Eindrucksvolles vielschichtiges Werk, aber in meinen Augen kein Kinderbuch
Die Sprache der FreundschaftIn der sprachlichen Gestaltung des Romans „Die Sprache der Freundschaft“ haben sowohl Autorin Claudia Mills als auch die deutsche Übersetzerin tolle Arbeit geleistet. Denn die Geschichte von Betsy wird ...
In der sprachlichen Gestaltung des Romans „Die Sprache der Freundschaft“ haben sowohl Autorin Claudia Mills als auch die deutsche Übersetzerin tolle Arbeit geleistet. Denn die Geschichte von Betsy wird in Form von Gedichten erzählt. Dieser reimen sich zwar nicht, kommen aber mit einer unglaublichen Sprachgewalt daher. Episodenweise erfahren wir so immer mehr aus dem Leben von Betsy und ihrer Freundin Lizard. Aus vielen Details ergibt sich im Gesamten dann doch ein stimmiges Bild. Obwohl ich mich zunächst an diesen außergewöhnlichen Schreibstil gewöhnen musste, passt er wirklich wunderbar zum Buch und steht fast schon selbst stellvertretend für eine der verlorenen Sprachen, um welche es unter anderem in der Geschichte geht. Die anspruchsvolle sprachliche Gestaltung ist aber nur einer von zwei Punkten, weswegen ich das Buch weniger als für Kinder geeignet halte.
Für wesentlich problematischer halte ich die heftigen vorkommenden Themen, welche im Klappentext überhaupt nicht ersichtlich sind. Um ein locker-leichtes gute Laune Buch handelt es sich nämlich keinesfalls. Achtung wer nicht gespoilert werden möchte, sollte nun nicht weiterlesen. Was meiner Meinung nach dringend nötig wäre, ist eine Triggerwarnung in Bezug auf die Themen Ängste und Depressionen, versuchter Suizid und Suchterkrankungen. Diese kommen nämlich ungeschönt und detailliert in der Handlung vor. Als Erwachsene konnte ich die Geschichte trotz ihrer Tragik voll und ganz wertschätzen und genießen. Ich liebe dieses besondere Buch und wurde von der Geschichte auch unheimlich berührt. Der Text umfasst unglaublich viele Emotionen und arbeitete ein komplexes Thema super auf. Nur passt die Altersempfehlung von 11 Jahren in meinen Augen absolut nicht. Vor allem da die inhaltliche Brisanz am Klappentext nicht zu erkennen ist und Eltern überhaupt nicht einschätzen können, mit welchen Themen ihr Kind in Berührung kommt. Ich bin keinesfalls der Meinung das Kinder sich nicht mit solch schwierigen Themen beschäftigen sollten. Nur kommen diese in Buch einfach sehr geballt und vor allem auch detailliert vor, so dass sich eine gemeinsame Lektüre anbietet. Wäre das Buch als Jugendbuch vermarktet worden, bekäme es von mir 5 Sterne. So muss ich aber leider einen Stern abziehen, wobei ich das Buch trotzdem sehr gerne (für ältere Leser:innen) weiterempfehlen mag.