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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2023

Eine Frage der Macht

Die Nachricht
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Ruth, eine Frau, die vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes, wieder mitten im Leben steht, bekommt anonyme Nachrichten. Der Absender weiß Dinge über ihre Vergangenheit, die niemanden etwas angehen. Als auch ...

Ruth, eine Frau, die vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes, wieder mitten im Leben steht, bekommt anonyme Nachrichten. Der Absender weiß Dinge über ihre Vergangenheit, die niemanden etwas angehen. Als auch ihre Familie und Freund*innen Nachrichten bekommen, wird es schnell zu einer psychischen Belastungsprobe für sie.
Was sich jetzt im ersten Moment nach einem klassischen Psychothriller anhört, ist aber keiner. Ja, es geht auch um das Eindringen in die eigene Privatsphäre, um Macht und Souveränität, die ausgeübt wird oder genommen werden kann.

Aber viel mehr geht es in diesem Roman um eine Frau, die inzwischen allein lebt und sich selbst lernt genug zu sein. Die sich ihr Leben neu aufgebaut hat und mit den Schicksalsschlägen umzugehen weiß.
Der Schreibstil von Doris Knecht ist dabei schnörkellos und klar. Sie beschreibt ihre Figuren liebevoll, menschlich und ehrlich. Dadurch fiel es mir leicht Ruth auf ihrem Weg zu begleiten und ihre Emotionen waren für mich absolut nachvollziehbar. Besonders berührt hat mich die Beziehung, die sie zu ihrer Stieftochter Sophie hat und vor allem das Gespräch, das diese mit Ruth über den Vater ihrer Tochter Molly führt.

📝 Es steckt viel Tiefe in diesem relativ schlanken Buch und sehr viel Wahrheit über uns Menschen. Wie wir miteinander umgehen, uns unterstützen und wann oder wo diese Unterstützung aufhört. Ob persönlich gewollt oder gesellschaftlich verursacht.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2023

Märchenhafte Geschichte über zwei Frauen

Fischers Frau
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🐠 Leseeindruck:
Das Cover hat mich gleich angesprochen und wie es vermuten lässt, verwebt Karin Kalisa hier die Geschichten von zwei Frauen miteinander. Zum einen gibt es Mia Sund, die Faserarcheologin, ...

🐠 Leseeindruck:
Das Cover hat mich gleich angesprochen und wie es vermuten lässt, verwebt Karin Kalisa hier die Geschichten von zwei Frauen miteinander. Zum einen gibt es Mia Sund, die Faserarcheologin, die sich mit den alten Fischerteppichen der Ostsee befasst. Zum anderen gibt es Nina, die vor fast 100 Jahren ein besonders Exemplar davon gewebt hat. Eines Tages landet dieser Fischerteppich bei Mia und sie erliegt seinem Zauber. Um herauszufinden, ob er echt ist oder eine Fälschung begibt sie sich unter anderem nach Zagreb und „durchsucht“ die Vergangenheit.
Die Geschichte hinter diesen Fischerteppichen beziehungsweise auch die Fischerteppiche selbst, war mir bis zu diesem Roman völlig unbekannt. Insofern habe ich viel gelernt und diesen Teil der Geschichte interessiert gelesen.
An sich liest sich das Buch auch wirklich flüssig. Die Autorin zieht die Lesenden gekonnt in den Bann dieser Geschichte. Die verschiedenen Erzählstränge und Zeitebenen stellen dabei keine Herausforderung dar und bringen zusätzlich Spannung rein.
Allerdings hat es mich nicht völlig abholen können. Die persönliche Entwicklung von Mia im Verlauf der Geschichte war mir zu gewollt und auch Ninas Teil ist mir zu viel Märchen und zu wenig realistisch. Vielleicht lag es an meinen Erwartungen, die ich hatte. Ich war nicht auf eine „märchenhafte“ Handlung eingestellt und hatte mehr Historisches/Echtes erwartet.
Der Kniff, wie Karin Kalisa Ninas Leben in den Roman einflicht, fand ich dagegen sehr gelungen und passend innerhalb dieses Romans. Auch, wenn ich im ersten Moment nochmal nachlesen musste, ob ich es richtig verstanden hatte.
 
🐠 Falls Ihr also Lust auf eine Geschichte mit wahrem Hintergrund aber mehr Fiktion habt, dann wäre das womöglich etwas für Euch.

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Veröffentlicht am 15.06.2023

Gelungene Sommerlektüre

Wo du mich findest
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Das Cover hat mich sofort angesprochen, es vermittelt eine gewisse Urlaubs- und Sommerstimmung. Die Geschichte selbst beginnt dagegen erst einmal grauer. Sophie hat den Tod ihres Vaters und ihrer Freundin ...

Das Cover hat mich sofort angesprochen, es vermittelt eine gewisse Urlaubs- und Sommerstimmung. Die Geschichte selbst beginnt dagegen erst einmal grauer. Sophie hat den Tod ihres Vaters und ihrer Freundin noch nicht verarbeitet, als sie auf Rügen eine kurze Zufallsbekanntschaft mit einem Mann hat. Wochen später schleicht er sich in ihre Träume. Hier lebt sie auf und merkt gleichzeitig, wie sie sich in der Realität immer weiter von ihrem Mann Thomas distanziert. Als dieser kurz darauf die Ehe beendet, bricht sie kurz entschlossen nach Rügen auf, um den Unbekannten zu suchen.

Anne Barns hat das Buch in der direkten Anrede, quasi in Briefform an den Unbekannten geschrieben. Was im ersten Moment etwas irritierend ist, aber dann schnell Nähe schafft. Auch so mochte ich den ruhigen und bildhaften Schreibstil der Autorin. Sie hat mich dadurch auf einen entspannten Urlaub nach Rügen mitgenommen.
Sophie ist für mich ein Charakter, in den ich mich gut hineinversetzen konnte und der ich auf ihrer Reise zu sich selbst, gerne gefolgt bin. Wovor ich am Anfang etwas Bedenken hatte, war, dass sie den Fremden in ihren Träumen idealisiert und das hoffentlich nicht in der Realität so eintreten würde. Das wäre mir zu kitschig gewesen. Passiert hier aber zu Glück nicht. Auch Sophie ist sich dieser Gefahr bewusst, als sie Anton dann findet.
Trotz allem hatte ich am Anfang Mühe mit ihm. Anton war für mich als Charakter seltsam unnahbar, was sich mit der Zeit aber stimmig aufgeklärt hat.
Marlene dagegen, bei der Sophie sich eingemietet hat, ist ein Herzensmensch, den man selbst gerne um sich hätte.
Manches ist vielleicht etwas sehr idealisiert und dem Zufall zugeschrieben. Aber das tut zwischendurch einfach auch einmal gut. Und die kleine Sightseeingtour über Rügen habe ich sehr genossen.
Prinzipiell ist es ein schönes Buch, das ich mit einem warmen Gefühl beendet und wirklich gerne gelesen habe.

„Ich wünschte mir ein Schoko-Himbeertörtchen, dazu einen Cappuccino – und dass ich dich noch oft lachen hören würde.“ S. 136

Wenn ihr also nach eine gelungenen Urlaubslektüre sucht, kann ich sie euch ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Bewegender Roman mit brisantem Thema

No & ich
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Lou ist eine hochbegabte Dreizehnjährige, die ziemlich allein in ihrer Welt lebt. Die Mutter hatte vor Jahren eine Fehlgeburt und ist seitdem kaum noch ansprechbar. In ihrer Klasse hat sie keine Freund*innen, ...

Lou ist eine hochbegabte Dreizehnjährige, die ziemlich allein in ihrer Welt lebt. Die Mutter hatte vor Jahren eine Fehlgeburt und ist seitdem kaum noch ansprechbar. In ihrer Klasse hat sie keine Freund*innen, nachdem sie zwei Jahre jünger wie die anderen ist.
Als es um ein Referatsthema geht, gibt sie an eine Obdachlose zu interviewen und lernt dadurch No kennen.
Ich lese Delphine de Vigans Bücher sehr gerne, auch wenn die Themen immer schwere Kost sind.
Wie gehen wir mit Menschen ohne festen Wohnsitz um? Wie begegnen wir ihnen? Welche Vorurteile und Vorbehalte haben wir gegen sie?
Das schwingt in diesem Buch mit.
Die Autorin hat einen klaren, schnörksellosen Schreibstil, ist dabei aber keineswegs emotionslos. Ganz im Gegenteil, die Beklemmung und Scham, die Lou bezüglich No und den anderen Menschen auf der Straße empfindet, ist unmittelbar spürbar. Ebenso wie ihre eigene Einsamkeit oder Hoffnung etwas ändern zu können.
Sie schafft es im Verlauf des Buches tatsächlich No von der Straße zu holen und bei sich zuhause aufzunehmen. Auch in Lukas, einem Klassenkameraden, findet sie endlich jemanden, der sie wirklich sieht.
Die Beziehung und gegenseitige Abhängigkeit von No und Lou zueinander und Nos‘ Schicksal gingen mir nahe. Das schafft die Autorin mit jeder ihrer Geschichten bei mir.
Was mir zusätzlich sehr gefallen hat, war die Innenansicht von Lou, wie sie die Welt sieht und sie versucht zu bewältigen.
Einzig mit dem Schluss hadere ich noch etwas. Aber das ist Geschmackssache und ich will nicht spoilern.
Deshalb lest es am Besten selbst und macht euch ein eigenes Bild.
Es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Packender Einblick hinter die Kulissen

Komplizin
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Das Cover finde ich absolut gelungen für den Inhalt des Buches. Durch die Filmrolle, die einen Zensiertbalken darstellt, wird die abgebildete Frau für die lesende Person sofort als schuldig dargestellt.

Aber ...

Das Cover finde ich absolut gelungen für den Inhalt des Buches. Durch die Filmrolle, die einen Zensiertbalken darstellt, wird die abgebildete Frau für die lesende Person sofort als schuldig dargestellt.

Aber ist sie das denn dann auch? Damit befasst sich der Roman auf eine eindringliche Weise.

Sarah wird nach 10 Jahren von Thom, einem New York Times Journalisten, zu ihrer Zeit als Associate Producerin während eines Filmdrehs befragt. Es gibt Gerüchte, dass Hugo North, der Investor, Frauen zu sexullen Handlungen gezwungen haben soll. Wusste Sarah davon?

Inhaltlich begleiten wir Sarah über Jahre bei ihrem Aufstieg in der Filmbranche. Gleichzeitig bekommen wir einen tiefen Einblick in die Abgründe des glitzernden Showbusiness. Sarah und ,in kurzen Interviewsequenzen, auch andere beteiligte Frauen des Sets zeigen deutlich, wie abhängig von Geld und machhungrigen Männern die Branche ist. Wie wenig Chancen Frauen in diesem Umfeld haben, wenn sie erfolgreich sein wollen und was sie bereit sein müssen zu tun, um bestehen zu können. Egal ob hinter oder vor der Kamera.

Dieses Buch macht wütend, weil es diese Missstände immer noch gibt. Es rüttelt auf, weil diese Tatsachen immer noch nicht präsent genug in unserem gesellschaftlichen Bewusstsein sind. Und es hilft hoffentlich, auf lange Sicht, Abhilfe zu schaffen.

Ein lesenswertes Buch, das sich durch den sensiblen und stimmigen Schreibstil von Winnie M Li wirklich flüssig und leicht lesen lässt.

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