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Veröffentlicht am 13.07.2022

Eine geniale Idee, die jedoch zu konstruiert wirkte

The Atlas Six
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Wenn man Fantasieromane und Bücher liebt, dann klingt ein Roman in der alten Bibliothek von Alexandria nach einem perfekten Setting. Sechs junge Menschen sollen um die Ehre wetteifern die Bibliothek und ...

Wenn man Fantasieromane und Bücher liebt, dann klingt ein Roman in der alten Bibliothek von Alexandria nach einem perfekten Setting. Sechs junge Menschen sollen um die Ehre wetteifern die Bibliothek und das damit verbundene Wissen zu schützen. Das klang für mich nach „Tribute von Panem“ in einem bibliophilem Umfeld.

Zunächst einmal ist mir der Einstieg nicht so leicht gefallen. Die Geschichte wird in Summe aus sechs verschiedenen Perspektiven erzählt und so hat jedes Kapitel zunächst von einer anderen Person gehandelt. Da die Charaktere sehr unterschiedlich sind, konnte ich sie bald zuordnen und es ist mir leichter gefallen mit bei den ganzen Personen zurecht zu finden. Allerdings hatte ich auch den Eindruck, dass ich keinen richtigen Zugang zu den Personen gefunden habe. Ich habe nicht allzu viel zu den jeweiligen Beweggründen oder dem Innenleben erfahren, was ich sehr schade fand. So war ich die ganze Zeit ein stiller Beobachter und habe mich nicht als Bestandteil der Handlung gefühlt.

Der Handlungsrahmen scheint zu Beginn relativ schlüssig und klar zu sein. Das war für mich auch vollkommen in Ordnung, da ich mich auf den genauen Ausgang und die Entwicklungen bis dahin gefreut habe. Allerdings wurde ich immer wieder von unschlüssigen Wendungen überrascht. Eigentlich sind ja Überraschungen gut, aber wenn sie auch rückblickend nicht logisch sind, dann nerven sie mich schnell. Da das Buch nicht unbedingt das dünnste ist und die Handlung mich nicht komplett in ihren Bann ziehen konnte, hatte ich den Eindruck, dass sie sich sehr gezogen hat. Hundert Seiten weniger hätten in meinem Augen den Buch gut getan.

Nach sehr hohen Erwartungen und viel Vorfreude hat mich dieses Buch hinsichtlich vieler Aspekte enttäuscht. Zeitweise hatte ich nur wenig Motivation weiterzulesen und habe sogar ein paar Mal überlegt das Buch abzubrechen. Von mir gibt es daher keine Leseempfehlung und ich werde die Fortsetzung nicht mehr lesen.

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Veröffentlicht am 17.06.2022

Eine so schöne Liebesgeschichte in New York, mit vielen ungeplanten Begegnungen und einigen bekannten Orten

Zwei Herzen unter acht Millionen
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Nachdem ich in letzter Zeit auch viele ernste Geschichten gelesen habe, habe ich mich noch einmal auf einen richtigen Wohlfühlroman gefreut. Wer auf der Suche nach dem perfekten Buch für den Sommerurlaub ...

Nachdem ich in letzter Zeit auch viele ernste Geschichten gelesen habe, habe ich mich noch einmal auf einen richtigen Wohlfühlroman gefreut. Wer auf der Suche nach dem perfekten Buch für den Sommerurlaub ist, der sollte sich in jedem Fall „Zwei Herzen unter acht Millionen“ anschauen. Für mich war es ein Kurzurlaub in New York und ich war sehr begeistert, dass so viele bekannte Orte beschrieben wurden. Ich hatte zeitweise das Gefühl wieder dort zu sein, da die Atmosphäre einfach so gut beschrieben wurde.

Der Leser lernt in diesem Buch Franny kennen, die den schlimmsten Tag überhaupt durchlebt. Sie wird nicht nur gekündigt, sondern in Kleid bleibt auch noch in der U-Bahn hängen und reißt am Rücken komplett ein. Hilfe bekommt sie von einem Fremden, der ihr sein Sakko gibt. Die beiden wechseln ansonsten kein Wort miteinander, aber da diese Begegnung ihren Weg ins Internet findet, treffen die beiden wieder aufeinander und finden sich nicht unbedingt sympathisch. Danach gibt es immer wieder zufällige Treffen in der Stadt, die niemals schläft.

Die Geschichte ist aus zwei Perspektiven geschrieben, sodass der Leser sowohl Frannys als auch Hayes Gedanken erfährt. Das fand ich hier besonders spannend, da es keine Geschichte mit Liebe auf den ersten Blick ist. So konnte ich viel besser verstehen, warum Hayes am Anfang eher ruppig reagiert und Franny die ein oder andere Notlüge gebraucht. Durch die vielen Begegnungen und weil es nicht direkt eine Anziehung gibt, können sich beide erst einmal auf unterschiedliche Arten kennenlernen, das hat mir sehr gut gefallen. Gefühlt bekommen beide erst einmal die schlimmsten Seiten voneinander zu sehen. Das hat mir das ein oder andere Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Darüber hinaus mochte ich, dass es viele alltägliche Situationen gibt. Bei einem Date muss man nicht mit einem Helikopter nach Seattle fliegen, um Spaß zu haben. So gibt es hier viele Spaziergänge, Marktbesuche und Gartenarbeit. So konnte ich mich besser mit den Charakteren identifizieren, weil sie einfach greifbarer waren. Alles in allem war das wirklich ein gutes Gesamtpaket und ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe, dass die Autorin mich noch einmal mit einer anderen Geschichte nach New York entführen wird. Ich kehre gerne dorthin zurück.

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Veröffentlicht am 16.06.2022

Starke, spannende Geschichte mit einem faszinierenden Setting

Sisters of the Sword - Wie zwei Schneiden einer Klinge
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Mittlerweile gibt es so viele fantastische Geschichten, dass es mir schwerfällt, noch einmal etwas komplett Neuartiges zu finden, da gefühlt schon jedes Setting einmal durchgespielt wurde. Ich bin da realistisch, ...

Mittlerweile gibt es so viele fantastische Geschichten, dass es mir schwerfällt, noch einmal etwas komplett Neuartiges zu finden, da gefühlt schon jedes Setting einmal durchgespielt wurde. Ich bin da realistisch, da es auch so viele Bücher gibt und freue mich aber über jede Besonderheit. Bei dem Roman musste ich nicht lange auf etwas Außergewöhnliches warten. Ziva ist eine ganz besondere Hauptperson, da sie in diesem Genre für mich der erste Charakter war, der auch mit einer Angststörung zu kämpfen hat. Sie arbeitet als Schmiedin und es ist es da gewohnt den ganzen Tag allein zu sein. Lediglich ihre Schwester hat sie gerne um sich. Angenehm ist auch, dass ihre Panikattacken zwar thematisiert werden, allerdings auch nicht zu dominant vorkommen.

Das nächste Highlight war für mich die Form der Magie. Als Schmiedin hat Ziva die Möglichkeit ihre Waffen mit Kräften aufzuladen, sodass Pfeile immer ihr Ziel treffen oder eine Axt den Gegner bewegungsunfähig macht. Diese Art der Macht habe ich ansonsten auch noch nie wo gesehen. Neben diesen wundervollen Besonderheiten ist dies allerdings eine klassische Quest. Ziva wird in einen größeren Konflikt verwickelt und muss fliehen, um gegebenenfalls einen Krieg zu verhindern. So bekommt der Leser auch noch einen guten Einblick von dem Land und lernt außerdem noch Zivas Weggefährten kennen.

In der kleinen Gruppe gibt es immer wieder kleinere Streitigkeiten oder viel mehr Kabbeleien, die die Handlung mit ihren amüsanten Dialogen auflockern. Ich mochte das miteinander der vier Charaktere sehr gerne. Es werden hier auch schöne Entwicklungen aufgezeigt, wobei mir diese gerne noch detaillierter beschrieben werden könnten. Bei Ziva ist eine Entwicklung besonders deutlich und ich konnte auch gut nachvollziehen, warum sie sich bei der ein oder anderen Sachen anpassen muss, aber ich hätte hier gerne noch stärker in ihren Kopf hineingeschaut.

Für mich hätten auch die Aspekte der Magie noch stärker dargestellt werden können. Ziva ist nicht die einzige Figur, die über Magie verfügt, allerdings hatte ich bis zum Ende kein Gefühl dafür, was alles in dieser Welt möglich ist oder welche Ausmaße die Magie haben kann. Das hätte für mich noch deutlicher dargestellt werden können. Meine Hoffnung ist da, dass dies in der Fortsetzung noch weiter thematisiert wird. Es werden zwar einige Fragen und auch schon Probleme in diesem Buch gelöst, allerdings ist das Ende dennoch eher offen. Es gibt somit noch genug Stoff für die Fortsetzung, die bereits im Herbst dieses Jahres erscheinen soll. Ich freue mich in jedem Fall darauf und hoffe, dass ich dazu kommen werde, Zivas Geschichte weiterzuverfolgen.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Eine tolle Liebesgeschichte, die wirklich auf Vertrauen aufbaut

Trust this Love
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Kylie Scott überzeugt mich immer wieder mit ihren Geschichten, die zum Teil sehr tiefgründig und manchmal auch einfach lockerleicht fürs Herz sein können. Mit „Trust this Love“ greift sie zwar einige ernste ...

Kylie Scott überzeugt mich immer wieder mit ihren Geschichten, die zum Teil sehr tiefgründig und manchmal auch einfach lockerleicht fürs Herz sein können. Mit „Trust this Love“ greift sie zwar einige ernste Themen auf, aber verpackt sie in eine angenehme Sprache und einen lockeren Schreibstil. Ich habe mich wieder sehr gut unterhalten gefühlt.

Die Geschichte handelt von Anna, die nach einem Autounfall sowie einem Koma aufwacht und feststellen muss, dass ihr Freund fremdgegangen ist und ihr Leben nicht mehr, wie vor dem Unfall weitergehen wird. Sie trifft auf Leif, der ihr während ihres Komas vorgelesen hat und ebenfalls in den Unfall involviert war. Sie versucht mit ihm zusammen, die Wunden zu heilen und einen neuen Start ins Leben zu finden.

Das Buch ist eine lockere Fortsetzung von „Repeat this Love“. Ed Larsen aus dem ersten Buch ist der Bruder von Leif Larsen, der nun die männliche Hauptrolle übernimmt. Die Charaktere aus dem Vorgänger tauchen zum Teil wieder auf und es kann ein schönes Wiedersehen sein, aber es ist auch nicht schlimm, wenn ein Leser das erste Buch nicht gelesen hat. Ich musste mich erst einmal an die Handlung von dem ersten Band wieder erinnern, aber es ist schnell wieder gekommen.

Mir haben die beiden Charakterdarstellungen wirklich gut gefallen. Leif ist ein ruhigerer Typ, der nicht viel über seine Gefühle spricht, aber definitiv viel empfindet und mit einigen Themen fertig werden muss. Dagegen ist Anna deutlich expressiver, sodass sich die beiden gut ergänzen. Ich mochte, dass es keine Geschichte mit Liebe auf den ersten Blick ist, sondern dass ein Großteil des Buches aus einem Kennenlernen steht. Wenn man einmal verletzt wurde, dann vertraut man in der Regel andren nicht so schnell wieder.

Den einzigen Kritikpunkt, den ich vielleicht hätte, wäre, dass die Geschichte an manchen Stellen noch etwas mehr in die Tiefe gehen könnte. Das hätte das Buch zu einem Lesehighlight gemacht. So war es einfach eine wundervolle Liebesgeschichte, die jedoch lesenswert war.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Ist es die europäische Geschichte der Zivilisation oder ist es die Geschichte der Zivilisation aus europäischer Sicht?

Ruin und Erneuerung
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Die titelgebenden Ruinen und der Wiederaufbau in und nach 1945 haben tatsächlich nur eine einleitende Rolle. Viel mehr beschreibt Paul Betts den Wandel, also die angesprochene Erneuerung, die sich in Europa, ...

Die titelgebenden Ruinen und der Wiederaufbau in und nach 1945 haben tatsächlich nur eine einleitende Rolle. Viel mehr beschreibt Paul Betts den Wandel, also die angesprochene Erneuerung, die sich in Europa, aber auch in Asien und Afrika, von 1945 durch das zerstörte Mitteleuropa bis in die Ruinen Palmyras der 2010ner Jahre vollzieht. Dies mag unbedarfte Leser verwundern, denn eigentlich ist ja die Rede von europäischer Ruinen und europäischer Erneuerung. Mit Blick auf das Ende des Buches - nämlich Palmyra - lässt sich dies gut erklären, denn daran zeigt sich schon lange, bevor Betts Handlung einsetzt, die Wandlung von Zivilisation. Palmyra war zur ihrer Glanzzeit eine römische Stadt, weshalb der IS dort auch römische Ruinen zerstörte. Und im römischen Sinne war nun Zivilisation einmal dort, wo römisches Recht galt. So ist und war der Nahe Osten ein Begegnungsraum vieler Kulturen. Insofern lässt sich schon erahnen, dass die zeitliche als auch perspektivische Fokussierung dem Buch gut getan hat.

Betrachtet man den Status Quo in 1945 so fällt auf, dass eine europäische Erzählung auch in Afrika und Asien anknüpfen muss. Die europäischen Imperien hatten noch Kolonien oder wollten diese restaurieren - natürlich alles im Namen der Zivilisation. Dass sich diese Märchen der Kolonisierung spätestens mit dem Ende eben dieser Kolonien zeigte, ließ sich in diversen blutigen Kriegen erkennen. Aber auch Versuch vor und mit Ende ihrer Kolonien sämtliche kulturelle und materielle Substanz in die europäische Heimat zu retten. Heutige übervolle koloniale Archive und Museen sind dafür Zeugen. Und auch in Deutschland ist die Diskussion, um die Repatriierung der Benin Bronzen in breiter Öffentlichkeit ausgetragen worden. Mit dem aufkommenden Ost-West-Konflikt konkurrierten dann schon wieder europäische Mächte um die Gunst nun unabhängiger Afrikanischer Staaten. Aber eben auch der Ost-West-Konflikt ist ein Teil der europäischen Geschichte und wird folglich von Paul Betts abgehandelt.

Tatsächlich stellt sich dem geneigten Leser die Frage, ob es nun wirklich um die Geschichte europäischer Zivilisation geht oder nicht viel mehr um die Geschichte des Begriff der Zivilisation aus der europäischen Perspektive heraus. So oder so ist diese Darstellung wohl eine einzigartige Aufbereitung der übergreifenden Nachkriegsgeschichte aus einer europäischen Perspektive. Paul Betts vermischt galant die Erzählung vom Wandel der Imperien, Aufstieg neuer Staaten, die Schaffung internationaler Organisationen sowie den Ost-West-Konflikt mit ausgewählten Handlungen und Werken einzelner Personen. So entsteht eine eine dichte, stets aneinander anknüpfende Darstellung des Wandels der Zivilisation in und um Europa. Besonderes Lob muss auch den stilistischen Künsten des Autors gemacht werden: Selten verfügen Sachbücher von diesem Format über einen so guten roten Faden und selten werden Inhalte früherer Kapitel so gut aufgenommen und weiterverarbeitet. Bravo! Wer sich für Geschichte interessiert, dem sei diese Werk ans Herz gelegt.

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