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Veröffentlicht am 06.08.2020

Rückblick aufs Leben

Der letzte Satz
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„Der letzte Satz“ von Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler Robert Seethaler ist das Porträt von Dirigent und Komponist Gustav Mahler.

April 1911, Gustav Mahler reist an Bord des Transatlantik-Schnelldampfers ...

„Der letzte Satz“ von Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler Robert Seethaler ist das Porträt von Dirigent und Komponist Gustav Mahler.

April 1911, Gustav Mahler reist an Bord des Transatlantik-Schnelldampfers „Amerika“ mit seiner Frau Alma und Tochter Anna von New York nach Europa. An Deck des Schiffes denkt er an sein Leben zurück.

Krank, schwächlich und dem Tod nahe wird Gustav Mahler an Bord von einem Schiffsjungen umsorgt. Seine Familie bleibt im Hintergrund. Das Gegensätzliche Alt und Jung und die Fürsorglichkeit des pflichtbewussten Teenagers sorgen für eine besondere Atmosphäre. Mahler hadert mit seiner Gebrechlichkeit und Hilfsbedürftigkeit. Erinnerungsmomente geben Einblicke in sein ungewöhnliches Leben wie seine schaffensreiche Zeit im Komponierhäuschen. „Ich wünschte, ich könnte noch eine Weile weitermachen, dachte er. Wer weiß, ob es wiederkommt, man kann es niemals wissen. Doch für diesmal war es vorbei.“ Im Fokus seines Lebens steht nicht nur seine Arbeit sondern auch seine große Liebe Alma und die gemeinsamen Töchter Anna und Marie. „Sie ist eigensinnig wie ihre Mutter, dachte er. Aber ich habe Glück. Dort draußen läuft ein Glück im Gras herum, und hier drinnen sitzt ein anderes mit mir am Tisch. Ich habe alles, was ich mir wünsche. Ich bin ein glücklicher Mann.“ Der Roman hat poetische Beschreibungen und Botschaften parat. Gustav Mahler lebte für die Musik und hat aufgrund seines hohen Arbeitspensums seine Familie vernachlässigt. Almas Hoffnung auf Zweisamkeit und Unternehmungen wird immer wieder enttäuscht. Sie muss all ihre Wünsche zurückstellen. Die Geschichte befasst sich mit dem Kennenlernen der Beiden bis zum Entfremden. Der Schachzug, Gustav Mahler allein in Erinnerungen schwelgen zu lassen, ist gelungen. „Mit einem leisen Staunen dachte Mahler an diese Zeit. Wie jung er damals war. Es kam ihm vor, als läge das alles ein Leben weit zurück. Man schlägt einen Ton an, und der schwingt dann weiter im Raum. Und trägt schon das Ende in sich.“ Rührend wie der Schiffsjunge nach der Musik Mahlers fragt und anhaltendes Interesse zeigt. Zu weit sind die beiden Welten auseinander, als dass der Junge erfährt, für welche Musik der „Direktor“ steht. Zu Herzen geht auch ein Schicksalsschlag der die Familie erschüttert. Die Trauer begleitet Gustav Mahler sein Leben lang. Natur- und Tierwelt dienen dem Komponisten als Inspiration und fließen in die Geschichte mit ein. Der Roman ist eine Komposition aus Liebe, Leid und Lebensstationen. Der Ausklang mit dem Schiffsjungen rundet die Geschichte ab.

Das Cover hat Melancholie und setzt den Inhalt treffend in Szene. Der Titel hinterlässt Eindruck und klingt auch ein wenig düster. „Der letzte Satz“ lädt dazu ein, sich mehr mit Leben und Werk des berühmten Dirigenten zu befassen. Mit 125 Seiten ein recht kurzes aber gelungenes Porträt.

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Geheimnisse eines Lebens

American Spy
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„American Spy“ ist das Debüt von Autorin Lauren Wilkinson. Ex-Spionin und FBI-Agentin Marie Mitchell wird von ihrer Vergangenheit eingeholt.

„1986: Der Kalte Krieg ist noch nicht vorbei. Marie Mitchell ...

„American Spy“ ist das Debüt von Autorin Lauren Wilkinson. Ex-Spionin und FBI-Agentin Marie Mitchell wird von ihrer Vergangenheit eingeholt.

„1986: Der Kalte Krieg ist noch nicht vorbei. Marie Mitchell arbeitet als Geheimagentin beim FBI. Sie ist außerordentlich gut in ihrem Job, und sie ist die einzige schwarze Frau in einem Club weißer Männer. Statt endlich ins Feld geschickt zu werden, muss sie sich Tag für Tag mit Papierkram herumschlagen. Dann wird ihr plötzlich doch die Teilnahme an einer Geheimoperation angeboten. Sie soll Thomas Sankara ausspionieren, den charismatischen sozialistischen Präsidenten von Burkina Faso.“

Sehr gelungen ist der direkte Einstieg. Innerhalb von wenigen Zeilen kommt eine fesselnde Atmosphäre auf, und das Mitfiebern fällt leicht. Filmreif inszeniert! Der Thriller wird in drei Teilen erzählt. Der Tagebuchstil ermöglicht Rückblenden in die Kindheit von Marie und ihrer Schwester Helene. Helenes rätselhafter Tod bildet den roten Faden der Geschichte. Was ist geschehen? Marie geht auf der Suche nach der Wahrheit Wagnisse ein und bekommt es mit undurchsichtigen und knallhart agierenden Menschen zu tun. Ungewöhnlich für den Erzählstil eines Thriller ist die persönliche Ansprache an die beiden Söhne. Marie gewährt ihren Kindern durch ihre Notizen Einblicke in die Geheimnisse ihres Lebens und ihre Tätigkeit als Spionin. Mit der Ich-Perspektive fallen die Grenzen zur Hauptfigur. Handlungsort wie New York und Martinique sorgen für Atmosphäre. Maries erster Undercover-Auftrag führt sie tief in die Politik, Verwicklungen, Verstrickungen und Strategien. Maries Zielperson, der charismatische und intelligente Thomas Sankara ist wie Helene eine der interessanten Hauptfiguren mit besonderer Persönlichkeit. Eine Wahrheit fließt im Laufe der Geschichte wie nebenbei ein. Der Effekt ist gelungen und hallt nach. Die Spannung steigt und die Neugierde auf Maries Erlebnisse wird angeheizt. Es geht um Manipulation, Verrat, Machtgier. Strippen werden gezogen. Alles steuert auf Eskalationen zu. Wandel und Veränderungen stehen im Fokus. Hauptfigur Marie zeigt im letzten Buchdrittel ihre Facetten. Das Ende lässt Spielraum und hat Botschaften parat.

Das Cover ist wie der Inhalt untypisch für einen Thriller. Der Titel und die Frau im Mittelpunkt wecken die Neugierde. In „American Spy“ geht es um eine ungewöhnliche Lebensgeschichte mit all ihren Wendungen. Es wird nicht auf ein rasantes Tempo und durchgehende Spannung gesetzt. Maries Liebe zu ihren Söhnen ist grenzenlos und macht sie zusätzlich sympathisch.

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Düstere Schicksale

Hagebuttenblut
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„Hagebuttenblut“ ist nach „Löwenzahnkind“ Band 2 der Charlie Lager-Thrillerreihe von Autorin Lina Bengtsdotter. Ein ungelöster Fall lässt Charlie nicht mehr los.

Seit 30 Jahren wird die sechzehnjährige ...

„Hagebuttenblut“ ist nach „Löwenzahnkind“ Band 2 der Charlie Lager-Thrillerreihe von Autorin Lina Bengtsdotter. Ein ungelöster Fall lässt Charlie nicht mehr los.

Seit 30 Jahren wird die sechzehnjährige Francesca aus Gullspång vermisst. Charlie Lager, Kriminalkommissarin bei der Nationalen Operativen Abteilung „Schwere Verbrechen“, kehrt in ihren Heimatort zurück, um das Rätsel zu lösen. Bestehen Zusammenhänge zu einem zweiten Fall?

Der Prolog stellt mit rätselhaften Vorkommnissen Fragen auf. Ist ein Verdacht begründet? Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen Francesca und Ermittlerin Charlie erzählt. Gelungen ist die Ich-Perspektive, die viel Nähe zu Hauptfigur Francesca erlaubt. Ihres und ein weiteres Schicksal berühren. Das Tempo des Thrillers zieht nur langsam an. Im Fokus stehen die Charaktere, ihre Emotionen und die Verwicklungen. Wie hängt alles zusammen? Andeutungen, Beobachtungen und Geheimnisse erzeugen lose Fäden, die Spekulationen in Gang setzen. Welche Verbindung hat Charlie zu den Geschehnissen? Es wird deutlich, dass in ihren Erinnerungen etwas lauert. Über lange Strecken hält die düstere Grundstimmung an. Die Themen Alkohol und Todessehnsüchte ziehen sich durch die Geschichte. Geheimnisse, Freundschaft, Liebe, Verrat, Charlie stochert in einem Gespinst aus Ablehnung, Lügen und Schweigen. Wer hat Schuld auf sich geladen? Wer kennt die Wahrheit? Erst als mehr Puzzlestücke auftauchen, kommt etwas Spannung auf. Es fehlt an typischen Thriller-Elementen und packenden Szenen. Das Undurchsichtige und Rätselhafte weckt die Neugierde. Kurze Kapitel sorgen für ein guten Lesefluss. Das Tempo zieht an. Beide Handlungsstränge haben Überraschungen parat. Leider lässt sich die Auflösung zu früh erahnen und der erwartete Effekt zum Ende bleibt aus. Ein eigenwilliger Roman, der ab der Hälfte mitreißen kann.

Der Titel ist gut in Szene gesetzt und zieht die Blicke aufs Buch. Ein bisschen origineller hätte das Cover sein können. „Hagebuttenblut“ ist kein typischer Thriller kann aber mit undurchsichtigen Schicksalen punkten. Die Wahrheit aufzudecken und für Gerechtigkeit zu sorgen ist bald nicht nur Charlies Antrieb. Der Leser fiebert mit, was damals tatsächlich geschehen ist.

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Veröffentlicht am 28.07.2020

Packend und filmreif

Alter Hund, neue Tricks
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„Alter Hund, neue Tricks“ ist Band 8 der Sean Duffy-Thrillerreihe von Autor Adrian McKinty. Von ihm stammt u.a. auch die Michael Forsythe-Trilogie und Lighthouse-Trilogie.

Belfast 1992, Ex-Detective ...

„Alter Hund, neue Tricks“ ist Band 8 der Sean Duffy-Thrillerreihe von Autor Adrian McKinty. Von ihm stammt u.a. auch die Michael Forsythe-Trilogie und Lighthouse-Trilogie.

Belfast 1992, Ex-Detective Inspector Sean Duffy hat sich in Schottland mit Frau Beth und Tochter Emma ins ruhige Familienleben zurückgezogen und ist genau wie Kollege Sergeant Mc Crabban nur noch Teilzeitpolizist in Belfast. Weil Sergeant Lawson in Urlaub ist, bittet Chief Inspector Mc Arthur Sean Duffy einen Mordfall zu übernehmen. Alles sieht nach einem eskalierten Autodiebstahl aus.

Sean Duffy in der Verwaltung und Verkehrspolizist bis zur Pensionierung. Das ist schwer vorstellbar. Tatsächlich wird bald deutlich, wie sehr Sean die Verbrecherjagd vermisst. Der erste richtige Fall nach über einem Jahr erweist sich als harte Nuss. Sean und Crabbie tappen im Dunkeln, wer das Opfer ist. Hohn und Spott scheinen vorprogrammiert. Die beiden setzen auf gute, alte Polizeiarbeit. Das unschlagbare Ermittlerteam wieder in Aktion zu erleben, ist beste Unterhaltung pur. In Sean streitet der Familienmensch und treue, zuverlässige Ehemann mit dem harten Cop. Die Ich-Perspektive sorgt für viel Nähe zur Hauptfigur. Detective Inspector Sean Duffy hat seine ganz eigene Art, Ermittlungen voranzutreiben. Er geht Risiken ein und ist nicht zu bremsen. Nur Sergeant Mc Crabban schafft es, ihn mit ein paar klugen Ratschlägen auf Spur zu bringen. Die Charaktere wirken sehr lebendig und realitätsnah. Packend wie Sean sich aus brenzligen Situationen manövriert. Sein loses Mundwerk bringt ihn in Gefahr. Schlagfertigkeit, Intelligenz und Kombinationsgabe hilft ihm oft das Ruder herumzureißen. Mit den Ermittlungen im Mordfall zieht das Tempo an. Was steckt hinter dem „ziemlich unkomplizierten, kleinen Mord“? Die drohenden Eskalationen nehmen zu. Sean und Crabbie geraten mit ihren unnachgiebigen Ermittlungen in einen rasanten Strudel, der nicht mehr aufzuhalten ist. Die Feinde sind übermächtig und zahlreich. Eine dramatische Wende lässt den Atem stocken. Der Leser ist längst hautnaher Zuschauer und fiebert mit. Filmreife Dialoge und Szenen und ein grandioses Team. Der Plot hat Einiges auf Lager und spart nicht an besonderen Persönlichkeiten. Ein gelungener Tanz mit dem Tod bis zum letzten Schachzug.

Titel und Autorenname haben eine große Anziehungskraft und ziehen alle Blicke aufs Buch. Das Cover passt perfekt zum Inhalt und stimmt auf einen Thriller der Extraklasse ein. „Alter Hund, neue Tricks“ toppt alle Erwartungen. Mit Detective Inspector Sean Duffy und Sergeant Mc Crabban auf Verbrecherjagd zu gehen bringt zum Schmunzeln und jagt das Adrenalin hoch. Band 8 entwickelt sich schnell zum Pageturner und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 24.07.2020

Fehlende Intensität

Alles, was zu ihr gehört
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„Alles, was zu ihr gehört“ ist das Roman-Debüt von Autorin Sara Sligar. Der mysteriöse Tod von Künstlerin Miranda Brand lässt Kate nicht mehr los.

Die 30jährige Ex-Journalistin Kate tritt ihren neuen ...

„Alles, was zu ihr gehört“ ist das Roman-Debüt von Autorin Sara Sligar. Der mysteriöse Tod von Künstlerin Miranda Brand lässt Kate nicht mehr los.

Die 30jährige Ex-Journalistin Kate tritt ihren neuen Job als Archivarin bei Theo Brand, Sohn der Künstlerin Miranda Brand an. Sie soll den Nachlass von Miranda ordnen. Bei ihrer Arbeit stößt Kate auf Briefe, Fotos und Notizen, die Mirandas angeblichen Selbstmord in Frage stellen.

Der Anfang der Geschichte kann nicht überzeugen. Ein späterer und fesselnder Einstieg wäre besser gewesen. Der Erzählstil ist nüchtern und lässt wenig Nähe zu den Hauptfiguren zu. Beschreibungen und Vergleiche erzeugen keine stimmigen Bilder und ziehen nicht in die Geschichte hinein. Mit Kates neuem Job erklären sich die Schriftverkehr-Einschübe, die Einblicke in Mirandas Leben gewähren. Miranda ist eine exzentrische, eigenwillige Künstlerin mit einer starken Persönlichkeit. Um ihren Tod ranken sich allerlei Gerüchte und Theorien. Der Fokus liegt immer wieder auf Mirandas makabere Kunstwerke. Bei der ersten Begegnung zwischen Kate und dem undurchsichtigen Theo schwingt etwas Düsteres mit. Bald überschreitet Kate mit ihren Recherchen Grenzen und Verbote. Warum geht der anfangs misstrauische Theo plötzlich unkalkulierbare Risiken ein? Viel zu kurz kommt der Handlungsort Strandstädtchen Callinas in Nordkalifornien. Es baut sich keine mitreißende Atmosphäre auf. Ein Krimi wäre möglich gewesen, aber die Autorin hat es nicht darauf abgezielt. Ungereimtheiten und Provokationen, Kate kommt an ihre Grenzen und offenbart Geheimnisse. Die Entwicklungen aller drei Hauptfiguren Kate, Theo und Miranda wirken über lange Strecken nicht stimmig. Wendungen stellen Fragen auf. Es fehlt den Charakteren an echten Konturen. Theo verliert seine finstere, grüblerische Aura und wirkt plötzlich nicht mehr rätselhaft. Damit kippt eine wichtige Säule für mögliche Spannung. Im letzten Buchdrittel zieht das Tempo etwas an und die Spekulationen nehmen zu. Kate kommt der Wahrheit immer näher. Die Auflösung ist einerseits nicht so überraschend, andererseits durch eingestreute Infos nachvollziehbarer. Kate nimmt man eine spät zugeordnete Schwäche nicht ab. Eine Reaktion kurz vor Ende stört. Der Ausklang ist gelungen.

Die Coverszene erklärt sich im Laufe der Geschichte. Der Titel verrät wenig und wirkt etwas nachlässig platziert. „Alles, was zu ihr gehört“ befasst sich auf unterschiedliche Weise mit Manipulation. Das wird erst später erkennbar. Der Erzählstil macht es nicht einfach, sich auf die Geschichte vollends einzulassen. Am meisten überzeugt das letzte Buchdrittel, weil die Fäden zusammenlaufen und Hintergründe klarer werden. Insgesamt fehlt es dem Roman an Intensität. Mirandas Ausdrucksweise und einfließende Klischees wirken störend. Die These „Leiden befeuert Kunst“ prägt die Lesestimmung.

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