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Marshall-Trueblood

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2019

Nicht ganz rund

Der Puzzlemörder von Zons: Thriller
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Eine Begegnung von Vergangenheit und Gegenwart.

Durch Zufall bin ich auf die Reihe aufmerksam geworden und habe nun den ersten Zons-Krimi gelesen. Um eins vorwegzunehmen, ich werde auch den nächsten Teil ...

Eine Begegnung von Vergangenheit und Gegenwart.

Durch Zufall bin ich auf die Reihe aufmerksam geworden und habe nun den ersten Zons-Krimi gelesen. Um eins vorwegzunehmen, ich werde auch den nächsten Teil lesen, auch wenn der Krimi für mich zwei Schwächen hat. Da wäre die Auflösung, die mir in den Einzelheiten doch ein wenig zu konstruiert ist und der Schreibstil, der doch sehr schlicht und teilweise einfallslos auf mich wirkt. Aber es ist der erste Teil einer Serie, also kann da ja noch mehr kommen. Dagegen haben mir der Wechsel zwischen 1495 und der Jetzt-Zeit, sowie der kleine Anteil an Mystik sehr gut gefallen; auch das Personal ist mir sympathisch. Dabei möchte ich nicht beurteilen, wie gut, oder wie schlecht das Ganze recherchiert ist...in Krimis wird die Wahrheit und die Wahrscheinlichkeit ja oft ein wenig gebogen, allein des Spannungsbogens zuliebe. Ich bin gut unterhalten worden und da verschwinden solche Dinge im Nichts.

Ein solider Start und ich freue mich auf weitere Krimis aus Zons.

Veröffentlicht am 24.01.2019

Adrenalin pur

Flammenkinder
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Joona Linna ermittelt in seinem dritten Fall.

In einer Einrichtung für schwer erziehbare Jugendliche werden ein Mädchen und eine Betreuerin ermordet. Bereits die ersten Kapitel sind nichts für schwache ...

Joona Linna ermittelt in seinem dritten Fall.

In einer Einrichtung für schwer erziehbare Jugendliche werden ein Mädchen und eine Betreuerin ermordet. Bereits die ersten Kapitel sind nichts für schwache Nerven. Hier halten sich die beiden Autoren nicht mit einer langen Schilderung der Umstände auf, sondern man ist sofort im Geschehen. Die Details kommen später. Reichliche Details. Der Thriller ist fast wie ein Drehbuch geschrieben; die 624 Seiten reichen für 194 Kapitel. Und so folgt man den verschiedenen Handlungssträngen, bis die sich am Ende alle treffen. Schlüssig treffen. Zwischendurch fährt man Achterbahn, mal rauf mal runter, ohne wirklich zur Ruhe zur kommen. Das ist wirklich gut gemacht. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, daß der Täter mangels Alternativen schon im letzten Drittel zu erahnen ist. Und wenn man dann denkt, man ist am Ende angekommen, bekommt man noch ein paar Einblicke in die Vergangenheit des Ermittlers und einen Vorgeschmack auf den nächsten Thriller mit Joona Linna.

Der Thriller ist nicht für die geschrieben, die es kurz und knackig mögen, sondern für die, die sich auch für die Hintergründe des Personals in Thrillern interessieren, und die mit den Adrenalinschüben umgehen können. Von mir gibts fünf Sterne...ich mag die Serie!

Veröffentlicht am 21.01.2019

Märchenonkel

Ich finde dich
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Jake Fisher sucht seine große Liebe Natalie, die ihn vor sechs Jahren verlassen hat. Dabei hatte er ihr versprochen, genau das nicht zu tun.



Eine Suche, die seine eigene Existenz für immer vernichtet. ...

Jake Fisher sucht seine große Liebe Natalie, die ihn vor sechs Jahren verlassen hat. Dabei hatte er ihr versprochen, genau das nicht zu tun.



Eine Suche, die seine eigene Existenz für immer vernichtet. Und die ihn auf die Spur einer unglaublichen Wahrheit bringt...

Diesen Satz kann ich dick unterstreichen...vor allem das "unglaublich". Normalerweise bin ich ein Fan von Harlan Coben. Er schreibt Thriller so, wie sie für mich sein müssen: flüssige, nicht zu anstrengende Sprache, ich bin sofort im Geschehen, es entwickelt sich eine atemlose Achterbahnfahrt und das Ganze endet in einem spannenden Finale. Aber hier erweist sich die Achterbahnfahrt als sehr holprig und unglaubwürdig. Von Anfang an hat man die Ahnung, das Natalie untertauchen musste, und sämtliche Fakten werden auf rund 400 Seiten ausgebreitet. Dabei reiht Harlan Coben eine Unwahrscheinlichkeit an die nächste. Der Autor entpuppt sich diesmal als Märchenonkel. Jake Fisher kann alles, darf alles und wird natürlich nie zur Rechenschaft gezogen; wie Superman spaziert er durch gefährliche Situationen, nichts kann ihm etwas anhaben, weder die Mafia und ihre diversen Schläger, noch die unzähligen Pistolen, denen er sich im Laufe der Geschichte gegenübersieht.

Sorry, das war diesmal nichts mit Harlan Coben. Einen Stern gibts für den flüssigen Schreibstil, einen dafür, daß er es viel besser kann und einen halben für die Idee...und das ist sehr wohlwollend. Aber einen Ausrutscher darf ja jeder mal...

Veröffentlicht am 20.01.2019

Pageturner

Schrei unter Wasser
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Katrine Wraa, eine Kriminalpsychologin, löst ihren ersten Fall bei der Kopenhagener Kriminalpolizei.

Ich konnte kaum aufhören, diesen Krimi zu lesen, so daß er in zwei Tagen vom SUB zu den gelesenen ...

Katrine Wraa, eine Kriminalpsychologin, löst ihren ersten Fall bei der Kopenhagener Kriminalpolizei.

Ich konnte kaum aufhören, diesen Krimi zu lesen, so daß er in zwei Tagen vom SUB zu den gelesenen Büchern gewandert ist. Das Autorenpaar hat einen typischen Pageturner geschrieben; im Grunde ist der Schreibstil noch nicht mal so besonders, aber spannend ist er. Wer wie ich Fan von Krimis aus Skandinavien ist, wird sich hier sehr wohl fühlen. Die beiden Protagonisten Katrine und Jens haben natürlich ihre persönlichen Probleme, aber wie in Skandinavien üblich, sind sie stets auf der Höhe, wenn es um die Ermittlungen geht. Für mich ist der Spannungsbogen, der in einem fulminanten Finale endet, sehr gelungen. Gefallen haben mir auch die Einschübe über eine junge Frau, die doch sehr gestört daherkommt.

Der einzige Mini-Kritikpunkt ist für mich die doch sehr klein gehaltene Anzahl an Verdächtiger, so daß relativ früh klar wird, wer hier am Ende der Täter ist. Daß das nicht zu Punktabzug führt, liegt daran, daß es trotzdem spannend bis zum Schluß bleibt.

Habe gerade das Geschriebene gelesen und gemerkt, wie oft das Wort spannend vorkommt...aber das ist der Krimi eben zu 100%!

Veröffentlicht am 15.01.2019

Abrechnung

Das Muschelessen
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Eine Familie sitzt vor einem Berg Muscheln, die eigentlich keiner mag, außer der Vater der Familie. An diesem Abend verspätet sich der Vater und eine Abrechnung mit der Idylle "Familie" nimmt ihren Lauf.

An ...

Eine Familie sitzt vor einem Berg Muscheln, die eigentlich keiner mag, außer der Vater der Familie. An diesem Abend verspätet sich der Vater und eine Abrechnung mit der Idylle "Familie" nimmt ihren Lauf.

An den Schreibstil von Birgit Vanderbeke musste ich mich erstmal gewöhnen. Die Tochter der Familie spricht die ganze Erzählung; man erfährt keine Namen, kein genaues Alter, nur daß die Tochter schon erwachsen ist. Dabei erzählt sie alles mehr oder weniger in einem Satz, im Grunde reiht sich ein Gedanke an den den nächsten. Nachdem ich mich an den doch sehr ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnt hatte, war ich abwechselnd überrascht und entsetzt, daß es noch solche Familien geben soll, in denen der Vater als Patriarch alles entscheidet und die Angehörigen nach seinen Vorstellungen formt; vor allem aber darüber, daß keiner, auch nicht die Mutter dagegen rebelliert hat. Die Familie hat kein schönes oder selbstbestimmtes Leben gehabt, sondern immer nur dem Vater seinen Willen getan. Sie fürchteten alle die Konsequenzen, die gelegentliches Widersprechen hatte, denn die Prügelstrafe war in der Familie auch noch nicht abgeschafft.

Ich denke, man kann die Erzälung als das nehmen, was sie beschreibt, nämlich das Abrechnen mit der Familienidylle, die keine war, oder als Abrechnung mit dem Leben in der ehemaligen DDR, aus der die Autorin mit ihrer Familie geflohen ist. Der Vater als die Überwachungsmacht der Stasi und die anderen Familienmitglieder als die Bürger, die am Ende gegen das Regime angehen.

Eine lohnende Lektüre ist "Das Muschelessen" auf jeden Fall, der ungewöhnliche Aufbau sollte nicht abschrecken.