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Veröffentlicht am 08.04.2024

Jugend in der DDR mit allen Facetten

Gittersee
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Es ist 1976. Karin, 16, lebt in Gittersee, einem kleinen Örtchen in der Nähe von Dresden.
Sie ist jung, sie ist verliebt, sie ist naiv. Und plötzlich wird sie mit den Widrigkeiten des Überwachungsstaates ...

Es ist 1976. Karin, 16, lebt in Gittersee, einem kleinen Örtchen in der Nähe von Dresden.
Sie ist jung, sie ist verliebt, sie ist naiv. Und plötzlich wird sie mit den Widrigkeiten des Überwachungsstaates konfrontiert, obwohl sie doch einfach nur jung sein will.

Charlotte Gneuß, selbst er nach dem Mauerfall geboren, zeichnet ein realistisches Bild. Man nimmt ihr ab, was sie schreibt. Der Stil: manchnal abgehackt, manchmal grüblerisch, aber immer passend. Ich fühle mit diesem 16jährigen Mädchen, dass unbeschwert sein möchte, aber dessen Umfeld das nicht zulässt. Manchnal blieb mir Karin zu blass, aber das mindert nicht den Gehalt der Geschichte, die durchaus spannende Stränge aufweist.

Das Fehlen der Anführungszeichen hat mich erst irritiert, dann fand ich es zum Lesen direkt angenehm. Habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Es wird wohl noch etwas nachhallen.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Wenn drei einsam sind

Mit den Jahren
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Ich dachte eine ganze Zeit lang: ' Puh, wieder so eine deprimierende Beziehungsgeschichte'
Ein bisschen zu viel Alkohol und schon landet MANN bei Singlefrau, während FRAU zuhause die Kinder hütet.
Nach ...

Ich dachte eine ganze Zeit lang: ' Puh, wieder so eine deprimierende Beziehungsgeschichte'
Ein bisschen zu viel Alkohol und schon landet MANN bei Singlefrau, während FRAU zuhause die Kinder hütet.
Nach und nach entpuppt sich die Geschichte aber also viel vielschichtiger. Lukas und Eva, miteinander verheiratet, zwei Kinder, mitten im Leben, aber festgefahren in ihren Alltagen. Jette, alleinlebend, jobbt in einer Videothek, bisher in Beziehungen mit Frauen, schreibt bzw. versucht es.
Irgendwie gelangt Jette in das Leben von Lukas und Eva. Dabei rüttelt etwas in ihnen wach, das vorher im Verborgenen schien. Auch die suchende Jette scheint etwas in sich selbst zu finden.

Janna Steenfatt schreibt unaufgeregt aber doch so, dass ich immer weiterlesen möchte. Anfangs kann ich mich mit keiner der Figuren identifizieren, teilweise fällt es mir bisweilen sogar schwer, ihr Handeln nachzuvollziehen. Eva wirkt auf mich notorisch unzufrieden und depressiv, Jette naiv und adoleszent und Lukas ist der verkannte Künstler, der nicht erwachsen werden will. Allen dreien tue ich Unrecht, denn es ist einfach das Leben das mit ihnen passiert. Das Leben, das eben nicht geradlinig und vorhersehbar passiert. Das Leben, dass nicht immer das Glück bereithält, das es doch anfangs so verheißungsvoll dargeboten hat.

Immer mehr verstehe ich vor allem Eva. Ich verstehe den Ausbruch aus der Beziehung und den Wunsch nach etwas Neuem. Ein wenig mehr Prickeln, ein wenig mehr Neugier, ein wenig mehr Spannung. Ich fühle so sehr mit, weil mir die Krise nur allzu vertraut ist. Die Krise genauso, wie die positive Wendung.

'Mit den Jahren' ist eine Hommage an das Leben, an jede Beziehungskrise, an die Hürden des Alltags. Das Dreiergespann zeigt Wege, nicht daran zu zerbrechen.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Jack The Ripper in Berlin

Doch das Messer sieht man nicht
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Beim Buchtitel musste ich natürlich an die Dreigroschenoper und an Mackie Messers Moritat denken. Die Geschehnisse hier spielen sich aber bereits ein Jahr vor der Uraufführung der Dreigroschenoper statt. ...

Beim Buchtitel musste ich natürlich an die Dreigroschenoper und an Mackie Messers Moritat denken. Die Geschehnisse hier spielen sich aber bereits ein Jahr vor der Uraufführung der Dreigroschenoper statt. Zwielichtige Geszslten gibt es aber auch in Callis' Roman ebenso wie eine Verbindung nach London.

Ist etwa der berüchtigte Frauenkiller Jack the Ripper wiederauferstanden und treibt in Berlin sein Unwesen?

Während die Polizei und unsere Protagonistin Anaïs (wunderschöner Name und ich habe sogleich die nächste Assoziation) dem Frauenmörder sich jeweils auf ihre Weise auf dessen Spur begeben, tauchen wir Leser ein, in das turbulente Berlin des Jahres 1927. Callis gibt uns gabz nebenbei wunderbare Einblicke in das Flair dieser Stadt, das genau so vor Glamour glitzert, wie es vor Elend trieft. Und wie auch 100 Jahre später beginnt der braune Pöbel ordentlich mitzumischen. Beängstigend und von der Autorin in der Dankesagung aufgegriffen. Großen Dank dafür.

Die taffe Anaïs fällt nicht nur durch ihre Artikel und ihr Boxtalent auf, sondern auch durch ihre Herkunft. Dieser Umstand spiegelt den Zeitgeist, mit dem sie sich zeitweise auseinandersetzen muss, besonders wieder. Ungewollt schlittert sie eine Kriminalgeschichte hinein, die uns Leser*innen immer wieder fesselt, spannende Momente inbegriffen.

Zwischenzeitlich war ich fest der Meinung, ich wüsste wer der Täter ist, wurde aber noch einmal auf eine falsche Fährte gelockt, umd dann am Ende zumindest teilweise bestätigt zu werden.

Und einmal mehr bewundere ich den emons Verlag für sein Händchen intetessanten Krimis mit Lokalkolorit herauszubringen. Und mir zeigt es, dass ich inzwischen mehr Lesefreude an guten Krimis, als an (in letzter Zeit immer mehr schlechten) Thrillern habe.

Einziges Manko: Der Epilog war meines Erachtens mit zu vielen neuen Wendungen und Informationen gespickt, die für das Ende dieser wirklich guten Geschichte nicht nötig gewesen wären und mir teilweise zu dick aufgetragen waren.

Ich habe auf jeden Fall Lust noch mehr von I.L.Callis zu lesen und definitiv mehr aus dem emons Verlag.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Was lange währt wird gut

Man sieht sich
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'1000 Mal berührt', so ist es auch bei Frie und Robert. In der Schule lernen sich die beiden kennen und werden sehr enge Freunde. Robert verliebt sich in Frie, aber die hat andere Pläne. Beider Leben verlaufen ...

'1000 Mal berührt', so ist es auch bei Frie und Robert. In der Schule lernen sich die beiden kennen und werden sehr enge Freunde. Robert verliebt sich in Frie, aber die hat andere Pläne. Beider Leben verlaufen sehr unterschiedlich aber irgendwie kreuzen sich die Lebenswege immer wieder. Dann ist es auch mal Frie die die Nähe zu Robert sucht. Aber so richtig zusammen als Paar, das soll lange, lange nicht sein.
Das Menschen erst spät und nach Umwegen zueinander finden ist keine neue Geschichte. Vielleicht fand ich deshalb nur schwer in das Buch hinein. Die ständigen Zeitsprünge machten es mir zusätzlich schwer, der Handlung zu folgen. Zudem habe ich es als Audiobook gehört. Die Sprecherin liest sehr nüchtern und es fehlte mir lange an Emotionen. Der Part in den 90ern packte mich dann aber doch. Frie und Robert verbringen nach dem Schulabschluss viel Zeit miteinander und es ist ein Knistern regelrecht zu spüren. Vermutlich erinnert es mich an meine Jugend und meinen damals besten Freund. Ein paar andere Entscheidungen und unser beider Leben wäre anders verlaufen. Diese Kapitel habe ich regelrecht aufgesogen. Dieser Part ist leider viel zu kurz.
Sehr lange befasst sich das Buch mit dem Treffen der beiden jenseits der 50. Das ist nicht uninteressantes aber es zieht sich extrem. Mir fehlt es hier an Spannung und teilweise auch an Symphatie. Ich kann Frie im Buch ab einem gewissen Alter nur noch schwer verstehen und so bleibt am Ende eine nette Liebesgeschichte, deren Ende von Anfang an feststeht. Eine wunderbare Botschaft bleibt jedoch: Die Liebe kennt kein Alter.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Naiv und vorhersehbar

Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
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Das Cover schreit nach Freiheit, Feminismus und Lust. Die Lust wird in diesem Buch gefeiert. Nicht zu wenig. Dennoch hatte ich nach der Leseprobe etwas anderes erwartet. Mehr Dialoge, mehr Geist. Am Ende ...

Das Cover schreit nach Freiheit, Feminismus und Lust. Die Lust wird in diesem Buch gefeiert. Nicht zu wenig. Dennoch hatte ich nach der Leseprobe etwas anderes erwartet. Mehr Dialoge, mehr Geist. Am Ende ist es ein Roman aus dem Genre Romance, etwas das ich sonst kaum lese. Vor allem, wenn es doch vorhersehbar ist, wenn relativ schnell klar ist, wer am Ende mit wem zusammen kommt. Da helfen auch die Irrungen und Wirrungen zwischendrin nichts. Man möchte der Protagonistin Bette manchmal aufwecken und fragen: 'Willst Du Dich wirklich auf dieses Spiel einlassen?' Bette und Mei, amour fou. Beide sind mir nicht symphatisch, berechnend und überheblich die eine naiv und einfältig die andere. Ein queerer Frauenroman, der durchaus anregende Sequenzen bereit hält, aber auch zeigt, dass Frauenbeziehungen nicht weniger kompliziert sein können.
Für Fans von simplen Liebesgeschichten bestimmt ein Genuss.

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