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Veröffentlicht am 24.05.2024

Das hat mir insgesamt gar nicht gefallen

Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
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Bette hasst den Sommer, das Schwitzen, ihr Körper dick, prall und warm, wie ein aufgehender Teig. In Meis kühler Baumwollbettwäsche, nach ausgiebigem Sex allerdings, fühlt sie sich ganz wohl in ihrer Haut. ...

Bette hasst den Sommer, das Schwitzen, ihr Körper dick, prall und warm, wie ein aufgehender Teig. In Meis kühler Baumwollbettwäsche, nach ausgiebigem Sex allerdings, fühlt sie sich ganz wohl in ihrer Haut. Seit fünf Monaten sind sie zusammen. Mei ist Bettes Comingout. Sie träumt von einer rosigen Zukunft mit Mei, kann sich ein Leben mit der etwas älteren Künstlerin so gut vorstellen, bis Mei ihr einen Vorschlag macht. Bette soll sich drei Monate austoben, andere Frauen daten und lieben lernen. Wenn Bette dann immer noch mit Mei zusammen sein will, werden sie ein festes Paar.

Bette ist am Boden. Verstört verlässt sie die Wohnung von Mei, die sie drei Monate nicht sehen wird. Sie kommt verheult und verschwitzt, zu spät zum Semesterabschlusstreffen. Ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Ash freut sich dennoch sie zu sehen und spürt sofort, dass etwas nicht stimmt. Nachdem Bette ihr Herz ausgeschüttet hat, zeigen sich alle angemessen entrüstet. Ash und ihr Freund Tim helfen Bette eine Datingapp zu installieren, weil sie Meis Plan unbedingt folgen will. Bette swiped ein paar Frauen aus der Nähe und dated die erste in einer Bar.

Fazit: Das war gar nicht meins. Der Plot ist einfach. Junge Frau outet sich lesbisch zu sein, findet in der Liebe zu Frauen das, was ihr vorher gefehlt hat, Humor, Einfühlungsvermögen und Leidenschaft. Auf der Suche nach der großen Liebe geht sie durch Höhen und Tiefen, um am Ende die richtige zu finden. Die Sprache hat mich nicht mitgenommen. Die Protagonistin fand ich wegen ihrer Leidensfähigkeit ungemein nervig. Die ganze Geschichte hat sich arg in die Länge gezogen und war mir zu oberflächlich. Am ehesten würde ich das ganze mit Sex and the City vergleichen, allerdings hatte die Serie mehr Tiefe. Außerdem hat mich die Wortwahl abgeschreckt. Das Wort heiß fiel zu oft, die gleichen Szenen wiederholten sich und konnten mich dennoch nicht mitreißen, insgesamt zu viel Sex und für meinen Geschmack zuviel Oralverkehr. Einige wenige humorvolle Dialoge, haben keine Qualitätsverbesserung gebracht.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Ich hätte dieses Buch nicht gebraucht

Mit Nachsicht
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Der Psychotherapeut Sina Haghiri hat sich dem Thema Empathie gewidmet. In seinem Buch versucht er aufzuzeigen, was einen besseren Umgang mit unseren Mitmenschen ermöglicht und was das verhindert.

Grundsätzlich ...

Der Psychotherapeut Sina Haghiri hat sich dem Thema Empathie gewidmet. In seinem Buch versucht er aufzuzeigen, was einen besseren Umgang mit unseren Mitmenschen ermöglicht und was das verhindert.

Grundsätzlich sieht er ein Problem in unserer soziokulturellen Prägung

Die Literatur des 20. Jahrhunderts habe oft die menschliche Niedertracht thematisiert
Die Sozialpsychologie habe das, durch entsprechende Experimente untermauert
Die Nachrichten suggerieren uns, dass die Welt ein gefährlicher Ort ist

Menschen übernehmen Ressantiments, sehen sich durch Einzelfälle bestätigt und übertragen sie auf ganze Gruppen. S. 12

Durch diese Vorurteile hegten wir bestimmte Erwartungshaltungen, die in unserem Gegenüber Irritation auslösten. Dadurch nähmen die anderen von uns Abstand, weil sie es uns kaum rechtmachen könnten. Daraufhin entstünde in uns die Überzeugung, dass wir uns nicht auf andere verlassen könnten. Die meisten Menschen nähmen die Welt als Haifischbecken war, in dem jeder sich selbst der nächste sei.

Dann erläutert der Autor Kapitellang die einzelnen psychologischen Richtungen wie Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie und die bekanntesten Experimente der wissenschaftlichen Sozialpsychologie, um seine These der soziokulturellen Prägung zu untermauern. Er führt an, dass Studienergebnisse gefälscht wurden, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen oder falsch interpretiert.

Ein kleiner Exkurs in die Abwehrmechanismen folgt, der veranschaulicht, zu welchen Verdrängungen wir neigen um unseren Selbstwert zu stabilisieren.

Sina Haghiri erklärt anhand evolutionsbiologischer Eigenschaften, warum negative Ereignisse sich um sovieles besser in uns festsetzen als positive.

Desweiteren macht er auf die Gefahr von andauernder Reizüberflutung aufmerksam, bei der das Gehirn vermehrt den Belohnungsbotenstoff Dopamin ausschüttet, wie es das alltägliche Bombardement an Nachrichten, SMS und soziale Netzwerke vermögen. Er rät uns, die Informationen so bewusst zu selektieren, wie die Nahrung, die wir unserem Körper zuführen. Slowfood statt Fastfood.

Zu guter Letzt zeigt Sina Haghiri, dass Nachsicht wenig damit zu tun hat Schwäche zu zeigen, als viel mehr, dem Gegenüber nachzusehen, dass er gerade nicht wusste, dass er einen Fehler machen wird. Wie gut wir uns damit tun, auch uns selbst gegenüber nachsichtiger zu sein.

Fazit: Ich mag die Intention von Sina Haghiri. Wieviel einfacher wäre unser gesellschaftliches Zusammensein, wenn wir nicht in jedem unseren Feind sehen würden, das ist aber auch schon alles. Ich denke, dass die Stärke der Nachsichtigkeit einen gesunden Selbstwert voraussetzt, den ich einer Vielzahl meiner Mitmenschen absprechen möchte. Solange unser gesamtes System aus Bestrafung, statt Belohnung besteht, strafende Eltern, strafende Lehrer, mobbende Mitschüler, strafende Religionen, strafendes Wirtschaftssystem, strafende Politiker und wer weiß, was Kinder noch alles verinnerlichen, wird sich an unserem gesellschaftlichen Miteinander kaum etwas ändern. Solange die Wertschätzung nicht jeden Einzelnen miteinbezieht und es stattdessen systemrelevante Berufsgruppen gibt, die einfach mehr wert zu sein scheinen, haben wir eine hausgemachte systemische Ungleicheit. Damit ist Nachsichtigkeit unser geringstes Problem und das Thema ad absurdum geführt. Ich hätte dieses Buch, das nicht leicht zu lesen war, nicht gebraucht.

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