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Veröffentlicht am 13.09.2024

WOW! Packender Thriller auf zwei Zeitebenen!

All das Böse, das wir tun
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Amala ist ein normaler Teenager und auf dem Weg nach Hause, einem abgelegenen Haus am Rand eines kleinen Dorfes in der italienischen Provinz. Aber da wird sie nicht ankommen, denn als sie an der elektronisch ...

Amala ist ein normaler Teenager und auf dem Weg nach Hause, einem abgelegenen Haus am Rand eines kleinen Dorfes in der italienischen Provinz. Aber da wird sie nicht ankommen, denn als sie an der elektronisch verriegelten Tür steht, den Schlüssel ins Schloss steckt, bemerkt sie einen Schatten – zu spät. Sie wird entführt, der Täter implantiert ihr ein Seil in ihr Schulterblatt, so dass sie sich nur sehr eingeschränkt in ihrem Versteck bewegen kann. Die Familie von Amala ist wohlhabend, aber merkwürdigerweise geht keine Forderung nach Lösegeld ein. Amalas Tante Francesca ist Rechtsanwältin und versucht, dem Täter auf die Spur zu kommen. Dabei hat sie schon bald den Verdacht, es könnte sich um „den Perser“ handeln, einen Serienmörder, den sie vor 30 Jahren – erfolglos – verteidigt hat. Das Problem nur: Der Verurteilte ist tot, bei einem Brand im Gefängnis ums Leben gekommen. Ungefragt bekommt sie Hilfe von Gerry, einem ebenso zwielichtigen wie cleveren Mann mit zweifelhafter Identität. Er sagt, er sei aus Israel und habe beim Geheimdienst gearbeitet – aber was kann man ihm glauben? Andererseits liefert er Fortschritte und so schließen die beiden sich zusammen um gemeinsam nach Amala zu suchen und das Rätsel um den Perser zu lösen.
Auf einer zweiten Ebene spielt das Buch vor dreißig Jahren, und begleitet die junge Polizistin Itala Caruso bei der Jagd nach dem Perser. Es gelingt ihr, einen Verdächtigen zu verhaften – aber sie weiß, dass er es nicht war. Doch mächtige Männer im Hintergrund drängen Sie, Beweise zu manipulieren, die schließlich dazu führen dass Giuseppe verurteilt wird und infolge dessen bei einem Brand im Gefängnis stirbt – eine Schuld, die schwer auf ihr lastet und die sie korrigieren will, indem sie den wahren Täter überführt.
Meine Meinung: Beide Zeitebenen alleine hätten schon ein tolles Buch ergeben. Der ständige Wechsel zwischen ihnen macht das Buch etwas anstrengend zu lesen, aber man wird belohnt mit einem fesselnden, spannenden Buch bei dem man mitfiebert und miträtselt wie alles miteinander zusammenhängt. Das ist Hochspannung pur und man mag das Buch kaum aus der Hand legen – ich habe es trotz seiner 424 Seiten (laut E-Book-Reader) innerhalb von weniger als einer Woche durchgelesen. Für mich also sehr spannende, tolle Unterhaltung – und somit fünf von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Rechtsmedizinerin Sabine Yao und Kommissarin Monti auf der Suche nach einem vermissten Kind

Mit kaltem Kalkül
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Der achtjährige Yasser ist verschwunden, aber da er mit seiner Mutter illegal in Berlin lebt, traut sie sich nicht, die Polizei zu einzuschalten. Also kümmert sich Hassan Khalaf darum, denn der ist irgendwie ...

Der achtjährige Yasser ist verschwunden, aber da er mit seiner Mutter illegal in Berlin lebt, traut sie sich nicht, die Polizei zu einzuschalten. Also kümmert sich Hassan Khalaf darum, denn der ist irgendwie „Familie“, so wie alle irgendwie Familie sind, kommt zumindest aus dem selben Dorf im Libanon, wohnt jetzt auch in Berlin, und war mal beim Geheimdienst. Die Spuren sind dürftig, aber nach ein paar Stunden glaubt er, den Entführer in einer heruntergekommenen Wohnwagensiedlung entdeckt zu haben.
Die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao wird zu einem Todesfall in einem Wohnwagen gerufen, dort liegt ein Mann zwischen Kinderspielzeug und Fetischutensilien, mit aufgeschnittener Kehle. Bei der Untersuchung des Tatorts ist das Entsetzen groß, denn im Auto des Opfers gibt es ein weiteres Opfer im Kofferraum: Ein kleiner Junge, der vor vier Jahren verschwunden ist! Als die Leiterin der vierten Mordkommission, Monica Monti, durch einen anonymen Hinweis von Yassers verschwinden erfährt, ahnt sie, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Und sie setzt alles daran, zumindest dessen Leben zu retten. Aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und Monti hat keinerlei Garantien, dass sie mit ihrem Bauchgefühl richtig liegt…
Meine Meinung: Man merkt bei jeder Zeile mit medizinischem Hintergrund, dass Michael Tsokos weiß, wovon er schreibt. Schließlich ist er Professor an der Berliner Charité und leitete bis 2023 das dortige Institut für Rechtsmedizin. Und so wird der Arbeitsalltag seiner Protagonistin Sabine Yao sehr detailreich und fundiert geschildert, gibt es ausführliche Beschreibungen von Autopsien, bei denen man als Leser weiß, dass sie sich so ähnlich wahrscheinlich in der Realität zugetragen haben werden. Das ist mitunter etwas gruselig und hat mit der eigentlichen Storyline nichts zu tun, liest sich aber mit Gänsehaut und schaudernder Faszination. Die Story um den verschwundenen Yasser ist spannend und man fiebert bei seiner Suche mit. Wenn man zudem auch die vorigen Bücher von Tsokos gelesen hat, ist einem Sabine Yao bereits bekannt. Auch in diesem Buch gibt es wohldosierte Einblicke in ihr Privatleben, die sie uns noch vertrauter machen. Mir hat das Buch ein paar spannende Stunden beschert, ich vergebe vier von fünf Sterne. Einen Stern ziehe ich ab für die ausgiebigen Abschweifungen ins rechtsmedizinische, die mit der eigentlichen Story nichts zu tun haben.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Linton und Trent in den Flitterwochen - und in SPANNENDEN Mordermittlungen

Letzte Lügen
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Sara Linton, die Gerichtsmedizinerin und Will Trent, der Agent vom Georgia Bureau of Investigation, haben geheiratet. Die Flitterwochen wollen die beiden in einer abgelegenen Lodge verbringen, fernab von ...

Sara Linton, die Gerichtsmedizinerin und Will Trent, der Agent vom Georgia Bureau of Investigation, haben geheiratet. Die Flitterwochen wollen die beiden in einer abgelegenen Lodge verbringen, fernab von Zivilisation und online-Zugang. Maximal 12 Gäste in sechs Hütten plus die vor Ort Beschäftigten – was soll da passieren, außer einem unvergesslichen Honeymoon? Doch schon am ersten Abend wird aus der Romantik eine Mordermittlung: Die Managerin und Mit-Eigentümerin der Lodge wird brutal ermordet, ausgerechnet Will ist in ihren letzten Minuten bei ihr – das macht es für ihn zu einem persönlichen Ding, den Fall zu lösen. Zumal nicht nur der örtliche Sheriff schlecht über Mercy redet, ihre ganze Familie ihr mehr oder weniger feindselig gegenüber stand. So gibt es also eine eng begrenzte Anzahl an potentiellen Tätern, aber immer noch zu viele die ein Motiv hätten. Doch Will hat der Sterbenden ein Versprechen gegeben, und dass will er halten: dem zwischenzeitlich verschwundenen Sohn die letzten, tröstenden Worte seiner Mutter übermitteln.

Meine Meinung: Mal abgesehen davon, dass wir Leser die Protagonisten Linton und Trent schon seit den 00er-Jahren begleiten, sie kennen und lieben gelernt haben, schafft Slaughter es immer wieder, neue Aspekte und fesselnde Stories zu Papier zu bringen. Doch auch wenn man die Vorgeschichte der beiden aus den vorigen Büchern nicht kennt, so wird man sehr gut eingeführt und kann das Buch auch verschlingen, wenn man keinen der vorigen Bände kennt. Das Buch hat mehrere, gut gesetzte Spannungsbögen, das Level ist durchgehend hoch. Geschickt legt die Autorin falsche Fährten, beim mit-rätseln verfolgt man falsche Spuren und die Auflösung ist mit einer solch atemlosen Spannung geschrieben, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag, bis dass man endlich die schockierenden Geschehnisse nachlesen kann. Für mich ein erneutes Meisterwerk einer Autorin, die ihr Handwerk versteht – selbstverständlich gibt es dafür die volle Punktzahl!

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Veröffentlicht am 16.07.2024

BKA-Kommissarin ermittelt im Spannungsfeld zwischen brutalem Video und der Frage, was ist real?

VIEWS
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Yasira Saad ist Kommissarin beim BKA, alleinerziehende Mutter einer pubertierenden Tochter. Als sie bei einem Blind-Date in einem Restaurant sitzt, wird ihr Gegenüber blass, nachdem er kurz auf sein Handy ...

Yasira Saad ist Kommissarin beim BKA, alleinerziehende Mutter einer pubertierenden Tochter. Als sie bei einem Blind-Date in einem Restaurant sitzt, wird ihr Gegenüber blass, nachdem er kurz auf sein Handy geguckt hat. Denn der hat gerade ein viral gehendes Video gesehen, das ihn zutiefst verstört hat und das Yasira’s Leben verändern wird: Auf dem Video ist die 16jährige Lena Palmer zu sehen. Die ist vor drei Tagen verschwunden und wird in dem Video brutal vergewaltigt. Die Täter sind dunkelhäutig und die Empörungswelle die durchs Land schwappt ist groß, eine rechtsradikale Gruppe namens „Aktiver Heimatschutz“ will sich an die Spitze der Bewegung setzen. Es kommt tatsächlich zu tödlichen Racheakten, die Stimmung heizt sich nicht nur in den sozialen Medien auf. Saad wird zur Leiterin der Sonderkommission ernannt und ermittelt unter Hochdruck, doch nichts scheint zu klappen, die Täter unauffindbar. Doch was, wenn es gar keine Täter gibt? Was, wenn das eigentlich offensichtliche nicht der Realität entspricht? Saad riskiert alles, um einer Theorie nachzugehen, die eigentlich viel zu verwegen ist, die an den Grundfesten unserer Gesellschaft rüttelt. Denn was ist, wenn man nie mehr den Bildern trauen darf, wenn die Grenze zwischen Realität und Fake für immer eingerissen ist?
Meine Meinung: Was für ein furioser Roman! Was für ein Thriller-Debut von einem Autoren, von dem man bislang eher komisches gewohnt war. Meinungsstark und mitreißend geschrieben hebt Kling mahnend den Finger: Glaubt nicht allem, was ihr seht! Folgt nicht den Schreiern und Krakeelern, die in Wahrheit nur ihr eigenes Süppchen kochen wollen! Man folgt der Kommissarin bei ihrem verzweifelten Versuch, die Wahrheit zu finden, die dabei nicht nur ihr Privatleben aufs Spiel setzt. Der Lösungsansatz erscheint dabei plausibel und nachvollziehbar, das Ende ist ein Cliffhanger der – hoffentlich? Vielleicht? – Raum lässt für einen zweiten Band. Ich würde mich freuen und diesen mit Sicherheit ebenso lesen wollen. Denn das Spannungsniveau von Marc-Uwe Klings VIEWS ist durchgehend sehr hoch, daher vergeben ich auch sehr gerne die vollen Punkte: Fünf von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

Sprachgewaltiges Buch über jüdisches Leben, eine kaputte Familie und das Leben ansich.

Nochmal von vorne
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Rosas Vater ist gestorben, ihre Aufgabe ist es, die Wohnung leer zu räumen. Es ist die Wohnung ihrer Kindheit, das Arbeitszimmer war früher mal ihr Kinderzimmer, vieles ist immer noch so wie zu Zeiten ...

Rosas Vater ist gestorben, ihre Aufgabe ist es, die Wohnung leer zu räumen. Es ist die Wohnung ihrer Kindheit, das Arbeitszimmer war früher mal ihr Kinderzimmer, vieles ist immer noch so wie zu Zeiten als sie dort gelebt hat. Das lässt viele Erinnerungen wieder aufflammen. Erinnerungen einer Kindheit in München, aber auch in Tel Aviv. Denn die Jeruschers sind jüdischen Glaubens, kommen eigentlich von ganz woanders und sind durch die Umwälzungen des zweiten Weltkriegs hier und dort gestrandet, nicht unbedingt angekommen. Rosa hat eine Schwester, die man als „das schwarze Schaf“ der Familie bezeichnen könnte, der Kontakt ist abgebrochen, zweimal. Aber jetzt, wo der Vater tot ist und sonst ja niemand mehr so wirklich da ist? Sie hat Verwandte am Mittelmeer, und sie hat viele Erinnerungen an ihre Jugend zwischen verschiedenen Welten, von denen sie wohl keine so richtig als Heimat bezeichnen würde. Während sie durch die Wohnung streift, begleiten wir sie auch auf Streifzügen durch ihre Vergangenheit, auf Streifzüge durch Streitereien innerhalb der Familie, die schließlich in der Scheidung der Eltern gipfelt, durch eine Jugend in den 90ern, Sehnsüchte und Wünsche die nicht in Erfüllung gehen, scheitern. All das ist mit viel Wortwitz und sehr viel schwarzem Humor geschrieben und spiegelt die Zerrissenheit einer jungen Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat.

Meine Meinung: Was für ein sprachgewaltiges Buch! Kunstvoll verschachtelte Endlossätze, die sich auch schon mal über eine ganze Buchseite erstrecken können, schwarzer Humor und eine Nahaufnahme in die Zerrissenheit einer jungen Frau auf der Suche nach sich und ihrem Platz. Das fängt sehr spannend an, das zieht einen förmlich ins Buch hinein. Leider trägt es nicht über das ganze Buch, denn irgendwann bin ich zumindest dem überdrüssig geworden. Und irgendwann ist mir verblüfft aufgefallen: es gibt nicht eine - so weit ich mich erinnere - Textstelle mit direkter Rede, alles ist indirekt. Und als es mir aufgefallen ist, hat es angefangen, mich zu stören. Das ist natürlich mein subjektiver Eindruck. Daher mein Fazit: ein tolles Buch, mit kleinen Schwächen, von mir gibt es vier von fünf Sterne.

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