Obwohl ich Rupert nicht mag, mag ich dieses Buch!
„Rupert“, sagte Weller, „du bist der ungeeignetste Mensch für diese Aktion, den ich mir vorstellen kann.“ – „Warum?“, fragte Rupert erstaunt. – „Du sagst praktisch immer, was du denkst. Deswegen hassen ...
„Rupert“, sagte Weller, „du bist der ungeeignetste Mensch für diese Aktion, den ich mir vorstellen kann.“ – „Warum?“, fragte Rupert erstaunt. – „Du sagst praktisch immer, was du denkst. Deswegen hassen dich so viele. Und deswegen bewundern dich mindestens genauso viele…“, gab Weller zu bedenken.
Rupert bekommt die Chance seines Lebens: Er sieht dem internationalen Drogenboss Frederico Müller-Gonzáles zum Verwechseln ähnlich und das BKA braucht ihn. Da wollte er doch schon immer hin, nur haben die ihn nie genommen. Eine gefährliche Undercover-Mission beginnt und ganz auf sich allein gestellt merkt Rupert schnell, dass nichts so ist, wie es scheint und das alles doch gar kein so ungefährliches Spiel ist, wo man Geld genug hat und die Frauen nur so auf einen fliegen.
Ann Kathrin Klaasen und Frank Weller agieren im Hintergrund und geben ihr Bestes, ihren Kollegen lebend wieder da rauszubekommen. Denn das Team ist wichtig und gehört zu Rupert trotz aller Differenzen.
Das Buch startet mit einem kurzen Kapitel über einen großen, dunklen Unbekannten, der es auf eine bestimmte Person abgesehen hat. Im weiteren Verlauf der Geschichte taucht er erst nur so selten wieder auf, dass ich schon wieder ganz vergessen hatte, dass es diesen Unbekannten überhaupt noch gibt. Der kommt wirklich sehr zu kurz, man verliert ihn zwischendurch komplett aus den Augen.
Ich finde es erfrischend, dass diesmal die Täter nicht nur kurz zu Wort kommen, sondern seitenweise über Frederico und sein Kumpel Kleebowski berichtet wird. Es wird ja fast sein ganzes Leben erzählt. Ein Leben als Kind zweier Verbrecherbosse, das er freiwillig nie so gewählt hätte und das er am liebsten sofort und für immer verlassen möchte. Das ist ja schon fast sympathisch. Und diesen Menschen soll Rupert nun imitieren. Herrlich!
Ehrlich gesagt, hatte ich keine großen Erwartungen in dieses nur Rupert gewidmete Buch. Als Leserin aller Ostfriesenkrimis kenne ich Rupert und bin so gar kein Fan von ihm. Seine herabblickende Haltung gegenüber Frauen und seine Seitensprünge sind schrecklich, sein Verhalten ist für mich nicht Kult und ich finde ihn auch überhaupt nicht witzig (nur, wenn man ihn vielleicht auslachen kann). (Tut mir leid, Klaus-Peter Wolf!) Ich kann wirklich nicht verstehen, warum er so beliebt ist. Doch… nach dem Lesen der ersten paar Seiten musste ich meine Meinung revidieren. Rupert ist mir immer noch nicht sehr sympathisch mit seiner stumpfen, jederzeit von sich überzeugten und doch naiven Art, aber Klaus-Peter Wolf kann mit seinem Schreibstil einfach überzeugen.
Wenn man noch nie ein Buch eines bestimmten Autors gelesen hat, ist das erste immer gewöhnungsbedürftig. So war es bei mir auch mit dem ersten Krimi, Klaus-Peter Wolfs Ostfriesenkiller. So stelle ich mir das jetzt auch vor für jemanden, der Rupert Undercover liest und die Charaktere und Schauplätze und besonders den Schreibstil von Klaus-Peter Wolf noch gar nicht kennt. Man muss sich erstmal an alles gewöhnen und findet vielleicht das ein oder andere total doof, was ich als alter Hase, der alle Ostfriesenkrimis gelesen hat, als einen lustigen Insider total zum Lachen finde. Typisch Ostfriesen eben.
Dazu vermischt Klaus-Peter Wolf oft und gerne seine Geschichten mit der Realität, mit Menschen und besonders Orte aus dem echten (ostfriesischen) Leben. Man muss sich in seiner Welt schon ein bisschen auskennen, um alles zu verstehen. Dann ist es, als würde man alte Bekannte wiedertreffen. Jedes Mal ein schönes Wiedersehen. Man kennt den Charakter der Protagonisten, weiß, wo sie wohnen, wo sie gerne essen und spazieren gehen. Man kennt ihre Marotten, Ticks und Lieblingsdinge. Jedes Mal, wenn ich ein Buch von Klaus-Peter Wolf lese, möchte ich sofort ans Meer oder am besten noch auf eine Nordseeinsel, einfach an den Strand und den Wind im Gesicht spüren.