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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Die Liebe zur Fotografie

Was mein Herz dir sagen will
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Es ist keine Geschichte, die ich erzählen wollte.

Seit dem Unfalltod ihres Mannes, hat sich die sonst so lebenslustige Camille verändert. Sie geht nicht mehr das kleinste Risiko ein und versucht ihre ...

Es ist keine Geschichte, die ich erzählen wollte.

Seit dem Unfalltod ihres Mannes, hat sich die sonst so lebenslustige Camille verändert. Sie geht nicht mehr das kleinste Risiko ein und versucht ihre Tochter vor allem zu (über)beschützen. Sie selbst ist am glücklichsten in ihrer Dunkelkammer, wo sie sich darauf spezialisiert hat, alte Filme und Fotos zu retten und bemerkt gar nicht, wie sehr Julie in der Schule gemobbt und immer unglücklicher wird.

Als sie durch Zufall erfährt, dass ihrem Vater ein Gut in Frankreich gehört und Julie eine Auszeit mehr als gut tun würde, überwindet sie ihre Ängste. Sie reisen nach Bellerive, wo sie der Geschichte ihrer Großmutter nachspürt und das große Geheimnis um ihren Vater aufdeckt.

~ ~ ~ *

"Was mein Herz dir sagen will" ist ein sehr gefühlvoller aber trotzdem leichter Sommerroman, der nicht nur auf 2 Kontinenten sondern auch auf 2 Zeitebenen spielt.

Es ist eine Geschichte über Schuld, Geheimnisse, Mut und dem Blick nach vorn - mit sehr sympathischen Protagonisten, denen man, trotz aller Problemen gerne folgt. Ja, es wird schon sehr viel aufgetischt, aber von der Autorin so gekonnt und manchmal schon fast beiläufig umgesetzt, dass es dennoch nicht überfrachtet wirkte - dafür bleibt die Tiefe dann ein wenig auf der Strecke.

Beide Zeitebenen verbindet die Liebe zur Fotografie und das ergibt einen interessanten roten Faden.

Wie ortskundig und landschaftsgenau Susan Wiggs in Frankreich gearbeitet hat, war mir bei der Thematik völlig nebensächlich, denn was hier viel mehr zählt, ist die Sichtweise und das Leben in Frankreich während des 2. Weltkriegs und das fand ich sehr lebensnah geschildert. Und auch die beschriebenen Landschaften konnte ich mir bildlich vorstellen.

Fazit: Ein romantischer Sommerroman. Eine Familiengeschichte die trotz ernster Themen wunderbar herrlich leicht bleibt.

Veröffentlicht am 22.02.2018

sozialkritischer Krimi

Kühn hat Ärger
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Kühn mochte das nicht, denn es nahm dem Opfer die Würde. Und es setzte einen Prozess fort, der häufig mit der Tötung begonnen hatte: Die Verdinglichung.

So richtig hat Kühn sein Leben noch nicht wieder ...

Kühn mochte das nicht, denn es nahm dem Opfer die Würde. Und es setzte einen Prozess fort, der häufig mit der Tötung begonnen hatte: Die Verdinglichung.

So richtig hat Kühn sein Leben noch nicht wieder im Griff, als er nach dem Burn-out seinen Job bei der Kripo wieder aufnimmt. Sein ganzes Geld steckt in einem Haus, durch dessen Keller giftige Chemikalien hochkommen, weshalb die komplette Siedlung nur noch "Giftograd" genannt wird, seine Ehe kriselt und auch von seinem langjährigen Kollegen fühlt er sich hintergangen.

Dann führt ein toter Jugendlicher mit Migrationshintergrund die beiden in einen anderen Teil Münchens, in die Welt der Superreichen und der noblen Gesten. Haben die van Houtens tatsächlich völlig vorurteilsfrei Amir Bilal als Freund ihrer wohlbehüteten Tochter akzeptiert? Kaum zu glauben, dennoch spricht alles dafür...aber warum ist Amir jetzt tot?

~ ~ ~ *

"Kühn hat Ärger" ist der 2. Roman rund um den Polizisten Kühn, der unabhängig vom ersten gelesen werden kann. Allerdings wird hier der Täter aus dem Vorband verraten. Wer also beide Teile lesen möchte, sollte definitiv mit "Kühn hat zu tun" anfangen.

Jan Weiler hat mich vor Jahren mit seinen sozialkritischen Untertönen in "Antonio im Wunderland" schwer begeistert.
Daher waren meine Erwartungen relativ hoch; ein lockerer Krimi, mit sehr deutlichen sozialkritischen Aspekten. Letzteres ist auf jeden Fall gelungen und auch sehr spannend, doch der große Rest gestaltet sich, nach meinem Empfinden, eher zäh und dröge.

Die Grundstimmung, die sich durch das komplette Buch zieht, fühlt sich bedrückend und grau an. Und sehr oft wird man in Kühn`s immer noch leicht depressiven Gedankenstrudel gezogen. Ich hatte das Gefühl mit ihm in Echtzeit durch sein in Schieflage geratenes Leben zu strumpeln, was mit Sicherheit so gewollt ist, nur zog es sich ziemlich dahin. Kühn hat zur Zeit einfach zu viele Baustellen, so dass die Spannung und der eigentliche Fall ein wenig auf der Strecke bleiben. Schade, denn der ist sehr interessant und die Auflösung nicht minder.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist die gelungene Darstellung der Gesellschaftsschichten, diese inzwischen doch recht große Schere zwischen Reich und Mittelschicht und Armut. Die Charaktere hingegen, blieben mir in bestimmten Schlüsselpositionen einfach zu blass.

Fazit: Wenig vom interessanten Krimi, dafür viele nebensächliche Handlungen und Gedankengänge eines Polizisten, der sein Leben noch nicht wieder im Griff hat.

Veröffentlicht am 20.02.2018

Solider Kurzkrimi

Flammender Schnee
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"Ja schon. Ich habe den ganzen Tag das Treiben im Dorf beobachtet, vollkommen ungestört. Ich hatte zwar nur wenig Essen dabei, aber ich hab´s mir gut eingeteilt. Langweilig ist es mir jedenfalls nicht ...

"Ja schon. Ich habe den ganzen Tag das Treiben im Dorf beobachtet, vollkommen ungestört. Ich hatte zwar nur wenig Essen dabei, aber ich hab´s mir gut eingeteilt. Langweilig ist es mir jedenfalls nicht geworden."

Als Tobias im Krankenhaus erwacht, kommen die Erinnerungen nur stückchenweise. Der Reporter war auf dem Weg in den Ski-Urlaub, als sein Fahrzeug von der verschneiten Strasse abkam und er bis ins nächste kleine, um nicht zu sagen; fast schon von der Welt abgeschnittene, Dorf laufen musste. Und dort tickten nicht nur die Uhren noch anders, auch die Begrüßung fiel nicht grade gastfreundschaftlich aus. Nur Anna, die Wirtin, kümmert sich um ihn. Aber auch sie rät ihm zu verschwinden. Tobias Reportergeist ist geweckt. Was verbirgt die Dorfgemeinschaft?

~ ~ ~ *

Thomas Manderley hat mit "Flammender Schnee" einen soliden, ruhigen Kurzkrimi geschrieben, den man sich gut als E-Book Happen für zwischendurch zu Gemüte führen kann.

Die Geschichte ist nicht neu, dennoch recht interessant und punktet mit einem überraschenden, aber in sich rundem Ende.

Der Weg dorthin ist hier und da vielleicht etwas langatmig, da unser Reporter sich selber gerne reden hört, das hätte ich mir definitiv knackiger gewünscht. Langweilig wird es trotzdem nicht, da man einfach neugierig ist, was in diesem Dörfchen denn eigentlich geschehen ist.

Der Schreibstil von Thomas Manderley ist recht flüssig, aber trotzdem noch ein wenig ausbaufähig (Wiederholungen, Wortwahl, Satzbau etc.). Bei den Charakteren hat er ganz interessante Nebenfiguren geschaffen, wogegen die Hauptprotas ein wenig blass bleiben.

Fazit: Ein solider, ruhiger Krimi, den man als E-Book zum Abschalten für zwischendurch gut lesen kann. Ob es sich lohnt, das Taschenbuch zu kaufen, muss jeder für sich entscheiden. Ich stehe dem Preis-LeistungsVerhältnis bei Kurzgeschichten immer eher kritisch gegenüber und hier fehlt es mir dafür auch ein bisschen an Substanz - also kein "Must have".

Veröffentlicht am 12.02.2018

Zusammenhänge erkennen

Intuition – Dein Coach für ein gesundes und glückliches Leben
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...und Denkanstösse mit auf den Weg bekommen.

Wer einen Leitfaden sucht, der ihm strikt vorgibt, was er wann und wie essen kann, mit Lebensmittelkunde und Rezepten, der ist hier falsch.
Claudia Meyer ...

...und Denkanstösse mit auf den Weg bekommen.

Wer einen Leitfaden sucht, der ihm strikt vorgibt, was er wann und wie essen kann, mit Lebensmittelkunde und Rezepten, der ist hier falsch.
Claudia Meyer geht mit ihrem Ratgeber "Top Gefühle - Top Ernährung" einen anderen Weg. In kurzen, gut gegliederten und vor allem für jeden verständlichen, Kapiteln, stellt sie den Darm, den Säure-Basen-Haushalt und die Arbeitsweise der Lymphen vor. Sie erklärt, was jeder tun kann um den Körper zu entlasten und geht dann auf die Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln, Gefühlen, Denken, Schlafen usw. ein.

Sehr interessant: was machen natürlich schlanke Menschen intuitiv richtig und das man mit ein bisschen Aufmerksamkeit seine Darmflora ändern kann.

Vieles ist allgemein bekannt, einiges war mir neu, aber - und das hat mich anfangs etwas irritiert - es sind meist wirklich nur Denkanstösse und man muss sich bei Bedarf selber eingehender mit den entsprechenden Thematiken auseinandersetzen - aber, man erhält einen guten Überblick (Getreide, Milch, Bio, Schlaf usw.) und zum Teil sehr hilfreiche Tipps.

Was mir sehr gut gefallen hat, war die Darstellung der Organuhr in Verbindung mit den Meridianen. Aber auch hier, wer mehr über die Meridiane wissen möchte, muss sich selber weiter schlau machen.
Ganz klar ist, das man sich im Berufsalltag wenig danach richten kann, aber man erkennt wieso, weshalb, warum man sich grad so fühlt, ein Tief hat o.ä. Es liegt an jedem selber, was man daraus macht.

Mich hat Claudia Meyer tatsächlich zum Nachdenken und in gewisser Weise auch zum Umdenken gebracht und das war genau das, was ich mit diesem Buch erreichen wollte.

Was mir persönlich ein wenig gefehlt hat, sind einige Tipps zur praktischen Umsetzung und eine bessere Belegung der Aussagen.

P.S. Wer sich unschlüssig ist, dem kann ich nur die recht ausführliche Leseprobe empfehlen.

Veröffentlicht am 11.02.2018

Großes (Kopf) Kino

Der Mann, der nicht mitspielt
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Für einen Moment sahen wir uns schweigend an. Einer von uns lächelte. Ich war es nicht.

Der erste Fall von Hardy Engel.
Hollywood 1921: Hardy Engel, ein recht erfolgloser deutscher Schauspieler und deswegen ...

Für einen Moment sahen wir uns schweigend an. Einer von uns lächelte. Ich war es nicht.

Der erste Fall von Hardy Engel.
Hollywood 1921: Hardy Engel, ein recht erfolgloser deutscher Schauspieler und deswegen auch seit neuestem Privatdetektiv, wird von der ebenso schönen wie mysteriösen Pepper Murphy beauftragt das Starlet Virginia Rappe zu finden.
Als er diese tatsächlich auf einer Party des beliebten und erfolgreichen Komikers Roscoe "Fatty" Arbuckle trifft, befindet sie sich in einem recht desolaten Zustand. Zwei Tage später ist sie tot und Arbuckle wird der Vergewaltigung und des Totschlags beschuldigt.
Der Fall entwickelt sich rasant zu einem der größten Skandale der Stummfilmzeit und droht das aufstrebende Hollywood in den Abgrund zu stürzen.

~ ~ ~

Perfektes Kopfkino!
Erwartet hatte ich einen netten, kleinen Krimi im Stil der 20iger Jahre - bekommen habe ich einen tiefen Einfblick in das Hollywood der Stummfilmzeit und einen großartig recherchierten Roman, der auf einen wahren Fall basiert.

Wer, wie ich, anfangs denkt, ohje, ein Krimi mit 650 Seiten, der merkt schnell, dass es sehr viel mehr ist als ein Krimi. Es braucht nur ein paar Seiten und man wird förmlich in das Hollywood der 20iger Jahre hineingezogen, in die Anfänge der Studiogiganten, der ersten großen Stars wie Fatty Arbuckle, Buster Keaton und Charlie Chaplin, und daraus resultierend auch der ersten "Yellow Press" des Hearst Konzerns.

Eine überaus faszinierende Welt.

Anfangs lies mich Hardy ein wenig schmunzeln, da er alle Klischees erfüllt und ich immer einen Humphrey Bogart im Trenchcoat vor Augen hatte. Doch er passt hervorragend in das Bild. Mit ihm hat Christof Weigold einen sympathischen Ermittler geschaffen, der sich urplötzlich in einer skrupellosen, machtgierigen Welt wiederfindet und so vollmundig einen Job repräsentiert, in den er erst noch hineinwachsen muss.

Die große Stärke dieses Buches besteht im Flair, in den Charakteren, den Schilderungen - so herrlich lebendig und spannend, das man völlig abtaucht.

Und wenn man sich dann noch ein wenig mehr mit dem Fall beschäftigen möchte (ich hatte zwar irgendwann einmal davon gehört, aber auch nicht wirklich einen Bezug dazu und der Stummfilmzeit gehabt), der wird im Internet schnell fündig (empfehlen kann ich "The Trial of Fatty Arbuckle").
Klar hat sich Christof Weigold ein paar künstlerische Freiheiten herausgenommen, dafür ist es ein Roman, aber die Kernfakten stimmen. Und ich muss sagen, ich habe beim Lesen nicht nur viel über Roscoe Arbuckle recherchiert, sondern mir auch die Highlights der Stummfilmära angeschaut und zum ersten Mal einen Zugang dazu gefunden.

Fazit: Ein großartiger Krimi, dessen Gesamtpaket mich einfach nur begeistert. Ich hoffe, dass ich nicht allzu lange auf den zweiten Fall von Hardy Engel warten muss und bin gespannt, mit welchem Fall er sich beschäftigen wird.
*Lesehighlihgt 2018!**