einfach köstlich!

Mein Leben und andere Katastrophen
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Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer; Auflage: 1 (26. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3737352116
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren

Einfach köstlich!

„Ich wollte ...

Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: FISCHER Sauerländer; Auflage: 1 (26. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3737352116
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren

Einfach köstlich!

„Ich wollte ein iPad zum 13. Geburtstag. Und alles, was ich bekam, ist dieses doofe Notizbuch.“ (S. 7)

Dies ist der erste Satz in Kathrin Schrockes neustem Jugendbuch und gleichzeitig der erste Eintrag in Barnies Tagebuch, denn als solches benutzt sie dieses „doofe Notizbuch“ fortan.

Barnie, eigentlich Bernadette, ist 13 und eigentlich ein ganz gewöhnlicher Teenager mit einer Radiergummisammlung und einer Liste von Jungs, für die sie schwärmt. Das Besondere an Barnie ist, dass sie mit zwei Vätern zusammenlebt. Für sie ist das völlig normal, doch muss sie sich leider auch mit Anfeindungen gegen Homosexuelle auseinandersetzen.

Als in der Schule das Babyprojekt startet, wo sich immer zwei Schüler um eine computergesteuerte Babypuppe kümmern sollen, bietet sich Sergej als Vater für Barnies Baby an. Barnie ist überglücklich, schwärmt sie doch seit geraumer Zeit für Sergej, und vergrault dadurch sogar ihre beste Freundin Finja. Leider lässt Sergej sich von seinen Eltern und seinen Freunden stark beeinflussen, und die halten von Regenbogenfamilien dummerweise überhaupt nichts …

Barnie war mir sofort sympathisch, ihre Väter ebenso. In dieser Familie gibt es so viel Liebe, das ist einfach schön zu lesen. In ihren Tagebucheinträgen wirkt Barnie absolut ehrlich und offen. Durch ihren herzhaften Humor nimmt sie auch weniger schönen Szenen das Düstere.

Mit viel Witz, Charme und Gefühl gelingt es Kathrin Schrocke, dem Leser ein Tabuthema nahezubringen. Dabei wirbt sie um Toleranz und Offenheit, was in meinen Augen wichtige Eigenschaften sind, die bei uns aber leider immer wieder zu kurz kommen. Die Geschichte wirkt locker und leicht, dabei aber trotzdem sehr tiefgründig.

Da das Buch recht dünn ist und die einzelnen Kapitel sehr kurz bis kurz sind, ist das Buch bestens auch für Lesemuffel ab ca. 12 Jahren geeignet.

★★★★★

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein starkes Motiv

Der Kruzifix-Killer (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 1)
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Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (15. Juni 2009)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3548281094
Originaltitel: The Cruzifix Killer
Preis: 9,95€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Ein ...

Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch (15. Juni 2009)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3548281094
Originaltitel: The Cruzifix Killer
Preis: 9,95€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Ein starkes Motiv

Chris Carter ist mit seinem Erstlingswerk ein superspannender Thriller gelungen. Man sollte sich ein paar Stunden Zeit dafür nehmen, denn man wird ihn nicht aus der Hand legen wollen, bevor man die letzte Seite gelesen hat. Das Grundgerüst bildet ein Serienmörder, der die Polizei von Los Angeles in Atem hält. Damit ist die Spannung ja eigentlich schon vorprogrammiert. Der Leser fiebert mit den Detectives mit, die den Täter suchen, um weitere Morde zu verhindern, aber immer zu spät kommen.

Der Autor bringt uns die sympathischen Detectives Hunter und Garcia näher, außerdem die Opfer, über deren Leben wir einiges erfahren und die so nicht anonym bleiben. Ab und zu streut er eine Prise Gefühl oder etwas Liebe ein, auch mal einen witzigen Dialog, und das alles in der richtigen Dosierung an der richtigen Stelle. Das passt einfach. Ein wenig wird der Leser auch in die Irre geführt, aber auch im richtigen Leben läuft ja nicht alles glatt. Schließlich präsentiert Carter ein schlüssiges Motiv und damit den Mörder, den ich allerdings schon recht früh im Visier hatte.

Leider wurden die grausamen Morde bzw. die Qualen, die die Opfer erleiden mussten, sehr detailliert und anschaulich beschrieben. Darauf hätte ich gut und gerne verzichten können, ohne dass das Buch damit an Spannung eingebüßt hätte.

Fazit:
Ein superspannender Thriller, gut aufgebaut und entwickelt, aber absolut nichts für schwache Nerven.

Die Reihe:
1. Der Kruzifix-Killer
2. Der Vollstrecker
3. Der Knochenbrecher
4. Totenkünstler
5. Der Totschläger
6. Die stille Bestie
7. I am Death. Der Totmacher

★★★★☆

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Familie in Gaza

Als die Sonne im Meer verschwand
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Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Diana Verlag (18. Mai 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3453291706
Originaltitel: The Blue Between Sky and Water

Eine Familie in Gaza

Wer wissen will, wovon Susan ...

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Diana Verlag (18. Mai 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3453291706
Originaltitel: The Blue Between Sky and Water

Eine Familie in Gaza

Wer wissen will, wovon Susan Abulhawas zweiter Roman handelt, sollte NICHT den Klappentext lesen. Dieser lässt vermuten, dass es hauptsächlich um eine Romanze geht. Dies ist jedoch nicht der Fall. Klar, es gibt diese Liebesgeschichte, doch nimmt sie nur einen verhältnismäßig kleinen Raum ein. Ansonsten begleiten wir Leser mehrere Generationen einer palästinensischen Familie. Abulhawa erzählt von Krieg und Vertreibung, von Krankheit, Tod und Hoffnung, von Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt.

Obwohl hier Dinge geschehen, die einem die Haare sträuben und zu Herzen gehen sollten, blieb ich als Leserin seltsam distanziert. Ich schreibe dies dem eher berichtartigen Erzählstil zu. Es wird oft einfach geschildert, was geschieht, ohne die Gefühle und Gedanken der Handelnden miteinzubeziehen, ohne Dialoge, die die Figuren lebendig werden lassen.

Die Autorin erzählt nicht immer chronologisch, sondern springt hin und her und beleuchtet einzelne Ausschnitte. Ich hatte öfter Probleme mit der zeitlichen Einordnung. Auch die Perspektive wechselt immer wieder. Das fand ich allerdings gut, denn so bekommt man einen umfassenderen Überblick.

Hinzu kommt, dass hier viele unerklärliche Dinge geschehen, die ich persönlich für Humbug halte, die aber im Buch als Tatsache hingestellt werden. Zum Beispiel steht eine der Frauen in Kontakt mit einem Dschinn, ein Mädchen hat einen Freund aus der Zukunft … Irgendwann schaffte ich es, beim Lesen über diesen „Unsinn“ hinwegsehen, von da an war es leichter.

Die Sprache, die Susan Abulhawa verwendet, ist recht schön. Wie im Arabischen üblich, wird oft blumig umschrieben, was dem Ganzen einen leicht poetischen Touch verleiht. Dadurch konnte mich der Roman schließlich doch fesseln.

Im Anhang findet sich ein Glossar und ein (nicht ganz vollständiger) Stammbaum, die ich immer wieder zu Rate ziehen musste.

★★★☆☆

Veröffentlicht am 15.09.2016

Verschmelzung von Fakten und Fiktion

Die Erfindung der Flügel
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Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Verlag: btb Verlag (19. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3442754854
Originaltitel: The Invention of Wings
Preis: 19,99€
auch als E-Book und als Hörbuch-Download ...

Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Verlag: btb Verlag (19. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3442754854
Originaltitel: The Invention of Wings
Preis: 19,99€
auch als E-Book und als Hörbuch-Download erhältlich

Verschmelzung von Fakten und Fiktion

Inhalt:

Zum elften Geburtstag bekommt Sarah, die Tochter weißer Großgrundbesitzer in Charlston, South Carolina, die zehnjährige Sklavin Hetty, genannt Handful, geschenkt. Sarah möchte das Geschenk nicht annehmen, weil sie Sklaverei als falsch empfindet. Doch sie wird dazu gezwungen. Wenigstens versucht sie fortan, Handful eher als Freundin denn als Sklavin zu behandeln.

Handful lebt zusammen mit ihrer Mutter bei ihrer Herrschaft, den Grimkés. Ihre „Mauma“ Charlotte erzählt ihr Geschichten von Afrika, wo die Menschen Flügel hatten und frei waren. Handful hat von ihrer Mutter die rebellische Ader geerbt. Sie lässt sich von den Weißen nicht unterkriegen.

Meine Meinung:

Sue Monk Kidd erzählt sehr einfühlsam und beeindruckend von zwei ungleichen Mädchen, die aber im Inneren gar nicht so ungleich sind. Nur wurden sie eben auf verschiedenen Seiten der Gesellschaft geboren. Handful wird nicht aufhören, sich zu wehren, so gut es ihr möglich ist, und Sarah wird nicht aufhören, für die Befreiung der Sklaven einzutreten.

Die Handlung des Romans erstreckt sich über die Jahre 1803 bis 1838. Dabei wechseln die Kapitel immer zwischen Sarah und Handful hin und her. So erleben wir das Aufwachsen und die Entwicklung beider Protagonistinnen mit, wobei Sarahs Kapitel meist etwas länger sind als die von Handful. Sarah und Handful erscheinen beide als rebellisch. Handful weigert sich, sich in ihr Sklavendasein zu ergeben und strebt immer wieder nach Freiheit. Sarah fühlt schon früh, dass sie zu etwas Besonderem berufen ist. Ihr Kindheitstraum, Anwältin zu werden wie ihr Vater und ihr Bruder Thomas, wird ihr verwehrt. Frauen sollen in dieser Gesellschaft keinen Beruf haben, sondern heiraten und sich um Haus und Kinder kümmern. Es gibt Zeiten, da passt Sarah sich an, doch in ihrem Inneren brodelt es immer wieder. Sie kann sich und ihre Überzeugungen einfach nicht länger verleugnen, auch wenn die Konsequenzen, die sie dafür zu spüren bekommt, hart sind.

Sarah Grimké, die tatsächlich gelebt hat, wird sich schließlich zu einer aktiven Abolitionistin entwickeln, die sich außerdem für die Gleichstellung der Frau einsetzt. Ihre Schwierigkeiten und Rückschläge auf diesem Weg werden eindrucksvoll geschildert.

Aus Handfuls Sicht erleben wir intensiv die Leiden der Sklaven, ebenso die Arroganz der Weißen, die Sklaverei als gottgewollt ansehen und die Schwarzen nicht als Menschen akzeptieren. Für mich ist es schwer vorstellbar, wie diese Gesellschaft damals funktioniert hat, wie jemand auf die Idee kommen kann, dass ein Mensch mehr wert ist als ein anderer.

In einem Nachwort erläutert die Autorin, welche Personen und Ereignisse historisch belegt sind, und welche der dichterischen Freiheit entsprungen sind.

Fazit:
Ein absolut lesenswertes Buch, das historisch verbürgte Fakten mit Fiktion zu einem unterhaltsamen und doch kritischen Roman vermischt, der Mut macht, seiner innersten Überzeugung zu folgen und das zu tun, was man für richtig und wichtig hält.

★★★★★