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Veröffentlicht am 12.03.2024

Schwarzer Humor gekoppelt mit interessanten Informationen zur Menopause

Morden in der Menopause
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Danke für diesen herrlichen Lesespaß! Seit „Achtsam Morden“ habe ich nicht mehr so viel beim Lesen gelacht, ein großes Lesevergnügen!
Liv ist Mutter von drei Teenagern, sie arbeitet halbtags als Küchenplanerin ...

Danke für diesen herrlichen Lesespaß! Seit „Achtsam Morden“ habe ich nicht mehr so viel beim Lesen gelacht, ein großes Lesevergnügen!
Liv ist Mutter von drei Teenagern, sie arbeitet halbtags als Küchenplanerin und wohnt mit Mann und Kindern im schönen Köln. Bereits im Prolog erfahren wir, dass sie allmählich in die Wechseljahre kommt. Aufgrund eines plötzlichen Stimmungstiefs und begleitet von der ersten Hitzewallung, begeht sie ihren ersten Mord.
Jedes Kapitel beginnt mit Informationen über die Menopause: „Das Schlafhormon Progesteron sinkt, das Harmoniehormon Östrogen fällt ab, und als wenn das alles noch nicht schlimm genug wäre, schwindet auch noch das Testosteron – und damit unsere Libido. Großartige Aussichten.“
Nach ihrem ersten Mord macht Liv Bekanntschaft mit Kölns Drogen- und Zuhälterszene, spielend wird sie mit Schwerverbrechern fertig. Natürlich sind die Ereignisse und Begegnungen überspitzt dargestellt, trotzdem sind sie nicht absolut unrealistisch.
Die junge Iza unterstützt Liv bei der Entsorgung einer Leiche. Zum Dank besorgt Liv ihrer Komplizin einen Job bei ihren betagten Schwiegereltern, die so auch von dem Arrangement profitieren. Die Schwiegereltern sind sehr liebenswerte Nebencharaktere, über die ich oft schmunzeln musste.
Die Verbindung zwischen Livs aktueller Arbeits- bzw. Küchenbaustelle und den Morden hat die Autorin sehr kreativ umgesetzt. Bis zum Schluss hielt ich den Handlungsstrang mit Mäusen auf der Baustelle und einer anspruchsvollen Millionärsgattin für eine Nebenhandlung, und habe sehr gelacht und nicht schlecht gestaunt, als die Verbindung aufgedeckt wurde.
Der herrliche schwarze Humor hat mich an die „Achtsam Morden“-Reihe erinnert, diesmal aus der Perspektive einer Frau. Beim Lesen von „Morden in der Menopause“ lief bei mir ständig Kopfkino ab, dieser Roman sollte unbedingt verfilmt werden! Außerdem würde ich mich über eine Fortsetzung sehr freuen, da ich gern erfahren würde, wie es mit Liv, Jörn, Iza, Eva, Marlies und Werner weitergeht. Von mir eine große Leseempfehlung, nicht nur für Frauen in den Wechseljahren!

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Liebe, Streit und Intrigen in einer Ostberliner Kinderklinik kurz nach dem 2. Weltkrieg

Kinderklinik Weißensee – Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)
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Es handelt sich um den Abschlussband der Reihe um die Kinderklinik in Berlin am Weißen See. Band 1 spielt im Jahr 1911, als die Kinderklinik ihre Pforten öffnet.
1948: Die Schwestern Marlene und Emma sind ...

Es handelt sich um den Abschlussband der Reihe um die Kinderklinik in Berlin am Weißen See. Band 1 spielt im Jahr 1911, als die Kinderklinik ihre Pforten öffnet.
1948: Die Schwestern Marlene und Emma sind von Anfang an in der Kinderklinik angestellt, Marlene ist Kinderärztin, Emma Pflegedienstleiterin. Seit Kriegsende liegt die Klinik im sowjetischen Sektor.
Als Marlene und Max enteignet werden, fliehen sie mit ihrer 17jährigen Tochter Katharina nach Charlottenburg. Obwohl Kurt, Emmas Mann, von der Parteipolizei ermahnt wird, sich in seinen Artikeln nicht systemkritisch zu äußern, glaubt Emma weiterhin fest an den Sozialismus. Die beiden Schwestern entzweien sich aufgrund ihrer unterschiedlichen politischen Überzeugungen.
Emmas Tochter Lissi fängt als frischgebackene Ärztin an der Klinik an. Lissis großes Vorbild war immer ihre Tante Marlene. Lissis größter Alptraum wird wahr, als an der Klinik eine Polio-Epidemie ausbricht. Sie selbst leidet seit ihrer Kindheit an den Folgen einer Polio-Erkrankung. Während sie mit den anderen Ärzten und Ärztinnen und dem Pflegepersonal die Epidemie bekämpft, wird bei ihr eine verhängnisvolle Diagnose gestellt, und das, nachdem sie soeben erst die Liebe ihres Lebens getroffen hatte.
Eine zentrale Rolle spielen zwei kleine Patienten, Rolf und Rita. Die Mutter der beiden ist eine ehemalige berühmte Geigerin, sie verteilt ihre Liebe ungleichmäßig an ihre Kinder. Bei Rolf werden Esel Beppo und Ziege Paulinchen bei der Therapie herangezogen.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und emotional. Ich mochte Emma und Marlene und ihre Familien sehr, genauso wie die Patienten und Angestellten der Kinderklinik. Sehr gern würde ich erfahren, was sich in und um die Klinik herum seit 1911 alles ereignet hatte und freue mich auf die drei Vorgängerbände der Kinderklinik Weißensee. Ich empfehle den Roman allen, die gern historische Romane lesen, die in der Nachkriegszeit spielen.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Das traurige Schicksal eines dunkelhäutigen Waisenkindes 10 Jahre nach dem 2. Weltkrieg

Findelmädchen
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Nachdem ich Sturmmädchen von Lilly Bernstein mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich sehr gern zu einem weiteren historischen Roman von ihr gegriffen.
Köln, 1955: Die 16jährige Helga hat die letzten ...

Nachdem ich Sturmmädchen von Lilly Bernstein mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich sehr gern zu einem weiteren historischen Roman von ihr gegriffen.
Köln, 1955: Die 16jährige Helga hat die letzten zehn Jahre bei Pflegeeltern in Frankreich verbracht. Claire und Albert haben ihren Bruder Jürgen und sie in den Ruinen Köln aufgelesen und nach Frankreich mitgenommen. Die beiden Kinder waren traumatisiert und wussten nicht, warum ihre Mutter nicht mehr bei ihnen war. Als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt und seine Kinder in Frankreich ausfindig gemacht hatte, kehren die beiden mit dem Paris-Ruhr-Express nach Köln zurück.
Der Vater lebt mit Meta, der Schwester seiner Frau, in deren ehemaligen Elternhaus. Meta empfängt ihre verschollenen Verwandten sehr kühl und distanziert, sie bewohnt alleine eine Wohnung im Haus. Der Vater erklärt Metas Verhalten mit ihren traumatischen Erlebnissen während der Flucht aus Ostpreußen.
In Köln betreibt der Vater ein Büdchen, in dem er Kaffee, Süßigkeiten, Zeitungen und Zeitschriften verkauft. Jürgen findet bald eine Anstellung bei Ford, Helga möchte das Abitur machen und danach Journalistin oder Schriftstellerin werden. Stattdessen schickt ihr Vater schickt sie auf eine Haushaltungsschule. Beim Praktikum im Waisenhaus ist Helga über die dort herrschenden Zustände entsetzt. Die Nonnen misshandeln die ihnen anvertrauten Kinder, am schlimmsten trifft es das „Besatzerkind“ Bärbel, das aufgrund seiner dunklen Hautfarbe nicht nur von den Nonnen, sondern auch von den anderen Kindern getriezt wird.
Helga beschwert sich beim Direktor, mit dem Ergebnis, dass sie ihr Praktikum abbrechen muss. Erst als sie eine Anstellung beim WDR als Redaktionssekretärin bekommt, findet sie einen Weg, Bärbel zu helfen.
Über Briefe, die die Mutter im Bunker an ihren Mann geschrieben hatte, bekommen die Leser nach und nach Einblicke in die Geschehnisse 1945, die die Kinder verdrängt hatten. Wir erfahren auch, warum der Vater Helgas Wunsch, Journalistin zu werden, nicht unterstützt.
Emotional sehr berührt haben mich die Erlebnisse von Fanny und Helgas erste Erfahrungen mit Männern, sowohl in der Milchbar als auch in der Redaktion. Sie hat ihr Herz an Konradin verloren und ließ sich mit dem Luftikus Peter ein, nachdem Konradin sie zurückgewiesen hatte.
Auch dieser Roman von Lilly Bernstein hat mir sehr gut gefallen. Ich habe unendlich mit Helga, Fanny und Bärbel gelitten. Ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte und das mich an einigen Stellen zu Tränen gerührt hat. Von mir eine große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Ermittlungen in Kassel und Umgebung

In dunklen Wäldern
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Im nordhessischen Habichtswald bei Kassel wird die Leiche der 33jährigen Sonja Werkmann gefunden.
Lodi Lenke, 40, und ihr Kollege Thomas Ziegler nehmen die Ermittlungen auf, unterstützt werden sie von ...

Im nordhessischen Habichtswald bei Kassel wird die Leiche der 33jährigen Sonja Werkmann gefunden.
Lodi Lenke, 40, und ihr Kollege Thomas Ziegler nehmen die Ermittlungen auf, unterstützt werden sie von Staatsanwältin Hannah Grün.
Schnell stellt sich heraus, dass Sonjas Ehe alles andere als glücklich war, ihr Mann Martin ist spielsüchtig und gewalttätig. Der Chef der IT-Firma, in der Sonja gearbeitet hatte, ist den Ermittlern gegenüber unkooperativ. Von Sonjas Teenager-Tochter Marina und ihrer besten Freundin Julia erfahren die beiden Ermittler, dass Sonja einen Liebhaber hatte.
Lodi selbst nimmt viel Raum in dem Krimi ein. Nachdem sie in ihrer Kindheit ein traumatisches Erlebnis in einem Wald hatte, versucht sie es zu vermeiden, sich in einem Wald aufzuhalten. Bereits zu Beginn der Ermittlungen im Falle Sonja Werkmann wird Lodi mit ihrem Trauma konfrontiert und erbittet psychologische Hilfe. Die Psychotherapie macht ihr sehr zu schaffen, sie muss sich dem stellen, was sie lange Zeit verdrängt hatte.
Der Krimi ist besonders empfehlenswert für diejenigen, die sich in Kassel und Umgebung gut auskennen. Sie werden einiges wiedererkennen, da die Orte, Straßen und Parks, an denen Lodi vorbeiradelt oder vorbeiläuft, detailliert beschrieben werden. Lodis Ermittlungen führen sie auch in die mittelalterliche Stadt Fritzlar, die ich mir sehr gern anschauen würde.
Fazit: Ein guter Krimi mit viel Lokalkolorit und einer Ermittlerin, die mit den Geistern der Vergangenheit kämpft. Durch die knapp 300 Seiten bin ich geflogen, der Schreibstil ist flüssig und angenehm. Ich empfehle den Krimi gerne weiter.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Geschichten aus aller Welt, erzählt auf dem Dach eines Hauses in New York

Vierzehn Tage
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Vierzehn Tage ist ein Gemeinschaftsroman, zu dem sechsunddreißig amerikanische Autorinnen und Autoren Erzählungen und Geschichten beigesteuert haben. Das Projekt wurde von Margaret Atwood initiiert, Douglas ...

Vierzehn Tage ist ein Gemeinschaftsroman, zu dem sechsunddreißig amerikanische Autorinnen und Autoren Erzählungen und Geschichten beigesteuert haben. Das Projekt wurde von Margaret Atwood initiiert, Douglas Preston schrieb die Rahmenhandlung. Der Roman wird mit Boccaccios Decamerone verglichen, das im 14. Jahrhundert entstanden ist, als eine Gruppe von Menschen vor der Pest aufs Land geflüchtet ist und sich dort Geschichten erzählt hatte, woraus eine Sammlung von hundert Novellen und Kurzgeschichten entstanden ist.
April 2020, es ist der Beginn der Corona-Pandemie, der erste Lockdown wird verhängt, die Straßen von New York sind menschenleer, die Stille wird häufig von den Sirenen der Rettungswagen unterbrochen.
Eine zu Beginn noch namenlose Frau zieht in ein heruntergekommenes Mietshaus in Manhattans Lower East Side ein, wo sie eine Anstellung als Hausmeisterin bekommen hatte. In der Wohnung findet sie die Aufzeichnungen ihres Vorgängers mit Notizen und Bemerkungen über die Hausbewohner.
Die Wohnungen sind nummeriert, die Hausmeisterwohnung hat die Nummer 1A, so dass sich die Ich-Erzählerin 1A nennt. Die anderen Hausbewohner werden mit ihrem Spitznamen und der Wohnungsnummer benannt.
Vierzehn Tage lang treffen sie sich jeden Abend um 19 Uhr auf dem Dach des Mietshauses, Eurovision und Vinegar übernehmen die Moderation. In der Zeit, die um 20 Uhr mit dem Erklingen der Kirchenglocken der St. Patricks Kathedrale ihr Ende findet, werden von den Anwesenden Geschichten erzählt, es sind entweder ihre eigenen Erlebnisse oder solche, die sie gehört haben und für erzählenswert halten. Manche der Bewohner sind jeden Tag dabei, andere nur einen Abend lang.
Die Figur der Hausmeisterin hat mir sehr gut gefallen. Ihr Vater kommt aus Rumänien und lebt in einem Pflegeheim. Immer wieder versucht sie vergeblich, ihn bzw. das Heim zu erreichen. Heimlich nimmt sie mit ihrem Handy die Geschichten der Hausbewohner auf und schreibt sie anschließend auf.
Täglich schreibt sie auch die Anzahl der Toten und die der Positiv-Getesteten in New York auf, was mich daran erinnert hat, wie furchtbar stark diese Stadt von der Pandemie betroffen war. Wieder hatte ich Bilder von Särgen in Italien, überfüllte Krankenhäuser, Menschen an Beatmungsgeräten vor Augen.
Die Geschichten sind unterschiedlich lang, manche kaum eine Seite, andere gehen über mehrere Seiten. Um zu erfahren, welche Geschichte von welchem Autor bzw. welcher Autorin stammt, muss man im Anhang nachschauen.
Nicht alle Geschichten haben mir gut gefallen, in Erinnerung bleiben wird mir die Franziskanerin, die den nahenden Tod am Geruch erkannte, und die Geschichte mit den Kaninchen, die erst gemeinsam ein Trauma erleben mussten, um friedlich miteinander zu leben.
Das Ende hat mich umgehauen, ein Ende, mit dem ich nicht gerechnet habe, obwohl einiges auf diese Auflösung hindeutete. Den Roman empfehle ich gern weiter, ein Andenken an die erst vor kurzem überstandene Pandemie und ein Buch, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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