Platzhalter für Profilbild

Maimouna19

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Maimouna19 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Maimouna19 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2025

Schon mal was von Selbstbestimmung gehört?

Nie, nie, nie
0

„Nie, Nie, Nie“ – die namenlose Ich-Erzählerin in Linn Strømsborgs Roman hat sich entschieden – sie will keine Kinder („Ich will keine Kinder, nicht mit ihm, mit niemandem. Schon gar nicht mit mir selbst.“). ...

„Nie, Nie, Nie“ – die namenlose Ich-Erzählerin in Linn Strømsborgs Roman hat sich entschieden – sie will keine Kinder („Ich will keine Kinder, nicht mit ihm, mit niemandem. Schon gar nicht mit mir selbst.“). Die 35jährige Protagonistin hat diese Entscheidung für sich getroffen und bleibt dabei.
Linn Strømsborg erzählt auf humorvolle Weise von den Gedanken einer Frau, die sich gegen Kinder entschieden hat. Sie berichtet von ihrem Alltag mit Freunden, die Familien gründen und der Mutter, die gerne Oma werden würde. Auch von ihrer Beziehung erfahren wir, die daran zerbricht, dass ihr Partner irgendwann mit dieser Entscheidung doch nicht mehr klar kommt.

Nach wie vor ist der gesellschaftliche Druck auf Frauen, Kinder zu bekommen, sehr hoch und auch heute noch müssen sich Frauen ständig dafür rechtfertigen, wenn sie keinen Kinderwunsch verspüren und sich bewusst gegen Kinder entscheiden. Schon traurig, dass die Gesellschaft immer noch nicht in der Lage ist, zu akzeptieren, dass Frauen selbst bestimmen, was die für sie richtige Lebensweise ist!

Linn Strømsborg hat mit „Nie, Nie, Nie“ einen erfrischend ehrlichen und humorvollen Roman zum Thema Lebensfragen und –modellen geliefert. Das Buch regt zum Nach- und vielleicht auch Umdenken an!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2025

Leben im Krieg

Keiner wird um etwas bitten
0

Seit mehr als drei Jahren tobt nun schon dieser unmenschliche Krieg in der Ukraine, die Welt ist aus den Fugen geraten, der Tod gehört zum Alltag. In „Keiner wird um etwas bitten“ erzählt Sherhij Zhadan ...

Seit mehr als drei Jahren tobt nun schon dieser unmenschliche Krieg in der Ukraine, die Welt ist aus den Fugen geraten, der Tod gehört zum Alltag. In „Keiner wird um etwas bitten“ erzählt Sherhij Zhadan in zwölf kurzen, unaufgeregten Geschichten vom veränderten Leben in seiner Heimatstadt Charkiw, von Schmerz, Trauer, Verlust und Tod. Menschen begegnen sich an noch nicht zerstörten Orten – im Hotel, auf dem Fußballplatz, in der Kirche, etc. , finden sich in völlig anderen Situationen, die ohne Krieg nicht vorstellbar gewesen wären, z.B. die Evakuierung einer alten Frau nach der Bombardierung ihres Wohnblocks, die missglückte Liebesnacht eines Soldaten und einer Soldatin, etc. Es sind Geschichten von Liebe, Trauer und Solidarität im Krieg, Geschichten von der Wirkung des Krieges auf die Menschen, nicht vom Krieg selbst.
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk in der Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört heute zu den bekanntesten ukrainischen Schriftstellern. Für seine Werke hat er viele Auszeichnungen erhalten, z.B. den Friedenspreis des deutschen Buchhandels (2022). Er lebt in Charkiw und ist seit 2024 Soldat im ukrainischen Militär.
Die klare, kraft- aber auch poesievolle Sprache von „Keiner wird um etwas bitten“ hat mich sehr beeindruckt. Die Menschen in den Geschichten waren mir sehr nahe, bewundernswert ihre selbstbewusste und mutige Haltung in solch schweren Zeiten! Auch wenn man sich an die Nachrichten gewöhnt hat, die täglichen Schreckensmeldungen inzwischen fast verdrängt und kaum noch wahrnimmt, erinnert dieses Buch daran, dass es um Menschlichkeit, Würde und, ja, auch um Hoffnung geht. Wir dürfen die betroffenen Menschen nicht einfach vergessen, die Ukraine braucht nach wie vor unsere Solidarität und Unterstützung.
Ein wichtiges Buch und eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2025

zu viele Klischees

Achtzehnter Stock
0

Wanda, eine alleinerziehende Mutter, lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im 18. Stock eines Berliner Plattenbaus. Sie schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben, träumt von der ...

Wanda, eine alleinerziehende Mutter, lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im 18. Stock eines Berliner Plattenbaus. Sie schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben, träumt von der Karriere als Schauspielerin, aber für mehr als einen Werbespot hat es bisher nicht gereicht.
Doch dann scheint der Sprung in die glamouröse Filmwelt zu gelingen, Wanda ergattert eine Rolle und beginnt eine Affäre mit dem Hauptdarsteller. Läuft doch, oder? Leider nur so lange bis ihre Tochter Karlie krank wird und sie den Spagat zwischen beruflichen Verpflichtungen und Verantwortung für ihre Tochter nicht mehr hinbekommt.
Das Buch thematisiert durchaus relevante und aktuelle gesellschaftskritische Themen wie z.B. die Situation alleinerziehender Mütter, soziale Ungerechtigkeit, die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich, Zwei-Klassen-Gesellschaft in der medizinischen Versorgung, etc., aber die Darstellung war mir dann doch zu plakativ und klischeehaft. In der Platte wohnen die Abgehängten, Alleinerziehende, Arbeitslose, ungebildet, nach Möglichkeit mit Migrationshintergrund, der Aufzug ist ständig kaputt und der Müll stinkt. Die „Reichen und Schönen“ der Filmindustrie dagegen werfen mit Geld nur so um sich, es geht von Champagnerparty zu Champagnerparty, nur die besten Restaurants sind gut genug. Und falls man wirklich mal ein Zipperlein hat, steht natürlich der Arzt mit Privatklinik zur Verfügung.
Das Buch lässt sich flüssig lesen, die Umsetzung des Themas ist für mich aus vorgenannten Gründen nicht perfekt. So bleibt leider wenig in Erinnerung und ich werde das Buch schnell wieder vergessen haben. Schade eigentlich...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2025

Dieses Buch ist der Wahnsinn!!

Das achte Leben (Für Brilka)
0

In „Das achte Leben“ erzählt Nino Haratischwili auf knapp 1300 Seiten eine Familiensaga, die das gesamte 20. Jahrhundert umfasst, und von Tbilissi über Moskau, Wien und London bis Berlin führt. Die Geschichte ...

In „Das achte Leben“ erzählt Nino Haratischwili auf knapp 1300 Seiten eine Familiensaga, die das gesamte 20. Jahrhundert umfasst, und von Tbilissi über Moskau, Wien und London bis Berlin führt. Die Geschichte der georgischen Familie Jaschi ist eng verknüpft mit den historischen Ereignissen in Georgien und Russland und reicht von der zaristischen Epoche bis ins Nachwende-Berlin.
Niza erzählt ihrer zwölfjährigen Nicht Brilka, die zur Generation der nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Geborenen gehört und Orientierung in ihrem Leben sucht, die Geschichte der Familie. Sie – und damit auch der Leser - erfährt von den oft tragischen Schicksalen der einzelnen Familienmitglieder: von den Schwestern Stasia und Christine, von Stasias Kindern Kitty und Kostja, von Kostjas Tochter Elene, und von Elenes Töchtern Daria und Niza.

„Das achte Leben“ ist nicht nur ein Familienroman, es ist gleichzeitig auch ein historischer Roman, der viele Informationen über die politische Situation des 20. Jahrhunderts in Georgien und Russland bzw. in der Sowjetunion liefert, eine Geschichte aus Unterdrückung, Hass, Gewalt und Sprachlosigkeit. Parallelen zum heutigen Russland (und auch anderen autoritären Regimes) lassen sich leicht erkennen.

Sehr beeindruckt hat mich die wortgewaltige Sprache mit der Haratischwilli, die in Georgien geboren und aufgewachsen ist, die Geschichte erzählt. Ihr Schreibstil ist so lebendig, fesselnd und berührend, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Ich habe das Buch geradezu verschlungen, keine Seite war zu viel!
Allerbeste Unterhaltung auf höchstem Niveau, dieses Buch wird mir lange in Erinnerung bleiben und es wird sicher nicht das letzte Buch von Haratischwilli bleiben, das ich lesen werde. Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2025

Pure Langeweile

Die Pfeiler des Glaubens
0

Schauplatz von Ildefonso Falcones „Die Pfeiler des Glaubens“ ist das Andalusien des 16. Jahrhunderts. Es ist die dunkle Zeit des Konfliktes zwischen Islam und Christentum und umfasst die Zeit vom Aufstand ...

Schauplatz von Ildefonso Falcones „Die Pfeiler des Glaubens“ ist das Andalusien des 16. Jahrhunderts. Es ist die dunkle Zeit des Konfliktes zwischen Islam und Christentum und umfasst die Zeit vom Aufstand der spanischen Mauren in 1568 bis zur ihrer endgültigen Vertreibung aus Spanien. In dieser Zeit lebt der junge Maure Hernando Ruiz, dessen Geburt die Folge einer Vergewaltigung seiner muslimischen Mutter durch einen katholischen Priester ist. Sein Stiefvater, ein muslimischer Maultiertreiber, sieht in ihm nur den verhassten Christenbastard. Hernando wird von allen maurischen Bewohnern des Dorfes der „Nazarener“ genannt, da er in christlicher Religion unterrichtet wird. Doch in seinem Innersten ist und bleibt er Moslem, wird auch im Koran unterrichtet und kann Arabisch schreiben.
Auf über 900 Seiten wird nun die Geschichte von Hernando erzählt, der sein Leben dem Kampf um das Überleben seines Volkes und seiner Kultur sowie der Aussöhnung der beiden Religionen widmet.
Falcones „Kathedrale des Meeres“ habe ich mit Begeisterung gelesen, das Buch hat mich bis zur letzten Zeile gefesselt. Bei „Die Pfeiler des Glaubens“ war leider das Gegenteil der Fall, ich war mehrmals versucht, es einfach abzubrechen.
Das Buch ist nach dem typischen Schema eines historischen Romans gestrickt: Kämpfe, Intrigen, Vertreibungen, gleich mehrere Liebesgeschichten. Der Erzählstil ist allerdings recht schlicht, die Figuren bleiben blass und die Überfrachtung der Geschichte mit Details erzeugt keinerlei Spannung, sondern Langeweile pur.
Der Funke ist bei mir nicht übergesprungen, das Buch hatte echte Längen und es mangelte an Tiefe. Eigentlich schade, denn das Thema – Konflikte zwischen Christentum und Islam – ist nach wie vor aktuell und auch historisch wurde sehr sorgfältig recherchiert.
Mein Bedarf ist nach dieser Lektüre erstmal für lange Zeit gedeckt, so schnell kommt mir kein historischer Roman mehr auf den Lesestapel!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere