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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2018

Eine schicksalhafte Begegnung

Alles Begehren
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Na ja, wir verbringen den Großteil unseres Lebens damit, uns zu wünschen, wir wären woanders oder jemand anders, oder wir schauen in die Zukunft oder hängen an der Vergangenheit. Immer denken wir, das ...

Na ja, wir verbringen den Großteil unseres Lebens damit, uns zu wünschen, wir wären woanders oder jemand anders, oder wir schauen in die Zukunft oder hängen an der Vergangenheit. Immer denken wir, das Gras auf der anderen Seite wäre grüner. Doch das ist es nicht. Es ist auch nur Gras. Nur ein anderes Stück, weiter nichts.

Eine schicksalhafte Begegnung....
....so kann man das Zusammentreffen von Kate und Collum wohl nennen. Sie, 21, Studentin und äusserst selbstbewusst. Er, 36, glücklich verheiratet und Familienvater. Aber dieser eine Augenblick, der Beginn einer leidenschaftlichen Affaire, verändert alles.

17 Jahre später wirbelt der Zufall Kate erneut in Collums Leben und stellt getroffene Entscheidungen in Frage...

~ ~ ~ *

Ein fesselndes Debüt.

Ruth Sadie erzählt authentisch und in ruhigen Tönen eine Geschichte über Liebe und Begehren, Vertrauen und Verrat und wie unser Leben manchmal im Bruchteil einer Sekunde eine andere Richtung nehmen kann.

Sie nimmt den Leser mit, nicht nur in die Gefühls- und Gedankenwelt von Kate und Collum, sondern auch in die ihrer jeweiligen Partner; so dass man ein Gesamtbild vor Augen hat.

Es geht hier nicht um Schuld oder Schuldzuweisung und tatsächlich verurteilt man auch gar nicht. Man fühlt mit jedem Einzelnen mit und versteht irgendwie warum sie die Fehler begehen, die sie begehen. Es ist eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt. Und Ruth Sadie erzählt sie grandios - klar, flüssig und unheimlich emotional ohne je ins kitschige oder Drama abzugleiten.

Mir gefallen ihre Charaktere. Collum ist ein liebenswerter Mann, ohne große Ecken und Kanten und er ist beileibe kein Schönling oder gar Aufreisser. Aber vor allem die Darstellung von Kate, einer sehr erfolgreichen und andererseits eigentlich zerrissenen Frau, ist sehr gelungen.

Und die Autorin bleibt sich treu. Sie überrascht mit einem authentischen Schluss.

Fazit: Ein mehr als lesenswertes Debüt, das einen in seiner ruhigen Art total in seinen Bann zieht. Ein neues Erzähltalent und eine Autorin, die man sich merken sollte.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Was im Leben fehlt....

Die Schönheit der Nacht
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"Letztlich ist jedes Leben, wie es ist, und am Ende weiß man auch nicht, wie man ausgerechnet dahin gelangt ist", sagte Claire laut und konnte nichts dagegen tun, dass sich eine einzige Träne aus ihrem ...

"Letztlich ist jedes Leben, wie es ist, und am Ende weiß man auch nicht, wie man ausgerechnet dahin gelangt ist", sagte Claire laut und konnte nichts dagegen tun, dass sich eine einzige Träne aus ihrem Augenwinkel löste und die Wange hinabrann, leicht und schnell.

Claire und Gilles haben nach aussen hin alles: verheiratet, mit einem Sohn, sie Verhaltensbiologin, er Komponist und liebender Ehe- und Hausmann, das Haus geschmackvoll eingerichtet, zudem ein Ferienhaus am Meer.... und doch fehlt etwas.
Claire hat sich mehr und mehr zurückgezogen,ist wie versteinert und immer auf der Suche nach einem Gefühlskick, nach jemandem, der sie aufrüttelt. Und auch Gilles sucht Trost bei anderen Frauen.

Julie, die neue Freundin ihres Sohnes, ist zwar noch jung, doch auch sie hat das Gefühl, dass ihr etwas fehlt. Das ihr Feuer nicht leidenschaftlich genug brennt.

Bis alle zusammen den Sommer am Meer verbringen. Die beiden Frauen kommen sich näher und decken gegenseitig Gefühle und Geheimnisse auf, die sie doch so sorgfältig vor sich selber versteckt hatten...

~ ~ ~ *

Sperrig!
Ich mag Nina George und ihren so aussagekräftigen, oftmals leicht poetischen Schreibstil. "Die Schönheit der Nacht" ist eine interessante Geschichte, die mich noch lange zum Nachdenken gebracht hat.

Und doch fiel es mir im Mittelteil sehr schwer dranzubleiben, den Schreibstil, auf den man sich einlassen muss, zu geniessen. Das lag eindeutig an den Charakteren.

Anfangs haben mir beide Frauen gefallen; die spröde, unterkühlte Claire, die man näher kennenlernen möchte, von der man einfach wissen will, warum sie so geworden ist und die angepasste Julie, die sogar ihr Talent zum Singen verleugnet, die nicht auffallen möchte, sich nicht traut etwas einzufordern, zu sagen was sie möchte. Eine absolut interessante Konstellation und viel Raum für Entwicklungen, auf die ich gespannt war.

Nur leider wurden mir im Laufe des Buches keine der Beiden wirklich sympathisch. Im Gegenteil, ich mochte Claire mit ihrer sehr Ich-bezogen rüberkommenden Art, der Kompromislossigkeit immer weniger. Ausserdem vermittelte sie mir unterschwellig immer das Gefühl, dass für sie Gilles einen großen Teil der Schuld für ihre Unzufriedenheit trägt.
Es gibt eine Art Feministin und Frauentyp, der mir nicht gefällt und den verkörpert Claire auf den Punkt. Kurzum, ich mochte sie nicht und das machte es schwer, mir die Botschaft, die dieses Buch in sich trägt, zu vermitteln.

Das hat erst der Schluss so wirklich geschafft, der, wie der Beginn, sehr überzeugend war und mich ein klein wenig mit den Figuren versöhnen konnte.
Ob genau so gewollt oder ein bisschen hingerutscht (ich glaube ersteres), die Männer, auch die am Rand, sind in diesem Roman ausnahmslos die, die einfach nur lieben!

Fazit: Ein Roman im typisch französischen, leicht melancholischen Stil und doch von einer deutschen Autorin. Ein Frauenroman, anspruchsvoll, mit einer unsympathischen Hauptfigur und einer jungen Frau, die ihren Weg im Leben sucht.
Nina George konnte mich diesmal nicht vollends mitreissen, schafft es aber trotzdem, dass mir die Geschichte lange nachhängt

Veröffentlicht am 17.04.2018

Offen - Ehrlich - Frisch

Curvy
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Mein Körper folgt einem genetischen Masterplan. So bin ich einfach gedacht. Aus einem Kürbis wird schließlich auch niemals eine Gurke.

Den meisten ist Sarina Nowak wohl durch GNTM ein Begriff. Mir ist ...

Mein Körper folgt einem genetischen Masterplan. So bin ich einfach gedacht. Aus einem Kürbis wird schließlich auch niemals eine Gurke.

Den meisten ist Sarina Nowak wohl durch GNTM ein Begriff. Mir ist sie jedenfalls als eine der wenigen in Erinnerung geblieben, was vor allem an ihrer sympathischen und authentischen Art liegt. Deswegen hat es mich auch gefreut, sie (als eine der wenigen) ein paar Jahre später durchstarten zu sehen.

Dieses Buch beschreibt ihren ganz persönlichen Weg dahin. Wer auf "Behind-the-Scenes und Heidi-Storys" hofft, ist hier aber zum Glück falsch.

Sarina Nowak schildert sehr selbstreflektiert und erwachsen ihren Kampf mit dem eigenen Körpergefühl, dem Gewicht, der Selbstliebe und dem Aussen. Sie spricht über Body Shaming, soziale Medien und wie man Hatern am besten begegnet.

Das alles kommt scheinbar direkt aus dem Herzen in ihrer herrlich frischen, ehrlichen, humorvollen und bewundernswert positiven Art. Und das macht es so fesselnd und lesenswert, man nimmt ihr jedes Wort ab und ich höre ihr gerne zu.

Hier hat keine Psychologin oder Lebenscoach einen weiteren Ratgeber verfasst, sondern da erzählt eine junge Frau von ihren Erfahrungen; dem Frust als Mager-Model, Diätenwahn und damit verbundenem körperlichen und psychischen Stress, dem Zusammenbruch und endlich dem Umdenken. Und ihre Botschaft kommt beim Leser an: Sag ja zu deinem Körper und kämpfe nicht dein ganzes Leben gegen ihn.

Neben einer tollen Bilderstrecke (farb/matt) im Innenteil, gibt es vor allem auch viele persönliche Tipps und Tricks z.B. für gute Selfies, scheuernde Oberschenkel, einen guten Style, mentale Gesundheit, Ernährung, Hairbun etc.

Fazit: Hut ab. Hier schreibt kein Girly, sondern eine sehr bodenständige, selbstbewusste und selbstreflektierte Frau, die genau weiss wovon sie spricht.
Ich hoffe, dieses Buch findet viele Leser, egal ob curvy oder Bohnenstange, denn es spricht einen universellen Punkt in uns allen an, die Selbstliebe.

Veröffentlicht am 15.04.2018

Geht ganz langsam unter die Haut

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Ich wüsste zu gern, wer ich bin. Und wann ich mich verloren habe. Warum ich Dinge tue, die ich nicht tun will, warum ich Dinge zulasse, die nicht geschehen sollten. Ich frage mich, wie lange ich mich schon ...

Ich wüsste zu gern, wer ich bin. Und wann ich mich verloren habe. Warum ich Dinge tue, die ich nicht tun will, warum ich Dinge zulasse, die nicht geschehen sollten. Ich frage mich, wie lange ich mich schon in diesem Zustand befinde, in dieser Schwebe zwischen Ahnungslosigkeit und Gleichmut.

Leander ist wieder da!
Jana traut ihren Augen nicht, als er plötzlich im Buchladen an ihrer Kasse steht. Der Leander, der erste einen für ihren Bruder tödlichen Unfall verursacht hat und dann von jetzt auf gleich nach Berlin verschwunden ist. Es hiess, ihre Väter hätten einen Deal ausgehandelt....
In Janas Leben war danach nichts mehr so wie es einmal war. Die Ehe der Eltern zerbrach, ihre Schwester hatte einen Nervenzusammenbruch... Und Jana selber? Sie hat eine Affaire, die sie nicht glücklich macht und ihr Leben dümpelt mehr oder weniger auf der Stelle. Eine Begegnung mit Lean ist wirklcih das letzte was sie braucht.
Was will er überhaupt hier?

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Eine sehr emotionale Reise.
Gar nicht mal von Anfang an, denn obwohl mich die Geschichte sofort gefesselt und mitgenommen hat, bauen sich die Emotionen erst langsam, fast schon schleichend auf. Ganz plötzlich sind sie da und haben dann sofort eine enorme Wucht. Das ist schon klasse gemacht.

Anfangs habe ich gedacht: eine gute Geschichte, aber ob ich mit Jana und Lean je richtig warm werde, ist fraglich. Und dann bekommen ihre betonharten Schutzschichten Risse. Die Masken bröckeln Schicht um Schicht und legen pure Emotionen frei. Das ging so leise vonstatten, bevor ich es gemerkt habe, hatte es mich schon eiskalt erwischt.

Lea Coplin, die man bereits als Anne Sanders oder Alexandra Pilz kennt, hat einen tollen Schreibstil. Angenehm, flüssig und ohne grosses Drama, dafür aber mit enormer Sogwirkung.

Ausgereifte, überzeugende Charaktere runden das Ganze ab. Sie haben Tiefe, Ecken und Kanten. Mir persönlich hat es sehr gefallen, dass sie eine nicht gradlinige, dafür umso authentischere Entwicklung durchmachen.

Fazit: Ein berührender und doch klischeefreier Roman, der sich eines nicht ganz einfachen Themas annimmt. Mich hat er gefesselt.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Es fehlt ein wenig an Leichtigkeit

Eine Liebe in Apulien
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Sie musste schnell eine sichere Lösung für alles finden, sonst würde die Angst sie noch zerfressen.

Viola war immer sehr gern bei ihrer Großmutter, auf dem recht abgelegenen Landgut in Apulien - nur leider ...

Sie musste schnell eine sichere Lösung für alles finden, sonst würde die Angst sie noch zerfressen.

Viola war immer sehr gern bei ihrer Großmutter, auf dem recht abgelegenen Landgut in Apulien - nur leider hat sie es in den letzten Jahren immer seltener geschafft. Jetzt ist Adele verstorben und hinterlässt ihr Land und Gut, aber auch den Auftrag, es wieder auf Vordermann zu bringen. Viola nimmt das Erbe an, nicht ahnend, was es mit sich bringt....

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Ich habe mich total auf den Roman gefreut, ein wenig Italienflair, ein altes Haus in Apulien und eine romantische Liebesgeschichte. Naja, irgendwie war das auch alles vorhanden, aber -wie soll ich sagen- auf leicht altbackene Art und Weise. Dieser Schreibstil bremst die schöne Geschichte einfach aus und macht den Lesefluss auch etwas zäh. Vielleicht liegt es auch an der Übersetzung, ich weiss es nicht.

Fakt ist aber, Aneinanderreihungen wie: Sein Kuss war sanft und gierig, zärtlich und verzweifelt. "Er" hielt eine leidenschaftliche und fordernde Frau in den Armen, aber auch sanft, gebend und aufmerksam. - ergeben nicht automatisch Emotionen.

Der Anfang war wirklich gut, ich bin recht flüssig und voller Vorfreude gestartet und war total neugierig, welches Geheimnis auch vielleicht noch zum Vorschein kommt, doch zum Schluss hin fiel es mir immer schwerer in der Geschichte zu bleiben. Das lag zum einen an der Romanheftchen-artigen Liebesgeschichte, aber auch am klischeehaften und absolut unspannenden Handeln des Immobilienmaklers.

Ich habe auch keinen richtigen Zugang zu irgendeiner Person gefunden. Ihnen fehlt es an Charakter. Sie sind blass, flach und austauschbar. Da gibt es kaum Ecken, Kanten oder auch einfach mal liebenswerte Angewohnheiten. Sie waren so "weder noch" - weder sympathisch, noch unsympathisch - bis auf ein paar unsympathische Randfiguren. Absolut schade, die hatten so viel Potential.

Ich habe mich manchmal gefragt, welche Generation hier wohl die eigentliche Zielgruppe ist?

Fazit: Über ein bisschen altbacken hier und da, hätte ich hinweglesen können, aber alles zusammengenommen hat der Roman mich schon enttäuscht, es hätte so schön sein können.