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LindaRabbit

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Lily, die Köchin in New York

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit
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Auf einmal wurden Frauen wichtig. Kriegszeiten. Zweiter Weltkrieg. Die USA tritt in den Weltkrieg ein. Die Männer werden eingezogen, sie fehlen zu Hause in allen Bereichen.

Lilys Traum ist seit Kindheitstagen ...

Auf einmal wurden Frauen wichtig. Kriegszeiten. Zweiter Weltkrieg. Die USA tritt in den Weltkrieg ein. Die Männer werden eingezogen, sie fehlen zu Hause in allen Bereichen.

Lilys Traum ist seit Kindheitstagen Köchin zu werden und zwar in dem upper class Restaurant ‚Valentino‘. Sie bewirbt sich auf eine Stelle und wird als Gemüseschnipplerin angenommen. Doch innerhalb kurzer Zeit steigt sie in der Küchenhierarchie auf, was nicht allen gefällt, vor allem jenen, die bereits länger im Metier arbeiten.
Zu Hause dagegen versucht die versnobte Mutter Lily ‚an den Mann zu bringen‘, natürlich nur an einen reichen Zukünftigen aus bestem New Yorker Haus (Das Gespann Lily und Victoria, Lilys Mutter, erinnert an den Film ‚Titanic‘, wo ebenfalls eine versnobte Mutter ihre Tochter verkaufen möchte an den ekelhaften, reichen Verehrer ihrer Tochter). Dagegen schwimmt Josie, die großartige Großmutter, mit Lily auf der gleichen Linie, sie versteht, dass ihre Enkelin gerne kocht und bei ihr darf sie das in der Souterrain Küche, wo Lily meisterhaft eine Leckerei nach der anderen kreiert. Lily sprüht vor Erfindungsgeist.

Und dann gibt es da noch Tom...auch aus dem Valentino. Lilys Mutter darf von diesem Tom nichts erfahren - er ist nicht standesgemäß. Als sie es doch erfährt wird es grausam. Doch dann wird Tom ebenfalls eingezogen. Und man hört nichts mehr von ihm… bis… (aber bitte lest das selbst nach...)

Stil: Ein sehr persönlicher, angenehmer Schreibstil. Die Autorin geht von dem äußeren Erzählstrang und den Dialogen auch immer wieder auf die persönliche Ebene und erwähnt die Gedanken und Gefühle der Hauptperson Lily (in kursiv gesetzt)

Buchumschlag: Ein wiedererkennbares Bild von New York, das Empire State Building, eine Dachterrasse, eine Frau im Stil der 1920er – passend!

Ich liebe Erzählungen von starken Frauen. Das Buch ist sehr empfehlenswert

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Das Grand Hotel in den Anden

Flucht nach Patagonien
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Allein der Buchtitel ‚Flucht nach Patagonien‘ lockt. Eugenia Errazuriz ahnt was kommt, oder kann die bereits vorhandenen Anzeichen richtig deuten. Mit ihrem Vermögen hat sie bereits aufwärts strebende ...

Allein der Buchtitel ‚Flucht nach Patagonien‘ lockt. Eugenia Errazuriz ahnt was kommt, oder kann die bereits vorhandenen Anzeichen richtig deuten. Mit ihrem Vermögen hat sie bereits aufwärts strebende Talente gefördert (Coco Chanel und Pablo Picasso wird erwähnt). Mit dem jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank flieht sie nach Argentinien. Dort lässt die Kunstmäzenin das berühmte Grandhotel in den Anden von dem jungen Frank einrichten. Und er? Nicht überzeugt von sich, mit einer unsteten Todessehnsucht. Auf dem Schiff, sein Blickwinkel, 30 Grad nach links, 30 Grad nach rechts, kein gerader Horizont und keine Unterlagen, die aus Paris rechtzeitig ankamen, um das Grandhotel fertig zu stellen.

Das Buch ist der wahren Geschichte nacherzählt. Die darin vorkommenden Personen haben existiert und die Autorin erzählt auch, was mit ihnen passierte bis zu ihrem, teilweise tragischen Lebensende

Das Grandhotel existiert noch heute. Bis in die 70er Jahre ein beliebtes Hotel. Dann verfiel es. Heute ist es ein Golfressort.

Stil: Jana Revedin hat Ahnung von dem Metier, das sie beschreibt,. Sie ist selbst Architektin und hat bereits einige Bücher zu diesem Bereich, Architektur, Kunst, geschrieben. Manchmal ein bißchen holprig, doch im großen Ganzen sehr flüssig. Im Laufe der Geschichte jedoch wird zuviel von den großen Gestalten der Weltgeschichte erzählt (Kunst, Film, Flugpionierin, Politiker) und das zieht das Dröge etwas mehr in die Länge. Interessant sind die Details über Patagonien und seine Schönheiten, auch Erwähnungen der Mapuche und ihrer Sicht der Dinge (A. Earheart und das Geschenk, was Walt Disney von Mme Roosevelt überreichen soll. Vorahnung, dass Earhearts Pionierreise nicht gut ausgeht...). Leider kommt auch oft der depressive Charakter von Jean - Michel Frank zum Vorschein. Also kein heiteres Buch. L.-M. Frank ist mit Anne Frank verwandt und er versuchte auch die Familie Frank aus Amsterdam zu retten. Doch da waren sie bereits im Versteck verschwunden.

Buchumschlag: Zwei Schiffe, eines was vorbeifährt, das andere auf dem die Protagonistin steht und winkt, gekleidet im Stil der 1920 – 30. Nach dem Lesen des Buches kommt mir das Titelbild etwas apokalyptisch vor - das andere Schiff fährt vorbei, wie eine Chance im Leben, die verpasst wurde...

Interessant für diejenigen, die an Ereignisse im letzten Jahrhundert interessiert sind.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Roman und Realität

Das letzte Bild
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Es gibt schreibende Menschen, die verstehen aus Etwas, über das sie hören oder lesen, einen Roman zu zaubern. Ihre Kreativität treibt zu sie zu ungeahnten Höhen und vielleicht kommen sie mit ihrem Werk ...

Es gibt schreibende Menschen, die verstehen aus Etwas, über das sie hören oder lesen, einen Roman zu zaubern. Ihre Kreativität treibt zu sie zu ungeahnten Höhen und vielleicht kommen sie mit ihrem Werk der Realität nahe.
So geschehen im Roman ‚Ritchie Girl‘ (wahre Begebenheit, das Ritchie Camp und die unerschrockene Truppe aus jungen Männern und auch Frauen, die nach Nazi-Deutschland gingen), und nun hier im Roman ‚Das letzte Bild‘. Vielleicht nähert sich der Roman der realen Geschichte einer seit 50 Jahren ungeklärten Toten in Norwegen an. Auf jeden Fall zeugt der Roman von der erzählerischen Kraft einer Autorin. Reale Fakten, die erst in jüngerer Zeit über die Tote von Isdalen durch neue forensische Methoden aufgedeckt wurden, lässt die Autorin stilsicher einfließen.

Im Roman schreibt die Autorin Anja Jonuleit über die Geschichte zweier Frauen: Eine aus dem zeitgenössischen Zeitraum, Eva, die ein Bild in der Zeitung sieht (ausgerechnet in der BILD – Zeitung, die sonst im Haus der angesehenen Schriftstellerin nicht gelesen wird, aber als solche ist sie natürlich gewöhnt zu recherchieren). Dieses Bild lässt sie erzittern, weil das Phantombild Ähnlichkeit mit ihr und ihrer Mutter besitzt.

Frau Jonuleit hat bereits mehrere interessante Bücher veröffentlicht. ‚Der Apfelsammler‘, auch dort flicht sie die Schicksale zweier Frauen zusammen (Tante und Nichte). ‚Rabenfrauen‘, Freundinnen und ihre große Liebe und die Colonia Dignidad (auch eine ungeklärte Geschichte mit großer Tragik). In diesem Roman hat die Autorin ebenfalls geschickt Fakten und Fiktion miteinander verwoben. ‚Das Nachtfräuleinspiel‘, erzählt von der 68er Studentenrebellion und von Erziehungsmodellen, dabei geht es um eine egomane Selbstdarstellerin und ihr Einfluss auf hilflose Menschen, die aber durchaus ihre eigene Kraft entwickeln und sich wehren.
Bei dieser Autorin habe ich länger zu ihren anderen Romanen recherchiert, weil sie wirklich wichtige Themen anspricht.

‚Das letzte Bild‘ wird – wie so oft in den Büchern von Jonuleit – in verschiedenen Zeitebenen erzählt, damals und heute. Die ‚damals‘ - Version meistens aus der Ich – Perspektive der älteren Person.

Stil: Sehr lesbarer Stoff (auch wenn‘s einem ab und zu mächtig durchschüttelt), leicht zu lesen.

Empfehlenswert und ein Lesegenuss, weil es zum Nachdenken anregt!

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Die Schwarzen Reiter und die Kinder

Junge mit schwarzem Hahn
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Stefanie vor Schulte entwickelt in ihrem Erstlingswerk eine brilliante Romanidee, die direkt von dem Einbandsgemälde des Romans entnommen worden sein könnte. Der Junge auf dem Gemälde schaut melancholisch, ...

Stefanie vor Schulte entwickelt in ihrem Erstlingswerk eine brilliante Romanidee, die direkt von dem Einbandsgemälde des Romans entnommen worden sein könnte. Der Junge auf dem Gemälde schaut melancholisch, aber auch charakterlich gefestigt auf den Betrachtenden.Und darum geht es in dem Roman: Eine Geschichte über einen Jungen mit seinem schwarzen Hahn. Ein Junge mit einer nicht alltäglichen Geschichte.

Wer könnte dieser Junge sein? Wann und wo könnte er gelebt haben? Der Maler, mit dem Martin mitgeht, nimmt er eine Vaterrolle für den Jungen ein? Meint der Maler es gut mit ihm oder nützt er den feinsinnigen und hilfsbereiten Jungen aus?
Die Autorin lässt den Roman in einer Zeit spielen, die von Rechtlosigkeit und Armut geprägt ist. Die Menschen kämpfen täglich um ihr Überleben. Satt sein, glücklich sein, etwas für die Zukunft zurücklegen, die Kinder in Schulen ausbilden – all das gibt es hier nicht. Es herrscht der pure Überlebenskampf vor.

Der kleine Martin ist der einzige Überlebende einer größeren Familie, die der Vater eines Tages mit dem Beil erschlagen hat. Im Dorf kümmert sich niemand um ihn. Die Menschen haben eher Bedenken, dass sich sein Unglück auf sie übertragen könnte. Und dann dieser schwarze Hahn, der wie ein Teufel auf der Schulter des Jungen sitzt... Einzig ein Maler, der die Kirche im Dorf ausmalen soll, hat Mitleid mit dem Jungen und sieht in dessen Augen etwas Besonderes. Deshalb nimmt er ihn als Modell für den Christus, was die Leute im Dorf (die der Maler als Idioten bezeichnet) verärgert, ausgerechnet der Ausgestoßene.

Im Roman muss Martin viele Abenteuer bestehen und wächst dabei zu einer menschlichen Größe, erhaben über die Niederträchtigen um ihn herum. Das geht fast bis zur Selbstaufgabe des Jugendlichen. Aber seine eigentliche Aufgabe besteht darin herauszufinden, wer die wilden Reiter sind, die überall Kinder entführen, und was mit diesen Kindern passiert. Er findet es heraus.
Die übelste Gestalt in diesem Roman ist die Fürstin, die nur ihren eigenen kranken Egoismus auslebt und gar nicht merkt, wie ihr Volk darbt, hungert und verroht. Sie ist es auch, die die Aufträge für die Kindesentführungen erteilt. Martin muss nun an seine äußersten Grenzen gehen, um die Kinder zu befreien. Nachdem er auch noch eine Brachialaufgabe bewältigen muss, ist er der Retter.

Das ist alles sehr eindringlich beschrieben. Martin und die Fürstin bilden krasse Gegensätze. Während er – wie sein Vorbild Christus – das Gute will, ist die Fürstin geprägt von Eitelkeit und purem Egoismus und nicht ihrer Aufgabe als Landesfürstin gewachsen. Doch bei aller Grausamkeit und Hoffnungslosigkeit lässt der Roman am Ende einen positiven Ausblick auf die Zukunft zu. Martin kehrt zu dem Menschen zurück, der ihm am Meisten (neben seinem Hahn) bedeutet.

Der Schreibstil, knappe Sätze mit knallharten Aussagen. Ist das nicht Hemingway-Stil? Es ist aber auch ein sehr märchenhafter Stil. Mir kommt der gesamte Roman wie eine literarische Allegorie vor… Es ist eine brutale Erzählung, bei der ich öfters tief durchatmen musste. Kein leichter Stoff, sondern Ttiefgründiges über die Menschheit. Daher denke ich an ‚Allegorie‘, diese wortgewaltige Verarbeitung von Hilfbereitschaft, Egoismus, Not und Elend soll den Lesenden anregen (Parallelen in der real existierenden Welt zu sehen). Daher sind meine Anfangsfragen lediglich als Hinweise zu betrachten, denn es gibt keine näheren Angaben zum wo, warum, wieso.

Das Buch-Cover ist sehr ansprechend, ein künstlerisches Bild... gefällt mir gut!
Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 227 Seiten und kostet 22 Euro.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Vor acht oder in einhundert Jahren

Greta und Jannis
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Greta lebt in den Bergen, fährt ab und zu in die Stadt, und sie träumt den Steinen, den Tieren, den Menschen Gedichte zu. Zarte Wortgebilde, die ich mir auf der Zunge zerschmelzen lasse. Greta ist von ...

Greta lebt in den Bergen, fährt ab und zu in die Stadt, und sie träumt den Steinen, den Tieren, den Menschen Gedichte zu. Zarte Wortgebilde, die ich mir auf der Zunge zerschmelzen lasse. Greta ist von einigen Menschen und Wesen umgeben, die ihr wichtig sind... Jannis, Tante Severine, die Kinder, Cornelio. Ein Märchen auf 222 Seiten. Und immerzu: Vor acht Jahren...

Jeder Satz, vom Anfang an, liest sich wie ein Gedicht... ein unendliches Gedicht... Die bunten Federhüte, der Schnee, der auf Lippen schmilzt, und immer wieder - das Gebirge, im Gebirge, auf der Gebirgsstraße... Reisende im Zug, im Bus, und dann der Hof, Tante Severine, die Mädchen. Es braucht einige Zeit zu verstehen, aber gelingt das Verstehen?

Jannis und Greta, eine Liebesgeschichte? Es bleibt auf jeden Fall mysteriös. Innere Monologe, Dialoge mit Unbekannten, Gedankenfetzen, viel indirekte Rede (was schwieriger zu lesen ist, Konzentration ist angesagt, das ist kein Überfliegerbuch). Mysteriös. Bizarr. Wie vor acht oder in einhundert Jahren… das Mysteriöse des Schreibstils von Sarah Kuratle wandert auch in meine Rezension: Ich übernehme ihren Stil.

„Im kleinen Warteraum des Bahnhofs zählt ihm eine einsam tickende Wanduhr die Zeit im Stillen vor. Durch an ihren Rändern glanzvoll beschlagenen Fenster sieht er die Frau draußen zuerst Stirn gegen Sturm, dann wieder in die andere Richtung gepeitscht, wird sie sogar langsamer. Sie ist sehr schmal und blass, wie in den Mantel gefallen, kam sie ihm vor als sie seine Hand und seinen Arm hielt. Sie trägt keine Mütze am Kopf, warum lässt sie ihren grauen Schal flattern, ihre Haare wild in der Luft.„
Peng, das hat Wucht! Jedes Wort wie auf die Goldwaage gelegt. Worte, die mir auf der Zunge liegen wie ein Stück Schokolade und die ich langsam lutsche und vergehen lasse, bis sich mir der volle Geschmack im Mund entwickelt, bis sich mir der ganze Sinn öffnet.

Ich empfehle: Langsam lesen, wie ein Gedichtsband, dann die Worte vom Auge zum Ohr und weiter zum Gehirn, Buchstabe für Buchstabe, schmelzen lassen. Den Namen der Autorin, Sarah Kuratle, muss ich mir merken, da wird noch einiges kommen…

Ein wunderschön zarter Einband, der mit seinen roten Hartriegelbeeren und – blätter auffällig ist.

Sarah Kuratle, Greta und Jannis, Vor acht oder in einhundert Jahren, Otto Müller Verlag

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