Fehlende Intensität
Alles, was zu ihr gehört„Alles, was zu ihr gehört“ ist das Roman-Debüt von Autorin Sara Sligar. Der mysteriöse Tod von Künstlerin Miranda Brand lässt Kate nicht mehr los.
Die 30jährige Ex-Journalistin Kate tritt ihren neuen ...
„Alles, was zu ihr gehört“ ist das Roman-Debüt von Autorin Sara Sligar. Der mysteriöse Tod von Künstlerin Miranda Brand lässt Kate nicht mehr los.
Die 30jährige Ex-Journalistin Kate tritt ihren neuen Job als Archivarin bei Theo Brand, Sohn der Künstlerin Miranda Brand an. Sie soll den Nachlass von Miranda ordnen. Bei ihrer Arbeit stößt Kate auf Briefe, Fotos und Notizen, die Mirandas angeblichen Selbstmord in Frage stellen.
Der Anfang der Geschichte kann nicht überzeugen. Ein späterer und fesselnder Einstieg wäre besser gewesen. Der Erzählstil ist nüchtern und lässt wenig Nähe zu den Hauptfiguren zu. Beschreibungen und Vergleiche erzeugen keine stimmigen Bilder und ziehen nicht in die Geschichte hinein. Mit Kates neuem Job erklären sich die Schriftverkehr-Einschübe, die Einblicke in Mirandas Leben gewähren. Miranda ist eine exzentrische, eigenwillige Künstlerin mit einer starken Persönlichkeit. Um ihren Tod ranken sich allerlei Gerüchte und Theorien. Der Fokus liegt immer wieder auf Mirandas makabere Kunstwerke. Bei der ersten Begegnung zwischen Kate und dem undurchsichtigen Theo schwingt etwas Düsteres mit. Bald überschreitet Kate mit ihren Recherchen Grenzen und Verbote. Warum geht der anfangs misstrauische Theo plötzlich unkalkulierbare Risiken ein? Viel zu kurz kommt der Handlungsort Strandstädtchen Callinas in Nordkalifornien. Es baut sich keine mitreißende Atmosphäre auf. Ein Krimi wäre möglich gewesen, aber die Autorin hat es nicht darauf abgezielt. Ungereimtheiten und Provokationen, Kate kommt an ihre Grenzen und offenbart Geheimnisse. Die Entwicklungen aller drei Hauptfiguren Kate, Theo und Miranda wirken über lange Strecken nicht stimmig. Wendungen stellen Fragen auf. Es fehlt den Charakteren an echten Konturen. Theo verliert seine finstere, grüblerische Aura und wirkt plötzlich nicht mehr rätselhaft. Damit kippt eine wichtige Säule für mögliche Spannung. Im letzten Buchdrittel zieht das Tempo etwas an und die Spekulationen nehmen zu. Kate kommt der Wahrheit immer näher. Die Auflösung ist einerseits nicht so überraschend, andererseits durch eingestreute Infos nachvollziehbarer. Kate nimmt man eine spät zugeordnete Schwäche nicht ab. Eine Reaktion kurz vor Ende stört. Der Ausklang ist gelungen.
Die Coverszene erklärt sich im Laufe der Geschichte. Der Titel verrät wenig und wirkt etwas nachlässig platziert. „Alles, was zu ihr gehört“ befasst sich auf unterschiedliche Weise mit Manipulation. Das wird erst später erkennbar. Der Erzählstil macht es nicht einfach, sich auf die Geschichte vollends einzulassen. Am meisten überzeugt das letzte Buchdrittel, weil die Fäden zusammenlaufen und Hintergründe klarer werden. Insgesamt fehlt es dem Roman an Intensität. Mirandas Ausdrucksweise und einfließende Klischees wirken störend. Die These „Leiden befeuert Kunst“ prägt die Lesestimmung.