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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2019

Kontrollverlust

Freinacht
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Die fast 16-jährige Elle plant die Feier ihres in Kürze anstehenden Geburtstags. Sie möchte dabei ihr eigenes Ding machen und will nicht wie viele andere im Jugendclub feiern, sondern in einem verlassenen ...

Die fast 16-jährige Elle plant die Feier ihres in Kürze anstehenden Geburtstags. Sie möchte dabei ihr eigenes Ding machen und will nicht wie viele andere im Jugendclub feiern, sondern in einem verlassenen Bahnhofsgelände. Ihren zahlreichen Einladungen folgen fast ausschließlich Absagen, so dass die Feiergemeinde letztendlich aus vier Personen besteht. Nachdem der Alkohol in Mengen geflossen ist, stößt einer der vier im Umfeld des Geländes auf den Leichnam eines Mannes. Die Situation eskaliert und die vier Jugendlichen schlagen auf den toten Mann ein. Von den Moment an ist im Leben der vier Beteiligten nichts mehr wie es war...

Der Autor Thomas Lang hat für seine bisher veröffentlichten Romane bereits einige Preise einheimsen können, so dass ich mit hohen Erwartungen in sein neues Buch gestartet bin. Der Klappentext klang nach einer interessanten Story mit Tiefgang. Die Schreibweise von Thomas Lang gefällt mir gut, auch wenn mir der erste Teil des Buches, in dem die Protagonisten ausführlich vorgestellt werden, etwas langatmig erschien. So beginnt die eigentliche Geschichte erst nach knapp einem Drittel des Buches. Zudem blieben die Protagonisten aus meiner Sicht trotz der lang ausgearbeiteten Charakterisierung recht blass. Es fiel mir schwer eine Bindung aufzu-bauen, so dass auch der Spannungsmoment im Verlauf des Buches hinter meinen Erwartungen zurückblieb. Gut gelungen empfand ich hingegen das letzte Kapitel, welches die Veränderung beschreibt, die diese verhängnisvolle Nacht den Protagonisten gebracht hat. Gerade hier hätte ich den Schwerpunkt des Buches erwartet, was aber mit den letzten 33 Seiten, nur angerissen werden konnte.

Insgesamt war ich schon ein wenig enttäuscht von Thomas Lang neuen Roman "Freinacht", was vielleicht auch an meinen hohen Erwartungen lag. Zweifelsohne verfügt der Autor über eine großes Talent Geschichten zu erzählen, nur wurden in diesem Buch die sicherlich vorhandenen Potentiale bei weitem nicht ausgeschöpft. Ich bewerte das Buch daher mit drei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Gesunde Ernährung

Das Kochbuch zum Intervallfasten
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Immer wieder beschäftige ich mich mit dem Thema Ernährung. Grundsätzlich will man sich ja gesund und nachhaltig ernähren und stößt dabei auf viele Anregungen und Strategien, um seinem Körper Gutes zu tun. ...

Immer wieder beschäftige ich mich mit dem Thema Ernährung. Grundsätzlich will man sich ja gesund und nachhaltig ernähren und stößt dabei auf viele Anregungen und Strategien, um seinem Körper Gutes zu tun. So ist es auch mit dem vorliegenden Ratgeber "Das Kochbuch zum Intervallfasten" von Dr. med Petra Bracht und Mira Flatt. Frau Dr. Bracht kann aus ihrer Praxis einer praktizierenden Allgemeinmedizinerin davon berichten, welchen Einfluss die Ernährung auf die Gesundheit ihrer Patienten hat. Seit JAhren wird sie dabei von Mira Flatt begleitet, welche die Theorie in die Praxis in Form von Rezepten umsetzt. Ein eingespieltes Team, das den Leser gerne dazu bewegen möchte, seine Ernährung zu überdenken.
Das Intervallfasten beinhaltet drei Kernthesen, die besagen, dem Körper ausreichende Essenspausen zu können, beim Essen in erster Linie auf pflanzliche Kost zurückzugreifen und genügend zu trinken. Die Essenspausen sollen geben dem Körper die Möglichkeit für Reperatur- und Recyclingarbeiten, wobei bei längeren Pausen das überschüssige Körperfett schneller abgebaut wird. Der zweite ganz wichtige Part ist das ausreichende Trinken von Wasser, hierbei sollte eine Menge von 2,5 bis 3 Liter angestrebt werden, so dass frei gewordenen Toxine gut abtransportiert werden und die Nährstoffe zu den Zellen gelangen können. So viel zur Theorie, die Umsetzung des Intervallfastens erfolgt dann neben den Essenspausen über die richtige Ernährung.
Hier kommen die Rezepte ins Spiel, die ihren Schwerpunkt in der pflanzlichen Kost finden. Klingt vielleicht für den einen oder anderen nicht so attraktiv, desto erstaunlicher, welche Kreationen hier möglich sind. So konnten mich beispielsweise der "Asiatische Mangold-Reisnudel-Salat", "Süsskartoffel mit Avocadodip", "Mediterrane Tomaten-Bohnen-Pfanne" oder zum Frühstück "Birchermüsli mit Kokos" voll und ganz überzeugen. Die Rezepte sind einfach nachzukochen und werden mit ansprechenden Fotos drapiert, die zum Nachahmen anregen. Alle Rezepte werden nach ihrer Art in die drei Mahlzeitphasen im Verlauf des Tages eingegliedert und geben so für die jeweilige Zeit eine übersichtliche Essensauswahl.
Insgesamt ist "Das Kochbuch zum Intervallfasten" aus meiner Sicht die Anleitung zu einem spannenden Projekt, welches man ohne großen Aufwand ausprobieren und so seiner Ernährung und seinem Körper etwas Gutes tun kann. Das Ganze wird von den beiden Autorinnen gut und übersichtlich dargestellt, so dass dieser Ratgeber für mich eine gute Ergänzung im Kochbuch-Regal darstellt. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Die Gier nach Macht

Öxit
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Der aufstrebenden Reporterin Lou Sorko winkt die Geschichte ihres Lebens. Ihr gelingt es, ihrem Arbeitgeber das notwendige Kapital zu entlocken, um an die äußerst brisanten Informationen über einen Kanzlerkandidaten ...

Der aufstrebenden Reporterin Lou Sorko winkt die Geschichte ihres Lebens. Ihr gelingt es, ihrem Arbeitgeber das notwendige Kapital zu entlocken, um an die äußerst brisanten Informationen über einen Kanzlerkandidaten heranzukommen. Ihr großes Engagement bezahlt Lou Sorko allerdings mit ihrem Leben und die beiden geradlinigen Kommissare Radek Kubica und Drovak nehmen die Ermittlungen auf. Sie glauben nicht an die ersten Theorien eines Badeunfalls und stoßen schon kurze Zeit später auf anfängliche Spuren, die in den Sumpf aus Korruption und Machtgier führen...

"Öxit" ist bereits der dritte Band um Radek Kubica aus der Feder des Autoren Hans-Peter Vertacnek. Ich bin als Quereinsteiger in die Reihe gestartet und hatte nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Vielzahl der Protagonisten aber keinerlei Verständnisprobleme. Der Autor erzählt die Geschichte in einem äußerst temporeichen und gut zu lesenden Schreibstil, der aber aufgrund vieler kurzer Kapitel und den damit verbundenen häufigen Perspektivwechseln die volle Aufmerksamkeit einfordert, um die Geschehnisse richtig einordnen zu können. Mit viel Geschick wird so eine äußerst komplexe und zugleich brisante Geschichte aufgebaut, deren Spannungsbogen sich aus meiner Sicht über die gesamte Länge auf einem hohen Niveau befindet. Wie der Titel schon erahnen lässt, verwickelt Vertacnek seinen Hauptprotagonisten Radek Kubica in die Recherchen um einen politischen Skandal. Hierbei thematisiert er die zur Zeit leider auch in der Realität sehr aktuellen Bestrebungen rechter Parteien die Macht mit populistischen Äußerungen an sich zu reißen. Gleichzeitig wagt er aber auch einen Blick hinter die Kulissen der Macht, wo Korruption und Skrupellosigkeit an der Tagesordnung stehen. Es entwickelt sich so ein äußerst spannender Kriminalroman, der durch die authentischen Schilderungen die Gefühle des Lesers immer wieder in Wallung bringt.

"Öxit" ist für mich ein in allen Belangen rundum gelungener politischer Kriminalroman, der mir einige spannende Stunden bescherte und mich durchaus ein wenig nachdenklich zurückließ. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Schicksalslinien

Der Sprung
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Eines Morgens steht die junge Gärtnerin Manu am Rande eines Daches. Eine aufgeschreckte Passantin informiert unverzüglich die Polizei und Feuerwehr. Die Einsatzkräfte gehen von einem Suizid-versuch aus ...

Eines Morgens steht die junge Gärtnerin Manu am Rande eines Daches. Eine aufgeschreckte Passantin informiert unverzüglich die Polizei und Feuerwehr. Die Einsatzkräfte gehen von einem Suizid-versuch aus und treffen erste Vorbereitungen. Das ganze Geschehen weckt die Aufmerksamkeit vieler Passanten und ohne dass einige dies ahnen, verändert sich durch diese dramatische Situation auch ihr eigenes Leben.

Der schweizerischen Autorin Simone Lappert ist mit "Der Sprung" aus meiner Sicht ein außerordentlich guter Roman gelungen, der mich schon nach einigen Seiten in den Bann gezogen hatte. Sie erzählt die Geschichte in einem nüchternen und sehr gut zu lesenden Schreibstil, der die Geschehnisse sehr authentisch wirken lässt. Ihr gelingt es hervorragend die Schicksale der Protagonisten dieses Buches berührend wiederzugeben und verbindet ihre Geschichten zu einem komplexen Gebilde. Es bleibt für den Leser lange offen, was es nun mit Manu als Schlüsselperson auf sich hat. Warum steht sie dort oben auf dem Dach? Warum kommt sie nicht runter? Gerade diese Fragen lassen die übrigen Protagonisten nicht los und angestachelt durch diese außergewöhnliche Situation setzen sie sich mit ihrem eigenen Leben auseinander. Es macht Spaß diesen Personen zu folgen und im Verlauf entwickeln sich viel spannende, traurige und schöne Geschichten, in denen der jeweilige Akteur einfach ein wenig Mut benötigte, um sein Leben eine neue Richtung zu geben. Die vielen unterschiedlichen Perspektiven, die uns die Autorin hier präsentiert, geben dem Buch eine zusätzliche Tiefe und lassen das Ganze sehr lebendig erscheinen.

"Der Sprung" hat bei mir noch länger nachgewirkt und ich musste es erst einmal ein wenig sacken lassen. Der Roman ist für mich eines der Lesehighlights in diesem Jahr und ich kann ihn nur wärmstens weiterempfehlen. Ein tolles Buch, welches ich gerne mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Wiederentdeckung

Ein anderer Takt
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Im Jahre 1957 hat es der Farbige Tucker Caliban mit seiner kleinen Familie zu einem eigenen Haus mit angrenzendem Ackerland gebracht. Dies ist in den Südstaaten zur damaligen Zeit schon eine Sonderstellung, ...

Im Jahre 1957 hat es der Farbige Tucker Caliban mit seiner kleinen Familie zu einem eigenen Haus mit angrenzendem Ackerland gebracht. Dies ist in den Südstaaten zur damaligen Zeit schon eine Sonderstellung, so dass es zu großem Unverständnis führt, als Tucker eines Morgens seiner Felder mit Salz bestreut, die Tiere tötet und sein Haus niederbrennt. Im Zuge dessen verlässt er den kleinen Ort und löst damit eine Welle von Abwanderungen anderer Farbiger aus. Nach kurzer Zeit leben nur noch Weiße in dem Ort und alle fragen sich, wie es dazu kommen konnte...

Der Hoffmann und Campe Verlag hat den bereits im Jahre 1962 geschriebenen und damals auch prämierten Roman neues Leben eingehaucht. Die Rassenproblematik ist ein Dauerthema in den USA und so ist es auch naheliegend diesen besonderen und etwas in der Versenkung verschwundenen Roman wieder ins Licht zu stellen. Der Autor William Melvin Kelley erzählt die Geschichte in einem ruhigen und manchmal schon poetischen Schreibstil, der der Geschichte eine Tiefe verleiht. Es erfordert beim Lesen schon die Aufmerksamkeit des Lesers und die eine oder andere Aussage darf auch gerne hinter-dacht werden. Es war für mich wirklich bemerkenswert, wie Kelley die unaufgeregten Geschichten seiner Protagonisten erzählt und mich dabei völlig in den Bann gezogen hat. Gerade die unterschied-lichen Perspektiven lassen das Erzählte sehr authentisch wirken und führt die damalige Welt, in der es gerade begann, das Wort "Nigger" von der Agenda zu streichen, sehr real vor Augen.

"Ein anderer Takt" ist aus meiner Sicht ein wertvolles und wichtiges Buch sowohl zur damaligen aber leider auch noch in der aktuellen Zeit. Der Autor William Melvin Kelley begegnet dem Thema des Rassismus auf seine ganz eigne Art und Weise und zeigt auf, dass man manchmal etwas erst dann wertschätzen kann, wenn man es nicht mehr hat. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.