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Veröffentlicht am 09.11.2020

Eine kleine Kömödie voller Gesellschaftskritik

Die Liebe Geld
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Gebundene Ausgabe: 112 Seiten
Verlag: Paul Zsolnay Verlag (21. September 2020)
ISBN-13: 978-3552072039
Preis: 18,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Eine kleine Kömödie voller Gesellschaftskritik

Auf ...

Gebundene Ausgabe: 112 Seiten
Verlag: Paul Zsolnay Verlag (21. September 2020)
ISBN-13: 978-3552072039
Preis: 18,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Eine kleine Kömödie voller Gesellschaftskritik

Auf lediglich 112 kleinen Seiten spielt sich diese Komödie ab, bei der einem hin und wieder das Lachen im Hals stecken bleiben kann.

Alfred Henrich möchte Geld von seinem Konto abheben. Doch man lässt ihn nicht. Das Geld sei gerade am Arbeiten, heißt es, vielleicht in Öl in Russland oder anderswo. Doch Henrich braucht dringend Bares, um seiner Frau zum 10. Hochzeitstag ein schönes Geschenk machen zu können. Die gewieften Banker haben eine Idee, die Henrich zu einem Geschenk verhilft und dabei keinen Cent kostet.

Als Leser*in begleitet man Henrich durch viele Situationen, die manch einer selbst schon erlebt hat. Da wird man von einem Automaten abgewiesen, menschliche Mitarbeiter stehen angeblich nicht zur Verfügung. Man wird vertröstet und abgewimmelt und fühlt sich gegenüber der vermeintlich höhergestellten Instanz hilflos. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, und die Hilflosigkeit schlägt langsam in Wut um.

Das Buch ist in Form eines Theaterskripts geschrieben und wird hoffentlich auch bald mal aufgeführt werden. Es besteht hauptsächlich aus Dialogen. Hin und wieder finden sich Regieanweisungen. Es trieft geradezu vor Ironie und teilweise auch Zynismus. Gesellschaftskritik, vor allem Kritik an den Machenschaften der Banken, sprüht aus jeder Zeile.

Als Leser ist man natürlich auf der Seite von Henrich und hofft und wünscht diesem, dass er endlich sein Erspartes ausgezahlt bekommt. Doch Daniel Glattauer hat am Ende eine Wendung eingebaut, die ich so nicht kommen gesehen habe und die mich sprachlos zurückließ.

★★★★☆

Veröffentlicht am 09.11.2020

Nicht der beste Band der Reihe

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
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Broschiert: 432 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (23. Oktober 2020)
ISBN-13: 978-3423262781
Originaltitel: False Value
Übersetzung: Christine Blum
Preis: 15,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch ...

Broschiert: 432 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (23. Oktober 2020)
ISBN-13: 978-3423262781
Originaltitel: False Value
Übersetzung: Christine Blum
Preis: 15,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Nicht der beste Band der Reihe

Inhalt:
Der Londoner Polizist und Zauberlehrling Peter Grant wurde suspendiert. Nun arbeitet er als Sicherheitsmann für die Serious Cybernetics Corporation, deren Chef Terrence Skinner einiges zu verbergen hat …

Meine Meinung:
Schon bevor ich zu lesen anfing, war ich enttäuscht, denn dieser Band kommt anders als seine Vorgänger in größerem Format als Klappenbroschur daher. Auch Coverbild und Buchrücken sind anders gestaltet. Das sieht neben den anderen Bänden im Bücherregal doch ziemlich besch … eiden aus.

Andererseits ist dies natürlich der geeignetste Band für einen Designbruch, da er auch einen Neubeginn beinhaltet. Der Gesichtslose aus den ersten Bänden, der sich durch die Rahmenhandlung lavierte, ist erledigt. Nun kann eine neue Rahmenhandlung beginnen. Ob dies tatsächlich der Fall ist, kann ich natürlich nicht sagen, aber am Ende bleibt eine Figur übrig, die in dieser Hinsicht die Nachfolge des Gesichtslosen antreten könnte. Insofern ist dieser 8. Band der Reihe auch am besten für Neueinsteiger geeignet. Allerdings wird man ihn viel besser genießen können, wenn man die Hintergründe der erdachten Welt kennt, wie die Magie funktioniert, was es mit den Flüssen auf sich hat usw. All dies wird hier zwar noch mal angesprochen, aber logischerweise eben nicht so ganz ausführlich wie es für Neulinge wünschenswert wäre.

Es fiel mir enorm schwer, in die Geschichte hineinzufinden. Das erste Viertel ist furchtbar verwirrend. Hier passiert nicht allzu viel, und um dies etwas spannender zu gestalten, erzählt Aaronovitch nicht geradlinig chronologisch, sondern mit Zeitsprüngen in zwei Ebenen, die abwechselnd im Januar und im Dezember spielen. Da werden dann im Januar Geschehnisse vorausgesetzt, die erst im nächsten Dezemberkapitel erzählt werden. Zum Teil kam ich mir einfach dumm vor, weil ich Sachverhalte nicht kapiert habe, die ich gar nicht kapieren konnte. Kein schönes Gefühl! Zum Glück zieht dann die Handlung an und es ist auch ohne diese Zeitsprünge hinreichend spannend und der Autor verzichtet nun darauf.

Bis auf Beverley Brook spielen die Flüsse in diesem Band leider keine große Rolle, und selbst Beverley hat mit dem Fall praktisch nichts zu tun. Ihre Hauptaufgabe besteht im Überstehen ihrer Zwillingsschwangerschaft. Auch der Hund Toby und das Folly allgemein bekommen nur wenig Raum. Lieb gewonnene Figuren bleiben so für meinen Geschmack zu sehr im Hintergrund, während neu eingeführte zu wenig ausgebaut werden und keine Tiefe haben. Auch ein wenig mehr Magie hätte ich mir gewünscht.

Gut gefallen hat mir der übliche schwarze Humor, mit dem Peter Grant die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt. Einige Dialoge sind einfach genial. Auch Anspielungen auf Ada Lovelace, Charles Babbage, Douglas Adams und andere sind klasse.

Die Reihe:
1. Die Flüsse von London
2. Schwarzer Mond über Soho
3. Ein Wispern unter Baker Street
4. Der böse Ort
5. Fingerhut-Sommer
6. Der Galgen von Tyburn
7. Die Glocke von Whitechapel
8. Ein weißer Schwan in Tabernacle Street

★★★☆☆

Veröffentlicht am 08.11.2020

Ein nervenaufreibender Fall für Alexander Gerlach

Der sanfte Hauch des Todes
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Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Piper Paperback (5. Oktober 2020)
ISBN-13: 978-3492061544
Preis: 16,00 €
auch als E-Book erhältlich

Ein nervenaufreibender Fall für Alexander Gerlach

Inhalt:
Im Wald in ...

Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Piper Paperback (5. Oktober 2020)
ISBN-13: 978-3492061544
Preis: 16,00 €
auch als E-Book erhältlich

Ein nervenaufreibender Fall für Alexander Gerlach

Inhalt:
Im Wald in der Nähe des Heidelberger Stadtteils Rohrbach wird die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden. Wie die Leiche drapiert und mit Grablichtern umstellt wurde, deutet auf einen Ritualmord hin. Kurz darauf verschwindet ein junger Mann, ein weiterer wird ermordet. Hat die Heidelberger Kripo es mit einem Serienkiller zu tun? Kripochef Alexander Gerlach und seine Leute greifen nach jedem Strohhalm. Und dann ist plötzlich auch noch Gerlachs Tochter Sarah weg …

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 17. Band der Reihe und hoffentlich noch lange nicht der letzte, denn mir hat er wieder richtig gut gefallen. Ich persönlich kenne zwar alle Bände, wage aber zu behaupten, dass man dem Geschehen hier auch ohne Vorkenntnisse folgen kann. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Was im Berufs- und Privatleben Gerlachs wichtig ist, wird noch einmal kurz erwähnt, sodass auch Quereinsteiger Nebenpersonen und Nebenereignisse gut einordnen können.

Ich empfand diesen Fall als äußert spannend und komplex. Die Ermittlungen gehen in viele Richtungen und kommen nur mühsam voran. Dies erscheint sehr realistisch. Auch der Kommissar, aus dessen Ich-Perspektive erzählt wird, macht einen authentischen Eindruck. Wie üblich hat er an mehreren Fronten zu kämpfen, einmal gegen den unbekannten Täter, und dann gibt es da noch diverse „Baustellen“ im Privatleben, wobei sich letztere in diesem Buch eher angenehm im Hintergrund halten.

Nach einem schaurigen Anfang geht es zunächst etwas ruhiger, aber nicht weniger fesselnd weiter. Immer wieder gibt es neue Hinweise und Fährten, teilweise echte, teilweise in die Irre führende. Die Leserschaft hat hier die Möglichkeit, mitzukombinieren und mitzurätseln. Dabei weiß der Autor auch immer wieder zu überraschen. Im letzten Viertel bleibt dann kaum noch Zeit zum Atemholen. Es gibt eine aufregende Verfolgungsjagd, an deren Ende der Fall restlos geklärt wird.

Die Reihe:
1. Heidelberger Requiem
2. Heidelberger Lügen
3. Heidelberger Wut
4. Schwarzes Fieber
5. Echo einer Nacht
6. Eiskaltes Schweigen
7. Der fünfte Mörder
8. Die falsche Frau
9. Das vergessene Mädchen
10. Die dunkle Villa
11. Tödliche Geliebte
12. Drei Tage im Mai
13. Schlaf, Engelchen, schlaf
14. Die linke Hand des Bösen
15. Wen der Tod betrügt
16. Wenn Rache nicht genügt
17. Der sanfte Hauch des Todes

★★★★★

Veröffentlicht am 05.11.2020

Spannende Ermittlungen in Berlin

Kreuzberg Blues
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Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch (5. November 2020)
ISBN-13: 978-3462000795
Preis: 22,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Spannende Ermittlungen in Berlin

Inhalt:
Olga, ...

Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch (5. November 2020)
ISBN-13: 978-3462000795
Preis: 22,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Spannende Ermittlungen in Berlin

Inhalt:
Olga, die Freundin des Stuttgarter Privatermittlers Georg Dengler, wird von einer Freundin aus Berlin um Hilfe gebeten. Ihre Vermieterin, die Kröger Immobiliengesellschaft, versucht mit allen Mitteln, die Mieter aus zwei Kreuzberger Wohnblocks herauszuekeln. Dabei schreckt man offenbar auch vor illegalen Machenschaften nicht zurück. Dengler begleitet Olga nach Berlin und ermittelt in dem Fall.

Meine Meinung:
Wolfgang Schorlau hat mit „Kreuzberg Blues“ wieder mal einen empfindlichen Nerv der Leserschaft getroffen. Wohnen muss schließlich jeder, und das zu einem akzeptablen Preis. Gerade in den großen Städten, allen voran Berlin, wird das aber für viele Leute immer unerschwinglicher, weil die Mieten durch dubiose Preistreibereien in den Himmel schießen. Die Hintergründe dafür hat Schorlau verständlich dargestellt und eine spannende Geschichte drumherum gewoben, wie gewohnt mit Blick auf reale Menschen bzw. Ereignisse.

Vielleicht hätte man es dabei belassen sollen. Doch Schorlau meinte, das Thema Corona noch ad hoc mit einbeziehen zu müssen. Mit dem Fall in Berlin hat dies jedoch nichts zu tun und wirkt daher ein bisschen aufgesetzt.

Häufige Szenen- und Ortswechsel, zum Teil mit Parallelhandlungen, sorgen für Tempo in der Erzählung. Die einzelnen Abschnitte enden oft mit einem Cliffhanger, der zum Weiterlesen zwingt.

Leider hat der Autor nicht korrekt recherchiert, was manche medizinische Details angeht. So dient das Tragen einer Mund-Nasen-Maske nicht dem Selbstschutz, sondern dem Schutz des Gegenübers. Und gegen Borreliose gibt es leider keine Impfung.

Nichtsdestotrotz ist dieser Kriminalroman sehr lesenswert und bietet neben diversen Informationen auch gute Unterhaltung, die man auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände genießen kann.

Die Reihenfolge von Denglers bisherigen Fällen:
1. Die blaue Liste
2. Das dunkle Schweigen
3. Fremde Wasser
4. Brennende Kälte
5. Das München-Komplott
6. Die letzte Flucht
7. Am zwölften Tag
8. Die schützende Hand
9. Der große Plan
10. Kreuzberg Blues

★★★★☆

Veröffentlicht am 04.11.2020

Skurrile Story mit skurrilen Protagonisten

Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte
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Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: C. Bertelsmann Verlag (26. Oktober 2020)
ISBN-13: 978-3570104101
Originaltitel: Hämnden är ljuv AB
Übersetzung: Astrid Arz
Preis: 22,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch ...

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: C. Bertelsmann Verlag (26. Oktober 2020)
ISBN-13: 978-3570104101
Originaltitel: Hämnden är ljuv AB
Übersetzung: Astrid Arz
Preis: 22,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Skurrile Story mit skurrilen Protagonisten

Inhalt:
Victors Ziel ist es, reich zu werden. Da scheut er sich auch nicht, jahrelang zu warten, bis die Tochter seines Chefs endlich erwachsen wird und er sie heiraten und schließlich die Kunsthandlung erben kann. Ein unehelicher Sohn, der plötzlich auftaucht, passt da dummerweise gar nicht ins Konzept …

Ole Mbatian, ein Massaikrieger und Medizinmann, freut sich tierisch, als ihm nach acht Töchtern endlich ein Sohn vor die Füße fällt. Dass der fast schon erwachsen ist, stört ihn dabei nicht im Geringsten. Doch nach einigen Jahren zieht es Kevin zurück nach Schweden, und Ole reist ihm nach, was zu etlichen Turbulenzen führt.

Meine Meinung:
Ganz in seinem üblichen humorvollen Stil erzählt Jonas Jonasson diese Geschichte, in der ein junger Mann, eine junge Frau und ein kenianischer Medizinmann es mit einem schwedischen Nationalisten aufnehmen. Ganz klar, auf wessen Seite die Sympathien des Autors und bestimmt auch der Leserschaft liegen.

Der große Sympathieträger ist hier sicher Ole, der auf seiner Reise fernab der Heimat praktisch in jedes Fettnäpfchen tritt und dem Bürokratie und fremde Gesetze immer wieder ein Bein stellen. Aber auch mit Jenny und Kevin fühlt man mit und schließt diese durch Victor in Bedrängnis geratenen jungen Leute schnell ins Herz. Obwohl sie zu Beginn als recht einfach im Wesen dargestellt werden, erweisen sie sich schließlich als ganz schön clever.

Erzählt wird aus ständig wechselnden Perspektiven. Dabei wirkt es zu Beginn so, als hätten die verschiedenen Handlungsstränge gar nichts miteinander zu tun. Doch je weiter die Handlung fortschreitet, umso klarer wird es, dass die einzelnen Fäden miteinander verflochten sind und wie Zahnräder absolut passgenau ineinander greifen und sich gegenseitig weitertreiben. Das ist klasse gemacht.

Die Story lebt hauptsächlich von Wortwitz und Situationskomik. Während anfangs noch einiges an Gesellschaftskritik anklingt, verliert sich das leider immer mehr und geht in Klamauk über. Ganz ernst nehmen darf man diese Geschichte sicher nicht und auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Der Autor hat sich einige künstlerische Freiheiten herausgenommen, was ja durchaus legitim ist.

Fazit:
Eine humorvolle und skurrile Geschichte, bei der man sehr oft schmunzeln oder gar laut lachen kann, die aber gerne etwas tiefgründiger sein dürfte.

★★★★☆