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LindaRabbit

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Abschiednehmen, von den Großeltern, von Sylt, von der Jugend

Sylter Welle
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Der Jung fährt zum letzten Mal, so wie die Großeltern sagen, zu ihnen nach Sylt, nachdem er öfters mit ihnen dort war. Campingurlaub. Man kennt sich aus.
Jetzt werden sie zu alt dafür. Kein Camping mehr, ...

Der Jung fährt zum letzten Mal, so wie die Großeltern sagen, zu ihnen nach Sylt, nachdem er öfters mit ihnen dort war. Campingurlaub. Man kennt sich aus.
Jetzt werden sie zu alt dafür. Kein Camping mehr, sondern eine Wohnanlage. Der Jung eingeschmuggelt, so wie später an Strand, sparen... (das hängt bei den Älteren noch richtig drin!) Erinnerungen an frühere Aufenthalte dort, an familiäre Erlebnisse, Ansichten über seine skurrile Familie, einschließlich der besonders skurrilen Großeltern.
Über eine vom Aussterben bedrohte Generation, uff, ja genau, das ist es! Sie leben halt mit ihren Enkelkindern nur eine gewisse Zeit. Jeder hat sie und jeder vermisst sie dann – die Großeltern.
Schön, dass dies auch mal thematisiert wird…jetzt bin ich auch in der Generation, wo jede:r um mich herum, viele jedenfalls, plötzlich Enkelkinder haben und ich die Enkelkinder Bilder zu sehen bekomme. Der Kommentar dazu immer, ‚süß‘!
Großeltern vergöttern die Enkel. Kaum Arbeit mit ihnen, das liegt alles hinter ihnen, nur noch die Freude an den ‚süßen Kleinen‘. Stolz, guck guck, der stammt von mir ab…

Der Autor ist mir völlig unbekannt. Das Titelbild, ein Gemälde - der brennende Strandkorb Nr. 372, das Meer, der Strand... (ich bin noch nie in einem Strandkorb gesessen), Sylt die teure Insel...Die Schreibe ist eigenartig, der Autor sieht oft eher das Negative, der Geruch der harten Eier, doch gleichzeitig auch poetisch - die weichen Wangen der harten Oma.
Um Gotteswillen, denkt bestimmt ein jeder, der Großeltern hat, so wie vermutlich die meisten Menschen - das kommt mir so bekannt vor:
In meinem Fall waren es aber nicht die Großeltern, sondern die Mutter, die einem alles möglich Ausrangiertes vor die Füße warf, die einem ständig vollstopfte mit Nahrungsmittel, die anpflanzte… was nicht schlecht war, und bis heute, nach ihrem Ableben, bin ich sauer darüber, dass sie einen kerngesunden Kirschbaum, kerngesunde Brombeerbüsche und ebenso kerngesunde Himbeersträucher ausreißen ließ.

Zum einen liebevoll und auch voll mit witzigen Einlagen, zum anderen ein Stück Deutschlandgeschichte, Kriege, Flucht, Verlassen der alten Heimat.


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Veröffentlicht am 21.04.2023

Angst vor dem Altern

Der Preis der Treue
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In 'Der Preis der Treue' spricht in endlosen Monologen ein vierundfünfzigjähriger Mann davon in Alix verliebt zu sein. Seit einem Jahr. Er ist verheiratet (was Alix gut passt) und er liebt seine Frau, ...

In 'Der Preis der Treue' spricht in endlosen Monologen ein vierundfünfzigjähriger Mann davon in Alix verliebt zu sein. Seit einem Jahr. Er ist verheiratet (was Alix gut passt) und er liebt seine Frau, mit der er eine Tochter hat.

Am Morgen des Tages als er mit seiner Marseiller Familie nach New York fliegen will, sitzt er in seinem Arbeitszimmer und will eine Entscheidung treffen.
Unter der Woche ist er in Paris und bei seiner Geliebten, am Wochenende bei seiner Familie in Marseille.

Er ist verliebt in Alix (die einzige mit Namen, alle anderen bleiben namenlos), ist sexuell von ihr angezogen. Er liebt seine Frau, doch nach so viel Jahren Ehe ist eben der Glimmer nicht mehr da.

Es ist wie es ist, keine neue Entdeckung, denn viele ältere Männer haben Angst vor dem Altwerden (die Altersflecken, Hörprobleme, Gebrechlichkeit). Das überdeckt man mit einer jungen saftigen Geliebten. Der Reiz des Lebens... wieder selbst jung fühlen. Doch ... hallo? Es ist nicht so. Und seine Selbstzweifel beginnen... was wenn sie einen anderen kennenlernt? Der Ich - Erzähler erzählt nur von sich. 174 Seiten lang. Ein langer Monolog. Kurze Kapitel. Weiße Seiten. Große Schrift (als wär' das Buch extra für den Vierundfünfzigjährigen mit schon leichten Leseproblemen geschrieben). Schnell durchgelesen, aber auch nicht so tiefgründig, also auch wieder schnell vergessbar...

Was sagt mir das Buch? Ich kenne eher die Realität, Freundinnen (nein, nein, keine Jüngeren), die sich verheiratete Liebhaber halten... Ältere Männer, die sich Geliebte halten, sogar Kinder mit ihnen zeugen... Ältere Männer, die sogar die jungen Frauen heirateten... ist doch alles da... immer wieder. Nichts Neues unter der Sonne.
Und warum schrieb Diane Brasseur dieses Büchlein? Ihr Debütroman. Dreiecksbeziehungen abgedroschen, wie gesagt nichts Neues. Durchlebt sie selbst so eine Dreiecksbeziehung? Ist sie die junge Geliebte und versucht den Blickwinkel ihres älteren, verheirateten Liebhabers?

Die Autorin schreibt sonst Skripte für Drehbücher, daher der abgehakte Stil.
Das Umschlagsbild passt zur Situation 'Treue - Untreue', eine junge Frau, lasziv sitzend, halb angezogen, auf einem Bett, mit Zigarette, der Blick - wie nach dem Sex - lüstern auf ihren Geliebten...

Ich!

Interessant mal die Perspektive... und das in Zeiten von Polyamorie (halt, das sind ja die Jungen, nicht die Verheirateten...). Liest sich mal frisch, mal nachdenklich, aber nicht unbedingt lebensverändernd...

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Veröffentlicht am 09.04.2023

kurzweiliger Jugendroman

Der Rabe ist 8
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Ein Buch ganz anderer Art:

Zwei Jugendliche, Maja (Biene) und Klebe (Rabe), die sich eigentlich nicht viel zu sagen haben, aber dann doch zusammenfinden...Maja, die Klassenbeste, die eigentlich vom ganzen ...

Ein Buch ganz anderer Art:

Zwei Jugendliche, Maja (Biene) und Klebe (Rabe), die sich eigentlich nicht viel zu sagen haben, aber dann doch zusammenfinden...Maja, die Klassenbeste, die eigentlich vom ganzen System nichts hält. Sie ist voller unterdrückten Aggressionen (Milchflaschen!). Denn gelegentlich geht sie in Schulkeller und zerdeppert Milchflaschen an den Wänden.... Klebe, der sie nicht bewundert... und das zieht sie irgendwie an, weil sie die Nase voll hat immer diese liebe süße Biene Maja zu sein (wo sie doch Bienen hasst).

Sprache ist ziemlich rotzfrech gut! Sehr gut zu lesen, auch aufgrund der großen Schrifttype... Das Inhaltsverzeichnis passt zu der rotzfrechen Schreibe. Simplicity at its best!

Als 'Type' sind die beiden, Maja & Klebe, sehr eigen... Klebe könnte so der Rebell per se sein, er weiß es besser, doch die Zahlenfaszination deutet in Richtung Störung. Wird dieses seltsame Verhältnis zwischen Maja und Klebe zu etwas Positivem? Können sie sich gegenseitig stützen auf der Suche nach sich selbst? Es passieren zum Ende hin einige Dinge, unerklärlich auch...

Die Autorin versucht eine Sicht in Jugendliche von heute zu geben, die gebremst werden in ihrer Entwicklung (Von der Schule? Der Gesellschaft? Den Familien?) und etwas ausrasten... Woher kommen diese Gewaltgefühle? Sich nicht verstanden fühlen?

Da ich viel mit Jugendlichen zu tun habe – in Gruppen, und die Dynamik solcher Gruppen erlebe, denke ich (und das ist auch die Aussage des interessant geschriebenen Büchleins) – zum Einen sie machen lassen, ihre Grenzen ausloten lernen, zum Anderen Stütze bieten, aber ohne dass sie sich bevormundet fühlen... Also respektvoll miteinander umgehen, es ist möglich und wird auch gut angenommen!

Der Sprachstil der Autorin ist erfrischend, aber vermutlich würden das nicht viele so ausdrücken... Das Umschlagsbild macht auf jeden Fall neugierig und ist gut gewählt! Titel: Der Rabe ist 8; hat mich sehr angezogen... einfach weil ich so einen Titel noch nie in der Hand hatte. Die Autorin hat schon gut Preise für den Roman erhalten. Jetzt die überarbeitete Version.

Wer sich auf etwas ganz Anderes einlassen will – ist mit diesem Roman ganz gut bedient..


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Veröffentlicht am 20.03.2023

Im Land Andor

Andor Junior, 3, Das Flüstern im Wald
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Nach 'Andor Junior - Der Sturm auf die Rietburg' und 'Die Legenden von Andor – Varkurs Erwachen' nun 'Das Flüstern im Wald':

Band 1 - schöne Zeichnungen, vor allem die Wolfswelpen gut getroffen... sehr ...

Nach 'Andor Junior - Der Sturm auf die Rietburg' und 'Die Legenden von Andor – Varkurs Erwachen' nun 'Das Flüstern im Wald':

Band 1 - schöne Zeichnungen, vor allem die Wolfswelpen gut getroffen... sehr kindhaft geschrieben...
Band 2 – Einfach schwarz weiß Bleistiftzeichnungen... Varkur schleicht sich in ein Boot. Sturm tobt und die Meereswesen reimen über ihn und verschmähen ihn. Ranja findet ihn am Wasser...
Jetzt Band 3 (auch Andor Junior) - das Spiel dazu kennen wir nicht...

Eine Gruppe junger Menschen, einer von ihnen ein Zwerg, zwei Mädels, üben mit Waffen und scherzen auch herum. Erinnern sich an ihre gemeinsamen früheren Abenteuer und dass ihnen diese fehlen... Doch dann kommt die Nachricht aus dem Grenzland, dort geschieht Seltsames. Der Wald flüstert und seltsame Schatten huschen umher ... König Baldur schickt die Jugendlichen los, denen die Wolfswelpen folgen, doch leider ist ihr Führer des Königs Sohn, der Prinz, der keine angenehme Persönlichkeit besitzt. Doch letztendlich... die Freund:innen stehen sich bei, jede:r bringt sein / ihr Wissen ein und auch der Prinz muss einsehen, die können ja was...

Nett lesbar, reiht sich ein in die Folge von sehr guten Kinder - und Jugendbücher zu 'guten Helden und bösen Wesen'

Zeichnungen – die erste, ein Tier, Drache?, auf dem ein braunes Tier sitzt (Affe?) - etwas ungelenk gezeichnet. Seite 6 ganzseitige Zeichnung, Hintergrund Burg nett, Vordergrund ein paar Typen (Kinder?) auch ungelenkt gezeichent. Seite 13 – das Bild sieht fast schon aus wie ein klassisches Gemälde, Sonnenuntergang, Reiter... Ich finde die Zeichner hätten sich mehr Mühen geben können...

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Vater, Mutter, zwei Töchter

Irgendwann in Marrakesch
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Tja, wenn das so einfach wäre - Vater, Mutter, zwei Töchter... Vater in Marokko, Mutter im Norden von Deutschland verstorben, die eine Tochter lebt noch in Deutschland, die andere in London...

In diesem ...

Tja, wenn das so einfach wäre - Vater, Mutter, zwei Töchter... Vater in Marokko, Mutter im Norden von Deutschland verstorben, die eine Tochter lebt noch in Deutschland, die andere in London...

In diesem Roman auf knapp 400 Seiten ist alles drin was so ein Drama braucht... Vater, Großspuhr, Diplomat, charmant, auf großem Fuß lebend; Mutter, eher verzagt, Selbstmord... Töchter, die eine kommt nach dem Vater, die andere schreibt ein Buch über die Familie (und katapultiert sich damit aus den verbliebenen Familienbanden). Doch dann - der Vater liegt im Sterben.

Und durch dieses familiäre Zusammentreffen wird viel aufgedeckt, denn so manches blieb ungesagt... Dazu kommt eine neue Liebe, Ehen zerbrechen, die Tochter der einen Tochter wird flügge und geht ihren eigenen Weg.

Es ist alles drin, was so in einem Leben drin stecken könnte... Homosexualität, verratene Liebe, verbotene Liebe, viel Tod, Politik, Putschversuche... gescheiterte Lebensentwürfe... Betrug, Veruntreuung... Reiche und weniger Reiche. Freundschaften, wahre und weniger wahre... Überfälle, versuchte Mordanschläge, durchgeführte Mordanschläge...

Wie gesagt, alles ist drin... Dazwischen viel zu dem Land Marokko, da sitzt man gemütlich bei einer Tachine und bei viel gesüßtem Minze - Tee, da ruft der Muezzin zum Abendgebet, da weht der Saharawind... Das heißt, viel Lokalkolorit.

Wer ein nettes Büchlein dazwischen lesen möchte, einfach mal ausspannen und nicht an viel Ernsthaftes denken, sondern vom Strom der Worte mitreißen lassen - der liegt bei dem Roman richtig... sich in ein anderes Leben (bzw. in ein paar andere Leben) hineindenken und sich vom eigenen, eventuellen schweren, Leben ablenken lassen...

Danach taucht man wieder auf und denkt, na so schlimm ist ja mein eigenes Leben gar nicht, nach dem was die alles mitmachen mussten, und trotzdem haben sie neue Wege gefunden... also so eine Art Vorbildfunktion, von wegen gib' nicht auf, oder wenn das Leben dir nur Zitronen gibt, mach' halt Limonade daraus!

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