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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2024

Ein Buch zum abschweifen

Die Passagierin
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Ich habe ein Faible für Dystopien. Eine Dystopie gepaart mit Zeireisen ist umso perfekter. Dachte ich. Der Klappentext vom Buch machte mich sehr neugierig. Heather, die Protagonistin kehrt an den Ort ...



Ich habe ein Faible für Dystopien. Eine Dystopie gepaart mit Zeireisen ist umso perfekter. Dachte ich. Der Klappentext vom Buch machte mich sehr neugierig. Heather, die Protagonistin kehrt an den Ort zurück aus dem sie evakuiert wurde.
Alles ist wie damals nur anders. Sie trifft auf Menschen, die aus einer anderen Zeitepoche dort gestrandet sind und sie trifft auf Menschen, die auf eine Evakuierung warten. Das Evakuierungsprogramm wurde jedoch eingestellt, niemand dort ahnt etwas davon.

Heather möchte zunächst nur ein paar Tage bleiben, wird aber ihren Aufenthalt um einige Wochen ausdehnen. Und so kam mir auch das Lesen vor. Sehr ausgedehnt. In langen Sitzungen sprechen die Bewohner:innen u.a. über ihre Zeit in den anderen Epochen, über ihre Schuld, über ihre Geschichten. Ich befürchte ich bin anfangs so oft angeschweift, dass sich mir bis zum Ende einiges nicht erschlossen hat.

Heather fasst Vertrauen zu Matthias, der aus weit zurück liegenden Kriegszeiten stammt und seinen Platz genau hier gefunden zu haben scheint. Alle anderen Figuren bleiben blass und distanziert, was vermutlich beabsichtigt ist. Mir fehlte der Strang in der Geschichte, an dem ich mich langhangeln konnte.

Wer langwierige Gedankenspiele mag, wird dieses Buch gern lesen.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Schmerzhaft und authentisch

Mein drittes Leben
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Mein drittes Buch von Daniela Krien und wieder hat es mich begeistert und dieses Mal wohl auch am Meisten gepackt. Nicht nur, weil die Protagonist:innen die gleichen Namen tragen wie mein Mann und ich, ...

Mein drittes Buch von Daniela Krien und wieder hat es mich begeistert und dieses Mal wohl auch am Meisten gepackt. Nicht nur, weil die Protagonist:innen die gleichen Namen tragen wie mein Mann und ich, sondern weil ich das Leiden und Sehnen so sehr gespürt habe.

Linda und Richard haben ihre 17jährige Tochter durch einen Verkehrsunfall verloren. Ein sinnloser Tod, der von heute auf morgen alles verändert.
Wie geht man mit solch einem Verlust um? Welche Gedanken und Worte wurden zuletzt gedacht und gesprochen? Was macht das mit der Beziehung zueinander? Kann das Leben einfach so weitergehen? All diesen Fragen geht Daniela Krien auf den Grund und piekt dabei mehr als einmal tief in die Wunde. Schmerzhaft durchlebt Linda die letzten Tage, Wochen, Jahre und scheint daran zu zerbrechen. Immer mehr entfernen sich Richard und sie voneinander. Der Schmerz ist so greifbar, dass ich manches Mal pausieren musste, weil mein eigenes Herz sich so schwer anfühlte. Kurz war da ein Moment, da ich dachte, das Buch sei zu hart für mich, erinnerte es mich doch sehr an meine eigenen Verluste. Warum müssen Kinder vor den Eltern gehen?
Doch wie der Titel vermuten lässt, geht das Leben weiter. Es ist ein neues, anderes Leben, in dem sich Linda zurecht und neu finden muss. Neue Herausforderungen, neue Schicksalsschläge, Menschen kommen und gehen und auch ein Hoffnungsschimmer ist da am Ende des Horizonts.

Eine starke und schmerzhafte aber sehr authentische Geschichte, die für mich auf jeden Fall auf die Shortlist gehört.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Interessant aber distanziert

Reichskanzlerplatz
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"Die Deutschen haben die Demokratie so schnell vergessen, wie eine Vokabel aus ihrer Schulzeit. Das hier hat sich besser durchgesetzt, gefressen werden muss immer." (S. 261)

Dies ist ein Buch über Magda ...

"Die Deutschen haben die Demokratie so schnell vergessen, wie eine Vokabel aus ihrer Schulzeit. Das hier hat sich besser durchgesetzt, gefressen werden muss immer." (S. 261)

Dies ist ein Buch über Magda Göbbels aber es ist auch kein Buch über Magda Göbbels. Und um eins vorwegzunehmen, es ist keine Biographie.

Was wusste ich zuvor über diese Frau. Das sie die Frau an der Seite Josef Göbbels war. Dass sie Hitlers deutsche Vorzeigefrau und -Mutter war. Dass sie ihre Kinder umgebracht hat. Über die Zeit vor Josef Göbbels und vor dem Nationalsozialismus wusste ich wenig.

Das Buch setzt früh an, wir erfahren von dem jüdischen Stiefvater, von ihrer Ehe mit Industriellen Quandt, von ihren Liebeleien außerhalb der Ehe. Dennoch bleibt Magda in diesem Buch eine Randfigur, die mal mehr, mal weniger Raum einnimmt.

Erzählt wird aus Sicht von Hans. Hans, der die Quandts bereits als Kind kennenlernt und sich in Hellmuth verliebt, seinen Schulkameraden und Stiefsohn Magda Göbbels, damals noch Quandt. Hans ist auch von der Stiefmutter fasziniert, die zwar den Prestige der reichen Ehe genießt aber sonst in ihr nicht glücklich zu sein scheint. Von Anfang an ist da eine fehlende Wärme von dieser Frau zu spüren. Wobei es vermutlich auch gar nicht möglich ist, etwas über sie zu lesen und dabei unbelastet zu sein.

Hans unerwiderte Verliebtheit zu Hellmuth nimmt ein vorzeitiges Ende, als Hellmuth einer verschleppten Krankheit erliegt. Hans und Magda entwickeln ein Verhältnis miteinander, bis Josef Göbbels in Magdas Leben tritt. Der Kontakt zu Magda bleibt dennoch über die Jahre bestehen.

Die Beziehung, die die beiden miteinander haben, lässt sich nur schwer definieren. Und auch Hans bleibt mir als Leserin distanziert. Man erahnt, dass seine Homosexualität zur Gefahr werden könnte, aber diese wird selten greifbar. Zu sehr scheint es, dass er doch ein recht privilegierten Leben führen kann. Für mich bleibt es unverständlich, wie trotz des Wissen was um ihn herum geschieht, weiter als Beamter für das System arbeiten kann.
Hans hat es so nicht unbedingt gegeben. Die dichterische Freiheit dieser Person ist passend.

Der Schreibstil ist literarisch aber dennoch flüssig. Ich fand es interessant zu lesen und habe viel erfahren. Für mich ein gutes Buch etwas über Magda Göbbels zu erfahren, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Für mich an Wissen tatsächlich auch ausreichend, für andere schließt sich vielleicht besser eine Biographie ein.

Ob es für sie Shortlist reicht, kann ich nicht sagen. Mir fehlen (noch) die Vergleiche.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Nicht mein Buch

Die Zeit der Zikaden
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Ich kannte den Autor bisher nicht ubd hatte keine Erwartungen an das Buch. Der Titel klang für mich nach Urlaub und da ich selbst im letzten Sommer in Ligurien war mit tausenden Zikaden um.mich herum, ...

Ich kannte den Autor bisher nicht ubd hatte keine Erwartungen an das Buch. Der Titel klang für mich nach Urlaub und da ich selbst im letzten Sommer in Ligurien war mit tausenden Zikaden um.mich herum, dachte ich, dies wäre die perfekte Lektüre für mich.

Alex, frisch im Ruhestand, mit ihrem Tinyhouse unterwegs in Italien. Allein das hat mich sehr angesprochen, könnte ich mir den Lebensabend so auch sehr gut vorstellen. Beide Protagonist:innen Alex und Johann waren mir sympathisch und doch konnte mich die Geschichte nicht innihren Bann ziehen. Ich habe mich seitenweise schlichtweg gelangweilt. Die vielen Dialoge, die sich für mich oft ohne roten Faden aneinander Reihen, waren manchmal sehr schön und unterhaltsam oft aber auch einfach zäh. So passierte es, dass ich immer wieder abschleifen und zurückblättern musste, um zu erfahren was ich verpasst habe. Dies war meist nicht viel.

Vielleicht war es doch nicht die richtige Zeit für das Buch und mich. Ligurien und die Zikaden werden aber ihren Reiz für mich nicht verlieren

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Einwanderatory mal anders herum

Nebenan ist doch weit weg
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Edith kann es immer noch nicht fassen. Sie werden umziehen. Nicht einfach nur in eine andere Wohnung, nein sie verlassen nicht nur Berlin, sondern gleich auch noch Deutschland. Sie werden zukünftig in ...

Edith kann es immer noch nicht fassen. Sie werden umziehen. Nicht einfach nur in eine andere Wohnung, nein sie verlassen nicht nur Berlin, sondern gleich auch noch Deutschland. Sie werden zukünftig in einem Land wohnen, über dass sich Edith nun ständig blöde Witze anhören müssen. Es geht nach Krakau in Polen.
Edith vermisst ihre Freunde und sucht Trost in ihren Tagebuch.
Trotz einiger Fettnäpfchen findet sie in der Schule Freunde. Und mit ihnen gemeinsam begibt sie sich auf eine spannende Reise in die Geschichte Krakaus, denn das Haus, in das Edith mit ihrer Familie gezogen ist, birgt ein großes Geheimnis.

Antje Bones schafft ein Kinderbuch, dass viele Themen anspricht. Das Verlassen der Heimat, Vorurteile und ein Blick in einen dunklen Teil der Geschichte, der uns eng mit Polen verbindet. Dabei ist die Sprache immer kindgerecht. Besonders gut gefallen hat mir, dass polnische Wörter und Sätze in den Text oder in kleinen Bildern einfließen. So bekam ich gleich Lust, wieder einmal etwas polnisch zu lernen.
Die Geschichte rund um das Geheimnis ist spannend und bewegend, dieser Teil des Buches hat es mir besonders angetan.
Eine Geschichte, die hoffentlich zu weiterem Interesse an unserem Nachbarland führt, denn die Vorurteile sind durchweg Nonsens.

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