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Lust_auf_literatur

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2024

Zeitloses Highlight

Das Wesen des Lebens
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„Das Wesen des Lebens“ wurde in Finnland zu einem großen Überraschungserfolg und wird derzeit in über 20 Sprachen übersetzt, unter anderem ins Deutsche! Und das ist ein großes Glück, denn auch mir gefiel ...

„Das Wesen des Lebens“ wurde in Finnland zu einem großen Überraschungserfolg und wird derzeit in über 20 Sprachen übersetzt, unter anderem ins Deutsche! Und das ist ein großes Glück, denn auch mir gefiel der erste Roman der Wissenschaftlerin und Schriftstellerin wirklich ausgesprochen gut!

Es ist einer dieser seltenen Romane, die bei mir dieses gänsehauterzeugende Gefühl von grandioser Universalität verursachen, die losgelöst vom Zeitgeist ist. Die mir eine kleine Ahnung vom großen Ganzen schenken.

Das liegt auch daran, dass die Handlung des Romans mehrere Jahrhunderte umspannt und auf verschiedenen Kontinenten spielt, beginnend 1741 mit der
Großen Nordischen Expedition im Nordmeer, an der der deutsche Arzt und Naturwissenschaftler Georg Wilhelm Steller teilnimmt. Dort entdeckt und beschreibt er die nach ihm benannte und später ausgestorbene, riesige Seekuh zum ersten Mal.
Dieser erste Teil liest sich wie eine Abenteuergeschichte und trifft so zu 100% meinen Lesegeschmack.
Das Schicksal und die Geschichte der Stellerschen Seekuh, beziehungsweise ihres Vermächtnis, zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman und durch die Jahrzehnte.

Turpeinen zeigt nicht nur anhand des Verschwinden der friedlichen Seekuh, wie der Mensch in seiner Gier zerstörerisch in die Natur eingreift, sondern auch am Beispiel vieler anderer Tierarten. Es fällt mir besonders auf, dass Turpeinen nicht den Weg einer betroffenen und plakativen Anklage geht, sondern vielmehr die enge Verbindung und das komplexe Wechselspiel von Mensch und Natur im Wandel der Zeit herausarbeitet.
Selbst unbedeutend erscheinende Freizeitbeschäftigungen wie beispielsweise das lange als beliebtes Hobby betrachtete Sammeln von seltenen und bunten Vogeleier können ganze Bestände dezimieren oder ausrotten. Noch wesentlich größere Auswirkungen auf das sensible Gleichgewicht unserer Erde haben Kolonialismus, Bevölkerungswachstum und technische Entwicklungen.

Turpeinen beschreibt aber auch wie sich die theoretischen Ansätze und praktischen Techniken in der Dokumentation und Vermittlung von naturwissenschaftlichen Informationen geändert haben und sich immer weiterentwickeln.

Ich mag die von Turpeinen entworfenen Figuren, die auf echten historischen Persönlichkeiten und Recherchen beruhen, unheimlich gerne. Sie fügt den bekannten Daten einen fiktiven Charakter hinzu, der von einem hoffnungsvollen und philanthropischen Menschenbild zeugt, trotz des unleugbaren und unveränderlichen Zerstörungswillen der Menschen im allgemeinen. Das tut mir gut und hilft gegen meinen Zynismus.

Ich würde wirklich sagen „Das Wesen des Lebens“ war ein echtes zeitloses Highlight für mich, das in mir den Wunsch geweckt hat, bald wieder eines der größeren naturhistorischen Museen in meinem weiteren Umfeld zu besuchen.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Intensiv und philosophisch tiefgründig: vom Trauma einer Kindheit ohne Liebe

Vor der Nacht
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Dass Salih Jamal einen bodenlosen Abgrund aufreißen kann, weiß ich seit der Lektüre seines Romans “Blinder Spiegel”. Auch in “Vor der Nacht” ist der Fall tief, aber er geht diesmal wenigstens nicht ins ...

Dass Salih Jamal einen bodenlosen Abgrund aufreißen kann, weiß ich seit der Lektüre seines Romans “Blinder Spiegel”. Auch in “Vor der Nacht” ist der Fall tief, aber er geht diesmal wenigstens nicht ins bodenlose Nichts. Es ist die Liebe, die uns auffangen kann.

“Alles, einfach alles dreht sich um Liebe. Nie ist sie abwesend. Nie. Nie. Nie. Sie ist immer da. Sogar wenn sie nicht da ist.”

In einem Kinderheim in einem Wald direkt neben der Autobahn treffen sechs verlorene Kinder aufeinander und werden Freunde. Der Ich-Erzähler Jonas, später Jimmy genannt, Pappel, Frei, Lilly und die Geschwister Sinan und Beria. Alle bringt eine schwierige, wenn nicht gar traumatische Vergangenheit mit ins Heim und die Freundinnen geben sich mit kleinen Ritualen Geborgenheit und Halt.
Die Gruppe wird älter und irgendwann sind Sinan und Frei einfach verschwunden. Es dauert nicht lange und auch der Rest der Gruppe zerbricht, wird zerstreut und verliert sich aus den Augen.

Jimmy, der Erzähler wird erwachsen und zieht mit seinem Freund Pappel in eine kleine Wohnung. Der Mangel an Liebe hat schwere Spuren in ihren Seelen hinterlassen und ihre eigene Fähigkeit zu lieben und einem anderen Menschen völlig zu vertrauen schwer beschädigt. Jimmy fühlt sich teilweise leer und dissoziiert .

“Manchmal schien es mir, als würde ich aus dem Leben verschwinden. Innen ständig außer Reichweite.”

Um zu heilen und wieder ganz zu werden ist er auf der Suche nach seinen alten Freund
innen.
Irgendwann trifft er zufällig auf Lilly und muss das komplette Ausmaß ihrer seelischen Zerstörung erkennen. In ihrer Geschichte finden sich Parallelen zu “Der blinde Spiegel”.

Von derart selbstzerstörerischen Menschen wie Lilly zu lesen ist für mich als lebensbejahender und größtenteils stabiler Mensch bisweilen eine Qual und gleichzeitig auch morbide faszinierend.

Auch in “Vor der Nacht” stößt mich die Dunkelheit in Jamal’s Roman wieder genauso ab, wie sie mich anzieht und nicht alle Figuren werden ihren Abgründen entkommen können.

Und wie schon in “Blinder Spiegel” finde ich das skizzierte Frauen- und Menschenbild teilweise verstörend, aber in “Vor der Nacht” bilden die helleren Charaktere des Erzählers Jimmy und von Beria und Mia ein gutes Gegenwicht zu den zerstörten, dunklen Seelen der anderen.

Bei Jamal geht es um existenzielle und philosophische Fragen des Menschseins, es geht um die zerstörerische und heilende Kraft der Liebe, um Vergebung und Schuld und letztendlich darum, ob wir den Wolf in uns besiegen können.
Den Schreibstil des Schriftstellers finde ich besonders und einzigartig poetisch kraftvoll. Ich habe das Gefühl, Jamal bringt viel seiner eigenen Gefühle und Erfahrungen mit in seine Arbeit ein. Das tun wahrscheinlich alle Schreibende auf gewisse Art, aber gerade bei Jamals Romanen habe ich den Eindruck einer gewissen Entblößung und einer sehr intimen Verletzlichkeit. Diese Direktheit macht auch „Vor der Nacht“ wieder so unglaublich intensiv.

Ob sich die Gruppe der Freund*innen jemals wieder vereint, lässt Jamal bis kurz vor Schluss offen und gerade auf den letzten Seiten steigert sich die Spannung noch derart, dass ich das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr weglegen kann.

„Vor der Nacht“ ist sicher keine sommerleichte Lektüre, die den Mainstream bedient und die existenzielle Schwere und Bedeutsamkeit, die in Jamals Roman liegt, passt vielleicht nicht in jede Lese- und Lebenssituation.

Ich bin aber schon immer auch auf der Suche nach den intensiveren und extremeren Gefühlen und literarischen Leseerlebnissen und wenn du das auch bist, dann ist „Vor der Nacht“ definitiv eine Empfehlung für dich!

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Zwei unterschiedliche Schwestern und der Bär

Cascadia
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Ich liebe ja manchmal diese Romane, die nicht ganz eindeutig sind. Die mir nicht genau vorgeben, was ich fühlen und was ich für die endgültige Wahrheit halten soll. Deren Geschichten und Erzählton von ...

Ich liebe ja manchmal diese Romane, die nicht ganz eindeutig sind. Die mir nicht genau vorgeben, was ich fühlen und was ich für die endgültige Wahrheit halten soll. Deren Geschichten und Erzählton von meinem aktuellen Mindset abhängig ist und meiner individuellen Interpretation.
Genauso so war für mich „Cascadia“ und ich fand es toll. Julia Phillips erzählt darin die Geschichte von zwei unterschiedlichen Schwestern und einem Bären.

Nur Elena, Sam und ihre kranke Mutter, die bald sterben wird, leben in dem kleinen, hyppothekenbelasteten Haus auf der Insel im Nordwesten der USA.

Elena ist die Ältere,und die, obwohl sie nur 13 Monate vor der jüngeren Sam geboren wurde, immer die Vernünftige ist. Die, die Verantwortung für alles übernimmt, als die Mutter schwer krank wird. Sam verlässt sich ganz auf ihre ältere Schwester. Einen Vater gibt es in der Familie schon lange nicht mehr und die ungesunden, temporären Freunde der Mutter haben sich glücklicherweise auch mittlerweile alle verabschiedet.

Phillips erzählt ganz aus der Perspektive von Sam, der jungen Frau, die sich nichts mehr wünscht, als mit ihrer Schwester die prekäre Situation und die Insel zu verlassen. SIe arbeitet als Servicekraft auf den Fähren, die Tourist*innen von Insel zu Insel befördern und träumt von einem anderen Leben. Aber die wirtschaftliche Situation und die sterbende und pflegebedürftige Mutter, sind eine harte Realität, die den Aufbruch in ein anderes Leben schwierig macht.
Und dann taucht auch noch ein Bär auf der Insel auf und stellt die enge Beziehung der Schwestern auf eine harte Bewährungsprobe…

Ich kenne Phillips Erzählstil schon aus dem episodenhaften Roman „Das Verschwinden der Erde“, der mir vor einiger Zeit auch richtig gut gefallen hatte. Auch darin stellt Phillips, Menschen, die fast vergessen abseits der des globalen, kosmopolitischen Hauptstömung der bekannten Welt leben, in den Mittelpunkt. Und auch darin bleiben sehr viele Fragen und Schicksale offen.
Phillips erzählt nicht jeden Lebensweg und jede Geschichte bis ans Ende aus, sondern streut Andeutungen und Verweise, wie eine weitere Entwicklung aussehen könnte. Dass verschiedene Richtungen möglich sind, ist gerade das besonders Reizvolle daran.
Anders als im episodenhaften „Das Verschwinden der Erde“ bleibt Phillips in „Cascadia“ bei der Geschichte der beiden Schwestern und bei Sams Perspektive, was ich sehr begrüße und ihn für mich zum eingängigeren Roman macht.

Wenn du den Roman schon gelesen hast, weißt du, dass gerade der unerwartete und krasse Schluss polarisieren kann.

„…und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.“


Ja, doch. Mir gefiel „Cascadia“ wegen dem Schluss richtig, richtig gut und ich hoffe sehr auf weiteren Stoff dieser ungewöhnlichen Autorin!

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Ein starker und verletzlicher Roman. Große Leseempfehlung!

Als wir Schwäne waren
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Es gibt Romancover, an denen komme ich nicht vorbei. Das Cover von „Als wir Schwäne waren“ gehört dazu. I mean…diese Farben, diese Federn?

Natürlich trug der Namen des Autoren auch zu meinem Impuls bei, ...

Es gibt Romancover, an denen komme ich nicht vorbei. Das Cover von „Als wir Schwäne waren“ gehört dazu. I mean…diese Farben, diese Federn?

Natürlich trug der Namen des Autoren auch zu meinem Impuls bei, den Roman lesen zu wollen. „Hund Wolf Schakal“ von Behzad Karim Khani fand ich auch schon ziemlich stark.

Aber tatsächlich hat mir „Als wir Schwäne waren“ noch besser gefallen. Es wirkt noch persönlicher, kraftvoller und gehaltvoller auf mich. Die Parallelen zu Khanis eigener Biografie sind offensichtlich und er lässt seinen Erzähler aus der Ich-Perspektive berichten.

Es ist die Geschichte eines Jungen, der mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland geflohen sind. Sie landen in Bochum, mitten im Ruhrgebiet. Seine Eltern sind gebildet und hatten im Iran gute Berufe. Der Vater liest Goethe, Nitzsche und Schiller, die Mutter Adorno, Habermas, Luhmann und Sonntag.
In Deutschland sind die Abschlüsse wertlos und in den Augen der deutschen Gesellschaft sind sie Bittsteller, von denen Dankbarkeit erwartet wird.

Der Junge sieht, wie der Stolz und die Würde seiner Eltern mit Füßen getreten wird, und er wird wütend. Wut ist für ihn das einzige Gefühl das einen Unterschied macht, und das ihm Macht verleiht. Der Junge wächst heran und mit ihm die Wut. Die Wut lässt wenig Platz für andere Gefühle und sie äußert sich in Gewalt.

„Dass ich in Wirklichkeit eine Gerechtigkeit herstellen wollte, in der nicht ich so heile bin wie alle anderen, sondern alle anderen so kaputt wie ich.“


Der Erzähler berichtet von den Veränderungen in seinem Viertel, von seinen verschiedenen Freunden, von denen viele irgendwann auf der Strecke bleiben.
Alle kämpfen um Anerkennung und das bißchen Würde, das die Lebensumstände ihnen lässt.

Behzad Karim Khani schreibt in Sätzen, die schneidend sind wie Messer und gleichzeitig liegt in ihnen eine große Verletzlichkeit. Auch sein Erzähler kämpft um seine Würde, die mit dem Stolz seines Vaters verknüpft ist. Erst später, als erwachsener Mann, wird er wieder Zugang zu seinen eigenen Gefühlen und zu seiner Vergangenheit finden.

Das Deutschland, das Behzad Karim Khani beschreibt, und in dem ich lebe, ist ein kaltes, unfreundliches Land.

„Wo man nicht aus Zucker ist. Keine Müdigkeit vorschützt, Nägel mit Köpfen macht und sich nicht zwei Mal bitten lässt. Wo man schließlich nicht blöd ist. Wo sicher sicher ist und Geiz geil. Wo »Du bist Gast hier!« eine Drohung ist. Wo ja jeder kommen kann. Wo man B sagen muss, weil man A gesagt hat, und ende es in Stalingrad.“

Das sind Sätze, die treffen. So wie der ganze Roman auf nur 192 Seiten.
Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 18.08.2024

Ruhige und poetische Dystopie aus Berlin

Hinter den Mauern der Ozean
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Heute habe ich wieder eine Empfehlung für meine Bookies mit einer Vorliebe für Dystopien. Und für alle Berlinerinnen. Aber da der Roman von Anna Reinecke nicht die dystopischen Elemente in den Vordergrund ...

Heute habe ich wieder eine Empfehlung für meine Bookies mit einer Vorliebe für Dystopien. Und für alle Berlinerinnen. Aber da der Roman von Anna Reinecke nicht die dystopischen Elemente in den Vordergrund stellt, ist der Roman natürlich für alle Leserinnen empfehlenswert, die Lust auf Literatur haben.

Wie schon in ihrem ersten Roman „Leinsee“ hat Reinecke auch diesmal wieder Berlin als Schauplatz des Geschehens gewählt. Kein Zufall, lebt die Autorin doch selbst seit längerem in der deutschen Hauptstadt.

In einer nicht näher benannten Zukunft ist die Welt in Wassermassen versunken, das trockene Berlin ist von einer hohen Mauer (!) umgeben und geschützt. In der leeren Stadt leben fünf Menschen:

„Wir sind fünf. Wir sind ewig. Wir sind sterblich.
Wir sind Friedrich, Wilhelm, Alexander, Else und Lola.
Ich bin Lola. Es gab mich vor mir, und es wird mich nach mir geben. Kein Anfang, kein Ende.“

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Lola erzählt. Die Informationen, die sie über ihre Welt und die Geschichte hat, sind spärlich und so bleibt auch den Leserinnen vieles der Fantasie und der eigenen Interpretation überlassen. Es die Art von Dystopie, die als Tableau für Gedankenexperimente konstruiert ist, was Reinecke hier sehr stimmig und stimmungsvoll gelungen ist.

Jeden Sommer öffnen sich die Tore und es kommen Schiffe mit Fremden für ein obskures Sightseeing in Stadt. Für jeweils zwei Wochen bekommen einzelne Gruppen von Lola und den vier anderen Ewigen in ausgedehnten Stadtführungen die Berliner Sehenswürdigkeiten der Vergangenheit gezeigt. Im Winter sind die Fünf sich selbst überlassen und werden mit Lebensmittelpaketen versorgt. Wenn eine
r von ihnen zu alt ist, taucht eine Kinderversion auf, so dass es eine kurze Zeit zwei Versionen des gleichen Menschen in der Stadt gibt. In jung und in alt, bis die ältere Version dann verschwindet.

Durch die kleine Zahl an Individuen sind gesellschaftliche Konventionen wie Monogamie oder Heterosexualität längst aufgelöst.
Auch Lola hat einen Menschen, zu dem sich immer wieder hingezogen fühlt. Die Individualität der Menschen führt manchmal zu zwischenmenschlicher Reibung und Misstrauen.
Reinecke beschreibt, wie es selbst in einer so kleinen Gemeinschaft Geheimnisse und Zwist geben kann, aber auch viel Liebe und Fürsorge.

Lola ist bewusst, dass sie, obwohl wie Gött*innen verehrt und versorgt, eingesperrt und gefangen sind. Sie sind dem Wohlwollen anderer ausgeliefert.
Im Kern des Romans steckt die zentrale Frage: Was ist Freiheit und was sind Menschen bereit zu opfern, um sie zu erlangen.

Es ist bezeichnend, dass es die Stadt Berlin ist, um die (wieder) eine Mauer errichtet ist. Die überlieferten Geschichten von Grenzüberschreitungen, die die Fünf sich erzählen, klingen bekannt und vermischen sich mit der deutschen Vergangenheit. Aber auch mit unserer globalen Geschichte, denn Flucht, untergehende Welten und daraus resultierendes Leid gibt es überall und zu allen Zeiten.

„Hinter den Mauern der Ozean“ ist ein ruhig erzählter, poetischer Roman, der mir viel Raum für meine eigenen Gedanken lässt. Auch die Entfremdung der Schauplätze und Gegenstände, die ich aus Berlin kenne, finde ich sehr reizvoll. Eine toller Zuwachs in der neuen Diogenes Tapir Reihe, mit der der Verlag neues literarisches Terrain erkunden will.

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