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Maimouna19

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Veröffentlicht am 07.03.2025

Schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen

Die Summe unserer Teile
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„Die Summe unserer Teile“ ist ein Roman über komplizierte Mutter-Tochter Beziehungen und erzählt die Familiengeschichte von Lyudmila, Daria und Lucy über mehrere Jahrzehnte. Die Großmutter, Lyudmila flüchtet ...

„Die Summe unserer Teile“ ist ein Roman über komplizierte Mutter-Tochter Beziehungen und erzählt die Familiengeschichte von Lyudmila, Daria und Lucy über mehrere Jahrzehnte. Die Großmutter, Lyudmila flüchtet während des 2. Weltkrieges von Polen in den Libanon, studiert dort und wird eine der ersten Chemikerinnen des Landes. Ihre Tochter, Daria, verlässt Beirut, um in Deutschland zu studieren und dort als angesehene Ärztin zu leben. Daria hat ihre Mutter immer als kalt, abweisend und distanziert empfunden. Nach Darias Heirat, ihr Mann ist Psychiater, wird das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter noch distanzierter und bricht nach der Geburt von Darias Tochter Lucy komplett ab. Daria möchte bei der Erziehung von Lucy alles besser machen als ihre eigene Mutter, was allerdings dazu führt, dass Lucy sich von ihrer Mutter derart bevormundet und eingeengt fühlt, dass sie den Kontakt zu Daria abbricht. Sie gibt ihr Informatikstudium in München auf, um es in Berlin fortzusetzen, ohne ihre Eltern zu informieren. Nach drei Jahren völliger Funkstille steht plötzlich ein Klavier in Lucys Berliner Studentenbude, geschickt von ihrer Mutter aus München. Dies ist der Auslöser für Lucys Reise nach Polen, zu den Wurzeln ihrer Familie bzw. ihrer Großmutter, die sie nie kennengelernt hat.
Erzählt wird die Geschichte jeweils aus der Perspektive von Lucy, ihrer Mutter und ihrer Großmutter. Dieser durchaus reizvolle und interessante Perspektivwechsel hat leider nicht dazu geführt, dass sie mich einer der Figuren näher gebracht hätte, ich bin mit keiner der drei Frauen warm geworden. Das Verhalten von Lyudmila und Daria konnte ich noch nachvollziehen, der Beziehungsabbruch von Lucy zu Daria blieb mir völlig unverständlich und absolut überzogen.
Jeder Mensch ist „die Summer seiner“ Teile, geprägt durch Erziehung, Erfahrungen und Erlebnisse in Kindheit und Jugend. Und natürlich sind dadurch auch die Beziehungen zu anderen bestimmt, haben Einfluß auf Mutter-Tochter Beziehungen. Sprachlosigkeit bzw. nicht vorhandene Kommunikation endet dann in schwierigen Beziehungen. Wie anders hätte das Verhältnis von Daria zu Lyudmila und auch von Lucy zu Daria sein können, wenn sie Lyudmilas traumatische und prägende Erfahrung gekannt hätten? Ist das die Erkenntnis aus diesem Buch: mangelnde Kommunikation ist das Grundübel? Das ist mir dann doch etwas zu flach und oberflächlich.
Insgesamt hat mir der Erzählstil gut gefallen, das Buch ist flüssig lesbar, aber es hat mich nicht gefesselt und wird nicht lange nachhallen.

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Veröffentlicht am 22.02.2025

Langatmig und belanglos

In einem Zug
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Knapp 4 Stunden dauert eine Zugfahrt von Wien nach München und so lange braucht man auch ungefähr, um „In einem Zug“ von Daniel Glattauer zu lesen.
In einem Zug von Wien nach München, sitzt Eduard Brünhofer, ...

Knapp 4 Stunden dauert eine Zugfahrt von Wien nach München und so lange braucht man auch ungefähr, um „In einem Zug“ von Daniel Glattauer zu lesen.
In einem Zug von Wien nach München, sitzt Eduard Brünhofer, alternder und einst erfolgreicher Autor von Liebesromanen, der aber schon lange kein neues Buch mehr veröffentlicht hat. Eigentlich will er seine Ruhe haben, aber mit ihm im Zugabteil sitzt Catrin Meyr, eine Frau „frühen, mittleren" Alters, die das Gespräch mit ihm sucht und nicht locker lässt. Und so besteht das Buch überwiegend aus einem Dialog zwischen Eduard und Catrin, der sich um die Liebe dreht. Er soll ihr die Liebe erklären, die Liebe in seinen Büchern, die Liebe in seinem Leben, das Geheimnis einer glücklichen bzw. langen Beziehung/Ehe.
Der Roman beginnt recht vielversprechend, die Dialoge sind amüsant, humorvoll, Ironie und Satire blitzen durch. Aber nach der Hälfte des Buches wurde es so langatmig, belanglos und oberflächlich, da half auch der brillante Erzählstil nicht mehr. Ich habe nur bis zum Ende durchgehalten in der Hoffnung, dass da vielleicht doch noch etwas kommt und weil ich die Lesestimme von Christian Berkel schätze. Aber auch das Ende des Romans war irgendwann vorhersehbar und wirkte auf mich recht konstruiert.
Insgesamt fand ich „In einem Zug“ eher flach, ohne Tiefgang und Spannung. Es war mein erster Glattauer und wird wohl auch der letzte sein. Aber echte Glattauer-Fans werden es mögen und ich bin mir sicher, dass dieses Buch seine Leserschaft findet, nur für mich war es nichts.

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Veröffentlicht am 22.02.2025

Jeder Abschied beinhaltet auch einen Anfang!

Manchmal ist es federleicht
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In „Manchmal ist es federleicht“ teilt Christine Westermann ihre Gedanken zum Thema Abschiede auf eine ehrliche und berührende Weise, manchmal wehmütig, doch auch immer mit einer Prise Humor, angereichert ...

In „Manchmal ist es federleicht“ teilt Christine Westermann ihre Gedanken zum Thema Abschiede auf eine ehrliche und berührende Weise, manchmal wehmütig, doch auch immer mit einer Prise Humor, angereichert mit Beispielen aus ihrem Leben.
Loslassen fällt oft schwer und es gibt sie natürlich, die schweren Abschiede, wie z.B. der Tod eines geliebten Menschen, die einen ein Leben lang begleiten und auch mit Zeit nicht leichter werden. Und es gibt die Abschiede, die das Alter mit sich bringt: mit 70 fallen einem viele Sachen halt nicht mehr so leicht wie mit 20, 30, 40. Aber muss man sich deshalb das Leben schwer machen? Und dann gibt es natürlich auch die leichten Abschiede, die man selbst plant und von denen man hofft, dass sie das Leben positiv verändern.
Doch für alle Abschiede, egal ob „federleicht“ oder unendlich schwer, gilt: sie öffnen neue Wege, bieten neue Chancen.
In diesem Buch kann sich jeder wiederfinden, ich habe es gern gelesen, es hat mich zum Schmunzeln aber auch zum Nachdenken gebracht. Ein Buch, das noch lange nachhallen wird.

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Veröffentlicht am 05.02.2025

Und es gibt doch etwas zu feiern!

Das Fest
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Jakob wird 50! Doch feiern will er auf keinen Fall, denn was gibt es schon zu feiern? Beruflich steckt er in einer Krise, seine Zeit als gefeierter Filmregisseur ist schon lange vorbei, seine letzte Beziehung ...

Jakob wird 50! Doch feiern will er auf keinen Fall, denn was gibt es schon zu feiern? Beruflich steckt er in einer Krise, seine Zeit als gefeierter Filmregisseur ist schon lange vorbei, seine letzte Beziehung ging auch schon vor zehn Jahren in die Brüche, Pläne und Ideen für die Zukunft hat er nicht mehr. So grummelt er vor sich hin, mürrisch, deprimiert und fühlt sich einfach alt. Das Leben ist so gut wie vorbei, was soll da schon noch kommen? Sollen ihn doch alle einfach in Ruhe lassen, was er definitiv nicht braucht, ist ein Fest!

Seine beste Freundin Ellen sieht das allerdings anders, sie hat Torte, Kerzen und Champagner dabei. Und ihr Geburtstagsgeschenk, eine Badehose, ist der Start in einen außergewöhnlichen Tag für Jakob.

Lucy Fricke ist es gelungen, eine sehr intensive Geschichte in nur knapp 138 Seiten zu erzählen. Von Komik über Melancholie bis Tragik ist alles dabei. Der Erzählstil ist herzerfrischend und humorvoll, mit einer Prise (Selbst-) Ironie und Spott, aber auch voller Verständnis für 50 Jahre in einem ganz normalen Leben. Nicht die Niederlagen und Verluste im Leben sind entscheidend, sondern wichtig sind die Menschen, die uns einen Teil unseres Lebensweges begleitet haben. Und so kommt auch Jakob zu der Erkenntnis, dass es besser ist, zu feiern, was noch vor ihm liegt, statt über die Vergangenheit zu lamentieren, heißt: am Ende gibt es doch noch ein Fest. Und eine Liebesgeschichte ist dieses Buch auch noch!

„Das Fest“ ist ein wunderbarer, kleiner Roman, der mich oft hat schmunzeln lassen. Wie schade, dass er so schnell ausgelesen war, ich hätte noch ewig weiterlesen können.

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Veröffentlicht am 05.02.2025

Viel mehr als eine Liebesgeschichte

Für Polina
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In „Für Polina“ erzählt Takis Würger die Geschichte von Hannes Prager und der titelgebenden Polina.
Hannes ist das Ergebnis eines One-Night-Stands seiner Mutter Fritzi Prager, einer jungen Abiturientin, ...

In „Für Polina“ erzählt Takis Würger die Geschichte von Hannes Prager und der titelgebenden Polina.
Hannes ist das Ergebnis eines One-Night-Stands seiner Mutter Fritzi Prager, einer jungen Abiturientin, mit einer Zufallsbekanntschaft, einem älteren Geschäftsmann, den sie im Italienurlaub trifft. Bei der Entbindung im Krankenhaus lernt sie Günes kennen, die im Bett neben ihr liegt. Zwischen den beiden Frauen entsteht eine Freundschaft, die auch fortdauert, als Fritzi mit Hannes in eine heruntergekommene, alte Villa in einem Moorgebiet außerhalb der Stadt umzieht. Ihr Vermieter ist Heinrich Hildebrand, ein älterer, wortkarger Landschaftspfleger, der zu einer wichtigen Person im Leben von Hannes wird. Günes und Polina besuchen Fritzi und Hannes so oft wie möglich, so dass auch die Kinder bald eine enge Freundschaft verbindet. Dabei könnten sie kaum unterschiedlicher sein: Polina ist extrovertiert, steckt voller Energie und Wagemut, Hannes dagegen ist ein stilles verträumtes Kind mit einem ganz besonderen, musikalischen Talent. Schon als Kind komponiert er, unter anderem auch ein Stück, das Polinas ganzes Wesen umfasst. Mit vierzehn verliebt Hannes sich in Polina, kann seine Liebe aber nicht in Worten ausdrücken, die Komposition ist seine Art, ihr seine Zuneigung zu zeigen. Doch dann kommt Hannes Mutter Fritzi durch ein Unglück ums Leben, Polina zieht mit ihrer Mutter nach Istanbul und die beiden verlieren sich aus den Augen.

„Für Polina“ wird als Liebesroman des Jahres beworben. Doch das Buch ist so viel mehr als die übliche Herz-Schmerz-Geschichte mit Happy End. Es ist die Lebensgeschichte zweier Menschen, die füreinander bestimmt sind, deren Lebenswege sich auch immer mal wieder kreuzen, aber offensichtlich nie zum richtigen Zeitpunkt für beide. Eine Geschichte, nicht nur über Liebe, sondern auch über Freundschaft, Vertrauen, Verlust und Trauer – Höhen und Tiefen, die ein Leben mit sich bringt.

Das Buch hat mich schon nach wenigen Seiten völlig in den Bann gezogen. Alle Figuren sind so liebevoll und warmherzig gezeichnet, dass man sie einfach ins Herz schließen muss, trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer teilweise schrulligen, auf jeden Fall eigenwilligen Charaktere.
Der Erzählstil ist einfach grandios, leicht und doch poetisch, humorvoll und ohne jegliche Art von Kitsch.

„Für Polina“ ist ein wirklich wunderschönes, berührendes Buch, das mir bewegende Lesestunden beschert hat. Für mich auf jeden Fall ein Highlight des Jahres, Hannes und Polina werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Absolute Leseempfehlung!

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